- Ich Opfer, du Täter - Die neue Gefühlswelt der Erbarmer-und Anklägergesellschaft - JoBar, 02.09.2004, 08:16
- Re: Danke, einer der interessantesten Texte der letzten Monate (o.Text) - JLL, 02.09.2004, 08:27
- Re: Danke, einer der interessantesten Texte der letzten Monate (o.Text) - kizkalesi, 02.09.2004, 08:59
- Re: Danke, einer der interessantesten Texte der letzten Monate - kizkalesi, 02.09.2004, 09:07
- Re: Danke, einer der interessantesten Texte der letzten Monate (o.Text) - kizkalesi, 02.09.2004, 08:59
- Re: Ich bin Opfer, und du wirst zahlen - Tempranillo, 02.09.2004, 11:23
- Re: Ich bin Opfer, und du wirst zahlen - Yep, hier ganz genau zu sehen: - JoBar, 02.09.2004, 14:46
- Re: Danke, einer der interessantesten Texte der letzten Monate (o.Text) - JLL, 02.09.2004, 08:27
Re: Ich bin Opfer, und du wirst zahlen - Yep, hier ganz genau zu sehen:
-->>Hallo JoBar,
>sobald sich mit einem tatsächlichen oder vermeintlichen Opfer-Status nicht mehr maßlose Geldbeträge abgreifen lassen, wird das Thema ganz von selbst entschlafen.
aber heutzutage ist das die Erfolgsmasche. Dazu ein Auszug aus einem Artikel im Euklid:)
KLAGE VON DJERBA-OPFER
Reiseriese TUI in der Imagefalle
Vor dem Landgericht Hannover klagt ein fünfjähriger Junge gegen das Reiseunternehmen TUI. Adrian Esper will Schadensersatz, weil er bei den Terrorattacken auf Djerba schwer verletzt wurde. Ungeachtet des Prozessausgangs muss der Tourismuskonzern um sein Image bangen.
...
Die Eltern des verletzten Adrian, der trotz mehr als 30 Operationen noch immer stark entstellt ist, klagen auf Schadenersatz gegen TUI. Aus Sicht der Espers hätte das Unternehmen sie vor der Reise nach Djerba vor möglichen terroristischen Gefahren warnen müssen. Diese Gefahren, so die umfangreiche Klageschrift, waren TUI nach Steinwürfen auf Urlauberbusse und vermeintliche Geheimdienstinformationen bekannt. Trotzdem sei keiner der Urlauber über Risiken informiert worden.
Für die TUI ist der Fall klar. Die Anwälte des Reiseriesen sehen keine Berechtigung für die Klage. Weder hätten dem Konzern Informationen vorgelegen, noch hätte dieser seine Kunden getäuscht, so die Juristen. Die Gefahr eines Terroranschlags gehöre nach dem 11. September 2001 zum"allgemeinen Lebensrisiko eines jeden Reisenden", schrieb TUI in der Klageerwiderung. Deshalb habe der Konzern auch nichts zu befürchten.
Eine Geschichte wie David gegen Goliath [ man beachte die Wortwahl!!]
Entschieden wurde am Mittwoch in Hannover zunächst nichts. Die Richterin hörte die umfangreichen Ausführungen beider Seiten an. Nun sei zu prüfen, ob die TUI wirklich in Haftung genommen werden kann. Dazu seien Beweise für das vermeintliche Wissen einer Terrorgefahr dringend erforderlich. Nur in diesem Fall sei ein Schadensersatz möglich, sagte die Richterin. Daraufhin zog sich die Kammer bis zum 27. Oktober zurück, um eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen. Aus juristischer Sicht ist der Fall für die Espers damit eher schlecht ausgegangen, denn alle Prozessbeteiligten wissen, dass es für die Behauptungen der Klage nur dünne Beweise gibt.
Doch der Kampf vor der Richterin ist nur ein Kriegsschauplatz der Auseinandersetzung, die sehr an das Ringen von David gegen Goliath erinnert. Schnell haben die Klägeranwälte gemerkt, wo die wirkliche Achillesferse des Großkonzerns liegt - beim Image der TUI in der Ã-ffentlichkeit. Für einen Reiseriesen, der jährlich Millionen Menschen in die Ferien fliegt, kann schon der ausgesprochene Verdacht einer Nachlässigkeit bei der Sicherheit üble Folgen haben, so der Masterplan der Juristen. Außerdem sieht es unschön aus, wenn sich ein Konzern mit Milliardenumsätzen knauserig bei einer vergleichsweise geringen Entschädigung für den kleinen Jungen zeigt.
Wechsel der Kriegsschauplätze
Schon vor Prozessbeginn wurde der gesamte Fall in allen überregionalen Tageszeitungen und im Fernsehen diskutiert - lanciert von den Opferanwälten und daher eher aus der Sicht von Adrian Esper und seinen Eltern. Kopf dieser subtilen Kampagne ist ein Anwalt, dessen Talent für mediale Inszenierungen bekannt ist. Andreas Schulz drehte schon die Geschichte des umtriebigen Schweizer Ex-Botschafters Thomas Borer von einer Sexaffäre zu einer Opfernummer. Am Ende kassierte Borer sogar noch, da er angeblich ungerecht von den Medien behandelt wurde. Daneben ist Schulz auch noch Experte in Sachen Schadensersatz, da er für die Opfer des Anschlags auf die Diskothek"La Belle" aktiv ist. Beide Talente zusammen machen ihn für TUI zu einem gefährlichen Gegner.
Schon jetzt ist TUI in dem Fall Esper mehr oder minder in eine"Lose-lose-Situation" geraten. Auch der geplante mediale Gegenschlag, zu dem der Großkonzern vergangene Woche ausgewählte Journalisten für ein Hintergrundgespräch in die Zentrale nach Hannover bestellte, wollte nicht richtig klappen. Zwar schrieben am nächsten Tag fast alle großen Blätter - darunter die"Süddeutsche Zeitung", die"Frankfurter Allgemeine Zeitung", die"Frankfurter Rundschau" und viele andere - über den Fall. Doch am Ende hinterließ das entstellte Gesicht des fünfjährigen Jungen einen stärkeren Eindruck als die juristischen Gegenargumente von TUI. Auch die sachlich richtige Feststellung, die Familie habe ja schon 350.000 Euro aus verschiedenen Hilfstöpfen für die Opfer"kassiert", sah am nächsten Tag in den Zeitungen eher hässlich für die Hannoveraner aus.
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Ed Faigen & Co. haben hier schon kräftig Spuren hinterlassen.
J

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