- Riesiger Komet schlug vor 2200 Jahren.... (History) - MattB, 15.10.2004, 21:05
- Wenn das stimmt.... - LeCoquinus, 15.10.2004, 23:02
- Re: Wenn das stimmt.... - SchlauFuchs, 15.10.2004, 23:45
- 753 Rom schlüpft aus dem Ei (v.Chr.) (o.Text) - alberich, 16.10.2004, 11:35
- Re: Wenn das stimmt.... - SchlauFuchs, 15.10.2004, 23:45
- Re: Riesiger Komet schlug vor 2200 Jahren.... (History) - bernor, 15.10.2004, 23:16
- Re: Die Wirkung von einer Probe Ã-l und Wein... - Uwe, 17.10.2004, 22:22
- WOW, Uwe, diesen Meilenstein hatte ich übersehen! Kommt in eine Sammlung! (o.Text) - ---Elli---, 20.10.2004, 22:15
- Re: Die Wirkung von einer Probe Ã-l und Wein... - Uwe, 17.10.2004, 22:22
- Wenn das stimmt.... - LeCoquinus, 15.10.2004, 23:02
Re: Die Wirkung von einer Probe Ã-l und Wein...
-->bernor: [i]Und sie sollen bekanntlich vor nichts Angst gehabt haben - außer davor, daß ihnen der Himmel auf den Kopf fallen möge.[/i]
Hallo, bernor,
nur die Bewohner eines kleinen, gallischen Dorfes, halten, bei aller Aufklärung, an diesen Ängsten, dass einem der Himmel auf den Kop fallen könne, fest:
<center>http://www.impact-structures.com/chiemgau/ wird die vermutete Ausdehnung des Einwirkungsbereichs des Einschlages dargestellt:
[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
[img][/img]
<front size=1>(Quelle: http://kelten.piranho.at/pages/kelten-latene.htm</font>
Bezogen auf den Raum, in dem die La-Tène-Kultur lokalisiert werden konnte, scheint mir das Areal von 58 x 27 km<sup>2</sup> vergleichsweise klein und möglicherweise bevolgerungsstrukturmäßig zu unbedeutend zu sein, als dass von hieraus eine Wanderungsbewegung der Kelten ausgegangen sein könnte.
Wenn das Ereignis in historischen Zeiten geschehen sein sollte, so müssten wohl weitere Begleiterscheinungen (Missernten, Vernichtung von Nahrungsgrundlagen) über einen längeren Zeitraum aufgetreten sein, die die großflächige Aufgabe des Lebensraumes begründen. San Franzisko, Japan und andere Regionen, die von Naturereignissen bedroht sind, sind als Belege dafür anzugeben, dass es mehr als nur einer Katastrophe bedarf, eher ein Siedlungsgebiet auf Dauer von Menschen verlassen wird, wenn diese nicht direkt betroffen sind.
Wenn es jedoch dieserart langanhaltende Auswirkungen gegeben haben sollte, dann ist es in der Tat verwunderlich, dass man bis heute keine Schriftaufzeichnung über eine Bericht dieses Sachverhalts gefunden hat (siehe Anfrage von Schlaufuchs). Ob dies nun über die Kontakte in den griechischen Kolonien entlang der Mittelmeerküste oder aber als Geschichte des"Wandervolkes" geschehenen hätte können, wäre m.E. dabei wohl gleichwertig zu erwarten.
Stattdessen erfahren wir von Ch. Plinius d. Ä (23 n.Chr. - 79 n.Chr.) in der Mitte des 1. Jhs. n.Chr., dass die Wanderungsbewegung infolge einer Art"Wirtschaftsflucht" ausgelöst worden sei:
<table style="font-size:10pt, font-famile:Times New Roman; border-collapse:collapse" border=1><tr><td>[i]...Wie es heißt, fanden die Gallier, die damals von den Alpen wie von einem unüberwindlichen Bollwerk in Schranken gehalten wurden, einen Grund zur Einwanderung in Italien erstmals darin, dass der Helvetier Helico, der als Handwerker eine Weile in Rom gelebt hatte, bei seiner Rückkehr eine getrocknete Feige, eine Traube und eine Probe von Ã-l und Wein mitgebracht hatte</td><td>... produnt Alpibus coercitas ut tum inexsuperabili munimento Gallias hanc primum habuisse causam superfundendi se Italiae, quod Helico ex Helvetiis civis earum fabrilem ob artem Romae commoratus ficum siccam et uvam oleique ac vini promissa remeans secum tulisset. quapropter haec vel bello quaesisse venia sit.</tr></table>
<font size=1>aus Naturgeschichte">http://penelope.uchicago.edu/Thayer...e_Elder/12*.html]Naturgeschichte 12,5</font>[/i]
Im dritten Jahrhundert n. Chr. begründet der Historiker Iustinus die Wanderungswelle mit politischen Ereignissen, so dass es sich wohl um"Politische Flüchtlinge" handelte, die die Wanderung in Gang gesetzt hat:
<table style="font-size:10pt, font-famile:Times New Roman; border-collapse:collapse" border=1><tr><td>[i]Der Grund, weshalb die Gallier nach Italien kamen und Wohngebiete suchten, waren innere Unruhen und anhaltende Bürgerkriege. Als sie, dessen überdrüssig, nach Italien gekommen waren, vertrieben sie die Etrusker aus ihren Siedlungsgebieten und gründeten Mailand, Como, Brescia, Verona, Bergamo, Trient und Vicenza.</td><td>His autem Gallis causa in Italiam ueniendi sedesque nouas quaerendi intestina discordia et adsiduae domi dissensiones fuere, quarum taedio cum in Italiam uenissent sedibus Tuscos expulerunt et Mediolanum, Comum, Brixiam, Veronam, Bergomum, Tridentum, Vincentiam condiderunt.[/i]</tr></table>[/i]
Iustinus verarbeitetete dabei die um die Zeitenwende entstandene Universalgeschichte des aus Südgallien gebürtigen Historikers Pompeius Trogus (27 BC-AD 14; Epitome of The Philippic History ; 20,5,7f)">http://www.forumromanum.org/literat...n/texte20.html#5]20,5,7f[/link])
Eine weitere Möglichkeit, die"Überbevölkerung" (ver sacrum - lat.: heiliger Frühling; von Popeye hier und hier schon erläutert) und interne Machtkämpfe (Teilung) von Herrschenden vereint, wird von einem Zeitgenossen des Pompeius Trogus, dem Historiker Titus Livius (59 v.Chr. - 17 n.Chr.) in AB VRBE CONDITA (5,34,1-4) angeführt:
<table style="font-size:10pt, font-famile:Times New Roman; border-collapse:collapse" border=1><tr><td>[i]De transitu in Italiam Gallorum haec accepimus: Prisco Tarquinio Romae regnante, Celtarum quae pars Galliae tertia est penes Bituriges summa imperii fuit; ii regem Celtico dabant. Ambigatus is fuit, uirtute fortunaque cum sua, tum publica praepollens, quod in imperio eius Gallia adeo frugum hominumque fertilis fuit ut abundans multitudo uix regi uideretur posse. Hic magno natu ipse iam exonerare praegrauante turba regnum cupiens, Bellouesum ac Segouesum sororis filios impigros iuuenes missurum se esse in quas di dedissent auguriis sedes ostendit; quantum ipsi uellent numerum hominum excirent ne qua gens arcere aduenientes posset. Tum Segoueso sortibus dati Hercynei saltus; Belloueso haud paulo laetiorem in Italiam uiam di dabant.</td><td>Über die Einwanderung der Gallier in Italien haben wir folgendes in Erfahrung gebracht: Als Tarquinius Priscus in Rom regierte [/i][Anm.: 616 v. Chr. bis 579 v. Chr.], wurden die Kelten, die eine der drei Teile Galliens bilden, von den Biturigen beherrscht; sie stellten den König für das Keltenland. Das war Ambigatus, der sich durch Tüchtigkeit und eine glückliche Hand in seinen eigenen wie auch in den öffentlichen Angelegenheiten auszeichnete. Unter seiner Regierung gab es in Gallien so reiche Ernten und so viele Menschen, dass die ungeheure Zahl kaum mehr regierbar schien. Da der König bereits im vorgerückten Alter war und sein Reich von der Belastung durch die Menschenmenge befreien wollte, erklärte er seine Absicht, den Bellovesus und den Segevesus, die beiden Söhne seiner Schwester, zwei tatkräftige junge Männer, in die Wohngebiete zu entsenden, die die Götter ihnen durch Vorzeichen anweisen würden. Sie sollten eine beliebige Zahl von Menschen mit sich führen, so dass kein Volk in der Lage wäre, die Neuankömmlinge aufzuhalten. Daraufhin erhielt Segovesus durch das Los das Hercynische Gebirge. Dem Bellovesus aber wiesen die Götter den sehr viel angenehmeren Weg nach Italien</table>[/i]
Die Auswirkungen der beschriebenen Begründungen, lassen m.E. auf eine Art Infiltration schließen, die weitestgehend über die Zeit mehr oder weniger friedlich verlief, allerdings auch mit Entwicklungsphasen, in denen u.a. der kriegerische Höhepunkte in 387 v.Chr. möglich werden konnte, als die Römer ihre Stadt nur durch hohe"Schutzgeldzahlungen" vor der endgültigen Vernichtung bewahren konnten (Vae victis! ="Wehe den Besiegten!").
Angesichts der Zeitabläufe und der bekannten Gesichtsschreibung, die wohl auch in ein bestimmtes politisches Umfeld zu betrachten sind (vom Wirtschaftsflüchtling bis zum politischen Flüchtling), scheint mir der Auslöser einer Wanderbewegung weniger in einer Naturkatastrophe zu liegen.
Wie wird man die „Wanderbewegung“ in der zweiten Hälfte des 20. und des Beginn des 21. Jahrhunders in Zeiten des 25. Jhs. n.Chr. einordnen?
Gruß,
Uwe
weitere Quelle: Die Kelten, Bernhard Maier, ISBN 3 406 46049 1

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