- OT Orwell pervers: EU will sämtliche(!) Telekommunikation auf Vorrat speichern - kingsolomon, 22.09.2004, 11:33
- Größe beachten! - Stephan, 22.09.2004, 11:58
- das ist nicht das Problem der Eurokraten sonder das der TK-Anbieter - kingsolomon, 22.09.2004, 12:17
- PGP ist nicht mehr die sicherste Form der Kryptografie - Turon, 22.09.2004, 12:43
- Könnte Täuschung sein - Turon, 22.09.2004, 12:19
- Angemessene Technologie - Stephan, 22.09.2004, 13:17
- das ist nicht das Problem der Eurokraten sonder das der TK-Anbieter - kingsolomon, 22.09.2004, 12:17
- Dient wohl dazu - Turon, 22.09.2004, 12:08
- Re: Dient wohl dazu - Stephan, 22.09.2004, 12:15
- Wow. Danke - übrigens Helena (helleinisch) - Turon, 22.09.2004, 12:37
- Noch ne Karte... - Stephan, 22.09.2004, 14:19
- Re: Noch ne Karte... - entschiedener Einspruch - nereus, 22.09.2004, 15:08
- Re: Noch ne Karte... - entschiedener Einspruch - Stephan, 22.09.2004, 15:22
- Zusatz und: jemand aus Franken hier ;-)? - Stephan, 22.09.2004, 16:20
- Was Thüringer mit den Dänen (und anderen) gemein haben - bernor, 22.09.2004, 18:35
- Zusatz und: jemand aus Franken hier ;-)? - Stephan, 22.09.2004, 16:20
- Re: Noch ne Karte... - entschiedener Einspruch - Stephan, 22.09.2004, 15:22
- Re: Noch ne Karte... - Turon, 22.09.2004, 17:38
- Re: Noch ne Karte... - entschiedener Einspruch - nereus, 22.09.2004, 15:08
- Noch ne Karte... - Stephan, 22.09.2004, 14:19
- Wow. Danke - übrigens Helena (helleinisch) - Turon, 22.09.2004, 12:37
- Re: Dient wohl dazu - Stephan, 22.09.2004, 12:15
- Re: OT Orwell pervers: EU will sämtliche(!) Telekommunikation auf Vorrat speichern - newby, 22.09.2004, 13:04
- Re: OT Orwell pervers: EU will sämtliche(!) Telekommunikation auf Vorrat speichern - kizkalesi, 22.09.2004, 13:18
- Geht nicht! - FOX-NEWS, 22.09.2004, 16:44
- Die letzten Zuckungen der Allmacht? - politico, 22.09.2004, 18:40
- Größe beachten! - Stephan, 22.09.2004, 11:58
Angemessene Technologie
-->Hallo Turon,
mit deiner Einschätzung könntest Du richtig liegen. Letzlich muss dennoch eine zentrale Überwachungsbehöde die verdächtigen Informationen zusammenfügen und bewerten. Erst bewertete Information ist Wissen. Wann also bekommen auch wir eine Homeland Security? Allein die Bezeichnung des designierten EU-Kommissar für"Sicherheit, Recht und Freiheit" spricht Bände.
Wenn ich bedenke, was sich in den letzten 3 Jahren in Richtung Überwachung, getan hat, wird mir speiübel. Wird also an einem Überbau zur totalen Sicherheit gearbeitet? Ist doch merkwürdig, das wann immer Politiker von Sicherheit reden, es eine Einschränkung der Bürgerfreiheiten bedeutet.
Neulich las ich an einer S-Bahn Haltestelle ein Graffitti:
EU = Europas Unglück
Anbei noch ein Essay von Leopold Kohr, dem Verfechter des Kleinen und Überschaubaren - dem Propheten unseres Zeitalteres, der so viele Probleme der heraufziehenden Großmächte USA und jetzt auch der EU vorhersah.
<h3>Angemessene Technologie</h3>
Von Leopold Kohr
Keine Erörterung einer angemessenen Technologie konzentriert sich auf die allgemeine philosophische Frage: Was ist der Ordnung der Dinge angemessen?
Der Begriff „angemessen“ impliziert die Existenz von Grenzen. Wenn etwas unangemessen ist, so heißt das, es ist entweder zu groß oder zu klein, zu weit fortgeschritten oder zu weit zurückgeblieben, zu langsam oder zu schnell, zu reich oder zu arm. Mit Worten des Königs der Werbefachleute, des verstorbenen Howard Gossage, der Gift als ein „Zuviel“ definiert, können auch wir das unangemessene ganz einfach als ein „Zuviel“ bezeichnen, und zwar von diesem und jenem. Zu tugendhaft sein ist ebenso unangemessen wie zu verdorben sein.
Wie die griechische Auffassung von Harmonie, nach der „Nichts im Übermaß“ sein darf, ist daher auch der Begriff “angemessen“ relativ. Er besagt, dass etwas davon abhängt, wozu es dient, und nicht nach seiner Fähigkeit bemessen wird, den Pol zu erreichen, auf den die Kompassnadel zeigt, sondern auf der Bahn einer einmal festgesetzten Richtung zu bleiben. Es geht nicht um Wahrheit, sondern darum, ob die Wahrheit zum Schlechten oder zum Guten ausschlägt, ob sie aufbauend oder zerstörend wirkt. Als Gott verkündete, dass es Sterne, Planeten, Wasser und Erde gäbe, log er das Blaue vom Himmel hinunter, da nichts dergleichen vorher existierte. Sie wurden wirklich, als er das Wort aussprach. Und das Wort war eine Lüge. Um aber aus nichts etwas zu erschaffen, war es das einzig Angemessene.
Da der Begriff also ein relativer ist und etwas danach bemisst, wozu es dient, lautet die erste Frage, die wir beantworten müssen: Wem oder was angemessen? Wenn von Technologie die Rede ist, so herrscht bei den meisten Übereinstimmung darüber, dass man sich damit auf hohe Produktivität bezieht. Je größer diese sei, desto angemessener sei die zur Verbesserung des Menschenloses erforderliche Technologie. Eben diese Annahme veranlaßte die unterentwickelte Welt zu dem Versuch, das Industrialisierungsniveau der entwickelten Welt einzuholen, und die entwickelte Welt dazu, das Niveau der automatisierten Leistungsfähigkeit immer höher zu treiben. Keine der beiden Seiten hat bis jetzt voll erkannt, das es so etwas wie Überentwicklung geben kann; dass der technologische Fortschritt über eine gewisse Grenze hinaus nicht nur aufhört, der entscheidende Faktor im Kampf um gesellschaftliche Weiterentwicklung zu sein, sondern Überentwicklung nicht nur für die entwickelten, sondern auch für die unterentwickelten Länder zu einer Geißel werden kann.
Dies wirft eine zweite Frage auf. Wenn der Begriff „angemessen“ durch Grenzen definiert wird, unterhalb derer etwas nicht genug und oberhalb derer es zuviel wird, was bestimmt dann die Grenzen? Die Antwort fällt nicht allzu schwer. Sie werden durch die Größe und Gestalt einer Sache festgesetzt, wobei diese ihrerseits von der Aufgabe, die eine Sache zu erfüllen hat, bestimmt werden. Die angemessene Größe eines Zahns ergibt sich aus seiner Aufgabe, die Nahrung durch Zerkleinerung leichter verdaulich zu machen, ohne bei diesem Vorgang den Mund, in dem er eingebettet ist, zu verletzen. Ein größerer Zahn wurde das Wachstumsproblem nicht lösen, aber ein schwerwiegendes Formproblem schaffen, selbst wenn er nunmehr für das Buch der Rekorde in Frage käme.
In ähnlicher Weise sind der Menschliche Körper, ein Schneckenhaus, ein Wohnhaus, ein Hemd, eine Schule, ein Theater, ein Parlamentsgebäude, ein Flughafen je nach ihren Aufgaben in ihrer Größe begrenzt. Wie der Biologe Thompson D`Arcy aus Camebridge in seiner meisterhaften Untersuchung „On Growth and Form“. (deutsche Überstzung: Wentworth Thompson D`Arcy: Über Wachstum und Form. Suhrkamp, Frankfurt 1982) gezeigt hat, würde eine Schnecke, die dem festen Gehäuse ihrer Schale nach Erreichen der angemessenen Größe noch einen einzigen Ring hinzufügte, damit derer Volumen um das Sechzehnfache vergrößern, was zur Folge hätte, dass das eigentlich zum Schutz gedachte Gehäuse sie durch sein funktionsloses Übergewicht erdrücken würde; Ein Sammler könnte sich darüber vielleicht freuen, die Schnecke kaum.
Und was für die Größe eines Schneckenhauses, eines Zahns, eines Theaters oder des menschlichen Körper gilt, das gilt auch, wenn wir den Begriff „angemessen“ auf die Größe des Gemeinwesens - einer Gesellschaft oder des Staates - anwenden oder auch auf die Technologie, die am besten dafür geeignet ist, diese Organisationen bei der Wahrnehmung der Aufgaben, um derentwillen wir sie geschaffen haben, zu unterstützen.
Dies führt uns zu einer dritten Frage, die beantwortet werden muss, bevor wir uns mit der Frage befassen können, was eine angemessene Technologie sei: Worin besteht die Aufgabe der Gesellschaft, der die gehobene Technologie dienen soll? Was ist der Vorzug einer gebundenen Existenz innerhalb einer Gemeinschaft, der den Menschen dazu veranlasste, jene Freiheiten zu opfern, die er auf sich allein gestellt und nicht in einem Verband lebend hätte genießen können? Ist es Gerechtigkeit und Frieden? Wenn darin die Aufgabe der Gesellschaft läge, so wäre es klüger gewesen, sich von ihr fernzuhalten, anstatt sich ihr anzuschließen. Ist es die Eroberung des Mondes, den der erste Astronaut als einen „schmutzigen Strand“ beschrieben hat (im Gegensatz zum Papst, der in ihm mit mehr poetischen Empfinden „die fahle Leuchte unserer Träume“ erblickte)? Ist es der Zusammenschluss der Menschheit in einem Turm zu Babel, der jetzt inmitten der Cocktailbars von Manhattan ein zweites Mal errichtet wurde, obwohl Gott ihn einst zerstörte, weil er ihn als einen sündhaften Verstoß gegen seinen Plan ansah?
Keiner dieser „Vorzüge“ scheint den Preis der Aufgabe unserer individuellen Souveränität wert zu sein. Wenn wir uns dennoch für die Einschränkungen eines Gemeinschaftslebens entschieden haben, so kann dies nur aus einem einzigen Grund geschehen sein, nämlich um das zu erlangen, was Aristoteles summum bunum nannte: das „höchste“ Gut eines geistig und materiell besseren Lebens als desjenigen, zu dem wir es durch einsames Dasein bringen können. Und dadurch wird auch die Antwort auf die Frage, was eine angemessene Technologie sei, bestimmt: nicht ob diese zur materieller Produktivität, sondern ob sie dazu am besten taugt, uns die kulturellen, politischen, ökonomischen und geselligen Momente zu erbringen, die zusammen das sumum bonum bilden, das gute Leben.“
Gruß
Stephan

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