- Schulden sind nicht die Steuern von morgen! - R.Deutsch, 17.08.2004, 10:54
- Re: Schulden sind nicht die Steuern von morgen! / Heute und Zukunft - Student, 17.08.2004, 11:42
- Schon, aber die Sache läuft ja noch. - zucchero, 17.08.2004, 11:51
Re: Schulden sind nicht die Steuern von morgen! / Heute und Zukunft
-->Hi Reinhard!
>man hört häufig diesen Satz, dass Staatsschulden die Steuern von morgen seien und wir damit in unverantwortlicher Weise unsere Kinder und Enkel belasten würden. Dottore z.B. schreibt in einem Beitrag:
>Man müsste also nicht sagen:"Schulden sind die Steuern von Morgen", sondern"Schulden sind die (heute noch nicht verbuchten) Schulden von Morgen".
>womit er auch unterstellt, dass die eigentliche Belastung in die Zukunft verlegt werde.
Das Problem liegt u.a. in Deinem Umgang mit den Wörtern"Heute" und"Zukunft".
Auch 1975 gab es ein"Heute" (von jetzt aus gesehen"damals") und ein"Zukunft".
Wir leben heute, von 1975 aus betrachtet, in der Zukunft.
Und die Steuern (Abgaben) sind heute"etwas" höher als 1975. Insofern belasten
uns heute die 1975 gemachten Staatsschulden schon.
Das Prinzip bleibt so lange so, bis"der Krug bricht". Ich finde, so gesehen hat
Dottore durchaus recht.
>In Wahrheit handelt es sich aber nicht um eine Belastung in der Zukunft (die den Meisten wohl ziemlich egal ist), sondern um einen raffiniert verschleierten Diebstahl heute.
Heute, und in den vergangenen Jahren, gab und gibt es Leute, die vorzüglich von
gezeichneten Staatsanleihen leben, indem sie Zinsgutschriften in Sozialprodukt
tauschen. Ganz real. Dieses Sozialprodukt ist natürlich auch von jetzt lebenden
erstellt worden.
Du liegst also nicht völlig falsch, aber erst dann richtig richtig, wenn die
Kette reißt, wenn Illusionen platzen. Wenn Menschen nicht mehr erhalten, was
Ihnen versprochen wurde. Dann erst tritt der"echte" Betrug zu Tage.
Und genau dann, wenn Illusionen platzen, wird es oft äußerst ungemütlich.
Möglich ist natürlich auch, daß es dann heißt: Ooch, da haben wir halt Pech
gehabt.
Und alle bleiben brav und zahm. Nur ist dies nicht ausgesprochen wahrscheinlich.
Gäbe es den"Superkapitalisten", der den Staat finanziert, dann wäre der Gläubiger
wirklich Schuldner seiner selbst. Es zerfällt aber in unterschiedliche
Individuen.
>Der Darlehensempfänger Staat kauft heute reale Leistung damit für sich und seine Staatsdiener und verspricht Gegenleistung in der Zukunft. Wenn die zukünftige reale Gegenleistung nicht erfolgt (und alle Kundigen sind sich wohl einig, dass Staatsschulden nie zurückbezahlt werden) ist der heutige Darlehnsgeber der Bestohlene.
Nö, nur wenn"heute" die Kette reißt. Es kann doch sein, daß erst der morgige
Darlehensgeber der Bestohlene (Betrogene) ist.
Aber: raffiniert ist die Sache, da stimme ich Dir wieder zu.
>Mit anderen Worten, Staatsanleihen sind Diebstahl heute und nicht Steuern von Morgen. Die Käufer von Staatsanleihen lassen sich allerdings freiwillig bestehlen, weil sie an Zinserträge glauben.
Nö, Staatsanleihen werden aller Wahrscheinlichkeit irgendwann in Betrug münden.
Wer weiß schon, wann das sein wird.
Und sehr viele Käufer von Staatsanleihen (vergangene Jahrzehnte) brauchten nicht
an Zinsen zu glauben, sondern haben sie genüßlich (es sei ihnen gegönnt) als
Sozialprodukt konsumiert.
>Fröhliches Selbsttäuschen wünscht
Ach nein, warum sollten wir uns selbst täuschen. Natürlich irrt man hin und wieder.
Aber wir sind doch hier, um klar zu machen, wo wir getäuscht w e r d e n.
Hilf hierbei doch mit!
Lb Gr
der Student

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