- The Daily Reckoning - The Day the Earth Stood Still (Bonner) - Firmian, 23.08.2004, 18:41
- Re: The Daily Reckoning - Seit Monaten... - Firmian, 24.08.2004, 09:10
- Re: The Daily Reckoning - Seit Monaten... - H.P., 24.08.2004, 15:02
- Re: The Daily Reckoning - Seit Monaten... - Firmian, 24.08.2004, 09:10
Re: The Daily Reckoning - Seit Monaten...
-->Seit Monaten...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Seit Monaten
.. pendelt der Dow Jones mehr oder weniger stark um die Marke von
10.000 Punkten.
.. pendelt der Goldpreis mehr oder weniger stark um die Marke von 400
Dollar.
.. pendelt die US-Wirtschaft um eine"Erholung" herum. Eine wirkliche
Erholung benötigt reales Ausgaben von realem Geld. Aber reales Geld
muss von realen Arbeitsplätzen kommen. Und von denen gibt es nicht
genug. Die Realeinkommen fallen immer noch.
Aber es ist immer noch Sommer, und die Leute haben bessere Dinge, über
die sie nachdenken.
Aber vor kurzem hat der Ã-lpreis Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die
Leute gehen in Sommerferien. Sie packen das Auto voll und fahren los -
zur nächsten Tankstelle. Da merken sie, dass der Benzinpreis deutlich
angezogen ist.
Der Benzinpreis mag Ihnen relativ egal sein, liebe(r) Leser(in), aber
für viele Menschen macht er einen großen Teil ihrer Ausgaben aus. Und
gerade in Amerika kommen viele Familien gerade so über die Runden - da
wirkt sich ein gestiegener Benzinpreis sehr fühlbar aus.
Der Ã-lpreis nähert sich der Marke von 50 Dollar je Barrel. Analysten
meinen, dass er bald über 50 Dollar stehen wird. Woher sie das wissen,
das ist für mich ein Rätsel... aber der Ã-lpreis sieht so aus, als ob
er den Weg in diese Richtung eingeschlagen hätte.
"Er steigt, weil sie nicht soviel haben, wie sie dachten", erklärt
Merryn Somerset-Webb."Erinnern Sie sich daran, dass die OPEC nach der
letzten 'Ã-lkrise' ein Quotensystem aufgestellt hat? Die Quoten wurden
auf Basis der Ã-lreserven der jeweiligen Länder festgesetzt. Deshalb
hat natürlich jeder gelogen, was die eigenen Ã-lreserven anging. Und
obwohl sie alle im letzten Vierteljahrhundert wie verrückt Ã-l aus der
Erde gepumpt haben, haben sich ihre Reserven niemals verringert. In
einigen Fällen sind die Reserven sogar gestiegen. Und jetzt werden sie
dazu gezwungen, einzuräumen, dass sie nur ungefähr die Hälfte der
Reserven haben, die sie offiziell angegeben hatten."
Wenn ich Ã-l verkaufen würde, dann würde ich auch mehr als 48 Dollar je
Barrel erhalten wollen. Das ist - angepasst um die allgemeine
Inflationsrate - immer noch weniger als der Preis, der zu Ende der
Carter-Jahre gezahlt wurde.
Aber damals sah die Welt auch noch anders aus. Das war noch vor Ronald
Reagan... die US-Handelsbilanz war noch nicht negativ... und die USA
waren noch nicht der größte Schuldner der Welt geworden.
Jetzt befinden wir uns schon im Jahr 2004. Und ich frage mich, wie es
weitergehen wird. Die Aktienkurse werden fallen, so meine
Einschätzung. Der Goldpreis wird sein Niveau halten oder steigen. Und
wenn die Amerikaner aus ihrem Urlaub zurückkehren und ihre Rechnungen
sehen werden, dann wird ihr Lebensstandard zurückgehen.
Mehr News... Tom?
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Montag, 23. August 2004
Auch ein Weg, Aktien zu pushen...
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in Baltimore
Warnung.
Mein Freund und Kollege Porter Stansberry hat mir eine Warnung vor
einer sogenannten"Pump and Dump"-Masche geschickt. Er schreibt:
"Vorsicht, wenn Du eine vertraulich klingende Frauenstimme auf Deiner
Mailbox hat, die sich anhört, als hätte sie die falsche Nummer
gewählt."
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC sagt, dass diese reizenden
Mailbox-Nachrichten überall in den USA hinterlassen werden. Die SEC
hat schon Hunderte von Beschwerden erhalten. Denn die weibliche
Anruferin tut so, als hätte sie aus Versehen eine Nachricht für eine
Freundin hinterlassen:"Ich habe einen heißen Aktientipp erhalten, bei
meinem Date mit dem Typen, der an der Börse arbeitet", sagt sie.
Hinter dieser ganzen Aktion steht der Versuch, den Aktienkurs dieses
erwähnten Wertes nach oben zu treiben.
"Was..." meinte mein Kollege Addison Wiggin laut, er spuckte fast den
Inhalt seiner zweiten Kaffeetasse aus."Sie Dir das an... der spielt
verrückt." Er hatte gerade bemerkt, dass der Erdölpreis die Marke von
48 Dollar durchbrochen hatte.
"Oh Mann. Weißt Du, Tom, als ich begann, hier zu arbeiten, da stand
der Ã-lpreis bei unter 10 Dollar, und der Goldpreis bei 235 Dollar je
Feinunze." Addison lamentierte wegen verpasster Chancen.
"Ich weiß, es ist eine Schande, dass Du da nicht investiert hattest",
stimmte ich zu."Und was ist mit dem Nasdaq? Du hast doch immer
empfohlen, den Nasdaq zu verkaufen, als er bei über 5.000 Punkten
stand... wenn Du Deinen eigenen Rat befolgt hättest, dann würdest Du
jetzt nicht hinter diesem Schreibtisch sitzen..."
"Nein - ich würde immer noch hier sein... oder wahrscheinlich eher in
Paris", konterte Addison."Ich würde das alles nur lockerer sehen...
weißt Du, mit meinen Prognosen, egal ob die nicht so korrekt
wären..."
Ein Sprecher von Platts - den Energiemarkt-Analysten - meinte zum
Ã-lpreis schon:"Jetzt denkt der Markt möglicherweise an die 60
Dollar."
- Gold stieg ebenfalls, auf die Marke von 410 Dollar und dann noch
weiter.
Steigende Ã-lkosten sind schlechte News für Aktien. Aber bis jetzt
haben die Investoren ein Auge zugedrückt. Wenn der Ã-lpreis über 50
Dollar steigen würde, dann würde sich das mehr wie ein blaues Auge
anfühlen.
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Montag, 23. August 2004
Richtige und falsche Gründe
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, zurück im Herzen Frankreichs
..
"Vielleicht können Sie mir erklären, warum irgendjemand eine Aktie nur
um des Besitzes willen halten will?" fragte mich ein Leser."Niemand
konnte mir das bis jetzt erklären."
"Sagen wir mal, ich sei ein 'Besitzer' von Coca-Cola oder General
Motors oder was auch immer - was soll's? Ich bekomme von denen doch
kein Gehalt. Diese Firmen können sich fantastisch gut entwickeln, und
ihre Gewinne können explodieren - aber für meine 1.000 Aktien erhalte
ich absolut nichts - außer vielleicht einer mickrigen Dividende."
"Die Theorie, dass Leute in Erwartung eines zukünftigen
Dividendenstroms Aktien halten, scheint absurd. Welcher vernünftige
Mensch würde schon 10 Jahre auf solche Zahlungen ohne Garantie
warten?"
"Es scheint alles auf der 'Theorie des größeren Idioten' zu beruhen -
darauf, dass irgendjemand meine Aktien noch stärker als ich selbst
besitzen will und bereit ist, dafür einen höheren Preis zu bezahlen.
Aber warum? In der Hoffnung, dass irgendjemand anderes später noch
mehr bezahlen will? Sagen Sie mir, wie unterscheidet sich das von der
'Tulpenmanie', die im 17. Jahrhundert die Niederlande ergriffen
hatte?"
Ich hatte mir dieselbe Frage gestellt.
Wenn man ein ganzes Unternehmen kauft, dann untersucht man es
sorgfältig und entscheidet dann, ob die Summe aller Unternehmensteile
das Geld, das man zahlt, wert ist. Diese Firma mag zwar keinen Gewinn
erzielen, aber vielleicht gefällt einem die Art und Weise, wie das
Morgenlicht im Zimmer des Vorstandsvorsitzenden durch die Vorhänge
fällt. Oder vielleicht kann man in den Firmenwagen dieser Gesellschaft
herumfahren... oder eine Geschäftsreise nach Milwaukee machen und
dann dort - auf Firmenkosten - in einem schönen Hotel übernachten.
Aber wenn man eine Aktie einer Gesellschaft kauft, dann hat man nur
die entfernteste Hoffnung, dass man jemals etwas dafür bekommen wird.
Die Dividendenrendite der im Dow Jones enthaltenen Aktien liegt nur
hauchdünn über 2 % - also unter der Inflationsrate. Wenn sich die
Aktienkurse nicht verändern, dann verliert man real Geld mit diesen
Aktien. Wenn man zu den heutigen Kursen Aktien kauft, dann setzt man
darauf, dass die Dinge nicht unverändert bleiben... nein, man setzt
darauf, dass sich die Lage und die Aktienkurse verbessern werden! Das
ist eine bemerkenswerte Wette.
Vor der Reagan-Ära... also bevor die Leute so optimistisch und
positive wurden, dass sie nicht mehr richtig denken konnten... war
das Kaufen von Aktien auf Leute begrenzt, die relative gut verstanden,
wie Aktien funktionieren. Sie wussten, dass Aktionäre
Minderheitsbesitzer sind - mit wenig Informationen und keiner realen
Macht. Sie wussten, dass die Unternehmen, deren Aktien sie kauften,
vielleicht kein Geld verdienen würden und dass sie selbst als
Aktionäre die Letzten in der Reihe sein würden, die davon etwas sehen
würden - nach den Insidern, den Angestellten, der Regierung, den
Rechtsanwälten und den Managern.
Diese Investoren der alten Schule waren keine Dummköpfe. Sie forderten
niedrige Kurse und hohe Dividenden, damit diese einen Ausglich für die
Risiken, die sie eingingen, gaben.
Allerdings"machen Märkte Meinungen". Als der Boom der 1980er und
1990er fortschritt, da sahen immer mehr Leute Aktien als eine
Möglichkeit an, Geld zu verdienen, ohne dafür arbeiten zu müssen. In
den Buchläden gab es immer mehr populäre Bücher über das Investieren
am Aktienmarkt. Namen wie der von Peter Lynch wurden bekannt. Und
graduell wurden immer mehr Leute zu Aktionären... mit immer mehr
Illusionen darüber, wie Aktien funktionieren.
"Die Leute kaufen Aktien, zuerst aus den richtigen Gründen, und dann
aus den falschen Gründen", wie Warren Buffett einmal erklärte.
Die Leute, die Aktien jetzt kaufen, kaufen sie aus den falschen
Gründen - so meine Meinung. Weil sie denken, dass die Kurse dieser
Aktien steigen werden. Viel Glück.
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Montag, 23. August 2004
Warum sollte man das nicht genießen?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
So ist unsere Welt; eine Verrücktheit führt zur nächsten. Ein Mann ist
aufgeregt und geht aus sich heraus, weil die Wirtschaft sich angeblich
mitten in einer"Neuen Ära" befindet... und dann fühlt er sich ein
bisschen erschöpft, wenn er entdeckt, dass auf die Neue Ära eine"Neue
Depression" gefolgt ist. Und die ganze Zeit über geht sein Leben
genauso weiter wie vorher. Sein Schnaps wird nicht besser, seine Frau
weder schöner noch hässlicher, seine Arbeit bleibt genauso geistlos
oder inspirierend wie zuvor.
Ich beschwere mich nicht darüber.
An dieser Stelle möchte ich Emerson zitieren, der vor rund 150 Jahren
schrieb:"Die meisten Menschen haben ihre Augen mit einem oder
mehreren Taschentüchern verbunden, und sie richten sich stattdessen
nach einer dieser gemeinsamen Meinungen (...). Ihre Wahrheit ist
nicht wirklich wahr. Ihre zwei ist keine wirkliche zwei, ihre vier ist
keine wirkliche vier; so dass jedes Wort, das sie sagen, mich
bekümmert, und ich weiß nicht, wie ich sie richtig einordnen soll. In
der Zwischenzeit ist die Natur nicht langsam dabei, uns mit der
Gefängnis-Uniform der Partei, an die wir uns halten, auszustatten. Wir
tragen eine solche Uniform ohne Gesicht und Figur, und schrittweise
eignen wir uns diese liebenswürdig dämliche Ausdrucksweise an..."
Was für eine bessere Zeit als jetzt gibt es, die Welt auszusperren und
das dumme Grinsen auf unserem Gesicht sein zu lassen? Jetzt, wo die
Welt, wie wir sie seit 5 Jahrzehnten kennen, zu einem Ende kommt?
Ich denke, dass der amerikanische Konsumentenkapitalismus dem
Untergang geweiht ist. Wenn er das nicht ist, dann sollte er es
zumindest sein. Die Trends, die nicht für immer weitergehen können,
scheinen zu einem Ende zu kommen. Die Konsumenten können sich nicht
immer weiter verschulden. Der private Konsum kann nicht einen immer
größeren Anteil des BIP ausmachen. Die Investitionen und
Unternehmensgewinne können nicht immer weiter fallen. Die Ausländer
werden die amerikanischen Konsumexzesse nicht immer weiter finanzieren
- zumindest nicht zum derzeitigen Dollarkurs. Und eine Papierwährung
wird gegen das reale Ding - Gold - nicht für immer ankommen können.
Amerika wird ein neues wirtschaftliches Modell finden müssen, denn es
kann nicht länger hoffen, sich den Weg in den Reichtum durch Konsum
und Schuldenmachen erkaufen zu können. Dieser Wechsel ist kein
zyklischer Wechsel, sondern ein struktureller, der eine lange Zeit
brauchen wird. Strukturelle Reformen - also solche, die die Art
ändern, wie eine Volkswirtschaft funktioniert - passieren nicht über
Nacht. Die Maschine des kollektivierten Kapitalismus widersetzt sich
Änderungen jeder Art. Die Fed versucht, das alte Modell mit immer
billigerem Geld aufrechtzuerhalten. Die amerikanische Regierung kommt
mit milliardenschweren Ausgabenprogrammen, die reale Nachfrage
simulieren sollen. Und die armen Kleinanleger - Gott segne ihre
gierigen kleinen Herzen - werden niemals den Traum des amerikanischen
Konsumentenkapitalismus aufgeben; das wird aus ihnen herausgequetscht
werden müssen.
Wie bereits der ehemalige Fed-Vorsitzende Paul Volcker gesagt hat:
"Das wird alles eines Tages adjustiert werden müssen." Warum sollte
man das nicht genießen?

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