- The Daily Reckoning - The Day the Earth Stood Still - Part II (Bonner) - Firmian, 31.08.2004, 09:55
- Re: The Daily Reckoning -"Ich nehme Manhattan" - Firmian, 31.08.2004, 09:57
Re: The Daily Reckoning -"Ich nehme Manhattan"
-->"Ich nehme Manhattan"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letzten Freitag ist wieder mal nichts passiert. Genauso wie bisher in
diesem Jahr. Die Aktienkurse, die Anleihenkurse, der Dollar... alles
hat sich kaum bewegt.
Aber während nichts passiert... werden die Amerikaner ärmer und
merken das nicht, während die Asiaten reicher werden... und das nicht
erwähnen.
Tag für Tag horten sie mehr Dollar an - mehr US-Staatsanleihen,
Aktien...
Warum? Weil sie mehr Güter verkaufen als kaufen. Sie haben einen
Überschuss an Geld, mit dem sie etwas tun müssen. Niemals zuvor in der
Geschichte hat die Welt solche Ungleichgewichte im Handel der Nationen
gehabt. Niemals zuvor war die internationale Arbeitsteilung größer:
Die Asiaten produzieren, die Amerikaner verbrauchen. Die Amerikaner
erhalten Güter... und die Arbeitsplätze, Fabriken, Gewinne, Löhne -
wandern in asiatische Hände.
Und irgendwann... nachdem die US-Wirtschaft in eine Rezession und
eine Deflation gefallen ist - also nachdem die Preise so stark
gefallen sind, dass US-Vermögensanlagen wieder attraktiv sein werden -
da werden die Asiaten kommen, und ihre Papierdollar in reale
Vermögensgegenstände eintauschen wollen.
"Ich nehme Manhattan", werden sie dann sagen.
Und die Insel Manhattan wird nach 350 Jahren wieder den Besitzer
wechseln - und wieder für Glasperlen.
Das ist es, liebe(r) Leser(in), was ich so mag an diesem Ball, auf dem
wir leben: Er dreht sich.
"Und die letzten werden die ersten sein..." und die ersten gehen ans
Ende der Schlange.
Eine Gruppe von Menschen gehört dann zu den ersten, wenn sie beginnt,
nach Gründen zu suchen, warum sie immer zu den ersten gehören wird.
Sie suchen dann nach innewohnenden Gründen... irgendwelchen
genetischen Anfälligkeiten oder klimatischen Bedingungen. Die Römer
dachten, dass es die angenehme Temperatur und die sanfte Luft ihrer
Hauptstadt war, die ihnen ihre Stärke gab... Und jetzt glauben die
Amerikaner, dass sie von Gott selbst mit einer besonderen Fähigkeit
ausgestattet worden sind... irgendeinem speziellen Genius...
"Wir sind ein revolutionäres Volk", schreibt Michael Ledeen,"in jeder
Generation stoßen wir an neue Grenzen vor, wir schaffen konstant und
wir zerstören konstant..."
Ledeens Werk kann mit 3 Worten zusammengefasst werden:"Sind wir nicht
großartig!" Aber der arme Ledeen scheint nicht zu bemerken, dass die
Amerikaner nicht länger ein revolutionäres Volk sind... sondern ein
konservatives, das verzweifelt versucht, die Welt davon abzuhalten,
sich zu drehen, damit die Amerikaner für immer das warme Licht der
leichten Kredite und des Dollar-Standards genießen können. Und der
einzige Ort, an den die Amerikaner heute vorstoßen, ist Wal-Mart...
Mehr dazu weiter unten... jetzt erst die News von Tom Dyson:
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Montag, 30. August 2004
Was die Fed tun sollte
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in Baltimore
Vor zwei Jahren wollte Greenspan bei einem Fed-Treffen in Jackson Hole
seine Taten - oder sein Nichthandeln - im Zusammenhang mit der
Internet-Spekulationsblase rechtfertigen.
Damals wurde er mit Kritik bombardiert... er hätte merken sollen,
dass sich eine Spekulationsblase aufgebaut hatte, und er hätte dagegen
etwas tun sollen. Schließlich habe er doch bereits 1996 eine Rede
gehalten, in der er vor"irrationalen Übertreibungen" gewarnt hatte.
Greenspan plädierte auf Unwissenheit... oder Dummheit. Er teilte der
Welt mit, dass es unmöglich sei, eine Spekulationsblase zu erkennen -
solange sie nicht vor den eigenen Augen geplatzt sei.
Und jetzt plädiert er wieder auf Dummheit! Nur geht es diesmal um die
Spekulationsblase amerikanischen Immobilienmarkt. Ich bin der Ansicht,
dass es Greenspan und seine Politik des extrem leichten Geldes waren,
die zu dieser Spekulationsblase geführt haben. Genau wie sie vorher
zur Internet-Spekulationsblase geführt hatten.
Und Spekulationsblasen platzen - per Definition. Und wenn das bei der
Immobilien-Spekulationsblase der Fall sein wird, dann wird das üble
Folgen haben: Ober-Bär Stephen Roach von Morgan Stanley meint zur
amerikanischen Immobilien-Spekulationsblase:
"Es ist ein globaler Zyklus, der niemals wirklich selbst tragend
(...) war, und der auf von monetären und fiskalischen Stimulierungen
in den USA und auf externer Nachfrage im Rest der Welt abhängig war."
Und weiter:"Wie stark wird die Wirtschaftserholung bleiben können,
wenn die simulierenden Steroide an Wirkungskraft verlieren?"
Der amerikanische Immobilienmarkt ist eine große Unterstützung für den
amerikanischen Konsumenten - dem sonst schon lange die Luft
ausgegangen wäre. Und der amerikanische Konsument ist eine
Unterstützung für China, das wiederum Japan unterstützt."Eine
Wachstumsverlangsamung in den USA und China stellt auch die Stärke der
japanischen Expansion in Frage", so Roach.
"Die Korrektur wird kommen... schließlich", sagte mein Kollege
Addison Wiggin letzten Donnerstag."Nicht nur, dass sie gesund ist,
sie ist auch notwendig. Das ist der Weg der Natur. Die Fed sollte die
Korrektur einfach beginnen lassen."
"Aber das wird sie nicht", konterte ich."Sie werden weiterhin alles
tun, was sie können, um die 'Wirtschaftserholung' zu fördern..."
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Montag, 30. August 2004
Zur Terrorgefahr
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
Das 21. Jahrhundert ist gerade erst seinen Babyschuhen entwachsen -
aber mit seinen ersten Schritten hat es risikiert, auf scharfe oder
explosive Objekte zu treten.
"Terrorangriff!" Aber die Terrordrohung ist eher eine Störung als eine
ernsthafte Bedrohung. Damit meine ich nicht, dass Terroristen keine
Leute töten können und es nicht schaffen können, Schlagzeilen zu
produzieren. Aber die Handvoll Fanatiker - die von keinem Staat
unterstützt werden - ist keine ernsthafte Bedrohung für die USA, ihre
Armee oder ihre Institutionen. Terror bedroht die Amerikaner - genauso
wie Mörder und Fettleibigkeit - aber nicht die USA.
Terror ist eine Methode, kein Gegner. Das wäre so, als ob die Briten
im Zweiten Weltkrieg nach den Bombenangriffen der deutschen Luftwaffe
den Flugzeugen den Krieg erklärt hätten! Nach dem Fall der Sowjetunion
hatte kein anderes Land die Macht, die USA militärisch herausfordern
zu können. Und die wenigen Feinde der USA - von denen es weniger gab
als in einer Polizeiwache einer kleinen Stadt - wurden gezwungen, auf
Terrorangriffe zurückzugreifen, wenn sie sich ausdrücken wollten. Wie
die Anarchisten ein Jahrhundert vorher - die von Zeit zu Zeit
öffentliche Gebäude in die Luft jagten - starteten sie Terrorangriffe,
weil sie keine offenen Angriffe starten konnten. Mit anderen Worten:
Wenn die Terroristen offene Angriffe starten könnten und damit eine
wirkliche Bedrohung wären - dann wären sie keine Terroristen.
Vielleicht war die Invasion des Irak und Afghanistans ein effektiver
Weg, um Terrorangriffe zu verhindern; vielleicht aber auch nicht. Aber
zu schade, dass diese Angriffe zur finanziellen Pleite der USA führen
könnten.
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Montag, 30. August 2004
Was die Weltwirtschaftskrise änderte
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Vor der Weltwirtschaftskrise gab es kaum öffentlichen Druck auf die
Regierungen, dass sie etwas tun sollten, um die natürliche Abfolge von
Auf- und Abschwung zu unterbrechen. Die, die unter den Abschwüngen
normalerweise besonders litten, waren normalerweise reiche Leute,
Unternehmer und Spekulanten... und wer kümmerte sich schon um die?
Politiker und Kapitalisten waren in den USA und sonst wo im späten 19.
Jahrhundert keineswegs populär. Es gab wenige, die sich bei Wahlen zum
Stadtrat überhaupt beteiligten.
Während und nach der Weltwirtschaftskrise allerdings versuchten die
Zentralbanken und Regierungen, die Abschwünge, die die Menschheit seit
dem Beginn der Zeit geplagt hatten, abzuschwächen. Keynes hatte eine
Theorie, die ihnen sagte, was zu tun sei. Die Preise passen sich nicht
schnell genug an, sagte er, weil sie"klebrig" seien. Die Regierung
sollte deshalb seiner Meinung nach einspringen und die Wirtschaft
beflügeln, indem sie die Steuern senkt und Geld ausgibt. Die Idee von
Keynes war simpel: Die Regierung würde in guten Jahren
Haushaltsüberschüsse erzielen, und Defizite in schlechten Jahren. Das
würde das Auf und Ab der Wirtschaftszyklen glätten.
Jahre später haben Milton Friedman und Anna Schwartz ihre eigene
Theorie hinzugefügt. Sie sagten, dass Depressionen durch zu geringen
Geldumlauf hervorgerufen würden. Die Weltwirtschaftskrise sei durch
viele Banken verschuldet worden, die das Geldangebot plötzlich
reduziert hätten. Die hätte da einspringen müssen und das fehlende
Geld schnell ersetzen sollen. Dass sie das nicht getan hat, war der
größte Fehler der gesamten Ära, so das Duo der beiden Monetaristen
Friedman und Schwartz.
Die Monetaristen sagen, dass ein Abschwung dadurch korrigiert werden
kann, dass man mehr Geld druckt. Die Keynesianer sagen, dass das
Problem durch höhere Staatsausgaben gelöst werden kann. Die Investoren
können das eine nicht vom anderen unterscheiden, aber sie sind sich
sicher, dass man da was machen kann. Ich verzichte auf eine
detaillierte Kritik der beiden Schulen. Die Fakten sprechen meiner
Ansicht nach für sich - Beispiel Japan.

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