- The Daily Reckoning - God, Man, and French Chefs (Bill Bonner) - Firmian, 10.08.2004, 08:30
- Re: The Daily Reckoning - dt. Fassung - Firmian, 10.08.2004, 08:33
Re: The Daily Reckoning - dt. Fassung
-->Inflation und Deflation
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Wo befinden wir uns? Ich meine natürlich wirtschaftlich gesehen.
Physisch gesehen befinde ich mich derzeit unter dem sonnigen Himmel
des großen amerikanischen Westens. Und metaphorisch?
Wollen Sie wirklich wissen, wo ich mich metaphorisch befinde?
Natürlich nicht.
Aber ich werde es Ihnen dennoch sagen.
Hier. Ich befinde mich auf diesem Felsen, und mein Arm ist in einem
Widerspruch gefangen; ich erwarte sowohl Inflation als auch Deflation.
"Sie können nicht beides haben", sagen meine Leser(innen). Entweder
wird eine Inflation die Anleihenkurse oder eine Deflation die
Aktienkurse zerstören, sagen sie. Meine Einschätzung:"Beide werden
zerstört werden".
Dass US-Aktien kein Schnäppchen sind, das sollte offensichtlich sein.
Und dass die Renditen der US-Staatsanleihen nicht die hohen Risiken
widerspiegeln, ist zumindest für mich auch klar genug. Diese
außerordentlich große Zuversicht an beiden Märkten sollte schließlich
Furcht und Sorgen Platz machen. Auch das ist nicht nur offensichtlich,
sondern auch sympathisch. Das ist auch die Art und Weise, wie die Welt
funktioniert: Tag wird zu Nacht, gute Renditen zu schlechten,
außergewöhnlich wird zu mittelmäßig; der Fed-Vorsitzende Volcker wird
durch Greenspan ersetzt... eine strikte Geldpolitik wird durch eine
Politik des leichten Geldes ersetzt... und dann fallen die Räder ab!
Aber wann und wie? Eric?
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Montag, 9. August 2004
"E-Day"
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City
Ich möchte heute etwas über Yukos schreiben - denn Yukos produziert
20 % des gesamten russischen Erdöl-Outputs, ist also ein entsprechend
wichtiger Lieferant. Yukos hat eine Steuerrechnung in Höhe von 3,4
Milliarden Dollar erhalten, für das Jahr 2000. Der gigantische
Steuervermeider Yukos schuldet dem russischen Staat auch noch für
andere Jahre Steuern, und die russische Regierung versucht nun -
ziemlich unelegant - diese Steuern einzutreiben.
"Yukos hat letzten Mittwoch mitgeteilt, dass das zuständige Gericht
den Zugang zu eingeforenen Konten erlaubt hat, um die laufenden
Geschäfte weiter finanzieren zu können", so CBS Marketwatch,"aber das
Justizministerium (...) hat diese Genehmigung am Donnerstag
zurückgenommen, was impliziert, dass diese Genehmigung nicht legal
war."
Kurioserweise sind die meisten Ã-laktien zuletzt gefallen - damit
verhielten sie sich mehr wie"normale" Aktien als wie Profiteure eines
rapide steigenden Ã-lpreises. Raffinerie-Aktien wie Valero oder Tesoro
verloren besonders deutlich.
Der Markt weiß es wohl am besten, und der Ã-lmarkt scheint zu wissen,
dass das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erheblich
gefährdeter ist, als sich die meisten Leute vorstellen.
Das weltweite Ã-langebot ist vergleichbar mit einem einzigen
Sushi-Koch, der eine NFL Football-Mannschaft ernähren möchte. Oder wie
ein einzelner Austernschäler, der versucht, den Nachschub für einen
Raum voll Republikanern zu sichern...
Die Rally des Ã-lpreises sollte irgendwann eine Auszeit nehmen... aber
dieser Punkt scheint niemals zu kommen. Die Ã-lkonsumenten der Welt
konsumieren weiterhin immer größere Mengen dieses schwarzen Zeugs,
während die Ã-lproduzenten der Welt versuchen, das Angebot so stark wie
möglich auszuweiten.
Jetzt ist der Ã-lmarkt"nur noch eine kleine Störung von einem Defizit,
was die weltweite Produktion angeht, entfernt", warnt Phil Flynn,
Ã-lanalyst bei Alaron Trading. Ein Ã-l-"Defizit" ist einfach ein
höflicheres Wort für"Krise". Ich habe gerade ein eigenes Wort für die
kommende Krise an den Energie-Märkten kreiert... ich nenne das
"E-Day".
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Montag, 9. August 2004
Burger in New Mexico
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in New Mexico...
*** Ein Fleisch verzehrender Leser hat mir diese Email geschrieben:
"Wenn Sie wirklich gute Burger oder ein Stück Fleisch wollen... dann
versuchen Sie es mal mit Bobcat Bites Diner, direkt an der Stadtgrenze
von Santa Fe, an der 25. Mein Vater lebt in Santa Fed und wir gehen
dort immer Burger essen."
Ich habe Hunger. Muss jetzt was Essen gehen. Mehr über meine
Reiseerlebnisse in den USA in den nächsten Tagen, hier im Investor's
Daily!
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Montag, 9. August 2004
Bleiben Sie locker...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die Welt, wie wir sie kennen, kommt zu einem Ende. Aber warum sollten
wir uns darum Sorgen machen? Ich lache und habe mir vorgenommen, das
zu genießen. Das Römische Imperium brauchte Hunderte von Jahren, bis
es zusammenbrach. Während dieser Zeitspanne wussten die meisten Leute
nicht einmal, dass ihre Welt zu einem Ende kam. Die meisten gingen
weiter ihren Geschäften nach, pflanzten ihr Getreide an, tranken ihren
Wein, schaukelten ihre Kinder auf ihren Knien - so als ob das Imperium
für die Ewigkeit wäre. Natürlich mag der Mob von Rom bei jeder neuen
Nachricht gejammert haben: Die Barbaren hatten die Po-Ebene überquert
und waren auf dem Weg nach Süden - bald würden sie vor den Stadttoren
Roms stehen!
Aber andere leben ruhige Leben, in denen sich Verzweiflung und
Amüsement abwechselten - so, als ob nichts passiert wäre. Und was
hätten sie auch tun können... außer dem Unheil aus dem Weg zu gehen
und sich um ihre eigenen Sachen zu kümmern?
So gab es auch während der Weltwirtschaftskrise viele Leute, die diese
Krise genossen. Wenn man damals einen gut bezahlten Job hatte und ihn
behielt, dann muss das wie das Paradies gewesen sein. Man musste
nirgendwo anstehen, man brauchte für gute Restaurants keine
Reservierung mehr. Es war nie leichter, mit den Nachbarn mitzuhalten -
denn mit den Nachbarn ging es abwärts. Ein Großteil der Befriedigung
im Leben kommt daher, dass man sich anderen Leuten gegenüber überlegen
fühlt. Und wann konnte man das schon besser, als in einer
Weltwirtschaftskrise, wenn man selbst einen Job hatte?
Das Geheimnis zum Genuß von Massenbewegungen ist es, ein Zuschauer und
kein Teilnehmer zu sein. Wieviel besser wäre es gewesen, wenn man
Napoleons Grande Armée auf dem Weg nach Russland nur zu gewunken
hätte, als wenn man mit ihr mitmarschiert wäre. Vielleicht hätte man
den Soldaten Ohrenschützer und Handschuhe verkaufen können!
Und genauso hätte man es mehr genießen können, wenn man den großen
Boom der Wall Street der 1990er nur als Zuschauer mitbekommen hätte,
der gelegentlich das Fernsehen einschaltet, um zu sehen, was für
absurde Dinge die Analysten als nächstes sagen würden. Besonders
erfreulich wäre es gewesen, wenn man auch beim folgenden Absturz nur
Zuschauer gewesen wäre.
Ich fordere Sie dazu auf, gegenüber den Schlagzeilen in der Presse und
den Meinungen in den Editorials misstrauisch zu sein. Auf fast alle
Massenbewegungen, die dadurch angeheizt werden, wird man eines Tages
mit Bedauern und Erheitern zurücksehen.

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