- Argentiniens Gläubiger gucken weiter in die Röhre - scharfe Kritik an Kirchner - kizkalesi, 21.09.2004, 08:19
- Re: Hausse verschlafen und dann auch noch schimpfen! - Ecki1, 21.09.2004, 09:46
Argentiniens Gläubiger gucken weiter in die Röhre - scharfe Kritik an Kirchner
--><font size="5">Argentinien"meilenweit entfernt" von Lösung der Schuldenfrage </font>
Ã-konom Ricardo Lopez Murphy kritisiert Umgang der Regierung Kirchner mit seinen Gläubigern scharf- Aktuelles Umschuldungsangebot kaum zu realisieren
Argentinien sei immer noch"meilenweit entfernt" von einer Lösung seine Auslandsschuldenfrage und die"Nebelkerzentaktik" des Präsidenten Nestor Kirchner wirke sich zunehmend negativ auf die Wachstumschancen des Landes aus. Das habe der liberale argentinische Ã-konom Ricardo Lopez Murphy auf der Lateinamerikakonferenz in Madrid in einem Gespräch mit der WELT gesagt, schreibt B.Stausberg heute. Im Jahr 2001 war er für kurze Zeit Finanzminister, später Präsidentschaftskandidat und Vorsitzender der Partei Recrear gewesen.
Murphy habe scharfe Kritik an der Art und Weise, wie Kirchner mit den Gläubigern des Landes umspringe geübt: Man könne nicht so tun, als ob das alles Raubritter gewesen seien, die Argentinien hätten ausbeuten wollen. Der Ursprung des Problems sei die argentinische Politik, ihre Verlogenheit, ihr fehlender Mut, die Probleme einer exorbitanten Staatsverschuldung anzugehen.
Lopez Murphy glaube auch, dass man aus dem Informationsbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) über Argentinien am Rio de la Plata die falschen Schlüsse ziehe: Der Fonds habe die Fehler, die er in den neunziger Jahren mit Argentinien gemacht hätte, zugegeben. Bei uns aber behaupte man nun, die Schuld liege beim Fonds, während dieser in Wirklichkeit nur auf unsere Fehler, die Defizite der öffentlichen Hand, mit zu lascher Kreditvergabe reagierte.
Für Lopez Murphy stehe fest, dass Argentinien immer noch an der falsch umgesetzten Aufgabe der Dollar-Bindung (Currency Board) leidee: Damals hätten Kreditnehmer bei der Umstellung deutlich bessere Umtausch-Konditionen als Kreditgeber (asymetrische Pesifizierung) erhalten. Die mehrheitlich in ausländischen Händen befindlichen Banken hätten dadurch Verluste von mindestens 20 Mrd. Dollar, für die sie noch nicht entschädigt wurden, erlitten
Lopez Murphy habe zudem die"brandgefährliche Konfrontationspolitik" Kirchners gegenüber den in Argentinien engagierten ausländischen Firmen gegeißelt: Diese Regierung versuche den Argentiniern zu suggerieren, dass das Land auch ohne Anbindung an die internationale Finanzwelt existieren könne; die Quittung dafür würde man im nächsten Jahr bekommen, wenn sich das Wirtschaftswachstum, dass in diesem Jahr über sechs Prozent liegen dürfte, auf vier Prozent empfindlich abschwächen würde.
Heftig kritisierte Lopez Murphy auch die Exportsteuern, die die Regierung Kirchner auf die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte lege: Auf der ganzen Welt fördere man die Exportwirtschaft, in Argentinien belege man sie mit Abgaben.
Der Politiker glaube nicht, dass das bisherige Umschuldungsangebot, das Kapitalverluste von über 80 Prozent vorähe, von der Mehrheit der Gläubiger angenommen würde.
Niemand kenne zurzeit die wirkliche Höhe der Staatseinnahmen. Es sei aber ein offenes Geheimnis, dass die Steuerzahlen, mit denen die Regierung hantiere, nicht stimmen würden. Auf jeden Fall schwimme seine Regierung im Geld, da könne man ein Umschuldungsangebot mit so exorbitant hohen Abschlägen kaum durchbringen, hätte er ausgeführt.
Er sähe es als zwingend notwendig an, dass mindestens 80 Prozent der Gläubiger, die noch bei der US-amerikanischen Finanzaufsicht SEC (Securities Exchange Commission) liegenden Angebote annehmen müssten, sonst ginge das ganze Gefeilsche wieder von vorn los. Eine Rückkehr Argentiniens an den internationalen Kapitalmarkt sähe er"frühestens ein bis zwei Jahre" nach einer erfolgreichen Umschuldung: Zurzeit bekäme man überhaupt keine Direktinvestitionen, denn Argentinien sei in seiner jetzigen Verfassung nicht kreditwürdig.

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