- Kollaps des zweitgrössten Goldproduzenten Australiens - tuni, 17.09.2004, 08:33
- Was Friedrichroda - Martin Siegel bestätigt: Man weiß nicht, was in den - LenzHannover, 20.09.2004, 13:06
Kollaps des zweitgrössten Goldproduzenten Australiens
-->17. September 2004, 02:06, Neue Zürcher Zeitung
Gold-Hedging als zweischneidiges Schwert
Kollaps des zweitgrössten Goldproduzenten Australiens
Der Zusammenbruch von Sons of Gwalia, Australiens zweitgrösstem Goldförderer und dem weltweit wichtigsten Produzenten von Tantal, hat die Anleger kalt erwischt. Dem Unternehmen wurde zum Verhängnis, dass es Gold verkaufte, bevor es gefördert war.
ruh. Sydney, Mitte September
Der Zusammenbruch von Sons of Gwalia, Australiens zweitgrösstem Goldproduzenten, hat Bestürzung ausgelöst. Betroffen sind auch namhafte Unternehmen, darunter nationale und internationale Banken, die als Anleger oder Gläubiger mit dem Rohstoffproduzenten verbunden sind. Wie ein Kommentator schrieb, war dabei das Gold nicht einmal das, was für Investoren bei Sons of Gwalia am meisten glänzte. Denn das Bergbauunternehmen ist für rund die Hälfte der weltweiten Produktion von Tantal zuständig, einem Metall, das bei der Herstellung von elektronischen Geräten Verwendung findet.
Ungenügende Reserven
Hinter dem Zusammenbruch von Sons of Gwalia standen allerdings nicht Schwierigkeiten im Tantal-Bereich. Vielmehr war die komplizierte Strategie des Gold-Hedging verhängnisvoll. Das Edelmetall wurde zu vertraglich fixierten Preisen verkauft, bevor es gefördert war. Seit 1984, als Sons of Gwalia etabliert wurde, war die Gesellschaft mit dieser Strategie überwiegend gut gefahren. Sie funktionierte, so lange die Minen das Gold in der prognostizierten Menge und zu den vorausgesehenen Förderkosten hergaben.
Ein Führungswechsel bei Sons of Gwalia vor einigen Monaten und eine damit einhergehende Überprüfung der Reserven ergab aber eine Diskrepanz zwischen früheren Prognosen und der neu festgestellten Wirklichkeit. Von 1,3 Mio. Unzen, über die schon Verträge bestehen, sind wegen zunehmender Schwierigkeiten mit der Qualität der Vorkommen und unvorhergesehener technischer Probleme rund 500 000 nicht mehr wirtschaftlich zu fördern.
Die im Raum stehende Frage lautet, ob die Fehlkalkulation der Reserven absichtlicher oder unabsichtlicher Natur war. Als das Unternehmen, schon unter neuer Führung, im Juli für das Rechnungsjahr 2004/05 eine Gewinnreduktion um 40% in Aussicht stellte, war das niederschmetternde Resultat der Reservenüberprüfung noch nicht bekannt. Mit dem Tantal-Geschäft im Auge entschieden sich deshalb viele der Investoren zum Ausharren. Dies dürfte sich für sie rächen, denn laut einigen Experten sind zwei der drei Goldminen von Sons of Gwalia wegen des Einsturzes von Wänden und anderer technischer Probleme kaum mehr profitabel zu betreiben. Der Erlös aus dem Verkauf des Tantal-Geschäfts dürfte daher durch die Ansprüche der Gläubiger neutralisiert werden.
Erkanntes Risiko
In Berichten der Wirtschaftspresse wurde darauf hingewiesen, dass Gold-Hedging inzwischen von zahlreichen Bergbaugesellschaften als zunehmend riskant eingestuft werde. Newcrest Mining, Australiens Nummer 1 bei der Goldförderung, kündigte an, seine Hedge-Positionen zu reduzieren, will aber von der Strategie, die bei fallendem Goldpreis den Produzenten schützt, nicht vollkommen Abstand nehmen. Newmont, der weltweit grösste Goldproduzent, verzichtet laut einem Bericht von Reuters hingegen ganz auf Hedging.

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