- @ Dieter - Turon, 02.08.2004, 05:41
- Re: @ Dieter - Dieter, 02.08.2004, 18:05
@ Dieter
-->Meine Erfahrungen unterscheiden sich deutlich von Deinen, bei manchen ausgeschriebenen Stellen für gering qualifizierte gibt es keine ernsthaften Bewerber.
Dieter: die meisten Arbeitgeber haben sich aus diesem bereich zurückgezogen, weil es doch die Zeitarbeit gibt. Ich wette, eine Unzahl von Betrieben meint, damit Fachkräfte zu bekommen. ;) Das ist zum Todlachen. Bei der Zeitabeit, wo ich gezwungenerweise meine Erfahrungen als Schlosserhelfer machte - (hat sich damals noch mit Auslöse etc. gelohnt das waren 22 DM die Stunde) gab es vielleicht zwei drei Schlosser, und von denen war einer dabei, der tatsächlich von dem Beruf Ahnung hatte.
Ich landete mit der Firma in der Nähe vom Frankfurt - und erfuhr dann, daß wir alle ausgebildete Monteure sind. Aha. Wir sollten Kohlemühlen warten. Während unserer Vorarbeiter meinte man müsse einen höheren Hebel ansetzen 1,5 Meter lange Rohrverlängerung - war ich der Meinung man müsse einfach die Schruaben alle nacheinander leicht abmachen. Die Folge war, daß wir an der Kohlemühle, wo er 6 Schrauben abgerissen hat, zwei Wochen brauchten, und die restlichen 3
nach meiner Methode ebenfalls in zwei Wochen schafften.
Gut, ich konnte nicht schweißen. ;)
Nach meiner Erfahrung jedenfalls bei der Zeitarbeit: ja die Leute sind stinkefaul (aufgrund der Lohnhöhe). Aber wenn Du einen Arbeitslosen in einem arbeitenden Team integrierst, wird er schon das Seine leisten, daß hat die Erfahrung mehrmals geezigt, und falls es nicht der Fall sein sollte, kannst Du Dich immer noch von ihm trennen. Klar - nicht jeder taugt zu allem, aber es gibt genug Leute die dennoch anpacken, es kommt einfach darauf an, ob Du die Effizienz überwachst, und sich nicht vom Abteilungsleitern beeindrucken läßt.
[b]Denn diese sind in aller Regel die schlimmsten Versager - das war auch der Grund, warum in meiner Firma generell die Aufblähung der verwaltender Schicht gar nicht erst zugelassen habe. Es wird eben viel zu oft von denen das Spiel das sich taubes Telefon nennt gespielt. Weil sie alle, alles tun, damit ihr Versagen auf Kosten der mangelnder Ausbildung der Belegschaft umgelegt wird.
In fast jeder Firma klar zu sehen. Da sollte man die Schwerpunkte ansetzen, und nicht bei den Produktionskräften. Ich machte dann auch noch Praktikum in einer Firma, die explizit am liebsten Facharbeiter hätte. Weil die Produktionshelfer schlecht waren. Nur diese sollten mit Produktionshelferlohn einverstanden sein.
Zu einem - hätten die meisten Tätigkeiten wirklich von Affen erledigt werden können. Zu anderem hatte das Unternehmen extrem viel Nacharbeit dadurch produziert, weil die Firma bei der Verpackung von Fertigerzeugnissen gespart hat. 15% Auschuß deswegen.[/b]
Na wie dem auch sei: Du kannst nicht erkennen, an einer Person ob sie was kann, wenn sie sowieso davon ausgeht, daß sie die Stelle nicht bekommt. Das ist Deine persönliche Einstellung, wenn ich einen Mann ansehe, kann ich schon klar sehen was er leistet. Das ist kaum wahr. Du kannst es erst beurteilen, wenn er Minimum zwei Wochen bei Dir gearbeitet hat.
Das effektiv zu beurteilen ob Jemand zu etwas was taugt - das wirst Du nicht im Vorstellungsgespräch erfahren. Zumal eine schiere Unzahl von Arbeitgebern, der Ansicht ist - ich muß ja erst seine Selbstbewußtsein erkennen (manchmal vollkommen unbewußt).
Das ist mitunter der Grund, warum meine Erfahrungen eher positiv gewesen waren.
Ich befragte nicht die Leute danach, was sie bisher gemacht haben, oder warum sie 7 mal ihre Stelle in letzten 3 Jahren gewechselt haben.
Ich sah das völlig cool (so zu sagen). Ich bat eine Zigarette an, zeigte die Arbeitsstelle und die Maschinen - und sagte auch - ich kenne sie nicht und ich werde Ihre Eignung nicht nach den Zeugnissen und Noten beurteilen - und auch nicht anhand vom Lebenslaufs. Wenn ich das Gefühl habe, in drei Wochen, Sie sind der Mann den ich brauche, der sich von selbst bemüht zu leisten, dann haben sie die Stelle. Wenn ich merke sie eignen sich nicht, muß ich Ihnen die Hand drücken.
Es gab viele Leute, die dann nicht wollten, da ich in Probezeit wenig Geld geboten habe, obwohl ich fragte, mit wieviel pro Stunde er einverstanden ist. Aber die die blieben - mit denen hatte ich keine Probleme - und habe bis heute nicht. In Polen mache ich das auch kaum anders - de facto muß ich aber feststellen, daß die Leute viel fröhlicher ans Werk gehen. Hier ist eben der Chef noch nicht von vornherein das A*******, der Dich sowieso feuern wird, wenn er Dich nicht braucht.
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und wenn ich meine persönliche Vorgehensweise überprüfe dann stelle ich fest, daß ich gerne viele Dienstleistungen in Anspruch nehmen würde, wenn sie nur etwas günstiger wären. Entweder greift man dann auf Angebote der Schattenwirtschaft zurück oder nimmt keine Leistungen in Anspruch.
Wichtiger Punkt: dann kann ich nicht pauschal sagen, daß alle Arbeitslose
teuer bezahlte Lumpen sind - sondern, daß sie einfach aufgrund der Lohnhöhe
und zahlreichen Nebenkosten sowieso nicht zum Erfolg der Firma beitragen, da man eben von wo anders die Ware günstiger bekommt.
Sollten aber aufgrund geringerer Arbeitskosten Dienstleistungen wieder bezahlbar werden, dann ist auch die Schattenwirtschaft weniger attraktiv. Denn man arbeitet natürlich nach wie vor sehr viel in Deutschland, nur im Bereich des Handwerks und der Dienstleistungen hat der Anteil der"Schattenwirtschaft" m.E. extrem zugenommen und zwar mit jeder tarifl. Arbeitszeitverkürzung sowie Erhöhung der Lohnnebenkosten, die nach wie vor die Lohnhauptkosten sind.
In zahlreichen Arbeitgeberköpfen hat sich die Denke durchgesetzt, daß jeder Mensch kostet, und ich fürchte da geht es nicht bloß um Geld, sondern um typisch deutsche Mentalität. Und diese Mentalität ist in übrigen auf totale Sicherheit ausgerichtet.
Von daher wäre das beste Instrument überhaupt, den Arbeitgeberanteil ersatzlos zu streichen, dafür den Arbeitnehmerlohn anzuheben und den Arbeitnehmer die Sozialvers. aus eigener Tasche bezahlen zu lassen, so wie es für jeden Selbständigen selbverständlich ist. Dann würde nicht mit AG-Anteilen zur Sozialvers. indirekt die Schattenwirtschaft subventioniert.
Die Arbeitgeberanteile an der Sozialversicherung sind unbestritten hoch und machen dadurch die ganze Sache so schwierig. Allerdings ist das bei weitem nicht der Grund zu meinen, die Person die da kommt, ist automatisch finanzielles Desaster. Und das machen die meisten - selbst dann wenn die Auftragslage abgesichert ist.
Und was die private Versicherungsvorsorge angeht - in dieser Form, wie sie derzeit vereinbart werden - es ist das finanzielle Desaster schlechthin.
Eben die private Krankenversicherung macht genau das möglich, daß die Krankenkassen am Ende immer mehr Leistungen streichen. Ich hatte neuerdings mit einem Arzt eine Unterredung - der war voll überzeugt davon, daß er mit Privatisierung der Krankenversicherung doppelt so viel verdienen wird, weil die privaten mehr zahlen.
Für Standards und zu Anfang mag das stimmen. Aber wenn man eines Tages nur minimale Krankenversicherung hat, und an einer Krankheit erkrankt, die nicht mitversichert ist - geht einer wieder aus der Liste der noch was konsumiert.
Meine Frau arbeitete zuletzt mit einer Amerikanerin zusammen. (Krankenpflege).
Krebs in der Familie bedeutet in USA praktisch lebenslange Verschuldung, wenn man der Person in etwa gleichwertige Behandlung zukommen will wie in Deutschland. Warum das so ist ist einfach und leicht zu errechnen. Da viele Privatversicherte eben die minimale Krankenversicherung wählen, stehen den Krankenkassen die finanziellen Mitteln nicht zur Verfügung die sie eigentlich bräuchten, umd die Fürsorge zu finanzieren. Zahnersatz ist in Deutschland 2/3 billiger als in USA.
Die Privatisierung der Krankenversicherung ist nichts weiter als Leistungseinschränkung und effektiv gigantische Kostenerhöhung die man als"Produktivitätswunder" im Krankenfürsorgebereich verkaufen will.
Nur wenn man aber nun zusammenrechnet, daß sich 50 Millionen Bundesbürger beispielsweise nicht gegen Krebs mitversichern - und ebenfalls akzeptiert, daß dadurch die positive Krankheitserkennung nicht verringert wird, dann weiß man in Voraus, daß irgendjemand die Kosten so oder so trägt.
[b]Es wird eben nicht dadurch billiger, weil es dann anderen Namen trägt. Das ist rechnerisch sehr leicht nachzuweisen. Und mitunter sehe ich da wieder bei der Trägheit der Arbeitgeber den grund dafür: man hat heute deswegen keine Kinder, nicht etwa deswegen, weil man keine will, sondern weil die zu leistende Belastung niedriger wird, im Falle eines Jobverlusts. Deswegen altert die Gesellschaft. So einfach ist das, und deswegen explodieren die Kosten.
Und was der Staat machen wird, wenn es einmal die Kosten übernehmen wird, ist Dir doch bestens bekannt. Es wird dann eben nicht Sozialversicherung heißen sondern Fürsorgezusatzsteuer, die nur für gewisse Zeit erhoben wird.
Und summasumarum ist man damit wieder mehr belastet als entlastet.
Daher wie schon erwähnt - ich glaube kaum, daß dies die Lösung des Problems ist - denn in so einer Amerika - wo angeblich allen so gut ist, ist der Kostenfaktor, Steuerhöhe usw. lediglich nicht transparent für uns Europäer - aber für Amis unseres. Denn wir haben kar genannte Steuer die hoch sind und sonst Steuern.
Die Amis haben durchweg kaum in 20 Minuten feststellbare tatsächliche Abgabenquote - der einzige Vorteil der Amerikaner gegenüber Deutschen ist die Tatsache, daß die Amis mehr Kredit und Eigentum haben, und höhere Verschuldungsmöglichkeiten ausschöpfen, wobei der Zins ganz klar als Steuerunterschiedsausgleich verstanden werden kann - wenn man es so sehen möchte.
Daher: es sind generell starke Zweifel angebracht, und die sollten uns alle früher oder später dazu bewegen, alles zu berücksichtigen incl. alle Halb-, Teil-, und sonstigen Wahrheiten.
Ein amerikanischer Unternehmer den ich kenne (ist eigentlich Pole, aber egal - wir stehen im Kontakt) - behauptet nämlich, wenn er alles zusammenrechnet ist er bei einer Abgabenquote von über 50% - und hat gegenüber einem vergleichbaren deutschem Unternehmen - um ein vielfach gestiegenes Risiko, was aufgrund in Amerika üblichen Schadensersatzforderungen und Höhe völlig unkalkulierbar ist und prinzipiell bedeutet eine Klage für ihm den Verlust von 3-4 Jahren des Bruttoverdienstes.
Nur wir haben uns auf den vermeintlich gute Steuerpolitik der US-Regierung fixiert, ohne klar alle Faktoren zu berücksichtigen.
Und wenn Dir Jemand dort, der in Polen schon Unternehmer war erzählt, Du hast in USA mehr Bürokratie als in polnischen Sozialismus, da hat man ja nur die Wahl, ihm als Spinner abzustempeln, oder mal ernsthaft nachzudenken.
Daher, Dieter - ich für meinen Teil, habe mich mit der Unsitte des Schröpfens schon grenzüberschreitend abgefunden.
Ob ein privater Staat - so wie Du und dottore es beschrieb die Aufgaben besser löst? Glaube ich nicht. Ein privat geführter Staat wird als erstes das beamtenmantel abwerfen, mit dem Effekt, daß wir zusätzliche Millionen Erwerbslose haben - sie werden aus der Absatzkette der Firmen rausfallen um werden alles wieder nur noch schlimmer machen, als es ohnehin ist.
Wirtschaften makroökonomisch gesehen, bedeutet immer - das beste was man erreichen kann ist unterm Strich durchschnittlich eine Null. Das ist das Bestergebniss. Mit 12% arbeitslose Mitesser - ist dieses maximal erreichbares Ziel wesentlich schwieriger zu erreichen.
Es mag ja sein, daß es schwierig ist Engpässe bei beruflicher Qualifikation
in Deutschland zu überwinden. Aber da die Wirtschaft zu wenig Ausbildung bietet - ist dieser Engpaß ganz klar nicht von Leuten verschuldet, die arbeitslos sind, aber schon eine Ausbildung hinter sich haben. Die suchen ersteinmal eine Stelle als Schuster, Schweißer - auch dann wenn Firmen am am liebsten Ornitologen hätten.
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Gruß
Gruß Dieter

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