- The Daily Reckoning - Impoverishment: Then And Now (Fred Sheehan) - Firmian, 13.08.2004, 19:36
- Re: The Daily Reckoning - germanisch - Firmian, 14.08.2004, 08:57
Re: The Daily Reckoning - germanisch
--> Freitag, 13. August 2004
Die Probleme des amerikanischen Konsumenten
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der Goldpreis ist unter die Marke von 400 Dollar gerutscht. Der Dow
Jones steht immer noch unter der Marke von 10.000 Punkten... und
wahrscheinlich bricht er zusammen. Zumindest ist das meine
Einschätzung.
Dem armen amerikanischen Konsumenten sind das Geld, die Zeit und das
Glück ausgegangen. Es gibt nur wenige neue Jobs. Die Reallöhne fallen.
Die Steuererstattungen sind mittlerweile ausgegeben. Und jetzt steigen
die Zinsen.
Um die Lage noch zu verschlimmern: Der durchschnittliche US-Konsument
hat mehr Schulden als je zuvor. Die Kreditmarktschulden liegen bei
über 300 % des US-BIP. Welche Möglichkeit hat da der arme Konsument
noch... außer eine Pause zu machen... mit dem Geldausgeben
aufzuhören und ein paar Schulden zurückzuzahlen?
Genau das sollte er tun. Aber jeden Monat verschuldet er sich weiter.
Er sollte aufhören, die Lage noch zu verschlechtern... er sollte
sparen... wenn er das noch kann.
Aber das ist das Gegenteil von dem, was die Bush-Administration oder
die Fed unter Greenspan von ihm wollen. Denn das würde zu einer
Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums führen, und das würde Bush
die zweite Amtszeit kosten. Und Alan Greenspan weiß besser als fast
jeder andere, dass eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums nur
schwer aufzuhalten wäre. Japan versuchte das 14 Jahre lang. Und erst
jetzt scheint Japan aus der Stagnation herauszukommen.
Oh, ich vergaß... die japanischen Zentralbanker sind Idioten.
Aber ich werde Ihnen eine Prognose geben, auf die Sie sich verlassen
können: In den kommenden Jahren wird sich herausstellen, dass auch die
amerikanischen Zentralbanker Idioten sind.
Es gibt das sogenannte"smarte Geld"... und das dumme Geld. Und das
Geld von Warren Buffet muss ein Genie sein. Und jetzt kommt heraus,
dass Buffet immer mehr außerhalb der USA investiert. Seine
Nicht-US-Vermögensanlagen belaufen sich auf 19 Milliarden Dollar. Bis
in die letzten Jahre hatte Buffet niemals außerhalb des Dollarraums
investiert. Und er hatte niemals gegen den Dollar gesetzt. Jetzt gibt
es keine Einzelperson, die stärker gegen den Dollar setzt.
Ich wette, dass er Recht hat.
Eric, was gibt's Neues aus New York?
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Freitag, 13. August 2004
Massenillusionswaffen
von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street
"Massenillusionswaffen" plagen weiterhin den amerikanischen Investor.
Die potenteste dieser Waffen ist die Illusion, dass sich die
US-Wirtschaft in einer"nachhaltigen" Erholung befindet. Die damit
zusammenhängende Illusion ist, dass sich die Aktienkurse in einer
"nachhaltigen" Rally befinden.
Greenspans hervorragende Geldpolitik-Maschinen erweisen sich auf dem
wirtschaftlichen Schlachtfeld als weniger hervorragend als zuvor von
den Analysten der Wall Street verkündet. Seine mächtige Zins-Waffe -
die einst heroische Aktienkäufe und mutige Konsumausgaben inspiriert
hatte - hat an Wirkungskraft verloren. Die kann weder einen Vormarsch
des Aktienmarktes noch die unausweichliche wirtschaftliche
Verlangsamung verhindern. Deshalb könnten sich die Investoren ohne
Verteidigungswaffe finden, wenn sie von den zyklischen
wirtschaftlichen Kräften angegriffen werden sollten.
Die Wahrheit gewinnt langsam gegen die Illusion, was die Aktienkurse
fallen lässt.
Was kommt als Nächstes? Sollten die Investoren nun den Rückzug
antreten, mit nur moderaten Verlusten, oder sollte sie nach vorne
preschen, im Wissen, dass sie einen formidablen Kampf mit steigenden
Ã-lpreisen und fallenden Unternehmensgewinnen antreten würden?
Ich weiß nicht, was als Nächstes kommen wird, aber ich kann mir ein
mögliches Szenario vorstellen: Die Aktienfonds-Fußsoldaten verlieren
ihre Moral und wenden sich zur Flucht. Sie haben genug von den
Verlusten, die Woche für Woche, Monat für Monat anfallen. Sie
beginnen, ihre Aktienfonds-Anteile zu verkaufen, und - bevor man es
richtig realisiert hat - beginnt ein realer Bärenmarkt. Wenn es dann
Panik geben wird, dann werden die einzigen, die kaufen, diejenigen
sein, die ihre Aktien im Februar 2000 verkauft hatten. Also die Warren
Buffets des Jahres 2020.
"Warum solle irgendjemand jetzt Aktien haben wollen?" meinte ein
Hedgefondsmanager gestern zu mir."Es gibt einfach keinen Grund, sie
jetzt zu besitzen... außer man nimmt an, der Krieg im Irak endet
morgen und der Ã-lpreis nimmt Kurs auf 35 Dollar je Barrel..."
"Das ist die Zeit, abseits zu stehen und die Idioten an den Markt
stürmen zu lassen... haben Sie den Intel-Chart gesehen? Der sieht wie
der Tod aus." Glücklicherweise habe ich keine erste-Hand-Erfahrung mit
dem Tod, und deshalb kann ich diesen Vergleich nicht verstehen. Aber
es stimmt, dass der Chart von Intel soviel Angst mach wie ein
Höllengemälde von Hieronymus Bosch.
Derzeit wären die meisten Investoren wohl froh, wenn es eine Art Pause
geben würde - in der die Aktienkurse zwar nicht steigen, aber auch
nicht fallen würden. Leider werden die Kleinanleger dieses Glück wohl
nicht haben, wenn der Ã-lmarkt seine überraschende Stärke beibehält.
Der Rohölpreis, der an 8 der letzten 9 Handelstage neue
Intraday-Rekordstände erreicht hatte, ist weiter auf dem Vormarsch.
Trotz der"größeren Ankündigung" (laut CNBC) der Saudis, mehr Ã-l zu
fördern.
Ã-lhändler gähnten bei dieser kleineren Ankündigung... eine"größere
Ankündigung" wäre es gewesen, wenn die Saudis Yukos gekauft hätten,
mit dem Versprechen, die Steuerschulden von Yukos zu zahlen. DAS hätte
die Ã-lhändler aufgeregt.
"Es gibt zahlreiche Bedrohungen für das Ã-langebot, weltweit", warnt
Ã-lanalyst John Kilduff von Fimat USA."die zwar noch nicht zu
apokalyptischen Kontraktionen des Angebots geführt haben, aber schon
in den Köpfen der Marktteilnehmer ein potenzielles worst-case-Szenario
haben entstehen lassen..."
Damit ist eine weitere Massenillusionswaffe zerstört worden.
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Freitag, 13. August 2004
Viva las Vegas!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Las Vegas
"Das ist ja sagenhaft hier", sagte Henry begeistert, als wir das
Venetian-Hotel in Las Vegas betraten."So ein Mist, dass wir zurück
nach Frankreich müssen. Dort ist es so langweilig..."
Seit fünf Wochen durchfahren wir nun schon die USA. Das war das erste
Mal, dass sich eines der Kinder zu einem derartigen Kommentar
herabließ. Normalerweise waren sie kritisch... oder blasiert.
"Ihr seid alle Snobs, alle von euch", hatte Jules geurteilt. Während
der Reise hatten wir uns ständig echauffiert: über das Essen, die
Architektur, die Zeitungen, die Menschen und wie sie sich bewegen,
handeln und kleiden...
"Das ist kein Snobismus" erklärte ihm seine Mutter."Wir sind bloß
kritisch und anspruchsvoll. Ich vermute, dass wir uns diese
Eigenschaften in Europa angewöhnt haben. Snobismus auf der anderen
Seite ist es, wenn man sich anderen Menschen überlegen fühlt, häufig
sogar ohne guten Grund. Kritisch sein ist anders. Man macht
Unterscheidungen, die helfen, etwas zu verbessern. Man trennt Gutes
von Schlechtem und Richtiges von Falschem... Wenn die Winzer nicht
kritisch wären, würden alle Weine schrecklich schmecken. Dasselbe gilt
für das Essen... und alles andere. Daher schmeckt der Wein in
Frankreich auch so gut... die Franzosen sind nämlich besonders
kritisch und anspruchsvoll.
Wir erhielten unsere Zimmerschlüssel und begaben uns in den elften
Stock. Nach einiger Zeit erschein ein kleiner Portier mit einem großen
Haufen unseres Gepäcks.
"Normalerweise bringen sie niemanden hier unter", begann er. Unser
Zimmer befand sich am Ende eines langen Korridors. Wir hatten zwei
Räume, einer für uns Erwachsene, einer für die Kinder.
"Warum nicht?" wollten wir wissen.
"Die Leute beschweren sich über den langen Weg... die Zimmer liegen
so weit entfernt vom Aufzug. Deshalb vergeben sie das Zimmer meist an
Chinesen. Die beschweren sich nie. Wirklich nie"
"Oh?"
"Ja, die Chinesen sind echt gut. Sie geben Geld aus. Sagen niemals ein
Wort. Wenn man Amerikanern das Zimmer gibt, neigen sie dazu, sich zu
beschweren.... Sie wissen schon. Entweder sie schimpfen bloß oder
rufen direkt bei der Rezeption an und fordern ein neues Zimmer. Ganz
besonders wenn sie viel Geld haben. Sie wissen bestimmt auch: Je
reicher Menschen sind, umso unzufriedener werden sie und beschweren
sich. Wenn man einem armen Typen das Zimmer gibt, ist er einfach nur
froh hier zu sein. Aber wenn man reichen Leute das Zimmer hier
gibt..."
Er hätte uns lieber nichts davon sagen sollen, denn jetzt fühlten wir
uns schlecht, das Zimmer, das niemand anderes hatte haben wollen,
angenommen zu haben. Aber obwohl wir kritisch sind, hält uns das nicht
davon ab, den Raum zu mögen.
"Wie sieht es mit Franzosen aus?" fragten wir neckisch."Oh... die
Franzosen... die sind o.k. Aber wenn sie etwas nicht gut finden,
sagen sie es direkt. Und sie geben nicht besonders viel Trinkgeld.
Überhaupt geben die Europäer nicht viel Trinkgeld. Typen im mittleren
Alter, die mit ihrer Geliebten hierher kommen, sind am
großzügigsten... in der Regel kommen sie aus L.A. Sie wollen nur
angeben."
"Wow, das ist ja viel besser als das Original", entfuhr es Henry. Wir
spazierten entlang des amerikanischen Canale Grande und erreichten
"San Marco". Hier gibt es keine Tauben und keinen Müll.
"Und keine Italiener", fügte Jules hinzu.
"Ich mag Las Vegas" urteilte Elisabeth."Die Stadt ist lebendig,
schrullig und unterhaltsam. Die Spielautomaten interessieren mich aber
überhaupt nicht. Sie sind irgendwie geschmacklos.
Las Vegas ohne Automaten ist wie eine Kneipe ohne alkoholische
Getränke. Oder ein Bordell ohne Frauen.
Später gingen wir im bei Delmonico zu Abend essen, ein karges, lautes
Restaurant in unserem Hotel.
"Hallo. Mein Name ist Naomi. Ich werde Sie heute Abend bedienen.
Robert und Tyrell sind auch dabei, sie helfen Ihnen bei den
Bestellungen..."
Nachdem sich die Kellner, der Weinexperte, der Manager, Liftboy, der
Fensterputzer und der Versicherungskaufmann vorgestellt hatten,
setzten wir uns endlich hin und widmeten uns einer großen Portion
Fleisch, als ob wir Dobermänner wären.
Es ist schon erstaunlich, wie das Venetian-Hotel eine dünne kulturelle
Lackschicht über das schäbige und anspruchslose Geschäft legt. Sie
müssen ein Vermögen dafür ausgegeben haben, dieses Pseudo-Venedig zu
kreieren. Und sie haben es sogar recht realistisch hingekriegt. Man
schaue nur auf die Details: Sie sind schon beeindruckend. Sogar die
Deckengemälde sollen an Tizian und Raphael erinnern. Aber die Gäste
scheinen das überhaupt nicht zu bemerken. Sie kommen nicht wegen der
Kultur, sondern weil sie spielen und sich amüsieren wollen. Man
wundert sich, warum sich das Hotel so eine Mühe für die Fassade
gegeben hat.
Mit anderen Worten: Die Leute kommen nicht nach Las Vegas, um sich zu
verbessern. Im Gegenteil, meist sind sie froh, wenn sie die Stadt so
verlassen, wie sie gekommen sind - finanziell und moralisch. Elisabeth
sagte nichts, aber das Sprichwort"Perlen vor die Säue" muss ihr durch
den Kopf gegangen sein.
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Mix-Ansicht

