- Die USA - China Symbiose - Elmarion, 06.10.2004, 08:40
- Re: Beati pauperes spiritu, quia ipsorum est regnum coelorum - kingsolomon, 06.10.2004, 09:51
- Re: @LatinaMinima: Geist mit wenig Promille (spiritus minimus) - Herbi, dem Bremser, 06.10.2004, 12:33
- meinst Du nicht, er sollte die Welterklärung fortan dem lieben Gott überlassen?! - kingsolomon, 06.10.2004, 14:30
- Re: Beati pauperes spiritu, quia ipsorum est regnum coelorum - Amanito, 06.10.2004, 15:17
- Re: @LatinaMinima: Geist mit wenig Promille (spiritus minimus) - Herbi, dem Bremser, 06.10.2004, 12:33
- Dr. Bernd Niquet und das US-Leisungsbilanzdefizit - Popeye, 06.10.2004, 10:14
- Re: Dr. Bernd Niquet und das US-Leisungsbilanzdefizit - Theo Stuss, 06.10.2004, 10:42
- Re: Beati pauperes spiritu, quia ipsorum est regnum coelorum - kingsolomon, 06.10.2004, 09:51
Die USA - China Symbiose
--> Zwei Meinungen - wer hat recht?
1. Der neue Partyspass
Von Dr. Bernd Niquet
Was glauben Sie denn, wie es wirtschaftlich in der naechsten
Zeit weitergehen wird? Ich muss dabei immer an ein altes Lied
von Erika Pluhar denken in dem sie singt:" Weisst du, ich
glaube an das, was ich mir wuensche..." Und geht es uns al-
len nicht ebenso? Es geht ja auch gar nicht anders! Denn da
wir nicht in die Zukunft schauen koennen, also kein objekti-
ves Bild der Zukunft gewinnen koennen, sondern immer nur ein
subjektives, glauben wir natuerlich auch immer an das, was
wir uns wuenschen. Oder eben an das, was wir fuerchten, was
letztlich jedoch das Gleiche ist, denn in diesem Fall wuen-
schen wir uns eben einfach die Angst.
Partygespraeche in wirtschaftlich interessierten Kreisen dre-
hen sich heutzutage fast alle um ein Thema. Es ist beinahe
wieder so wie 1998 und 1999 als der Hoehenflug des Neuen
Marktes das alles beherrschende Gespraechsthema war, ueber
das jeder eine Meinung hatte, die allerdings von derjenigen
des Nebenmannes in keiner Weise abwich.
Das, was damals der Neue Markt war, ist heute das US-amerika-
nische Leistungsbilanzdefizit. Genauso wie damals alle der
gleichen Meinung waren, nun ploetzlich reich zu werden, sind
jetzt alle der gleichen Meinung, dass die USA nunmehr ploetz-
lich richtig arm werden. Und genauso wie damals lauter Leute,
die noch vorher nicht die geringste Ahnung hatten, was eine
Aktie ist, staendig Expertenwissen von sich gaben, so sind es
heute diejenigen, die sich noch niemals mit der Saldenmecha-
nik der aussenwirtschaftlichen Bilanzstatistiken vertraut ge-
macht haben.
" Die USA benoetigen inzwischen ja rund 2 Mrd. USD pro Werk-
tag, um ihr Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren", schrieben
neulich die Kolumnisten von „Das Kapital“ in der FTD. Und
mein Freund Bill Bonner wird noch direkter:" Die Amerikaner
werden Tag fuer Tag um 2 Milliarden Dollar aermer. Wer er-
waehnt das ueberhaupt? Die Amerikaner absorbieren jetzt 80 %
der Ersparnisse der gesamten Welt - nicht um eine gewinnbrin-
gende Volkswirtschaft aufzubauen, sondern alleine um das ak-
tuelle Konsumniveau zu halten. Wer warnt sie?"
Dass jedes Defizit bei seinem Entstehen bereits finanziert
ist - und deswegen nicht hinterher erst finanziert werden
muss, habe ich schon oft geschrieben. Doch was ist mit dem
Argument des Aermer-Werdens, der Absorbierung von Ersparnis
und dem Ueberkonsum?
Heutzutage reden alle Leute unentwegt von der Globalisierung,
in ihren Koepfen tragen Sie jedoch weiterhin die alten anti-
quierten nationalstaatlichen Konzepte des vorletzten Jahrhun-
derts. Nehmen wir einmal an, Chelsea London oder Arsenal Lon-
don gewinnen dieses Jahr die Champions League - mit einer
Mannschaft, in der kein einziger Englaender steht. Ist das
dann ein Triumph der Briten oder eine Schmach? Man kann die
Frage lange hin und her wenden. Sie scheint keinen rechten
Sinn mehr zu ergeben. Und was ist mit den nationalen oekono-
mischen Konzepten? Die besten Wissenschaftler der Welt arbei-
ten in den USA. Ist das nun eine Staerkung der USA oder viel-
mehr eine Schmach?
Die US-Amerikaner absorbieren die Ersparnis der Welt. Sie
konsumieren mehr als sie verdienen. Ja, um Gottes Willen, wer
soll den sonst die ganzen Gueter konsumieren, die in China
und Europa hergestellt werden? Es ist doch wohl eher so, dass
die USA ohne ihre Importe ganz gut weiter leben koennten.
Doch wenn uns superschlauen Deutschen die Exporte wegbleiben
wuerde, dann gaebe es hierzulande kein Gerede mehr ueber das
US-Leistungsbilanzdefizit. Weil dann hier das Licht ausgehen
wuerde.
Es passt also alles irgendwie gut zusammen. Die fleissigen
Geizhaelse in Europa und Asien produzieren mehr als sie kon-
sumieren, und die Sonnenanbeter in den USA machen genau das
Gegenteil. So what? Und dafuer gehoeren nun zunehmende Teile
der US-Aktiva Asiaten und Europaeern. Wen sollte das eigent-
lich stoeren? DaimlerChrysler beispielsweise zahlt jeden Mo-
nat millionenfach mehr Loehne als man Lohneinnahmen hat.
DaimlerChysler hat also ein Lohnbilanzsaldodefizit. Spiegel-
bildlich dazu gehoeren der Belegschaft zunehmende Anteile an
dem Unternehmen. Und? Ist das nicht eine gesunde Struktur?
Wird davon tatsaechlich die Welt untergehen?
Also, wenn ich einen Weltuntergang erfinden muesste, dann
wuerde ich mir nicht solche dummen Geschichten wie Leistungs-
bilanzdefizite einfallen lassen. Da wuerde ich mehr Phantasie
walten lassen. Eine Atombombe vom Iran beispielsweise. Aber
nein, darueber darf man hierzulande ja nicht sprechen. Denn
Diktatoren sind ja immer stabiler als die Freiheit, siehe
Irak. Diktatoren sind fast so stabil wie das US-amerikanische
Leistungsbilanzdefizit.
2. Es wird krachen, und zwar ziemlich bald. Der Dollar wird fallen, wenn die chinesische Regierung ihr Versprechen wahr macht, ihre Währung freigibt und damit die angenehme Dollar-Symbiose mit den USA beendet.
Meine Meinung:
Die eine Seite konsumiert, verschuldet sich und stapelt Schrott, die andere malocht und sammel speicherweise Dollars. Auch hier gilt das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens! Wenn die kritische Masse ereicht ist, klappt die Schere zu.
<ul> ~ Wenn die Symbiose endet - FDT</ul>

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