- Hartz 4 liebt doch alle! - Mr. Smith, 14.09.2004, 12:22
Hartz 4 liebt doch alle!
-->Hallo Forum,
ich war bis jetzt bezüglich der Montagsdemos immer hin- und hergerissen. Teilweise habe ich Verständnis für die wirklich Betroffenen, andererseits geht mir das Gejammer richtig auf den Kranz. Dazu passt auch ein Stern-Artikel, den ich gestern las. Da war von einer fünfköpfigen, ostdeutschen Familie die Rede, Vater und Mutter seit 10 Jahren arbeislos, die im Monat nach allen Abzügen ca. 1200 Euro zur Verfügung hat. Auto, Handy, schöne Wohnung incl.. Der Vater der Familie ist übrigens auf den am meisten gezeigten Montagsdemofotos schreiend mit einem Stinkefinger zu sehen. Mich bewegt seitdem die Frage nach den Ursachen für die Unzufriedenheit, die eigentlich keine sein sollte.
Ich habe heute einen schönen Artikel auf Stern.de gefunden, der die Sache genau auf den Punkt bringt (Auszug):
Wer Menschen wie Iris Richardt und Silvia Raeck fragt, was genau sie an Hartz IV stört, bekommt allerlei zu hören. Dass die Firmen Jobs ins Ausland verlagern. Dass die Politiker-Diäten ein Skandal seien. Dass es ungerecht sei, wenn Beamte Sterbegeld bekommen und die anderen nicht. Dass alle spätestens mit 60 in Rente gehen müssten."Und wo bleibt eigentlich das viele Geld aus der Pflegeversicherung und der Lkw-Maut?" All das habe mit Hartz nichts zu tun?"Ja, aber Hartz IV, das ist die Krönung." Die Krönung von Ungerechtigkeit und Demütigung, es ist die kalte Politik der Sieger. Denn es kommen schnell auch die alten Geschichten: von den Wessis damals,"die uns ihre Schrottautos angedreht und hier Häuser gekauft und teuer saniert haben - von unserem Fördergeld". Von den West-Firmen,"die uns gesagt haben, unsere Maschinen seien hoffnungslos veraltet, und sie dann nach drüben geschafft haben". Es mischt sich reichlich Vereinigungsfrust und Antikapitalismus in den Protest. Viele Demonstranten empört, dass Peter Hartz, von dem Idee und Name der Reform stammen, Personalvorstand bei Volkswagen ist - eben ein"Kapitalist". Und es schwingt eine Menge alter Staatsgläubigkeit mit."Es ist doch die Aufgabe des Staates, Arbeitsplätze zu schaffen", findet Silvia Raeck.
Genau da liegt der Hund begraben. Nach Gesprächen mit ostdeutschen Jugendlichen (Meck-Pomm) durfte ich feststellen, daß es immer um"...DIE da oben geht. DIE müssen sich doch um mich kümmern. Für die Vermittlung von Arbeitsstellen ist doch das Arbeitsamt zuständig. Das müssen DIE doch machen. Da habe ich ein Recht drauf. Uns würde es besser gehen, wenn uns die Ausländer nicht die Arbeitsplätze wegnehmen würden..." usw..
Man muß dazu sagen, daß es Jugendliche waren, die unbedingt heimisch bleiben wollten und auch längerfristig nicht vorhatten abzuwandern.
Solange diese Staatsgläubigkeit nicht aufhört, sehe ich wenig Hoffnung, daß es blühenden Landschaften im Osten geben wird.
Wie schrieb Sascha so schön: Das Problem in Deutschland liegt an der Anspruchshaltung.
Gruß,
Mr.Smith
<ul> ~ Stern-Artikel</ul>

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