- The Daily Reckoning - The Evil Genius of John Maynard Keynes (Sean Corrigan) - Firmian, 25.08.2004, 20:23
- Re: The Daily Reckoning - Sonnenuntergänge in Hawaii - Firmian, 26.08.2004, 09:41
Re: The Daily Reckoning - Sonnenuntergänge in Hawaii
-->Früher oder später muss etwas passieren!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich sehe nicht, was das Problem ist", sagte Ken Fisher, Kolumnist
beim Forbes-Magazin, vorgestern beim gemeinsamen Abendessen mit mir.
"Dieser Wirtschaft geht es großartig. Ich sehe keine Probleme. Die
Aktien sind günstig - oder zumindest sind sie das im Vergleich zu den
Renditen, die man mit Risiko-Anleihen erzielen kann."
"Sehen Sie mal, zu Jahresbeginn sang jeder den Blues der
Zwillingsdefizite... weil der Dollar auf dem Weg zum Kollaps war, die
Zinsen stiegen, und der Aktienmarkt dabei war, weg zu schmelzen. Und
raten Sie mal, was passierte? Nichts. Wir warten immer noch. Keine
dieser schlimmen Sachen passierte."
"Und dennoch ist jeder immer noch so negativ. Ich denke, dass wir
später im Jahr noch eine große Überraschung sehen werden... eine
Jahresendrallye! Und zwar dann, wenn die Leute es satt haben, sich
Sorgen zu machen, und damit beginnen, wieder übers Geld verdienen
nachzudenken."
Könnte es zu einer Jahresendrallye kommen?
Wenn ich mich umsehe, dann sehe ich mehr Gründe für fallende als für
steigende Aktienkurse. Die Aktienkurse haben vor vier Jahren ein
größeres Topp erreicht. Normalerweise erreichen sie dann nicht ein
neues größeres Topp - ohne vorher ein neues Tief erreicht zu haben.
Diese Zyklen dauern etwa 30-40 Jahre, von Topp zu Topp. Wir haben noch
einen langen Weg vor uns, bevor ein weiterer großer Bullenmarkt
beginnt. Wenn man Aktien kauft, bevor das Low erreicht ist, dann ist
das eine sehr riskante Sache; man stellt sich da gegen die Natur.
Es gibt auch noch den Zinszyklus, den steigenden Ã-lpreis, das
ungelöste Problem des amerikanischen Handelsbilanzdefizits, die
Schulden der Konsumenten, die Probleme mit den Hypotheken, den Mangel
an Arbeitsplätzen. Jeder dieser Punkte alleine könnte Grund genug für
eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und für fallende
Aktienkurse sein. Alle zusammen könnten zu einem extremen finanziellen
Kollaps führen.
In diesem Jahr ist bis jetzt noch nicht viel passiert. Der Dow Jones
pendelt um die 10.000 Punkte, der Goldpreis um die 400 Dollar. Jedes
Mal, wenn ich gedacht habe, einer der beiden hätte sich von dieser
Marke weg bewegt... dann kommt ein kalter Wind, und die Preisbewegung
kommt zu einem Halt.
Früher oder später muss etwas passieren. Und die Aktienkurse werden
dann wahrscheinlich eher fallen als steigen... das ist meine
Einschätzung.
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Mittwoch, 25. August 2004
Sonnenuntergänge in Hawaii
von unserem Korrespondenten Eric Fry, derzeit an der amerikanischen
Westküste
Wenn es um Urlaub geht, dann bin ich Traditionalist. Der Urlaub ist
für mich die Zeit für Erholung und Ausruhen. Ich versuche dann,
überhaupt nichts zu tun... und normalerweise habe ich damit Erfolg.
Gelegentlich tue ich dann doch etwas... wie zum Beispiel zu einem
anderen Strand zu fahren. Und gelegentlich schreibe ich sogar aus dem
Urlaub für den"Investor's Daily".
Gerade bin ich in Urlaub. In den letzten paar Tagen habe ich
zahlreiche Strände in Hawaii und Kalifornien besucht... und ich habe
keinen einzigen Sonnenuntergang verpasst. Wenige Naturereignisse
lassen sich mit einem Sonnenuntergang am Pazifik vergleichen. Während
eines besonders spektakulären Sonnenuntergangs am Strand drehte ich
mich um, zu dem 5-Sterne-Hotel hinter mir. Und da bemerkte ich, dass
jeder einzelne Balkon dieses Hotels leer war. Mit anderen Worten: Die
Hotelgäste genossen den Sonnenuntergang entweder von einem anderen Ort
aus, oder sie waren in ihren Zimmern und sahen sich schlechte Shows
wie"The Apprentice" an. Also fast jeder der Gäste dieses Hotels
(Zimmer kosten 500 Dollar pro Nacht) hatte sich dazu entschieden,
etwas anderes zu tun, als den Sonnenuntergang von seinem
500-Dollar-Zimmer aus anzusehen.
Wer würde schon Tausende Dollar für einen Flug nach Hawaii ausgeben
und dann in einem 5-Sterne-Hotel unterkommen, um dann einen
Sonnenuntergang zu vermeiden? Fast jeder, der das Geld dazu hat - so
sieht es aus. Haben die Amerikaner vergessen, wie man sich entspannt?
"Die eingeborene Bevölkerung von Hawaii hat niemals ein Rad oder sonst
irgendetwas Nützliches erfunden", grummelte ein Tourist zu mir,
gestern Abend.
"Warum sollten sie auch?" kam die Antwort.
"Nun, denken Sie nicht, dass die etwas Wertvolles hätten erfinden
sollen?"
"Warum sollten Sie?", kam die gleiche Antwort."Und übrigens haben Sie
Unrecht."
"Huh?"
"Haben die Hawaiianer nicht das Surfboard erfunden? Die Griechen und
Römer lebten Tausende Jahre direkt am Meer, und die haben niemals das
Surfboard erfunden."
"Meinen Sie das ernst?"
"Ja", antwortete ich."Und man sollte auch nicht vergessen, dass die
Hawaiianer das mai tai erfunden haben. Vielleicht sollten Sie Ihre
Definition von 'fortgeschrittener Kultur' überdenken!"
Die Hawaiianer haben natürlich nicht den Sonnenuntergang erfunden.
Aber der Himmel über den Inseln von Hawaii zeigt die schönsten
Sonnenuntergänge der Welt. 6.000 Meilen entfernt sinkt auch der Dow
Jones langsam am Horizont.
Und der Ã-lpreis ist auch ein bisschen zurückgekommen. Es war eher
Hoffnung als Substanz, die dazu geführt hat. Die Investoren hoffen,
dass es eine Art von Lösung gibt, für den Konflikt in Nadschaf. Die
Investoren hoffen auch, dass die russische Regierung mit dem Drohen,
Yukos in den Ruin zu treiben, aufhören wird. Aber bis jetzt ist der
Hoffnung noch keine Substanz gefolgt.
Wieder einmal müssen sich die Investoren fragen: Welcher Markt hat
recht? Der Goldmarkt oder der Aktienmarkt? Hat der Goldmarkt Recht,
der ein Klima zunehmender geopolitischer Spannungen reflektiert? Oder
hat der Aktienmarkt Recht, der ein GRÃ-SSTENTEILS positives Klima für
die US-Wirtschaft widerspiegelt?
Ich kenne die Antwort nicht, aber meine Kühnheit führt mich dazu, eher
den hellseherischen Fähigkeiten des Goldes zu vertrauen. Und nebenbei
gesagt mag ich die Art und Weise, wie das Gold glänzt... ähnlich wie
ein Sonnenuntergang auf Hawaii.
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Mittwoch, 25. August 2004
Netto-Kapitalvernichter
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
"Die Flugindustrie insgesamt hat Geld verloren, seit ihrer Gründung",
so der britische Analyst Tim Price."Sie ist ein
Netto-Kapitalvernichter."
Flugzeuge gehören zu den erfolgreichsten neuen Technologien aller
Zeiten. Erst vor einem Jahrhundert erfunden, ist der Himmel nun voll
von ihnen. Aber wenn Sie Aktien von allen Fluggesellschaften gekauft
hätten, als diese an den Markt gekommen sind, dann hätten Sie
letztlich Geld verloren.
Die Angestellten haben Geld verdient. Die Passagiere haben den Luxus
von Flügen genossen. Die Flugzeughersteller und die Lieferanten haben
Geld verdient. Eine Menge Geld hat den Besitzer gewechselt. Aber die
Kapitalisten, die die Flugindustrie finanziert haben, haben nichts
verdient.
Andererseits frage ich mich, ob die Investoren - insgesamt - überhaupt
Geld verdienen... und ob nicht auch die Wall Street selbst ein
Netto-Kapitalvernichter ist.
"Ich habe eine Studie gesehen", so Tim Price weiter,"die gezeigt hat,
dass die Aktienkurse während des letzten Bullenmarktes der 1980er und
1990er um jährlich durchschnittlich 17 % gestiegen sind... aber der
durchschnittliche Investor hat dennoch nur etwa 5 % verdient. Und das
war der größte Bullenmarkt aller Zeiten. Stellen Sie sich vor, was bei
Bärenmärkten passiert."
Wie kann das sein, liebe(r) Leser(in)?
Ich habe eine Hypothese. Ich glaube, dass die Wall Street die
Investoren zu falschen Handlungen verleitet. Wenn eine Aktie im Kurs
steigt - dann kaufen die Investoren sie. Sie werfen gutem Geld
schlechtem Geld hinterher - was indirekt zur Überkapitalisierung eines
guten Unternehmens führt, was deren Manager dazu einlädt, Geld mit
Projekten zu verschwenden, die wahrscheinlich weniger Rendite bringen
werden als die ursprünglichen. Schließlich fällt der Aktienkurs und
die Investoren verlieren Geld.
Und dann müssen ja auch noch die Kosten der Broker, Analysten,
Juristen, Market Maker, Kaffeehersteller, Buchhalter bezahlt werden -
nichts ist umsonst. Das sind die Friktionskosten, deren Höhe Warren
Buffett auf 30 % des gesamten investierten Kapitals schätzt.
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Mittwoch, 25. August 2004
60. Jahrestag der Befreiung von Paris
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Paris wurde beleidigt. Paris wurde verletzt. Paris erlitt ein
Martyrium. Aber Paris wurde befreit. Von sich selbst. Befreit von den
eigenen Bewohnern..."
Charles de Gaulle stand am Arc de Triomphe, als er diese Worte sagte,
und er übertrieb. Gestern war der 60. Jahrestag der Befreiung von
Paris. Ein französischer Hauptmann fuhr zum Rathaus und übernahm das
Kommando. Am Tag vorher war dem deutschen Kommandanten von Paris, von
Choltitz, ein direkter Befehl Adolf Hitlers übermittelt worden: Paris
in Schutt und Asche zu legen.
Aber die Alliierten waren nur noch ein paar Tage von der Stadt
entfernt... die Deutschen waren dabei, den Krieg zu verlieren... und
von Choltitz war kein Dummkopf.
Kurz vorher hatte ihn der Pariser Oberbürgermeister Pierre Taittinger
besucht. Und er hatte ihm gesagt: Auf die eine oder andere Weise würde
die Geschichte an von Choltitz erinnern - entweder als den Mann, der
Paris zerstörte, oder als den Mann, der es rettete.
Captain Dronne, General de Gaulle, General Le Clerc, Colonel
Rol-Tanguy, General Eisenhower - eine Menge Männer könnten es für sich
in Anspruch nehmen, Paris befreit zu haben. Ernest Hemingway nahm für
sich in Ansprach, die Bar beim Ritz befreit zu haben.
Aber von Choltitz war der wirkliche Held der Befreiung von Paris. Er
war ein Berufsoffizier, der wusste, dass er den Befehlen seines
Oberbefehlshabers gehorchen musste. Aber er hatte ein Talent, das bei
Militärangehörigen genauso selten ist wie gute Manieren bei einem
Teenager: Er konnte seine Pflicht erkennen... und er hatte den
Verstand, diese Pflicht nicht zu tun.
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Mix-Ansicht

