- US-Konsum geht südwärts - dottore, 28.05.2000, 17:11
US-Konsum geht südwärts
Mal grundsätzlich: Dass die Teilnehmer dieses Boards mehrheitlich mit einem Absturz der Weltwirtschaft rechnen (früher oder später oder auch: The higher the top, the deeper the drop)ist kein Geheimnis. Aber die anderen Meinungen ("so geht es immer weiter", oder:"Dow 100.000" (Bestseller-Buchtitel) oder"Neuer Kondratieff hat begonnen", oder:"Don't look down" usw.) sind selbstverständlich - jedenfalls mir - hochwillkommen und das Fehlen des"audiater et altera pars" wäre ganz fatal. Schließlich kann niemand die Zukunft kennen und jeder von uns hat sich schon granatenmäßig geirrt (ich dachte z.B. 1987, als in Zürich noch nicht mal Nestlé zur Notiz kam, Fachausdruck:"gestrichen Brief", und von 30 Dow-Werten eine Stunde nach Eröffnung 23 auch nicht, dass der Hieb schon sitzen würde). Darum geht's nun wirklich nicht. Gäbe es nur eine Meinung im Markt, kämen eh keine Kurse zustande. Wenn also diskutiert wird, ist es das Normalste der Welt.
Was wir aber - speziell in den Kern-Postings von JüKü, vielen scharfsinnigen Beiträgen ("diamonds are Aktionärs best friends") und auch so manchem exzellenten Link - sehen, sind doch alles jene Dinge, die auf eine GROSSE WENDE hindeuten, die vor allem jene nicht überraschen kann, die sich in der Wirtschaftsgeschichte auskennen. Der Mensch ändert sich nicht, mit seinen Eigenschaften, von Freude und Trauer, von Geiz und Gier, von Sehnsucht und Überdruss, von Euphorie und Abscheu.
Das alles sind Phänomene, die sich deuten und vor allem rechtzeitig erkennen lassen, zumal, wenn sie sich mitteilen und ergo multiplizieren. Dazu hat die Elliotwave-Analyse einen unbestreitbar großartigen Beitrag geleistet. Dies ist keine platt-mathematische oder eine apodiktische Denkweise, sondern ein behutsam anzuwendendes Analyse-Instrument. Dieses Instrument wird in diesem Board als ein"offenes System" in bestem Popperschen Sinne gepflegt und das macht dieses Board so wertvoll. Und Herrn Küßner ist sehr zu danken, dass er es eingerichtet hat und unter großem persönlichen Einsatz betreibt und betreut.
Nun zu meiner Einschätzung: Ich glaube, dass uns die Börsen etwas mitteilen wollen - und zwar mehr als nur den Fakt, dass da"mal wieder" eine Blase geplatzt ist bzw."Übertreibungen" korrigiert werden. Ich erwarte ein plötzliches und überraschendes Abschmieren erst der US-Konjunktur, dann der gesamten Weltwirtschaft mit anschließender deflationären Depression (über die wir uns dann unterhalten werden, wenn sie da ist; auch was dann zu tun bzw. als Abhilfe vorzuschlagen ist).
Ich lese auf S. 9 der NZZ vom Wochenende eine kleine Spitzenmeldung"Abflauender Konsum in den USA? Starker Einbruch bei den Aufträgen" Darin u.a.:"Noch mehr erstaunt hat die Auftragsentwicklung für dauerhafte Güter im April. Hatten die Wall-Street-Auguren mit einem Zuwachs von 0,3 % gerechnet, so meldete das Department of Commerce am Freitag einen Rückgang um 6,4 %; dies ist der grösste Einbruch seit Ende 1991." GENAU SO ETWAS IST ES!
Das dazu noch als"Fundamental" den (vorangegangenen!) EW-Analysen hier im Board unterlegt, macht für mich mehr und mehr Sinn. Das hat nichts mit Pessimismus zu tun, sondern ist eine ganz leidenschaftslose Realitätsbetrachtung. Wer auf der Guillotine liegt (und das könnte uns letztlich alle treffen, denn eine schwere Krise würde keinen verschonen), muss wissen, dass ein Fallbeil große Wucht entwickelt (von 0 auf 100 in weniger als 0,3 Sekunden...).
Keep cool!
d.
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