- The Daily Reckoning - The Plug Factor (Richebächer) - Firmian, 19.08.2004, 18:31
- Re: Die Mega-Tsunami (Alaska, Kanaren) sehr interessant - Danke! (o.Text) - dottore, 19.08.2004, 18:42
- Gegenargumente (o.Text) - Aristoteles, 19.08.2004, 21:12
- Re: The Daily Reckoning - Nette Menschen - Firmian, 20.08.2004, 10:04
Re: The Daily Reckoning - Nette Menschen
-->Nette Menschen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die Amerikaner hängen immer stärker von der Freundlichkeit der
Ausländer ab.
Das amerikanische Rekord-Außenhandelsdefizit im Juni -54,8 Milliarden
Dollar - musste von Ausländern finanziert werden. Wie Japan. Und
China.
Das US-Haushaltsdefizit für Juni - fast 70 Milliarden Dollar - musste
auch von jemandem finanziert werden. Und auch hier wiederum Dank an
die Ausländer.
Jedes andere Land, das so hohe und chronische Defizite haben würde,
würde sofort die Empfehlung"Verkaufen!" erhalten. Man würde die
Währung und die Anleihen dieses Landes so schnell wie möglich
loswerden wollen. Aber die Amerikaner denken, dass ihr Land etwas
Besonderes ist; die Regeln, Prinzipien und Beschränkungen, die für
andere gelten, gelten nicht für Amerika, sagen sie - denn sie meinen,
dass sie außergewöhnlich sind!
Und nebenbei: Auch die Ausländer scheinen das zu denken. Sie sparen;
die Amerikaner geben das Geld aus. Aktuell sind fast 80 % der
Ersparnisse der gesamten Welt notwendig, um den Amerikanern das
Konsumieren auf gewohnt hohem Niveau zu ermöglichen. Das Ausland
produziert; Amerika konsumiert; niemand kann das besser. Das Ausland
baut Fabriken und Produktionsanlagen; auch wir (denn ich bin ja
schließlich auch ein Amerikaner) bauen - und zwar Häuser und
Einkaufszentren.
Diese Beziehung - zwischen Amerika und den Ausländern, besonders den
Chinesen - soll eine"Symbiose" sein. Durch sie sollen beide Seiten
das bekommen, was sie wollen. Mit anderen Worten: Eine
"win-win"-Situation.
Mal sehen... die Chinesen bekommen neue Fabriken, Arbeitsplätze,
höhere Löhne, Gewinne, neue Technologien, Ersparnisse, Kapital, Know
How. Wir Amerikaner VERLIEREN Jobs, Ersparnisse, Kapital, Fabriken,
Gewinne undsoweiter. Aber wir bekommen... hmmm... Fernseher mit
Großbildschirm, Game Boys, Spielzeug und alles andere, was man bei
Wal-Mart in den Regalen findet. Und Schulden. Jede Menge Schulden. Das
letzte Mal, als ich nachgesehen habe, waren es insgesamt 32 Billionen
Dollar Schulden.
Nun, das scheint mir ein ziemlich guter Deal zu sein. Was denken Sie,
liebe(r) Leser(in)?
Die Ausländer besitzen immer mehr von dem, was einmal für die
Amerikaner Reichtum produzierte. Als Ronald Reagan ins Weiße Haus kam,
da hielten die Ausländer US-Vermögensanlagen im Wert von weniger als
15 % des amerikanischen BIPs. Heute liegt dieser Wert bei über 78 %.
Tendenz schnell wachsend. Im Juni haben die Ausländer für 71,8
Milliarden Dollar US-Vermögensanlagen gekauft, nach 65,2 Milliarden
Dollar im Mai. Am meisten wurden US-Staatsanleihen gekauft. Und der
größte Teil davon wurde von Japan und China gekauft.
Das führt dazu, dass die US-Wirtschaft - und auch die
Präsidentschaftswahlen - größtenteils von ausländischen Händen
abhängig sind. Denn wenn z.B. die Chinesen oder Japaner sich dazu
entschließen sollten, ihre US-Staatsanleihen zu verkaufen, dann würde
das ganz bestimmt die Zinsen steigen lassen, was die Spekulationsblase
am US-Immobilienmarkt platzen lassen würde und George W. Bush
wahrscheinlich das Weiße Haus kosten würde.
Zum Glück für die Amerikaner sind die Ausländer so nette Menschen.
Mehr News aus Baltimore:
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Donnerstag, 19. August 2004
Mega-Tsunami
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in Baltimore
1953 reisten zwei Geologen nach Lituya Bay, Alaska, um dort nach Ã-l zu
suchen. Sie fanden allerdings kein Ã-l. Stattdessen fanden sie Beweise
für eine verheerende Naturkatastrophe, die vorher noch nie
dokumentiert worden war.
Es sah so aus, als ob eine massive Flutwelle, mindestens 100 Meter
hoch, auf die Küste eingeschlagen war.
Das waren nur Vermutungen, bis die Wissenschaftler 1958 den Beweis für
das, was sie suchten, erhielten. Ein ganzes Kliff war abgerissen und
in die Bay gefallen - was eine Welle produziert hatte, die eine
Drittel Meile, also rund 500 Meter, hoch gewesen war. Höher als jeder
Wolkenkratzer auf der Welt!
Jetzt greift ein britischer Wissenschafter seine Regierung an, da sie
nichts gegen eine vergleichbare Gefahr im Atlantik unternimmt."Ein
Felsblock von der doppelten Größe der Isle of Man könnte abbrechen,
und mit 350 km/h ins Meer fallen", so das Benfield Hazard Research
Centre."Die Disintegration des Felsens würde dazu führen, dass sich
der Schotter bis zu 60 km von der Insel entfernt verbreiten würde. Die
Energie, die durch diesen Kollaps freigesetzt würde, wäre gleich groß
wie der Energieverbrauch der gesamten USA in einem halben Jahr."
Die Insel, um die es geht, ist ein aktiver Vulkan mit Namen Cumbre
Vieja on La Palma, der zu den Kanarischen Inseln gehört. Die westliche
Flanke des Vulkans könnte während einer Eruption instabil werden.
1949, bei der letzten Eruption, öffnete sich schon ein gut 3 Meter
langer Riss."Wir haben herausgefunden, dass bereits ein relativ
geringer Temperaturanstieg (...) zu sehr großen Veränderungen beim
Wasserdruck führen könnte. Dieser Wasserdruck könnte groß genug
werden, um zu einem Kollaps des gesamten Vulkans zu führen. Das
bedeutet natürlich, dass der nächste Kollaps letztlich mit einem
Vulkanausbruch zusammenhängt."
Dieses Naturereignis nennt sich"Mega-Tsunami". Diese Ereignisse
treten dann auf, wenn massive Felsblöcke ins Meer stürzen.
Wissenschaftlicher sind besorgt, denn der größte Mega-Tsunami könnte
in der näheren Zukunft in Richtung amerikanische Ostküste auftreten.
"Ihre Untersuchungen (der Experten vom University College London)
sprechen dafür, dass die Karibik und die Ostküste der USA den größten
Teil der Zerstörung abbekommen würden", so BBC,"aber Hochwasser
könnte auch große Teile der britischen Westküste überschwemmen."
Schweizer Wissenschaftler haben komplexe Modelle geschaffen, um dieses
Phänomen zu analysieren. Sie können sich vorstellen, dass eine mehrere
Hundert Meter hohe Flutwelle von 20 bis 28 Meilen Länge mit einer
Stundengeschwindigkeit von 450 km/h Richtung Nordamerika brausen
könnte.
Cumbre Vieja ist seit 1646 drei Mal ausgebrochen. Niemand weiß, wann
der nächste Ausbruch erfolgen könnte..."Besucher der Kanarischen
Inseln und Nordamerikas sollten ihren Urlaub nicht absagen", rät BBC.
"Es ist unwahrscheinlich, dass die nächste Eruption in den nächsten
Jahrzehnten erfolgen wird, und es könnten noch viele Eruptionen
notwendig sein, bis die Flanke des Vulkans in den Atlantik gedrückt
wird. Das Problem ist, dass die Wissenschaftler nichts Genaues sagen
können."
Wir hier beim Investor's Daily planen nicht, diesbezüglich sofort zu
handeln... und ich würde auch meinen Urlaub auf den Kanarischen
Inseln nicht absagen. Wir Sie als regemäßige(r) Leser(in) wissen, bin
ich mehr auf den"Mega-Tsunami", der sich der Wall Street nähert,
fokussiert.
Aber gestern war kein Zeichen eines finanziellen Tsunamis zu sehen -
die Aktienkurse stiegen. Der Dow Jones um 1,1 %, der Nasdaq-Composite
sogar um 2 %. Auch der Goldpreis ist gestiegen, und er hat jetzt mehr
Abstand zwischen sich und die Marke von 400 Dollar gebracht.
Wenn ich von einer Eruption auf den Kanarischen Inseln hören werde,
dann habe ich hoffentlich immer noch genug Zeit, meine Situation hier
in Baltimore - an der amerikanischen Ostküste - zu überdenken. Aber
seien Sie versichert: Sie werden den Investor's Daily unabhängig davon
weiter erhalten. Und noch etwas: Ich möchte Sie bitten, bin Laden
nichts von diesem Riss zu erzählen...
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Donnerstag, 19. August 2004
Zurück in Europa
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, zurück in Europa, in Paris
..
Ich bin zurück in Frankreich! Aber ich grüble immer noch über meine
längere Nordamerika-Reise nach. Unsere (ich war mit meiner Familie
gereist) Reise begann an der Ostküste Kanadas, und endete an der
Westküste Kanadas. Zwischendrin waren wir durch die USA gefahren, bis
tief in den Süden.
Was wir auf dieser Reise gelernt haben?
Nordamerika ist beeindruckend. Großartig. Schön. Und zu einem großen
Teil menschenleer.
Die Amerikaner haben sich einen Lebensstil geschaffen, der
gleichzeitig Schund und raffiniert ist... überschwänglich und
beschränkt... anziehend und unverständlich, alles zugleich.
Ich habe nie verstanden, warum z.B. jemand in Aztec, New Mexico, bei
einem Restaurant mit Namen"Hog's" anhält (mit dem Foto eines Schweins
als Werbung). Oder warum jemand in einer typischen amerikanischen
Vorstadt leben will. Oder wieso die Amerikaner wirklich hart arbeiten,
aber dennoch jedes Jahr ärmer werden. Sie haben einen Lebensstandard,
den sich nur wenige Menschen in der Welt leisten können - noch nicht
einmal die Amerikaner selbst.
Die Amerikaner sind vernünftige Menschen, die in einer unvernünftigen
Einbildung verfangen sind.
Sie glauben, dass die normalen Gesetze der Wirtschaft oder des fair
play für sie nicht gelten. Wenn irgendein anderes Land versuchen
würde, so über seine Verhältnisse zu leben und soviel Geld auszugeben,
dann würden wir sagen: Dieses Land wird Probleme bekommen. Die
Amerikaner vergeben sich selbst; denn sie glauben, dass sie so vom
Glück gesegnet sind, dass sie niemals ihre Schulden zurückzahlen
müssen.
Oder stellen Sie sich vor, Deutschland würde entscheiden, dass ein
"Regimewechsel" in Südafrika notwendig wäre! Oder dass Marokko sich
dazu entscheiden würde, Tunesien anzugreifen, weil die Tunesier
angeblich selbst einen Angriff vorbereiteten? Wir würden das
unentschuldbar arrogant und unentschuldbar aggressiv finden.
Aber wir Amerikaner (ich bin ja selbst einer!) entschuldigen unsere
eigene Aggression, genauso wie unsere eigene Extravaganz. Wir sind die
Beschützer des Weltfriedens - so glauben wir -, und wir sind von
unserem Erschaffer mit irgendeiner besonderen Pflicht ausgestattet
worden. Der Pflicht, das Geld der Welt auszugeben, und den anderen zu
sagen, was sie tun sollen.
"Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit", schrieb Michael A.
Ledeen,"hat ein einziges Volk die Chance, mit einer neuen Art von
Gesellschaft zu experimentieren, die von einer neuen Art Menschen
bewohnt wird, angetrieben von einer neuen Art von Ethos..."
"Wir werden nicht länger von unserer jugendlichen Schwäche behindert,
wir können unsere nationale Mission über unsere nationalen Grenzen
hinaus ausdehnen... es gibt niemanden, der uns aufhalten kann, außer
uns selbst."
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Donnerstag, 19. August 2004
Chancen in Asien
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Selbst bei schwierigem Umfeld lässt sich Geld verdienen (in Asien)",
schreibt mein alter Freund Martin Spring. Ich zitiere ihn:
"Besonders mit asiatischen Immobilien. Zig Millionen Menschen ziehen
jedes Jahr vom Land in die Städte, was zu einer enormen Nachfrage nach
Wohnungen führt. Und anders als im produzierenden Gewerbe gibt es im
Immobiliensektor asiatischer Länder keinen Wettbewerb aus China.
Besonders in Indien ist der Immobilienmarkt sehr unterentwickelt,
weshalb es dort 'große Chancen' gibt."
"Der Tourismus ist die vielversprechendste Wachstumsindustrie Asiens.
Die asiatische Mittelklasse wird immer größer und immer reicher, und
sie hat Zeit und Geld für Freizeitaktivitäten. In den letzten 5 Jahren
hat sich die Zahl der Chinesen, die im Ausland Urlaub machen, auf 16
Millionen verdoppelt Marc Faber prognostiziert, dass bis zu 100
Millionen Chinesen andere chinesische Länder besuchen werden."
"Rohstoffe. Wenn man eine Nation hat, in der eine schnelle
Industrialisierung stattfindet, dann explodiert der Bedarf für
Rohstoffe. Chinas Stahlindustrie ist bereits jetzt größer als die von
Japan und den USA zusammen, und der Anteil Chinas an der weltweiten
Kupfernachfrage ist in einem Jahrzehnt von 6 auf 27 % gestiegen."
"Der asiatische Ã-lverbrauch wird sich wahrscheinlich verdoppeln, von
20 auf 40 Barrel pro Tag, in den nächsten 10 Jahren."
"Ein steigender Lebensstandard wird auch zu einer explodierenden
Nachfrage nach Nahrungsmittelimporten führen. Das gilt besonders für
China, denn dort geht die landwirtschaftliche Produktion zurück. Ein
Beispiel liefert Marc Faber: Taiwan konsumiert pro Person und Jahr 81
Kilo Fleisch, in China sind es nur 15 Kilo."
"Dienstleistungen. Die wachsende Mittelklasse wird auch überall in
Asien verstärkt Dienstleistungen in den Bereichen Finanzen, Werbung,
Vertrieb, Gesundheit, Unterhaltung und Medien nachfragen."
"Lokale Unternehmensgiganten werden entstehen, die die bestehenden
multinationalen Konzerne herausfordern werden. Genau das passierte ja
auch in Japan in den 'Wunderjahren', und zuletzt ist es in Korea
passiert."
"Es muss nicht notwendigerweise die richtige Zeit sein, um gerade
jetzt auf diese Märkte zu stürmen, denn die US-Zentralbank hat eine
kolossale weltweite Spekulationsblase geschaffen, in Asien genauso wie
anderswo. Und es ist vorstellbar, dass diese Blase im laufenden oder
im nächsten Jahr platzen wird."
"Allerdings sollte das nicht die langfristigen Perspektiven von
Investments in Asien verschlechtern."
"Das amerikanische Wirtschaftswachstum ist durch den Konsum
angetrieben worden, der wegen der lockeren Geldpolitik und nicht wegen
mehr Arbeitsplätzen und mehr Gewinnen künstlich hoch war."
"Im Gegensatz dazu wird das Wachstum Asiens durch eine
Industrialisierung angetrieben, und die Entwicklung in China und
Indien ist so dramatisch, wie es die Transformation der USA im 19.
Jahrhundert war. Von einer kleinen Kolonialwirtschaft mit 4 Millionen
Einwohnern hin zur größten Wirtschaftsmacht der Welt."

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