- The Daily Reckoning - Faust’s Metropolis (Fred Sheehan) - Firmian, 12.08.2004, 19:49
- The Daily Reckoning -"Die Fed wägt ihre Worte sorgfältig ab" - Sorrento, 12.08.2004, 21:19
The Daily Reckoning -"Die Fed wägt ihre Worte sorgfältig ab"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 12. August 2004
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* Hin und her geschaukelt - wer soll da noch mitkommen?
* US-Konjunkturdaten
* Weltwirtschaftliches Wachstum verlangsamt sich - Deutschland legt zu
* Das Leben in New Mexico ist günstig
* Die Fed wägt ihre Worte sorgfältig ab
* Auf der Straße von Santa Fe...
* Die Faust-Metropole
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Donnerstag, 12. August 2004
Hin und her geschaukelt - wer soll da noch mitkommen?
von Jochen Steffens
Man kann ja schon auf seltsame Gedanken kommen... Jedes Mal, wenn der
Ã-lpreis gerade dazu ansetzt, ruhigeres Fahrwasser zu erreichen,
passiert irgendetwas, dass ihn wieder weiter nach oben treibt. Diesmal
war es die Offensive gegen aufständische Schiiten in Nadschaf. Als
Folge davon kam es in den schiitischen Stadtteilen Bagdads zu größeren
Demonstrationen gegen die USA und die aktuelle irakische Regierung -
damit verbunden waren Drohungen, dass weitere Anschläge auf
Ã-lpipelines folgen.
Beide Nachrichten waren für den Ã-lpreis ein gefundenes Fressen, um
weiter zu steigen. Trotzdem, der gestrige Rückgang beim Ã-lpreis hat
zumindest aus charttechnischer Sicht den steilsten Aufwärtstrend
leicht"angeschlagen". Heute wird trotz der Offensive der USA die
Exportpipeline im Irak wieder unter Ã-l gesetzt.
Der Dax zunächst deutlich im Puls reagierte auf den steigenden Ã-lpreis
mit deutlichen Abschlägen. Dabei heißt es doch so schön: Kaufe, wenn
die Kanonen donnern. Nur, in diesem Fall, so denken die Anleger,
könnte es anders sein. Immerhin steigt die Gefahr weiterer
Terrorangriffe auf Ã-lpipelines - das muss natürlich noch einmal in den
Ã-lpreis eingepreist werden (obwohl es das eigentlich schon ist).
Ich hätte gestern im Laufe des Abends darauf gewettet, dass der
Mittwoch der entscheidende Reversal Day war - aus Telefonaten weiß
ich, dass ich damit nicht alleine stand. Heute rief mich ein trauriger
Anhänger dieser Reversal-Theorie an und fragte mich, ob das denn noch
alles normal sei. Die Nachrichten hatten die Hoffnung auf eine
schnelle Erholung erst einmal wieder zunichte gemacht. Was für
Schaukelbörsen - was für Fehlsignale. Und wieder einmal bestätigt sich
(zumindest für mich) die Erkenntnis, dass der August der Monat der
Fehlsignale ist.
Der Dax, der mittlerweile sowieso schon am Boden lag, erhielt dann
auch noch einen weiteren Tritt ins Genick. Hewlett Packard meldete,
dass der Gewinn in diesem Quartal eventuell nicht die
Markt-Erwartungen treffen wird - es folgte ein weiterer Einbruch
besonders der Tech-Titel.
Als dann noch die Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, der Dax sein
letztes Tief erneut nach unten brach, verschwand auch die letzte
Hoffnung - doch wie immer, wenn alles vorbei zu sein scheint - kommt
es erst einmal anders.
Der Dax konnte sich nach diesen Zahlen wieder deutlich erholen und so
schaukelt es weiter hin und her. Generell bleibt es natürlich dabei,
der Markt ist ziemlich überverkauft und sollte mindestens eine kleine
technische Gegenreaktion starten. Aber es bleibt auch dabei, wenn der
Ã-lpreis nicht bald fällt...
Und das ist das Problem: Der Ã-lpreis ist abhängig von geopolitischen
Faktoren, die nun wirklich keiner vorhersehen, nicht einmal erahnen
kann - damit gleicht die Börse einem Roulettespiel - jede weitere
Prognose ist so unsinnig wie vermessen.
Immer wieder in den letzten Jahren warne ich Kollegen davor, auf die
Idee zu kommen, in Ã-l (kurzfristig) zu spekulieren, denn die
Ã-lpreisindizes sind keine"freien Indizes".
Im Gegensatz zum Aktienmarkt gelten beim Ã-lpreis ganz andere Gesetze.
Es gibt wohl kaum einen Index, der noch nachrichtengetriebener ist als
der Ã-lpreis. Kaum ein Index, bei dem die Zahl der Menschen, die durch
eine unbeholfene Bemerkung die Kurse bewegen können, so groß ist. Es
gibt kaum einen anderen Markt, der so manipulierbar ist, wie der
Ã-lmarkt (siehe zum Beispiel die Ã-l-Käufe der USA).
Die internationalen Indizes hängen im Moment am Ã-lpreis wie ein
Alkoholiker an der Flasche. Wenn ich jedoch vor einem direkten Invest
in Ã-l warne, müsste ich im Moment auch vor einem Invest in den Markt
warnen. Und dieses Hin und Her an den Märkten scheint dieser
Überlegung Recht zu geben.
Das einzige, was Sie tun können, ist darauf zu warten, dass der
Ã-lpreis deutlich sinkt und dann langsam eine kleine Position nach der
anderen bei weiter steigenden Märkten aufzukaufen. Ansonsten würde ich
im Moment die Füße still halten - obwohl einige Aktien wieder richtig
billig geworden sind.
Donnerstag, 12. August 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der Umsatz im Einzelhandel ist um 0,7 % gestiegen. Erwartet wurde ein
Umsatzanstieg um 1,1 bis 1,2 % nach zuvor -0,5 % (revidiert von
-1,1 %).
Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz um 0,2 % gestiegen.
Erwartet wurde ein Umsatzanstieg um 0,4 bis 0,5 % nach zuletzt +0,3
(revidiert von -0,2 %).
Diese Zahlen sind etwas schlechter als erwartet, entspricht aber der
allgemeinen Tendenz,
Die Zahl der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist auf 333.000
zurückgegangen. Erwartet wurden 338.000 bis 340.000 neue Anträge nach
zuvor 337.000 (revidiert von 336.000).
Diese Zahl ist leicht positiv zu bewerten, aber hält sich im Prinzip
im aktuellen Korridor von 330.000-340.000 Erstanträge auf.
Im Dax führten diese Nachrichten nach einem Einbruch erst einmal zu
einem neuen Anstieg - der nach der Eröffnung der Amerikaner auch
wieder abgebaut wurde.
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Donnerstag, 12. August 2004
Weltwirtschaftliches Wachstum verlangsamt sich - Deutschland legt zu
von Jochen Steffens
Das weltwirtschaftliche Wachstum verlangsamt sich - das konnten Sie
bereits an einigen Indikatoren erkennen. Heute veröffentlichte das
Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) den
Weltwirtschaftsklima-Index. Dieser Index sackte im Juli von 110,1 auf
109,2 Punkte ab. Das ist bereits der zweite Rückgang in Folge.
Nach Angaben des Ifo-Instituts solle es im zweiten Halbjahr zu einem
erneuten stärkeren Wachstum der Weltwirtschaft kommen. Allerdings wies
das Institut auch daraufhin, dass die Entwicklung des Ã-lpreises nicht
einzuschätzen sei.
Insgesamt wird in diesem Jahr mit einem beachtlichen Wachstum von
ungefähr 4,5 % gerechnet.
Der stärkste Rückgang sei in Asien zu beobachten, so das Institut. Das
ist jedoch nur eine Folge des Abbaus der Überhitzung.
Die deutsche Wirtschaft konnte hingegen im zweiten Quartal 2004 weiter
zulegen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Vergleich zum
Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um real 0,5 %. Im ersten
Vierteljahr hatte das Wachstum noch 0,4 % betragen. Hintergrund ist
erneut der Export. Die inländische Nachfrage dagegen stagnierte.
Im Vergleich zum Vorjahr konnte die deutsche Wirtschaft sogar um 2 %
zulegen. Ein Grund dafür ist auch der eine Arbeitstag der zwischen
April und Juni mehr zur Verfügung stand. Bereinigt um diesen
Arbeitstag wäre es zu einem Wachstum von 1,5 % gekommen.
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Donnerstag, 12. August 2004
Das Leben in New Mexico ist günstig
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich kann einfach nicht glauben, dass irgendein Mensch dieses
Frühstück essen könnte", so meine Tochter Maria.
Unsere Familie hatte zum Frühstück bei Denny's Restaurant in
Farmington, New Mexico, angehalten.
Vor dem Vater der Familie lag das"smoked sausage breakfast", für 5,49
Dollar. Das beinhaltete zwei Eier, eine große Wurst, drei Pfannkuchen,
die so groß waren, dass man sie als Rettungsnetze für Leute, die aus
brennenden Gebäuden springen müssen, verwenden könnte.
Das war ganz anders als die Pariser Frühstücke, an die ich mich
gewöhnt habe (wie Sie wissen, lebe und arbeite ich ja seit ein paar
Jahren in Frankreich). In Paris gibt es zum Frühstück ein Croissant
mit einer Tasse Kaffee... für vielleicht 7 Euro. Das hält mich dann
bis maximal Mittags am Laufen.
Aber hier in New Mexico erhalte ich immer erheblich mehr, als ich
essen kann. Zu einem Preis, der lächerlich niedrig erscheint. Wenn der
Dollar zu hoch bewertet ist, dann merkt man das an den
Lebensmittelpreisen jedenfalls nicht. Und auch nicht an den
Benzinpreisen, denn die betragen einen Bruchteil der europäischen
Benzinpreise. Und auch bei allem anderen nicht. Das Leben in New
Mexico ist günstig.
Jetzt zu Tom Dyson, mit den News:
Donnerstag, 12. August 2004
Die Fed wägt ihre Worte sorgfältig ab
von unserem Korrespondenten Tom Dyson, derzeit im Fairmont Hotel,
Vancouver
Ich bin hier bei einer Konferenz im kanadischen Vancouver. Und gestern
Abend war ich an der Hotelbar, wo ich mit niemand geringerem als
Addison Wiggin ein erfrischendes Getränk genoss.
Über der Bar hing ein Zitat von Louis Pasteur:"Wein ist das
gesündeste und hygienischste Getränk." Addison ist kein Mensch, der
sich mit der destillierter Weisheit von Jahrhunderten anlegen möchte,
und deshalb schlug er vor, einen Wein zu trinken.
Ich habe Addison seit Monaten nicht mehr gesehen, und es gab viel zu
erzählen. Wir begannen mit einem Gespräch über die letzte Fed-Sitzung.
Sie wissen ja: Alan Greenspan hat die US-Leitzinsen um einen
Viertelprozentpunkt erhöht.
Sehen Sie, liebe(r) Leser(in), die Fed muss die Illusion
aufrechterhalten, dass sie die Wirtschaft kontrollieren kann, mit
einem Druck auf einen Button hier und dem Ziehen an einem Hebel dort.
Addison erklärte die Situation dem Barkeeper:"Vor 6 Wochen war sich
die Finanzpresse völlig sicher, dass eine Inflation bevorstehe und
dass die Fed die Zinsen schnell erhöhen würde. Jetzt - und besonders
nach den letzten schwachen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt - wissen sie
nicht, was sie denken sollen." Und sie hielten sie sich an Alan
Greenspan und seinen Ausblick.
Und nicht nur in den USA halten sie diese Illusionen aufrecht, sondern
auch in Kanada. David Parkinson schrieb im Leitartikel der kanadischen
Zeitung"Globe and Mail":"Die kanadischen Investoren brauchen einige
beruhigende Worte von der Fed. Ein substanzieller und plötzlicher
Wechsel der Ansichten der Fed könnte sowohl ihre Glaubwürdigkeit als
auch den Glauben des Marktes an die wirtschaftliche Erholung
unterminieren."
Parkinson weiter:"Die Fed muss ihre Worte in ihren Statements sehr
sorgfältig abwägen, wenn sie (...) die Investoren nicht erschrecken
will."
Übrigens wirkte sich die Zinserhöhung der Fed am Devisenmarkt kaum
aus. Der Dollar zeigte sich gegenüber dem Euro relativ stabil,
gegenüber dem Yen hat er seit gestern Abend aber etwas abgegeben.
Die Verlierer des Tages waren die US-Staatsanleihen. Denn die Rendite
der 10-jährigen US-Staatsanleihen ist gestiegen, auf 4,29 % (Wert vom
Dienstag).
Für Addison und mich war nicht alles verloren; denn für unsere
Konversation mit dem Barkeeper Jean-Francois erhielten wir von ihm
eine Ration des gesunden Getränks... umsonst.
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Donnerstag, 12. August 2004
Auf der Straße von Santa Fe...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Farmington
Auf dem Weg von Santa Fe nach Farmington fuhren wir durch eine der
schönsten, aber auch abwechslungsreichsten Gegenden, die ich jemals
gesehen habe. Die Straße führte uns an Pässen vorbei, durch
Flusstäler, über Hügel und Berge und sogar auf Hochebenen. Entlang
ging es durch grüne Weideländer und reiche Obstplantagen... dann
durch wüstenähnliche Felsformationen... durch einen Pinienwald...
ein sehr weites Gebiet, wo es nur Steppenläufer und roten Salbei
gab... und endete schließlich in einer Kleinstadt, die nur aus
Einkaufszentren und Motels zu bestehen schien. Eine Stadt, die von den
Mormonen gegründet worden war: Farmington, New Mexico. Sobald man sich
15 Minuten von Santa Fe entfernt hat, verschwindet auch die"Cuisine
Minceur", die es in Santa Fes feinen Restaurants gab, von der
Speisekarte. Statt dessen gibt es"Cuisine grosseur"... Essen für
große und schwere Leute.
Auch die teuren Häuser, die es in Santa Fe gab, gibt es nicht mehr.
Die Hauspreise sind hier noch angemessen; ich habe noch keine
Anzeichen für eine Konsumblase gesehen - mit einziger Ausnahme der
riesigen Wagen, die die Leute hier fahren.
Die Leute hier wohnen in"Mobile Homes" (Sie wissen schon, diese
fahrbaren Häuser, die es nur in den USA gibt) und in
heruntergekommenen kleinen Hütten. Die spanischstämmige Bevölkerung
von New Mexico war immer schon arm. Als Georgia O'Keefe und andere
Künstler hier Anfang letzten Jahrhunderts ankamen, war die Armut der
"Chicanos" pittoresk. Heutzutage sind die Menschen in New Mexico
wesentlich weniger arm, dafür aber auch nicht mehr pittoresk. Ein
heruntergekommenes Lehmhaus inspiriert einen Maler: Er steigt aus
seinem Wagen, nimmt seine Wasserfarben zur Hand und bevor man sich
versieht, hat er etwas, was er in den Galerien von Santa Fe verkaufen
kann. Auf der anderen Seite ruft ein zerbeulter, schrottiger
Wohnanhänger auch in einem Maler nur noch den Wunsch nach einem
Bulldozer hervor.
Hier in Farmington kann man immer noch ein anständiges, ohne Zweifel
hübsches, Haus für weniger als 200.000 Dollar kaufen (wir haben keine
schönen Häuser mehr gesehen, seitdem wir Santa Fe den Rücken gekehrt
haben). Die Frage, die uns beschäftigt, ist, warum sich irgendjemand
entscheiden sollte, in Farmington zu leben. Selbst wenn die Häuser
verschenkt würden, wäre das noch zu teuer. Eine der Kuriositäten des
amerikanischen Kleinstadtlebens ist, dass es sehr angenehm sein kann,
aber sein Komfort kann auch einschläfernd wirken. T.S. Eliot sagte
einmal über Kleinstadtfrauen:"Ich hätte eine von ihnen heiraten
können, aber ich wollte mich nicht so tot fühlen." In Farmington gibt
es keine landestypische Architektur, die einer Besichtigung wert wäre.
Keine lokale Spezialität, die man versuchen muss. Kein regionaler Wein
oder anderer Alkohol, der es lohnend machte, sich zu betrinken. Keine
Musik, keine Filme - überhaupt keine Kultur, die wir entdecken
konnten. Ich habe nicht mehr so viele Mobile Homes gesehen, seit wir
West Virginia verlassen haben. An beiden Orten erhärtet sich der
Eindruck, dass hässliche Konstrukte erzeugt von Menschenhand ein
Gegenmodell zur landschaftlichen Schönheit bilden sollen. Es gibt
keine Knappheit an Steinen. Der Indianerstamm der Anasazi - auch die
"Alten" genannt - hat wunderschöne Steinmauern gebaut, die kein
modernes Steinhaus in den Schatten stellen kann. Selbst nach 10
Jahrhunderten kann man den Menschen, die sie bauten, immer noch
Anerkennung zollen. Die moderne, aufgeklärte, reicher werdende,
Kreditkarten und Internet nutzende, zur Kirche gehende Gesellschaft
bevorzugt es ganz augenscheinlich in dürftigen Kisten zu leben, die an
Thunfischdosen erinnern.
Albuquerque war immerhin noch eine lebendige Stadt... es gab sogar
einen kleinen Wirtschaftsboom. Santa Fe hatte Kultur und war angenehm.
Aber Farmington? Falls dieser Ort überhaupt irgendeinen Charme besaß,
haben wir ihn übersehen.
"Mir ist nicht klar, wie Menschen so viel essen können. Man muss ein
Monster sein, um dieses Frühstück runterzukriegen.", sagte Maria. Um
uns herum vernichteten die Leute die verschiedene Frühstücksspecials:
French Toast, Denver Scramble, ein Angebot für Fleischliebhaber...
und noch einige andere Frühstücks-Extraportionen mit komischen Namen,
als würden sie täglich solche Portionen herunterdrücken.
"Dermaßen zu essen, hat die gleiche Zukunft wie rauchen", antwortete
Elisabeth."Zuerst wird es unmodern werden, dann wird die Regierung
Warnhinweise aufstellen lassen, damit Leute sich nicht überessen. Und
dann müssen Läden wie Denny's Restaurant ihr Angebot ändern. Und fette
Menschen werden Restaurants und Fastfood-Ketten für ihre angeschlagene
Gesundheit verantwortlich machen und sie verklagen. Und Rechtsanwälte
- wie beispielsweise John Edwards - werden mit den Klagen eine Menge
Geld verdienen."
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Donnerstag, 12. August 2004
Die Faust-Metropole
von Fred Sheehan
Die deutsche Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg dürfte Ihnen
bekannt sein (im November 1918 kostete es 10 Reichsmark, einen Dollar
zu kaufen; im November 1921 waren dafür 276 Reichsmark erforderlich;
ein Jahr später 4.456 Reichsmark und im August 1923 schon 5 Millionen
Reichsmark. Und bald kostete es Milliarden, dann eine Billion - im
November 1923).
Ludwig von Mises erinnert sich daran, dass er damals"das tiefe
Brummen der österreichischen Notenpressen hörte, die ohne Pause, Tag
und Nacht, arbeiteten, um neue Geldscheine zu drucken."
Rund 80 Jahre später meinte der Fed-Gouverneur Ben Bernanke:"Die
Regierung hat eine Technologie, genannt Notenpresse (oder dem heutigen
elektronischen Äquivalent), die es ihr erlaubt, so viele Dollar zu
drucken, wie sie will, zu fast keinen Kosten."
Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die Inflation in Ã-sterreich 50 %
pro Monat. Magrit von Mises brauchte einen Koffer, um das Geld für
einen Einkauf tragen zu können, und der 41-jährige Präsident der
Biedermann-Bank wurde 1924 insolvent. Ohne Arbeit entschloss er sich,
zu lehren. In diesem Fall lehrte er Volkswirtschaftslehre: Sein Name
war Joseph Schumpeter.
Otto Friedrich hat über das Berlin der 1920er Jahre geschrieben. Er
glaubte, dass"die Inflation das erheblich wichtigste Ereignis dieser
Zeit gewesen war. Sie zerstörte die Ersparnisse der gesamten
Mitteklasse, aber das sind nur Worte. Man muss verstehen, was das
bedeutete: Es gab kein einziges Mädchen der Mittelklasse mehr, das
verheiratet werden konnte, bei gleichzeitigem Bezahlen einer
Mitgift... vorher hatten die Eltern gespart und gespart, dass sie
verheiratet werden konnte, aber die Inflation zerstörte die ganze Idee
des jungfräulich in die Ehe gehen. Die Mädchen lernten also durch die
Inflation, dass es nicht mehr wichtig war, Jungfrau zu bleiben..."
Aber auch in diesen Zeiten konnte man Geld verdienen. Ich zitiere
Alexandra Ritchie, die in"Faust's Metropolis" schrieb:"Man konnte
eine ganze Reihe von eleganten Häusern für gerade mal 100 Dollar
kaufen."
Berlin warf sich in eine Orgie... je schneller die Preise stiegen,
desto verrückter wurden die Nachtclubs, desto schneller die Tänze,
desto lauter die Jazzbands, desto zahlreicher das Kokain...
Für Außenstehende war die Stadt ein beeindruckender Wirbelwind der
Sinne, aber für die meisten Berliner war es die Hölle.
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