- The Daily Reckoning - Chaco Canyon (Bonner) - Firmian, 16.08.2004, 18:43
- Re: The Daily Reckoning - Chaco Canyon (dt.) - Firmian, 16.08.2004, 20:18
- Der beste Absatz... - bernor, 16.08.2004, 21:51
- Re: The Daily Reckoning - Chaco Canyon (dt.) - Firmian, 16.08.2004, 20:18
Re: The Daily Reckoning - Chaco Canyon (dt.)
--> Montag, 16. August 2004
In Ordnung bringen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Die Dinge werden immer besser, und wenn nicht, dann werden wir das
schon in Ordnung bringen."
Diese Worte von Michael A. Ledeen haben mich lächeln lassen.
Wie werden wir ein US-Handelsbilanzdefizit von einer halben Billion
Dollar"in Ordnung bringen"? Wie werden wir es"in Ordnung bringen",
dass das Verhältnis Schulden zu BIP auf dem höchsten Wert der
Geschichte steht? Wie werden wir es"in Ordnung bringen", dass in den
USA das durchschnittliche Haus so teuer geworden ist, dass der
durchschnittliche Käufer es sich nicht mehr leisten kann? Wie werden
wir den Ã-lmarkt"in Ordnung bringen"... wenn fast die Hälfte der
weltweiten Ã-lvorkommen - die innerhalb von Milliarden Jahren aufgebaut
wurden - von nur zwei oder drei Generationen verbraucht wird? Und was
ist mit dem amerikanischen Konsumenten - der jedes Jahr real gesehen
weniger verdient, aber sich immer weiter verschuldet... während
ungefähr 5.000 Asiaten bereitstehen, seinen Job zu übernehmen, zu
einem Zehntel seines Lohnes?
Einige Probleme - wie das Alter - können nicht"in Ordnung gebracht"
werden. Das Beste, was man tun kann, ist, sich damit abzufinden. Und
mit ihnen zu leben.
Andere Probleme - wie das Schuldenproblem - können in Ordnung gebracht
werden. Kurzfristig dadurch, dass man neue Kredite zu niedrigeren
Zinsen aufnimmt. Das scheint nämlich eine Zeitlang zu funktionieren.
Aber später wird das reale Problem schlimmer als zuvor sein.
Alan Greenspan hat versucht, die amerikanische Wirtschaft"in Ordnung
zu bringen", indem er es den Leuten erleichtert hat, sich zu
verschulden. Bei jeder Krise hat er mehr Kredite ermöglicht und die
Zinsen gesenkt. Jetzt hat sich die US-Wirtschaft daran gewöhnt... und
sie lebt von den Ersparnissen des Restes der Welt.
Dieses Problem kann nicht"in Ordnung gebracht" werden, weil niemand
bei der Fed oder der US-Regierung den Mut dazu hat. Welcher Politiker
würde schon Ausgaben kürzen und Steuern erhöhen? Welcher
Fed-Vorsitzende würde schon die Zinsen so stark erhöhen, dass es eine
Rezession geben würde?
Niemand... einige Probleme können nicht"in Ordnung gebracht" werden.
Stattdessen bringen sie sich selbst in Ordnung. Und das tut weh.
Mehr News von Tom Dyson:
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Montag, 16. August 2004
Sind Sie ok?
von unserem Korrespondenten Tom Dyson, derzeit in Vancouver
"Sind Sie ok?" Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Ich
meine, was sagt man in so einer Situation? Ich fühlte mich so hilflos.
Mein Kollege Addison Wiggin hat mich während unseres Aufenthalts bei
einer Konferenz ("Agora Wealth Symposium") in Vancouver jeden Morgen
zum Frühstück eingeladen. Wir gingen dann immer zu"Elbow Rooms",
einem Restaurant, das damit wirbt, das es die Kunden unfreundlich
behandelt.
Wir waren gerade aus unserem Hotel Richtung"Elbow Rooms" losgegangen,
als wir quietschende Reifen hörten. Ein junges Mädchen war gerade von
einem Auto angefahren worden, und jetzt lag sie auf der Straße, direkt
vor uns. Das Mädchen war mit dem Kopf so stark gegen die
Windschutzscheibe des Autos geknallt, dass diese gebrochen war.
Sie selbst war ok - sagte sie, als sie aufstand und sich am Kopf
kratzte. Sie sah sehr durch den Wind aus. Es war so, als ob sie gar
nicht realisiert hätte, was gerade passiert war. Dem Fahrer ging es
ähnlich... er stand einfach da, mit dummen Gesichtsausdruck. Bald
kamen mehr Leute... sie formten einen Kreis um beide herum und
starrten sie an."Alles in Ordnung?" wiederholten sie alle. Niemand
wusste, was er tun sollte.
Sind Sie ok? Das war auch der Titel eines Vortrags von Steve Sjugerrud
beim Agora Wealth Symposium. Er erzählte eine Anekdote, in der er
diese Frage einer Gruppe von indonesischen Zentralbannkern gestellt
hatte.
Diese Männer versuchten, mit den ersten wirtschaftlichen Problemen
ihres Landes klarzukommen. Er wollte wissen, wie sie ihre Schulden
zurückzahlen wollen, die Defizite reduzieren würden und das Vertrauen
in die eigene Währung wiederherstellen könnten. Nach einer längeren
Pause blickte der Älteste der indonesischen Zentralbanker Steve
Sjuggerud an und sagte:"Haben Sie dazu Vorschläge?"
Der Vortrag von Steve Sjuggerud war großartig... denn er ist ein Mann
mit zahlreichen Ideen und Vorschlägen. Eine seiner eher kontroversen
Ideen bezieht sich auf Anleihen. Er denkt, dass die Renditen noch
deutlich tiefer fallen könnten, bevor sie steigen werden.
Sind Sie ok? Die Zuhörer hätten zu diesem Zeitpunkt vielleicht an der
geistigen Gesundheit von Steve Sjuggerud zweifeln können. Denn ist die
US-Regierung nicht außerordentlich verschuldet? Beschleunigt sich
nicht die Inflation? Werden China und Japan nicht ihre Dollar-Reserven
abstoßen, wenn sie realisieren, wie finanziell verantwortungslos sich
die US-Politik verhält? Sind das nicht alles Faktoren, die für
steigende US-Zinsen sprechen? Und haben die Kurse am US-Anleihenmarkt
nicht bereits begonnen, zu fallen?
"Vielleicht nicht", so Sjuggerud."Jeder hasst derzeit
US-Staatsanleihen und denkt, dass deren Renditen nur steigen
können... aber vielleicht ist das eine gefährliche Haltung."
Um das zu illustrieren, zeigte Steve Sjuggerud einige Charts. Auf dem
ersten zeigte er die Entwicklung der Rendite der japanischen
10-jährigen Staatsanleihen, und darüber legte er die Entwicklung der
Rendite der amerikanischen 10-jährigen Staatsanleihen. Er legte beide
Charts so, dass sie beide jeweils mit dem Platzen der
Spekulationsblase am Aktienmarkt begannen. In den USA war das im Jahr
2000 der Fall, in Japan 1989/1990. Dadurch ergab sich eine Verzögerung
um ca. 10 Jahre.
Auf dem zweiten Chart zeigte er die Entwicklung der Rendite britischer
Staatsanleihen von 1720 bis heute und die Entwicklung der Rendite
amerikanischer Staatsanleihen von 1795 bis heute. Der langfristige
Durchschnitt liegt bei 4,7 %."Das zeigt, historisch gesehen, dass die
Rendite der US-Staatsanleihen nicht besonders niedrig ist", so
Sjuggerud.
Es ist immer eine schlechte Idee, das Gegenteil von dem zu tun, was
Sjuggerud vorgeschlagen hat. Nun, ich selbst bin letzte Woche bei
US-Staatsanleihen short gegangen. Und trotz der Gefahr, dass ich nun
das Gegenteil von dem tue, was Steve Sjuggerud vorgeschlagen hat,
werde ich an meiner Position festhalten... fürs erste.
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Montag, 16. August 2004
Ein großartiges Land!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in den USA unterwegs
Meine Familie und ich befinden uns weiter auf großer USA-Rundreise.
"Ich bin 94 Jahre alt", sagte ein Mann am Flughafen
Er sah nicht wie 94 aus. Ich wollte einen Beweis. Er zeigte mir seinen
Führerschein. Tatsächlich, Geburtsjahr 1910.
Wenn die Alten, die Toten und die fast-Toten sprechen, dann höre ich
zu.
"Das hier ist ein großartiges Land", sagte er.
"Wie meinen Sie das?"
"Ich bin 94 Jahre alt", kam als Antwort.
"Nun, ja... aber inwiefern ist das hier ein großartiges Land? Was
meinen Sie damit?"
"Glauben Sie mir nicht? Hier... habe ich Ihnen nicht meinen
Führerschein gezeigt?"
Und er zeigte ihn mir noch einmal.
"Nein, ich habe nur gefragt, was Sie damit meinten, als Sie sagten,
dies sei ein großartiges Land", schrie ich.
"Ich bin nach dem Krieg hierher gekommen. Wissen Sie (natürlich wusste
ich es nicht), dass ich 5 Sprachen spreche? Ich bin aus der
Tschechoslowakei hierher gekommen. Ich war Ingenieur."
"Das ist ein großartiges Land... aber es ist nicht so großartig...
ehrlich gesagt würde ich gerne in mein altes Land zurückgehen...
wissen Sie, da, wo ich herkam..."
"Was meinen Sie damit... warum sagen Sie, dass die USA doch nicht 'so
großartig' sind?"
"Ich bin 94 Jahre alt... wollen Sie meinen Führerschein sehen? Der
beweist das."
"Nein, ich glaube Ihnen. Aber Sie sehen nicht einen Tag älter als 93
aus." (Ab diesem Zeitpunkt hatte ich realisiert, dass er vielleicht 5
Sprachen sprechen, aber kaum eine einzige verstehen konnte.).
"Das Problem mit diesem Land ist, dass es zuviele Politiker hat.
Besser ist es, ein paar wenige zu haben... aber dafür sehr gute.
Selbst ein guter König ist besser als viele schlechte Politiker. Ich
habe sie alle gesehen. Bush und Kerry, das sind beide Stinker. Und
dennoch ist das hier ein großartiges Land..."
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Montag, 16. August 2004
CHACO CANYON
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Bis heute weiß man nicht, wo sie herkamen, der Indianerstamm der
Pueblo. Sie scheinen in Beziehung zu den Anasazi - auch 'Die Alten'
genannt - zu stehen. Man glaubt, dass sie Teil der großen Diaspora
sind, die vor 12.000 Jahren verschiedene Stämme aus Sibirien auf den
nordamerikanischen Kontinent brachte."
Elizabeth verkündete wieder einmal ihr Wissen. Sie erklärte dem Rest
der Familie den Ursprung der Chaco Canyon-Ruinen.
Eine Ansammlung von mindestens ein Dutzend Häusern, Speicher- und
Arbeitsgebäuden und religiösen Kammern hat man im Chaco Canyon-Canyon
gefunden. Einige dieser Gebäude haben Hunderte von Räumen - aber nicht
etwa kunterbunt zusammengestellt, sondern mit handwerklichem Geschick
und anhand eines Musters, das man offenbar im Vorhinein ausgearbeitet
hatte.
Anscheinend hat hier ein Klimawandel stattgefunden. Heutzutage ist der
Ort so trocken wie das Grab eines Pharaos. Es scheint unmöglich zu
sein, hier zwölf Menschen am Leben zu halten, geschweige denn 5.000.
"Die Sibirier waren nicht die ersten, die nach Amerika kamen", fuhr
Elizabeth fort."Man hat Knochen gefunden, die einer noch älteren
Rasse angehören. Aber nicht genug Knochen um zu einer Schlussfolgerung
über ihre Herkunft zu kommen. Sie stellen ein Rätsel dar und sind eine
Quelle für viele wissenschaftliche Auseinandersetzungen."
Navajo, Pueblo, Apachen und andere Stämme nennen sich selbst
"amerikanische Eingeborene". Die Bezeichnung"Indianer" mögen sie
nicht, weil es sie an die Bevormundung der ersten europäischen
Eroberer erinnert - die sie Indianer nannten, weil sie dachten, sie
sein in Indien gelandet.
"Warum nennen sie sich"amerikanische Eingeborene?", wollte Henry
wissen."Sind sie nicht ebenso wie die Weißen nach Amerika immigriert,
nur früher?"
Henry hat Recht. Die erste Bezeichnung war falsch, aber auch die
zweite ist eine Lüge. Die"Amerikanischen Eingeborenen" sind
Immigranten, genau wie alle anderen. Und genau wie die europäischen
Einwanderer haben sie wahrscheinlich die Vorgängerstämme - eine
Menschengruppe, von der es wenig Überbleibsel gibt - gejagt,
ausgerottet, verseucht oder einfach vertrieben.
"In New Mexico waren sie vor mindestens 12.000 Jahren", so unser
Reiseführer."Man hat das Skelett eines riesigen, ausgestorbenen
Bisons gefunden. Es hatte Pfeilspitzen in den Knochen. Mit der
Radiokarbonmethode hat man das Alter der Knochen bestimmt. Außerdem
ist diese Spezies schon seit 10.000 Jahren ausgestorben.
"Die Bewohner dieser Gegend waren über einen sehr langen Zeitraum
Sammler und Jäger. Aber sie hatten scheinbar Kontakt zu anderen
Völkern aus dem Süden. Von ihnen erhielten sie Grassamen und später
auch Mais. Allmählich pflanzten sie mehr und mehr und gingen immer
seltener auf die Jagd. Zuerst lebten sie in Höhlen, erst später
begannen sie Steinhäuser zu bauen - etwa vor 1.000 Jahren."
Wir sahen uns 'Pueblo Bonito' an, die eindrucksvollste der
Anasazi-Städte. Dann kletterten wir in die Felsen, um einen
Spaziergang am Tafelberg zu machen. Der Pfad ging aufwärts.
"Müssen wir das machen?", fragte Jules. Die Augustsonne in der Wüste
hatte uns müde gemacht, bevor es richtig losging.
"Ja" antwortete Elizabeth."Es wird euch gut tun. Ich werde euch mehr
über die Gegend erzählen."
Als wir an einer anderen Touristengruppe vorbeikamen, hörten wir sie
diskutieren.
"Sie haben die Gebäude vor 1.000 Jahren gebaut" sagte einer.
"Wann war das römische Reich?", fragte ein anderer.
"Vielleicht zur Zeit der Ägyptischen Pharaonen", schlug ein dritter
vor.
"Das war auch zur Zeit des griechischen Reichs", gab der zweite wieder
zu denken.
"Oh, mein Gott." Elizabeth war entsetzt. Diese Menschen waren dermaßen
ungebildet. Wir hatten typische Exemplare von Banausen und Dummköpfen
vor uns. Sie sollten sich schämen. Jedes Kind weiß, dass die Römer
Jesus getötet haben. Wir sind im Jahr 2004. Also müssen die Römer vor
etwa 2000 Jahren gelebt haben, nicht vor 1000. Und die Griechen und
Ägypter waren sogar noch früher.
"Diese Stadt wurde zu selben Zeit gebaut, als William, Herzog der
Normandie, England eroberte. Es war auch etwa zu der Zeit, als die
Kathedrale von Notre Dame fertig gestellt wurde.
"Mom", Jules stellte sich auf die Seite der Dummköpfe."Sie wussten
also nicht, was vor 1000 Jahren war. Na und? Was macht das für einen
Unterschied? Du denkst du bist besser, nur weil du ein paar Daten im
Kopf hast und die Geschichte etwas kennst."
"Darum geht es nicht", antwortete seine Mutter."Aber man muss über
ein Basiswissen verfügen. Sonst kann man die kleinsten kulturellen und
historischen Zusammenhänge nicht verstehen. Lasst uns weitergehen..."
Wir marschierten weiter. Ich als Familienvater schritt voran, während
sich Elizabeth um unsere Allgemeinbildung kümmerte.
Wir waren schon seit zwei Stunden durch die Felslandschaft geklettert.
Wir dachten nur noch an Wasser. Ob der Spaziergang Jules wirklich gut
tat, wissen wir nicht. Aber nach einigen Stunden strammen Wanderns,
machten wir uns allmählich Sorgen um seine Gesundheit. Sein Gesicht
war purpurrot. Keiner von uns war es gewohnt, sich in dieser Höhe und
bei dieser Hitze sportlich zu betätigen. Die Wüstensonne hatte alle
Flüssigkeit in uns aufgesogen.
"Trink noch etwas Wasser", rieten wir ihm.
"Es ist nichts mehr da."
"Wie das? Wie können unsere Wasservorräte so schnell aufgebraucht
sein?"
Wir sahen im Rucksack nach. Nur noch eine Flasche war übrig und nur
noch ein bisschen Wasser befand sich in ihr. Es reichte gerade für
einen Schluck für jeden von uns aus. Unsere Pariser Familie hatte
unterschützt, wie viel Wasser sie benötigen würde. Wenn wir so
weitermachen würden, würden wir wahrscheinlich Kandidaten für den
Darwin Award werden - ein Preis der posthum an Leute vergeben wird,
die in besonders schwachsinniger Weise den Gen-Pool aufbessern.
"Wir müssen zurück gehen", sagte ich meinen Kindern.
"Ja, aber wir haben einen langen Weg vor uns", sagte Jules, der sich
schon sein eigenes, von Aasgeiern abgeknabbertes Skelett am Wegesrand
vorstellte.
"Übrigens Mom", fuhr Jules fort"erinnerst du dich an die Touristen,
die das römische Weltreich nicht historisch einordnen konnten? Nun,
sie haben jedenfalls genug Wasser dabei."

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