- Für die Christianisierungs-Forscher: Team-Playing zwischen Juden und Christen? - JoBar, 22.09.2004, 13:44
- @JoBar - Elli (Boardmaster)--, 22.09.2004, 16:06
- Re: Gerade die FAZ ist pingelig. - Das ist jetzt aber ausgesprochen dumm:( - JoBar, 22.09.2004, 16:11
- Re: Gerade die FAZ ist pingelig. - Das ist jetzt aber ausgesprochen dumm:( - - Elli -, 22.09.2004, 16:18
- Re: Gerade die FAZ ist pingelig. - Das ist jetzt aber ausgesprochen dumm:( - JoBar, 22.09.2004, 16:11
- Also wenn Du mich fragst - Turon, 22.09.2004, 18:26
- Re: Ich frage niemanden... - Zet, 24.09.2004, 23:32
- Re: Für die Christianisierungs-Forscher: Es ging mir nur um die hist. Aspekte - JoBar, 22.09.2004, 19:34
- Re: Re: Für die Christianisierungs-Forscher: und um die vielleicht auch?:) - JoBar, 22.09.2004, 19:37
- @JoBar - Elli (Boardmaster)--, 22.09.2004, 16:06
Re: Für die Christianisierungs-Forscher: Es ging mir nur um die hist. Aspekte
-->und zwar vor allem um die Entwicklungen in diesem Zeitraum.
Neu, einflußreich, bedrohlich.
Gleichwohl ist zu fragen, ob die Rede von einem"postchristlichen" Judentum auch historisch sinnvoll ist. Jacob Neusner hat seine grundlegende Forschung, die es möglich macht, vom Judentum auch als einer Tochterreligion des Christentums zu sprechen, 1991 unter dem Titel"Judaism in the Matrix of Christianity" vorgestellt. Ihm zufolge fand im vierten nachchristlichen Jahrhundert erstmals eine wirkliche jüdisch-christliche Begegnung statt. Damals nämlich wurde das zu politischer Bedeutung gelangte Christentum von den Rabbinern als einflußreiches, freilich zugleich bedrohliches Phänomen ernst genommen. Diese Wahrnehmung beeinflußte den weiteren Weg des Judentums in der bis etwa 600 n. Chr. reichenden Periode, in der sich das rabbinische Judentum ausprägte.
Über die Epochen davor bemerkt Neusner, daß das aus der Katastrophe des Jahres 70 n. Chr. hervorgegangene Judentum in eine Welt hineinwuchs, in der die Christen noch keine entscheidende Rolle spielten. So hielten die rabbinischen Weisen es in ihren ersten schriftlichen Dokumenten nicht für erforderlich, eine Lehre von der Autorität der Heiligen Schrift zu entwickeln. Die etwa 200 n. Chr. in Palästina redigierte Mischna, der erste Teil des Talmud, erwähnt und zitiert die hebräische Bibel gelegentlich mit auffallend beiläufigem Ton und steht der biblischen Literatur formal wie inhaltlich isoliert gegenüber. Die Mischna ist auch ein Text, in dem die Geschichte nicht den im alten Israel dominierenden Rahmen bildet. Die Messiasfrage spielt nicht nur keine beherrschende Rolle, sie wird überhaupt ganz an den Rand gedrängt. Dieses Gründungsdokument des rabbinischen Judentums enthält keinen Traktat über die Zerstörung Jerusalems durch die Römer, keine Informationen über den Aufstieg und Fall Bar Kochbas (132 bis 135 n. Chr.), die Mischna ist denkbar uninteressiert an biographischen Angaben über die in ihr redenden rabbinischen Gestalten. Wichtig sind demgegenüber kultische und rituelle Regeln und Gesetzmäßigkeiten, die von den Autoren mit großer Sorgfalt zusammengestellt werden. Allen geschichtsphilosophischen Spekulationen gegenüber geben sie sich uninteressiert.
Erst das konstantinische Christentum mit seiner Christologie und einem eigenen Anspruch auf das Alte Testament, so Neusner, habe eine jüdische Antwort erforderlich gemacht und sie in der Lehre von der zweifachen, der schriftlichen und der mündlichen Tora (dem Talmud) gefunden. In dieser Situation war es die Aufgabe der nun einsetzenden Midraschim, die mangelhafte oder gar fehlende Verbindung zur hebräischen Bibel herzustellen. Nach etwa 200 Jahren der Vernachlässigung der biblischen Stoffe im Judentum entsteht im vierten und fünften Jahrhundert somit ein neuer Typ von Kommentarliteratur. Er verdankt sich vor allem dem Bemühen, der konkurrierenden christlichen Exegese eine eigene Schriftinterpretation entgegenzusetzen.
Umstürzend neu in dieser Zeit - der Plan zum Neubau des Jerusalemer Tempels unter dem römischen Kaiser Julianus"Apostata" (361 bis 363) war gescheitert - war die rapide Depaganisierung des römischen Reiches und die Majorisierung Palästinas durch das Christentum. Im babylonischen Talmud (Traktat Sanhedrin 97a) werden die Ereignisse zusammengefaßt:"Die Herrschaft (Malkhut) ist zur Häresie geworden (Minut)." Zugleich wird die Stadt Rom in der talmudischen Literatur von einer bloßen Ortsbezeichnung zu einem negativ aufgeladenen Begriff, zur heilsgeschichtlichen Konkurrentin der Stadt Jerusalem; ihr Anspruch auf das Erstgeburtsrecht muß abgewiesen werden. Dies geschieht durch die Einordnung"Roms" in das genealogische Schema der biblischen Erzvätergeschichte, wonach die Linie des enterbten Sohnes Esau-Edom auf das Christentum zuläuft.
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