- Wie die European Greens sich ein Europa der Regionen vorstellen - Stephan, 05.09.2004, 00:05
- Denkanstoß zu (für?) Kohr - Diogenes, 05.09.2004, 16:47
- Territoriale und soziale Grösse - Stephan, 05.09.2004, 20:06
- Re: Territoriale und soziale Grösse - Diogenes, 05.09.2004, 21:24
- Re:soziale kritische Größe - etwas genauer - Stephan, 07.09.2004, 13:04
- Re: Territoriale und soziale Grösse - Diogenes, 05.09.2004, 21:24
- Territoriale und soziale Grösse - Stephan, 05.09.2004, 20:06
- Denkanstoß zu (für?) Kohr - Diogenes, 05.09.2004, 16:47
Territoriale und soziale Grösse
-->Grüss Dich Diogenes,
Es freut mich sehr, dass Du Dich mit den Gedanken von Kohr auseinandersetzt.
>>Wenn nur eine unangefochtene Macht (in diesem Falle Deutschland) eine Föderation dominiert, wird diese zerbrechen oder im Zentralismus enden.
>Kohr beschränkt"Größe" auf die territiroale Ausdehnung.
Nein. Das ganze Übel hat einen Namen: die soziale Größe! Sie ist bei Kohr die primäre Ursache, alle anderen Übel sind sekundär. Erst wenn die kritische soziale Größe überschritten wird, (eine genaue Zahl nannte Kohr nie) geht’s bergab. Deshalb plädierte er immer wieder für eine Staatengröße die eine Einwohnerzahl von 12- 15 Mio. nicht überschreiten dürfe.
>Die Größe nach außen ist aber nur eine Dimension des Staatsgebildes und meiner Ansicht nach das eigentlich kleinste Problem.
Kohr führte selbst „erfolgreiche Experimente internationaler Bündnisse“ an. Territorial große Ausdehnung und Kleinzellenprinzip sind also nicht per se negativ, zumindest was die Föderation betrifft, können sie wunderbar funktionieren: Mexiko, Argentinien, Brasilien und Australien.
>Was ist mit der "Größe" des Staates nach innen?
Hier hast Du etwas sehr wichtiges angesprochen. Deshalb argumentierte Kohr ja auch mit der sozialen Größe.
>Was ist mit"Größe" in Bezug auf die Wirtschaftskraft und"Größe" in Bezug auf die Einflußnahme in privatwirtschaftliche Vereinbarungen? Meiner Ansicht nach liegt hier das wirkliche Problem. (Albanien z.B. war auch territorial gesehen klein, aber eine fürchterliche Diktatur)
Aber wollte Albanien eine Großmacht werden? Wie war die Macht in Albanien verteilt? War es zentralistisch regiert? Oder nimm Rumänien, ebenfalls eine schlimme Diktatur. Wenn die kritische soziale Grösse überschritten wird, und die Besitzer der Macht glauben, von keiner anderen Macht in Frage gestellt werden können, wird es ungemütlich.
>Aber wie beschränkt man die"Größe"? Das geht nur, indem man das Gewaltmonopol auflöst. Gerichtsbarkeit und Sicherheit müssen gleichermaßen innerhalb des Staates in kleinere Einheiten aufgeteilt -"privatisiert" - werden. Dem kämen kleinere Territorien durchaus entgegen.
Hier bin ich anderer Meinung. Das würde ja bedeuten, dass man sich seine Sicherheit erkaufen müsste, sonst gäbe es keine. Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing, oder so ähnlich... Derjenige der am meisten „spendet“ hätte die größte Sicherheit, und das unangefochtenste Recht. Private Gerichte? Wie finanzieren die sich, oder besser wer finanziert die Gerichte? Diese Idee scheint mir heute nicht mehr realisierbar.
>Du schreibst ja selber: Wenn eine Macht...unangefochten...dominiert. Das gilt auch nach innen.
Zustimmung und bleiben wir bei der Politik. Wie aber wollte man eine Akkumulation der Macht auf privater Seite verhindern? Man bräuchte dann so etwas wie eine Größenbegrenzung. Wer hätte dazu die Macht? Also landen wir wieder beim Staat. Genau hier setzt Kohr an, indem er die zu großen Staaten aufteilen mochte, in kleine, aber atmende kleinzellige und föderale Strukturen, deren soziale Grösse niemals so groß werden kann, um die anderen Mitglieder ernsthaft zu bedrohen.
>Ich meine, Europa der Regionen wird ein Schuß in den Ofen, wenn man das Größenproblem der Staaten nach innen nicht löst, einerlei wie klein man die Landkarte zerstückelt.
Wie gesagt, territoriale Grösse ist keine wirkliche Macht, (riesiger Landstrich mit viel Wüste, oder Sumpfgebiet und gaaanz wenig Einwohner). Einzig allein die soziale Grösse scheint ausschlaggebend zu sein.
Grüsse
Stephan

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