- Deutsche Azubis verdienen im Schnitt 623 Euro - Alana, 24.08.2004, 09:36
- Re: Deutsche Azubis verdienen im Schnitt 623 Euro - Euklid, 24.08.2004, 10:02
- Re: Deutsche Azubis - kleine Statistik dazu - Vlad Tepes, 24.08.2004, 12:38
- Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben, zuviel zum zuhause wohnen - Sascha, 24.08.2004, 13:53
- Re: Zentrale Planwirtschaft - Zardoz, 24.08.2004, 14:07
- Re: Zentrale Planwirtschaft - Kris, 24.08.2004, 19:44
- Bravo, das ist die einzig richtige Antwort! Gott schütze uns vor den Kommunisten (o.Text) - vasile, 25.08.2004, 01:26
- Re: Zentrale Planwirtschaft - Sascha, 25.08.2004, 08:27
- Re: Zentrale Planwirtschaft -- Bitte nicht! - vasile, 25.08.2004, 13:26
- Re: Zentrale Planwirtschaft - Zardoz, 25.08.2004, 13:58
- Re: Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben... - manolo, 24.08.2004, 14:24
- Nebenbei bemerkt... - fridolin, 24.08.2004, 14:55
- Re: Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben... - Sascha, 24.08.2004, 16:42
- Re: Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben... - certina, 24.08.2004, 18:22
- Re: Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben... - Euklid, 24.08.2004, 19:12
- Ausbildungsvergütungen - Lehrgeld (Rente)... - LenzHannover, 24.08.2004, 23:33
- Re: Rente... - Zardoz, 24.08.2004, 23:48
- Ausbildungsvergütungen - Lehrgeld (Rente)... / Leistungsgerechtigkeit - Sascha, 25.08.2004, 08:22
- Re: Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben... - certina, 24.08.2004, 18:22
- Re: Zentrale Planwirtschaft - Zardoz, 24.08.2004, 14:07
- Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben, zuviel zum zuhause wohnen - Sascha, 24.08.2004, 13:53
Re: Ausbildungsvergütungen: Zuwenig zum alleine leben...
-->Hallo manolo!
Ich gebe dir vollkommen Recht. Du bist einer der wenigen der so denkt. Mein Cousin erzählte mir kürzlich während des Umzuges, daß in seiner Abiturstufe 80% ein neues oder fast neues Auto zum Abi erhalten haben. 10 % haben einen Zuschuss bekommen und nur 10 % keines.
Das Anspruchsdenken ist viel zu hoch. Man bedenke beispielsweise, daß viele Jugendliche es heute schon fast selbstverständlich sehen, daß die Eltern ihnen mit 14 oder 15 jungen Jahren eine Urlaubsreise nach Tunesien, Spanien oder Italien bezahlen. Und bei vielen wird das - obwohl die Eltern noch nicht mal Geld haben - auch noch gemacht. Ich habe schon Sachen mitbekommen in fremden Familien da konnte ich persönlich für mich nur noch den Kopf schütteln. Für was braucht ein 11-järhiger eines der neuesten Modelle von Nokia mit Vertrag(!). Viele Eltern verteidigen sich ja mit einem Scheinargument von wegen"damit das Kind erreichbar ist und Hilfe holen kann". Das ist ja gut und richtig. Aber dann tut's ein normales Handy ohne Vertrag auch. In vielen Familien geht der Handyboom soweit, daß Papi die Rechnung bezahlt. Das sind durchaus dann mal 30 Euro jeden Monat. Erst wenn's dann mal wieder 40 Euro sind wird Handyverbot angedroht was dann meist sowieso nicht umgesetzt wird.
Ich meine ich bin selbst erst 23 und mir ging es sicherlich nicht schlecht aber das Anspruchsdenken ist bei jungen Leuten in den neunziger Jahren so massiv gestiegen, daß selbst zwischen den Schülern in der siebten und elften Klasse schon regelrechte Welten liegen wenn man die Denkweise oder die Ansprüche betrachtet. Gerade in Bezug auf die Mobilität sind die Ansprüche gewaltig. Bei vielen muß ja mit 16 schon der Roller her. Das Anspruchsdenken hat meiner Meinung nach einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht als man den Samstagsunterricht abgeschafft hat. Da war ich in der sechsten oder siebten Klasse damals. Die Folge war klar: Alle Schüler hatten plötzlich im Schnitt zwei freie Tage mehr im Monat. D.h. zwei mal mehr ist das Wochenende richtig lang. Und wenn man natürlich an jedem einzelnen freien Tag etwas machen muß was Geld kostet braucht man mehr Geld. Es arbeiten heute z.B. nicht weniger Jugendliche nebenher als damals. Aber viele arbeiten ja nur weil sie sich unter Druck setzen auch das nötige Kleingeld zu haben um zweimal jedes Wochenende statt einmal weggehen zu können. Das ging damals relativ schnell, daß bei uns in der Klasse viele an ihre Eltern ran sind weil das Geld knapp wurde. Plötzlich konnte man an etwa acht statt sechs Abenden im Monat einen drauf machen. Viele Eltern haben nachgegeben und mehr Geld gegeben. Viele haben angefangen einen Nebenjob zu machen. Andere hatten ihre Eltern nach spätestens einem halben Jahr weich gehabt nach dem Motto"die anderen kriegen doch alle viel mehr"... was ja auch gestimmt hat da einige wohlhabendere Eltern dem Konflikt lieber aus dem Weg gegangen sind und sich"freigekauft" haben. Gut das ist jetzt etwas überspitzt ausgedrückt aber es ist nichts neues, daß in Familien in denen ein gewisser Wohlstand herrscht, aber vor allem Familien in denen beide Eltern berufstätig sind oft die fehlende Zeit für die Kinder mit Geld bezahlt wird (schlechtes Gewissen usw.).
Ich denke generell, daß dies mit ein Grund ist warum Eltern heute häufig ihre Kinder so mit Geld vollpumpen. Die Taschengelder sind von der Kaufkraft gesehen her so hoch wie zu keiner Zeit bevor. Da braucht man auch keine Statistik sondern begibt sich nur mal auf diverse Feste wo man dann zahlreiche(!) Leute mit 14 und 15 Jahren täglich in den Ferien jeden Abend halb besoffen auf dem Tisch tanzen sieht.
Wir sehen heute m.E. zwei Dinge gleichzeitig. Die Jugend erlangt eine frühere psychosexuelle Reife. Da stimme ich der Wissenschaftlerin der Uni Mannheim zu. Das ist ja nicht unbedingt schlecht. Aber wenn man gleichzeitig betrachtet, daß die klassischen Merkmale des Erwachsenwerdens nach hinten rücken dann ist die Folge eine Verlängerung der"Spaßphase Jugend". Die Jugend wird später selbständig und realistisch. Die Zeit in denen Partys gefeiert werden war bei meinen Eltern vielleicht zwischen 15 und 21. Genau weiß ich es nicht. Aber sicher ging der Partytrip nicht von 13 bis 25.
Man betrachte mal die Entwicklung der Zahl der Mädchen zwischen 12 und 14 die bereits raucht. Die Anzahl derer hat sich binnen der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt (das hatte ich ja auch mal vor einiger Zeit hier gepostet). Das der Alkoholkonsum immer extremer wird ist auch nichts Neues. Aber die Zahl der abstürzenden Jugendlichen oder jungen Erwachsenen steigt auch ständig an. Warum steigt die Zahl derer die mit ihrem Leben total unzufrieden sind oder nicht mehr klarkommen so massiv an? Ich möchte einfach mal spekulieren. Ich denke es liegt daran, daß der Übergang vom jugendlichen Partymenschen der noch zuhause wohnt und mal nebenher ein wenig jobbt zum erwachsenen Menschen der voll auf sich alleine gestellt ist immer schwieriger wird. Ganz einfach deshalb weil die Zeit der Jugend in den letzten Jahren für die Jugendlichen immer schöner wurde und die Zeit danach - nennen wir sie:"Realität" oder"das eigene Leben" - immer schwieriger. Während es auf dem Arbeitsmarkt immer schlechter aussieht und die Anforderungen in vielen Berufen ständig steigen und hier immer mehr verlangt wird steht die Jugendzeit in direktem Kontrast hierzu da es hier immer leichter bzw. schöner wurde (mehr Taschengeld, Urlaubsreise von Papa, Auto von Mama & Papa, Handys, immer mehr Freizeitmöglichkeiten (Bowling-Center, Spielhallen, Freizeitveranstaltungen, Partys, Discotheken, Kneipen, Cafés, verrückte Sportarten). Manche haben ja zuhause eine halbe Wohnung unterm Dach. Da braucht's doch keinen mehr zu wundern wenn der Sprößling dann mit 28 noch nicht ausziehen will. Schließlich geht's ihm doch gut. Nur ob derjenige dann der Realität gewachsen ist zeigt sich dann umso später.
Naja auf alle Fälle kann ich an viele Eltern nur den Appell richten, daß dies langfristig erwiesenermaßen keine unbedingt vorteilhafte Erziehung ist. Wenn man Geld gibt und ganze Autos zum Abitur hinstellt oder Sparverträge zum 18. Geburtstag im fast fünfstelligen Bereich zahlt dann ist das lieb und nett gemeint aber führt bei den meisten jungen Menschen zu realitätsfernen Ansprüchen und Ansichten. Aber es ist halt einfacher dem Kinde zehn Euro in die Hand zu drücken als nach beruflichem Stress am Abend eine Diskussion zu führen wie wichtig Handys für 300 Euro aufwärts wirklich sind oder ob man wirklich an jedem Abend am Wochenende bis spät in die Nacht weg sein muß.
Viele Grüße,
Sascha
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