- Wie kommen arabische Silbermünzen auf die Lofoten? - dottore, 06.10.2004, 17:41
- Re: Wie kommen arabische Silbermünzen auf die Lofoten? / drin (Sammlung) (o.Text) - - Elli -, 06.10.2004, 17:51
- Re: Wie kommen arabische Silbermünzen auf die Lofoten? - CRASH_GURU, 06.10.2004, 18:36
- Re: Ananas-Plantagen ebenda? - dottore, 06.10.2004, 18:52
- Mann! Laß doch mal die Katze aus dem Sack! - LeCoquinus, 06.10.2004, 19:59
- Re: Wie kommen arabische Silbermünzen auf die Lofoten? - bernor, 06.10.2004, 21:50
- Re: Wie kommen arabische Silbermünzen auf die Lofoten? - ITOma, 06.10.2004, 22:26
- Wie kommen früh-griechische Münzen ins prä-kolumbianische Amerika? (*) - Popeye, 07.10.2004, 12:51
- Re: Erst Krieg & Raub - d a n a c h der Handel! - dottore, 08.10.2004, 13:43
- Das plötzliche Ende - Zandow, 08.10.2004, 17:29
- Re: Christus 1053? - dottore, 08.10.2004, 20:20
- Einfach grandios was unser dottore da ausgräbt;-)) - Euklid, 08.10.2004, 21:03
- Re: plötzliches Ende - und jahrtausende spätere Wiederentdeckung ;) - JoBar, 08.10.2004, 21:07
- Re: Eins noch - JoBar, 08.10.2004, 21:44
- Re: Christus 1053? - dottore, 08.10.2004, 20:20
- Das plötzliche Ende - Zandow, 08.10.2004, 17:29
- Re: Erst Krieg & Raub - d a n a c h der Handel! - dottore, 08.10.2004, 13:43
Das plötzliche Ende
-->Hallo dottore, Hallo Popeye,
riesigen Dank für Eure postings.
Ein Exportgut ex Skandinavien konnte ich auch noch nicht finden. Letztes Jahr hatte ich in meinen Anmerkungen zu dottores Property-paper schon die Frage nach dem Grund der Münzzahlungen an die Skandinavier gestellt, also, ob diese Münzen bei heidnischen Priestern als Abgabe zu erbringen waren. In den heidnischen Tempeln (am Thingplatz befindlich) sollen sich mannshohe Statuen befunden haben. Und: Sie sollen vergoldet gewesen sein. In der Überlieferung wird nun berichtet, daß die heidnischen Tempel im Zuge der Christianisierung allesamt zerstört wurden. Da man nichts, aber auch gar nichts, in dieser Richtung gefunden hat, stellt sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit solcher Berichte, denn irgendwas bleibt immer übrig.
Da die Münzhorte nun mal da sind, müssen die Münzen einen Wert gehabt haben. Dieser Wert kann nur aus dem Zwang zur Abgabe resultieren (über welche Zwischenstufen auch immer). Was mich jetzt an diesem Ablauf noch stört, ist die Hortung. Nirgens konnte ich einen Hinweis auf kurantes Geld irgendeiner Form bei den Vikingern vor ca. 1000 AD finden (außer Strafen,"fine", bei Mord z.B.). Welchen Sinn sahen die chieftains/Priester in der Hortung so vieler Münzen?
>Dass von Afghanistan aus (das jede Menge"begehrenswerter Fernhandelsgüter"
>selbst zuhauf besaß) Handel bis zum Polarkreis betrieben wurde, wo sich die
>entsprechenden"Zahlungsmittel" einer arabischen Dynastie finden, die vor
>allem im 10. Jh. im Schwange war (und sich dort lt. traditioneller
>Geschichtsschreibung vornehmlich mit Hilfe"türkischer Söldner" im Sattel
>hielt), um 1005 AD sang- und klanglos zu verschwinden, kann nur ins Reich der
>Märchen gehören.
Just um diese Zeit hören auch die Münzhorte auf. Dies wird bisher mit dem Verdrängen der"Handelsmacht" der Vikinger durch die entstehende Hanse begründet. Doch die Lösung liegt an anderer Stelle: Das plötzliche Auftreten des Christentums (Chronologieprobleme lassen wir jetzt hier mal beiseite) ist mit dem Gebrauch kuranten (!) Geldes verbunden (Peterspfennig als direkte Abgabe nach Rom!). Statt Hortung wurde nun also das Geld wieder ausgegeben.
Dieser Umbruch (neues Geschäftsmodell!) ging mit der Zentralisierung der Macht zusammen (Entstehung der Königreiche z.B. Norwegen, Schweden, Dänemark). Dabei zwei Zentren: Der König einerseits und der Bischof andererseits, gegenseitig bedingend!
Zum Thema Geschichtsschreibung:
Es ist schon sehr verwunderlich, wenn historische Geschichtsschreiber sehr datailiert über Geschehnisse berichten, die Jahrhunderte zurückliegen. Es ist nicht erkenntlich, auf welche Quellen sie sich dabei bezogen. Lest mal die Kaiserbiographien (von Seneca glaub ich). Woher hat der Autor diese Datailkenntnis. Schriftquellen, auf die er sich bezogen haben könnte, sind nirgendwo belegt.
Dazu ein Beispeil:
Gestern war im TV ein Beitrag, in dem junge Menschen (Abiturienten) nach ihren Erinnerungen an die DDR befragt wurden. Die Kenntnisse waren extrem dünne. Und dies, obwohl heutzutage jede Menge Schriftquellen zu der Zeit vor 15 Jahren vorliegen. Solcherlei Schriftquellen gab es in der Antike nicht! Woher stammt also die erstaunliche Datailkenntnis antiker Historiker????
Bei der Chronologiekritik, insbesondere bei der Kritik der Schriftquellen, stellt sich mir also i.M. die Frage nach dem Wissenstand der Autoren. All die Fälschungen (so aus der Zeit ab 12./13. Jhh. AD) müssen also den Kenntnisstand der damaligen Zeit widerspiegeln. Wobei das größte Rätsel folgendes ist: Viele Funde und Artefakte waren damals (spätes Mittelalter) noch gar nicht bekannt, können also gar keinen Niederschlag in den Schriften gefunden haben. Und doch finden sich Beschreibungen von Dingen, die damals eigentlich vollkommen unbekannt gewesen sein müßten.
Dies läßt für mich nur einen Schluß zu: Die Zeit der Autoren und die Zeit dessen, was sie beschrieben haben, liegen zeitlich sehr eng beieinander!
D.h.: <font color=#FF0000>Spätmittelalter (max. 200 Jahre lang) ist gleich Antike (max. 300 Jahre lang) samt den Überschneidungen!</font>
Das ist natürlich eine sehr unorthodoxe Betrachtungsweise, aber auch die Architekturgeschichte läßt kaum einen anderen Schluß zu (wer hat z.B. wann den Zement erfunden und war diese Technologie über Jahrhunderte auf seltsame Weise verloren gegangen, um dann plötzlich wieder aufzutauchen?).
Dank an Euch beide und Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
PS @Popeye: Super Aufsätze! Ich kann sie mir ausdrucken.
Ganz besonders schön: Die Herausarbeitung, daß die Isländer eine klare Klassenstruktur hatten (nix mit"quasi-libertär" oder so) und die Geschichtsschreibung (Sagas) zu berechtigten Fragen und Zweifeln Anlaß geben. Also: Zuerst Archäologie gucken, dann Schriftquellen. Was ich bis jetzt lesen konnte (bin in Englisch a bissl schwach) bestätigt genau meine Ansichten. Meister Friedman muß sich warm anziehen.

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