- Oldystunde über gute Geschäfte - Oldy, 05.12.2000, 04:20
- Re: Oldystunde über gute Geschäfte - Amen. owT - SchlauFuchs, 05.12.2000, 09:54
- DAnke Oldy! (owT) - mond73, 05.12.2000, 10:07
Re: Oldystunde über gute Geschäfte - Amen. owT
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>An der Westküste Canadas standen noch vor hundert Jahren unendliche Regenwälder mit tausendjährigen Bäumen. Jetzt sind nur mehr 4% davon übrig und um diesen kümmerlichen Rest tobt ein Kampf. Ja in letzter Zeit fing man an wieder aufzuforsten aber kaum erreichen diese kümmerlichen Gehölze wieder Streichholzgröße werden sie wieder abgeschnitten und zu Papier verarbeitet. Nach wie vor gibt es Kahlschläge und auch die armseligen verkümmerten Bäume in den Höhenlagen, wo ein Baum tausend Jahre braucht um überhaupt eine verwertbare Größe zu erreichen, sind nicht mehr sicher.
>So, und nun werdet ihr fragen, was das mit Elliottwaves und der Börse zu tun hat und ich werde euch deshalb eine Geschichte erzählen. Auch in den US gab es einst solche Wälder und Überreste der sogenannten Redwood forests existieren noch. In einem Ort dort gab es ein Sägewerk, welches schon Generationen im Besitz einer Familie war, welche die umliegenden Wälder besaß und diese sehr pfleglich behandelte. Generationen von Leuten des Ortes arbeiteten als Holzfäller und Sägearbeiter in diesem Ort und erreichten einen bescheidenen Wohlstand. Es gab auch Fremdenverkehr und weiterverarbeitende Betriebe. Während der Weltwirtschaftskrise wurde aber das Sägewerk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Es veränderte sich dadurch aber nicht viel.
>Der Betrieb lief weiter wie bisher. Der Wald wurde nur dem natürlichen Nachwuchs entsprechend genützt.
>Nur kam dann einmal vor etwa 20 Jahren ein junger Börsenspekulant vorbei und der sah da ein schlachtbereites Opfer. Er machte mit Hilfe von Junkbonds den Aktionären ein Angebot, welches sie nicht abschlagen konnten. Als er das Sägewerk samt Waldbesitz erstanden hatte, mußte er natürlich die hochverzinsten Bonds wieder einlösen und das tat er indem er den ganzen Wald verscherbelte. Er verarbeitete die Bäume nicht einmal im Sägewerk. Das hätte zu lange gedauert. Die Japaner kauften ja auch die Stämme für gutes Geld.
>Ende der Geschichte. Das alte Sägewerk mangels Holz geschlossen, die kleine Stadt eine Geisterstadt, kein Tourist will seinen Urlaub in kilometerweiten häßlichen Kahlschlägen verbringen. Der junge Börsenspekulant brüstete sich noch dann im Fernsehen, wie smart er gewesen sei und welch gutes Geld er gemacht hätte.
>Er blieb natürlich nicht in der kleinen Stadt und die alten Aktionäre haben sich sicherlich auch abgesetzt, obwohl sie wahrscheinlich beim Verkauf ihrer Häuser schwere Verluste erlitten, denn wer zieht denn schon in eine Geisterstadt. Manche solcher Städte, besonders solche, welche sich um ein Bergwerk entwickelten, wurden hier von den Bewohnern einfach verlassen, wenn das Bergwerk erschöpft war.
>Seht ihr, so hat die Geschichte doch etwas mit der Börse zu tun und sie zeigt auch, wie Leute, welche überhaupt nichts damit zu tun haben, dadurch ihr Leben verändert bekommen. Was die Währungsspekulationen anrichten können erleben gerade wieder einmal die Türken und in geringeren Ausmaß schließlich auch das Euroland.
>Doch zum Abschluß noch eine Holzfällergeschichte: Holzfäller sind, wie Fischer, rechte Schwadronäre und da trafen sich einige von ihnen im Himmel und jeder wollte der größte Holzfäller aller Zeiten gewesen sein. Besonders einer konnte sich nicht genug rühmen, bis es den anderen zu dumm wurde und sie ihn fragten, wo er denn so viele große Bäume gefällt hätte. Seine Antwort: „In der Sahara.“ erweckte großes Gelächter und die Bemerkung, daß es dort ja gar keine Bäume gäbe. Seine weitere Bemerkung aber war: „Ja, jetzt nicht mehr.“
>Wer jemals den Karst in Dalmatien gesehen hat, weiß, daß dieser Witz eigentlich nichts zum Lachen ist. Wald ist Wasser und wer den Wald zerstört, tötet das zum Leben notwendige Wasser. Womit wir wieder zu unserer Geschichte zurückgekehrt sind. Der junge überhebliche Börsenspekulant war ein vielfacher Baum- und Wassermörder und hatte damit die Lebensgrundlagen einer ganzen Stadt zerstört. Ihm ist das sicher nicht zum Bewußtsein gekommen. Er hatte ja nur eine Gelegenheit für ein gutes, schnelles Geschäft gesehen. Das hätte doch jeder andere an seiner Stelle auch getan und sie tun das auch zu Tausenden und Tausenden. Manches wird dabei unwiederbringlich zerstört und es braucht gar keine Atombombe um das Leben auf dieser Erde zu vernichten.
>Genügend scharfe Börsenspekulanten wie unserer schaffen das auch. Stadt für Stadt und Wald für Wald.
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