- Japan muß Wachstumszahlen revidieren - Bodo, 28.05.2000, 21:20
Japan muß Wachstumszahlen revidieren
TOKIO, 26. Mai.
Die japanische Regierung wird die Statistik für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach unten revidieren und damit das selbst gesetzte Wachstumsziel von 0,6 Prozent für das Fiskaljahr 1999/2000 (zum 31. März) möglicherweise nicht erreichen. Auf die Frage, ob es nach der Revision Probleme mit dem BIP-Ziel gebe, antwortete der Finanzminister Kiichi Miyazawa am Freitag:"Vielleicht."
Gleichzeitig stritt er jedoch ab, dass die Regierung Druck auf die für Statistik zuständige Wirtschaftsplanungsbehörde EPA ausgeübt habe, um bestimmte Daten wegzulassen und so das BIP-Ergebnis zu beschönigen."Das ist so gut wie ausgeschlossen", sagte Miyazawa dazu. Am Vortag hatte die"New York Times" berichtet, die japanischen BIP-Wachstumszahlen für das vierte Quartal 1999 seien auf politischen Druck hin von der EPA beschönigt worden.
Unter Analysten gelten die offiziellen japanischen Daten als nicht immer zuverlässig.
Im vorliegenden Fall sollen nach Angaben der EPA die Kapitalausgaben von Finanzinstituten deutlich niedriger ausgefallen sein, als bislang angegeben.
Die Revision habe ein Minus bei den Kapitalausgaben um 37,7 Prozent ergeben. In der alten Statistik waren minus drei Prozent angegeben worden. Diese hohe Diskrepanz sei ihr nicht zu erklären, teilte die EPA weiter mit.
Weltgrößter Gläubiger
Nach den revidierten Zahlen wird das BIP im 4. Quartal den Angaben zufolge um 0,2 Prozentpunkte sinken und damit den Rückgang zum Vorquartal auf 1,6 Prozent
erhöhen. Die revidierten BIP-Zahlen werden nach EPA-Angaben voraussichtlich um den 12. Juni veröffentlicht. Der höhere Rückgang bedeutet, dass im ersten Quartal 2000 eine Wachstumsrate von 2,4 Prozent hätte erreicht werden müssen,um das Regierungsziel noch zu erreichen. Die Erwartungen liegen aber nur bei zwei Prozent.
Die Verbraucherpreise in Japan sind weiter rückläufig. Nach den am Freitag von der Regierung veröffentlichten Daten lag das Preisniveau im Großraum Tokio im Mai wie schon im April um 0,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Trotz der Wirtschaftskrise bleibt Japan der größte Gläubiger der Welt vor Deutschland. Das Auslandsvermögen ging 1999 zwar im Vergleich zum Vorjahr um 36,4 Prozent zurück. Mit 84,7 Billionen Yen (1,6 Billionen Mark) dürfte die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt jedoch auch im neunten Jahr hintereinander den Rang des größten Kreditgebers behalten haben. Deutschland lag Ende 1998 mit einem Auslandsvermögen von umgerechnet netto 3,3 Billionen Yen klar hinter Japan.
(Reuters, dpa)
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