- The Daily Reckoning - National Debt Stupidity Jackpot (Mogambo) - Firmian, 10.08.2004, 08:35
- Re: The Daily Reckoning - Träumt weiter - Firmian, 11.08.2004, 10:38
Re: The Daily Reckoning - Träumt weiter
-->Träumt weiter
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich versuche gerade, NICHT auf dem Laufenden zu bleiben, was die
Finanznachrichten angeht. Die ersten paar Wochen unserer großen
USA-Rundreise waren einfach; denn da gab es überhaupt keine
Finanznachrichten.
Aber jetzt stören die News meinen Urlaub. Letzte Woche ist der Dow
Jones unter 10.000 Punkte gefallen. Es war ein geordneter Rückzug. Wie
bei allen anderen Rückschlägen der letzten 4 Jahre gab es keine Panik.
Die Investoren sind noch erheblich zu ruhig und gesammelt. Sie haben
mit Aktien in den letzten 6 Jahren kein Geld verdient. Dennoch glauben
sie weiterhin, dass Aktien - und Immobilien - sie reich machen werden.
Ohne Arbeit. Und weil sie denken, dass weder die Aktienkurse noch die
Immobilienpreise jemals fallen werden - langfristig gesehen -, sehen
sie kein Risiko. Sie denken, dass es ein sicheres Investment sei, eine
Aktie oder ein Haus zu kaufen... früher oder später muss diese Aktie
oder das Haus doch steigen, denken sie.
Meine Familie und ich reisen derzeit ja durch die USA. Was wir
vorfinden, sind vernünftige Menschen, die von einem unvernünftigen
Betrug in Beschlag genommen worden sind - dem unerschütterlichen
Glauben an die amerikanische Besonderheit. Dinge, die bei jedem
anderen Volk als falsch oder schwachsinnig gelten würden, werden als
völlig normal angesehen, wenn man sie auf Amerikaner anwendet. Nehmen
wir zum Beispiel einen Präventivangriff. Wenn andere Völker so etwas
versuchen würden, dann wäre das nicht entschuldbar. Aber in Amerika
ist es öffentliche Politik. Wenn Ausländer versuchen würden, reich zu
werden, indem sie sich gegenseitig ihre Häuser verkaufen, dann würde
das als verrückte Phantasie betrachtet. Aber die Amerikaner sehen
keinen Grund dafür, warum sie das nicht tun können. Und sie sehen auch
nichts Besonderes daran, dass sie über ihre Verhältnisse leben, Jahr
für Jahr, und dass sie darauf setzen, dass die Sparer in ärmeren
Ländern dafür aufkommen. Aber gleichzeitig denken die Amerikaner, dass
es lächerlich wäre, wenn jemand anderes das Gleiche versuchen würde.
Letzte Woche fiel der Dow Jones, der Goldpreis stieg, und der Dollar
fiel. Die US-Arbeitsmarktzahlen fielen schwächer als erwartet aus...
und der amerikanische Einzelhandel scheint Probleme zu haben. Früher
oder später muss den US-Konsumenten das Geld ausgeben. Ein
vernünftiger Mensch würde da nicht bis zur letzten Minute warten. Er
würde die Finanzanlagen, die er hat, verkaufen, um damit seine
Schulden bezahlen zu können. Aber die Investoren glauben, dass
schlechte Dinge nur anderen passieren. Sie denken, dass Amerika eine
Ausnahme ist und dass den Amerikanern die Misere, die andere Völker
befallen hat, erspart bleibt.
"Die Dinge werden immer besser, und wenn nicht, dann werden wir das
schon in Ordnung bringen", schrieb Michael A. Ledeen, ein führender
Sprecher dieser Denkart. Irgendwie erwarten die Investoren, dass
irgendjemand"es schon in Ordnung bringen wird", so dass die
Aktienkurse niemals fallen und die Schulden niemals zurückbezahlt
werden müssen.
Träumt weiter.
Mehr News von Eric Fry in New York...
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Dienstag, 10. August 2004
Die Kleinanleger bleiben bullish
von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan
Gestern hat mich eine verrückt gewordene Wespe gestochen. Das tat weh.
Aber die Kleinanleger an der Wall Street mussten letzte Woche noch
mehr leiden, wegen der steigenden Ã-lpreise und einem Hornissennest
voll fallender Aktienkurse.
Der Rohölpreis ist von einem Rekordhoch zum nächsten geeilt, der
Aktienmarkt fiel tiefer und tiefer. Autsch!
Die letzte Woche gab der Dow Jones per saldo 324 Punkte ab, und er
fiel unter die Marke von 10.000 Punkten. Der S&P 500 gab in der
letzten Woche 3,4 % auf 1.063 Zähler ab. Der Nasdaq-Composite verlor
fast 6 %. Die Investoren versuchten, den Schmerz zu lindern, indem sie
großzügig Gold auf ihre verwundeten Depots legten.
Der durch Kapitalverlust erlittene Schmerz ist - wie der Wespenstich -
normalerweise vermeidbar... wenn man annimmt, dass man weder dem
Aktienmarkt noch der Wespe zu nahe kommt. Aber Investoren, die darauf
bestehen, sich unter hoch bewerteten Aktien zu bewegen, werden ganz
bestimmt von Zeit zu Zeit gestochen.
Leider ist noch kein Boden für den Juli/August-Selloff in Sicht. Die
Aktien an der Wall Street sind immer noch hoch bewertet, und die
Investoren sind immer noch zu selbstzufrieden.
Die Investoren sind zwar sicherlich weniger optimistisch als noch vor
ein paar Monaten, aber sie haben noch nicht die fast zu Selbstmord
tendierende Depression, die oft vor einer signifikanten Rally zu
bemerken ist. Im Gegenteil: Trotz der jüngsten Kursrückgänge sind die
Investoren generell noch ziemlich bullish! Die Signale, die für eine
bevorstehende Rally sprechen würden - nämlich schlechte Stimmung -
sind nicht vorhanden.
Aber"Furcht" kommt langsam wieder in Mode. Als die Aktien fielen, da
kam Gold wieder in Mode. Und warum auch nicht?
Der Ã-lpreis ist stark gestiegen, und der Dollar ist gegenüber allen
größeren Währungen stark gefallen. Und die Dollarschwäche - vom
starken Ã-lpreis ganz zu schweigen - ist wahrscheinlich kein bullishes
Signal für die Aktienkurse!
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Dienstag, 10. August 2004
Auf USA-Rundreise: Der Grand Canyon
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Das Außergewöhnliche am Grand Canyon ist die Tatsache, dass er einen
Querschnitt durch eine große Fläche sedimentären Gesteins bietet, der
in anderen Gebieten über Millionen von Jahren relativ ungestört war.
Meine Frau Elisabeth war bei Sonnenaufgang aufgestanden, um noch bevor
es zu heiß wurde, etwas für unsere Bildung zu tun. Wir stiegen den
Bright-Angel-Pfad hinab, begleitet von einigen mürrischen Teenagern -
unseren eigenen.
"Warum mussten wir so früh aufstehen?", fragte Jules."Und wieso
müssen wir eigentlich diesen Pfad herunterklettern? Wir haben doch
schon einige Canyons gesehen, und wir sind bereits andere Canyons
hoch- und runter gestiegen. Wir haben doch schon Felsen gesehen. Es
ist doch nicht notwendig, schon wieder welche anzugucken."
Jules hatte ein gutes Argument angebracht - zumindest fanden das die
Familienmitglieder unter 40 Jahren. Am Tag zuvor waren wir zum
De-Chelly-Canyon gefahren und waren einen Pfad hinabgestiegen, um uns
die Ruinen der Anasazi anzusehen, die hier ihre Häuser in die Felsen
gebaut hatten. Wir hatten in einem ausgetrockneten Flussbett
gepicknickt und waren dann wieder zum Gipfel hoch marschiert. Die
gesamte Wanderung hatte nur ein paar Stunden gedauert - es waren
angenehme Stunden. Im Chaco Canyon, den wir danach besuchten, hatten
wir aus unseren Fehlern gelernt und nahmen jede Menge Trinkwasser mit
uns.
Der De-Chelly-Canyon ist ein wunderschöner und bezaubernder Ort. Wie
eine Oase ist er in der Wildnis versteckt. Man kann sich regelrecht
vorstellen, wie es für die alten Pueblo- und Navajo-Stämme gewesen
sein muss, die hier gelebt haben. Mit ein bisschen Phantasie kann man
sich das Shangri-La - das indianische Paradies - der hochgelegenen
Prärie vorstellen. Einige hundert Menschen haben hier wahrscheinlich
über Generationen ein zurückgezogenes, friedvolles und angenehmes
Leben geführt.
Vielleicht war es so, vielleicht aber auch nicht. Das Volk der Pueblo
bewirtschafte das Land und baute eindrucksvolle Steinstädte in den
Canyon. Als Leutnant Simpson 1846 mit seiner Kavallerie vorbei
geritten kam und eine Zeichnung des Ortes anfertigte, waren die Pueblo
längst nicht mehr hier. Irgendetwas war schief gelaufen. Irgendetwas
geht immer schief.
Während der De-Chelly-Canyon schön und romantisch ist, ist der Grand
Canyon majestätisch und spektakulär. Beide sind riesige
Entwässerungssysteme, aber sie unterscheiden sich mehr, als dass sie
sich ähneln.
"Im De-Chelly-Canyon haben wir riesige Sandstein-Formationen gesehen",
fuhr Elisabeth fort."Das ganze Gebiet hier - fast der komplette
Westen der USA - stand früher unter Wasser... oder war eine trockene
Wüste. Während der Trockenzeiten entstanden Sanddünen, die dann in
Millionen von Jahren von darüber liegendem Sediment und Wasser
gepresst wurden. So entstand Sandstein. Die Gegend stand mehrfach
unter Wasser, für eine lange Zeit war hier alles flach und mit Wasser
bedeckt. Dann entwuchsen die Steinformationen aus dem Wasser. Es gab
sowohl Vulkanausbrüche als auch anwachsende Formationen, die keinen
vulkanischen Ursprung hatten. Im De-Chelly-Canyon sahen wir vor allem
riesige Sandsteinblöcke. Hier im Grand Canyon sehen wir stattdessen
verschieden Sedimentlagen, die sich über Millionen von Jahren
übereinander gelegt haben. Seht ihr wie gerade die Felsen in den
Himmel wachsen? Das liegt daran, dass dieser Ort nicht durch
klimatische Bedingungen gestört wird, wie es in den Bergen der Fall
ist. Das Gestein legt deutlich Zeugnis über seine Millionen Jahre
andauernde Existenz ab. Man kann die Lagen mit Meeresfossilien genau
erkennen - ein Überbleibsel von der Zeit, als die Felsen noch unter
Wasser standen. Seht mal da drüben, dort kann man jede einzelne
Gesteinsschicht genau sehen."
Elisabeth zog ein Buch mit dem Titel"Der Geologe unterwegs" hervor.
In nur wenigen Stunden hatte sie sich zu einem Amateur-Geologen
weitergebildet.
"Hör mal Mama, wir haben genug Felsen gesehen. Wir haben keine Lust
mehr diese Pfade auf- und abzuklettern, nur um noch mehr Felsen zu
sehen. Außerdem habe ich in einer Hütte die Warnung gelesen, dass es
gefährlich sein kann, zu weit zu wandern."
Jules erstes Argument traf auf taube Ohren. Seine Mutter war der
Meinung, dass ihm die Wanderungen zu Sonnenaufgang gut tun würden. Sie
war nicht zu stoppen. Aber sein letztes Argument - dass es gefährlich
sein könnte - erreichte dann doch ihr Gehör.
Das Hinabsteigen in den Canyon war einfach gewesen. Ähnlich wie in
einen Krieg hinein zu schliddern, eine Sex-Affäre anzufangen oder
Schulden anzuhäufen, macht der Weg IN den Canyon viel Spaß. Es ist der
Weg AUS dem Canyon, der schmerzhaft und anstrengend ist.
Menschen aller Gewichtsklassen hatten sich auf den Pfad begeben.
Einige bewegten sich nur sehr langsam. Andere schwitzen schon um 8 Uhr
morgens und mich befielen Zweifel, ob sie es jemals wieder aus dem
Canyon heraus schaffen würden.
Ab und zu kamen Eselszüge vorbei, die Besucher auf ihren Rücken
trugen. Wir machten den Weg frei und hatten Mitleid mit den armen
Tieren. Ein Esel trug eine rothaarige Frau, die das doppelte Gewicht
eines Durchschnittsbürgers auf die Waage zu bringen schien. Vor dem
Maul des Esels hatte sich Schaum gebildet. Wir befürchteten, dass er
jede Minute durchdrehen und die Klippen hinabspringen würde.
Nach zwei weiteren Meilen, die wir hinab gestiegen waren, hatten die
Kinder genug. Die Sonne hatte schon fast den Zenit erreicht. Es wurde
heißer und heißer. Wir mussten uns entscheiden. Entweder wir würden
noch ein paar Stunden weiterkraxeln und die Mittagsglut im Schatten
eines Baums verbringen, um dann irgendwann einen langen,
beschwerlichen Aufstieg vor uns zu haben. Oder wir würden sofort
umkehren.
Wir hätten weitermachen können, aber der Aufstieg aus einem Canyon ist
wie stundenlanges Treppensteigen ohne Pause. Die Temperaturen steigen
im Sommer bis auf 115 Grad Fahrenheit an. Jedes Jahr sterben Leute an
der Hitze, an Überanstrengung oder durch Stürze. Wir entscheiden uns
umzukehren... zum Gipfel zurückzuklettern... und dann entlang der
Canyon-Spalte zum Hopi-Aussichtspunkt zu wandern, um den
Sonnenuntergang anzusehen.
"Und Jules, hast du jemals so etwas beeindruckendes gesehen?", fragten
wir unseren 16-jährigen Sohn, nachdem sich der Himmel rot und der
Canyon violett gefärbt hatte.
"Nein", antwortete er."Aber können wir jetzt zu Abend essen?"
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Mix-Ansicht

