- Alles Revolution, oder was? - Zandow, 03.09.2004, 12:25
- Re: Alles Revolution, oder was? - Herbi, dem Bremser, 03.09.2004, 14:19
Alles Revolution, oder was?
-->Hört, hört:
<font color=#0000FF>"Der mittlere und kleine Bauernstand hatte in Italien durch den 2. Punischen Krieg schwere Schläge erlitten, von denen er sich niemals mehr erholen sollte. Die Bauern litten insbesondere unter der Konkurrenz der Großbetriebe, die ganze Scharen von Sklaven beschäftigten. Die Latifundien ließen sich rationeller bearbeiten, und das aus Übersee eingeführte Getreide gelangte billiger auf den Markt."</font>
Tja, eine Rom-Getreide-Verordnung (EU-Zucker-Verordnung) kannten die halt noch nicht.
<font color=#0000FF>"Allein in den gebirgigen Zentrallandschaften Mittelitaliens hielt sich das Kleinbauerntum, hier war kein Raum für größere Landgüter. Weite Strecken Süditaliens dagegen wurden zu ausgesprochenem Weideland. Noch bedenklicher aber war die Abwanderung der ländlichen Bevölkerung nach Rom, hier begann sich ein umfangreiches Proletariat zu bilden."</font>
Jetzt kommt's:
<font color=#0000FF>"Da man ihre Stimmen in den Comitien nicht entbehren konnte, mußte man sie durch Spenden und Getreidezuteilungen bei guter Laune halten."</font>
Antikes Sozialamt?
<font color=#0000FF>"Das älteste Beispiel für ein congiarium stammt übrigens vom Älteren Scipio (213 v.Chr.). Besondere Berühmtheit aber erlangten die Spenden des M`. Acilius Glabrio, als er sich im Jahre 189 um die Zensur bewarb."</font>
Wohltaten für die Wähler! Pfui, schäm dich!
<font color=#0000FF>"Im ganzen wird die erste Hälfte des 2. Jh. v.Chr. in Rom und weithin in Italien durch den Rückgang eines leistungsfähigen Mittelstandes,..."</font>
Rückgang des Mittelstandes!! Oh, oh!
<font color=#0000FF>"..., in den Städten wie auf dem Lande, gekennzeichnet. Auch die zahlreichen, oft sehr blutigen Kriege haben die Zahlen der römischen Bürger verringert, an die Stelle der freien Arbeiter ist die Arbeit der Sklaven getreten,..."</font>
Für einen Euro die Stunde??
<font color=#0000FF>"..., der Substanzverlust der Mittelklassen hat schwerwiegende soziale Verwicklungen hervorgerufen:..."</font>
Nanu, soziale Verwicklungen? Hatten doch alle genug zu Futtern, oder etwa nich'?
<font color=#0000FF>"...: der Zusammenballung großer Kapitalien in den Händen der Reichen steht ein Absinken weiter Schichten in die bitterste Armut gegenüber. Es ist das geschichtliche Versäumnis der führenden Kreise in Rom, diese Entwicklung nicht nur geduldet, sondern vielfach noch begünstigt zu haben, bis die Revolution an die Tür klopfte."</font>
Eiforbibsch, Revolution! Ja, wer macht denn sowas??
Alle Zitate aus:"Römische Geschichte. Republik und Kaiserzeit bis 284 n.Chr."
Hermann Bengtson
C.H.Beck, 8.Auflage, 2001, S. 123 f.
(Ein flüssig geschriebenes und gut lesbares Buch, zum Einstieg ins Thema sehr gut geeignet.)
Grüße in die Runde, <font color=#008000>Zandow</font>

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