- Hat Deutschland noch eine Chance? - albert, 22.10.2004, 23:29
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? Nein - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 00:50
- Es wird wieder interessanter und anregender, hier mitzulesen; besten Dank! owT (o.Text) - topas89, 23.10.2004, 01:43
- Zustimmung. Den Thread sollte man sich gut merken oder ausdrucken und an die - ufi, 23.10.2004, 15:10
- Es wird wieder interessanter und anregender, hier mitzulesen; besten Dank! owT (o.Text) - topas89, 23.10.2004, 01:43
- Hat Deutschland noch eine Chance? [mvT] - Sascha, 23.10.2004, 01:01
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? harte Ketzerworte - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 01:27
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? harte Ketzerworte - Sascha, 23.10.2004, 02:14
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? ganz extrem harte Ketzerworte - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 03:46
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? ganz extrem harte Ketzerworte - chiron, 23.10.2004, 14:14
- Re: 68er haben auch positives bewirkt - Baldur der Ketzer, 24.10.2004, 21:46
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? ganz extrem harte Ketzerworte - dermoench, 25.10.2004, 12:08
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? ganz extrem harte Ketzerworte - Sascha, 24.10.2004, 02:33
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? ganz extrem harte Ketzerworte - chiron, 23.10.2004, 14:14
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? ganz extrem harte Ketzerworte - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 03:46
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? harte Ketzerworte - Sascha, 23.10.2004, 02:14
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? harte Ketzerworte - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 01:27
- Wachsen dritte Zähne nach, wenn die zweiten ausgefallen sind? - bernor, 23.10.2004, 01:17
- Re: Was da ist muß reichen - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 01:37
- Du vergißt eine Sache.... - ufi, 23.10.2004, 15:18
- Nein, ich weiß es genau ;-))) (o.Text) - Zahnloser, 23.10.2004, 01:47
- Re: Was da ist muß reichen - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 01:37
- etwas Kommentar - offthspc, 23.10.2004, 07:28
- Nö. No Chance.....nur eines von vielen Indizien.... - ufi, 23.10.2004, 14:28
- Re: Nein - - Elli -, 24.10.2004, 23:25
- Re: Hat Deutschland noch eine Chance? Nein - Baldur der Ketzer, 23.10.2004, 00:50
Hat Deutschland noch eine Chance? [mvT]
-->Hallo albert!
Ich war früher hier im Forum ein extremer Pessimist. Mittlerweile würde ich mich eher als"optimistischen Pessimisten" sehen. Soll heißen: M.E. sind die Zeichen der Zeit immer klarer zu erkennen. Mit Deutschland geht es bergab. Das wichtige war und ist nun für mich: Das Beste daraus machen. Es bringt nichts wenn ich mir täglich stundenlang Gedanken darüber mache, daß es bergab geht. Viel mehr sollte man der Realität endlich ins Auge blicken und die utopischen Träumen in eine Rückkehr der Vollbeschäftigung und Rückkehr in eine Arbeitswelt á la 1970 begraben. Du nennst die Fakten wie sie sind. Ich hatte hierüber auch vor rund eineinhalb Jahren mal einen etwas längeren Artikel hier ins Forum gestellt:
http://www.saschajakobi.de/homepage/20030507bergab.htm
Ich hatte hierbei ähnliche Gründe genannt. Allerdings hast Du diese Liste nun noch ergänzt. Das mit den Rohstoffen und der Bürokratie hatte ich gar nicht oder nur sehr am Rande erwähnt. Weiß es nicht mehr genau.
Fakt ist, daß wir die Globalisierung haben und Fakt ist auch, daß man diese kaum stoppen kann. Das habe ich auch in meinem damaligen Posting geschrieben. Die Glbalisierung wurde m.E. v.a. durch technische Neuerungen überhaupt erst ermöglicht. Auf der einen Seite bringen uns all diese schönen Geräte vom Handy, der Digicam, dem Auto bis hin zur Waschmaschine viele Erleichterungen im Leben oder Bequemlichkeiten. Auf der anderen Seite führen moderne Transportmittel, riesige Straßennetze, Handys, E-Mail, usw. aber auch zu zwei anderen Dingen:
1.) Eine Konkurrenz weltweit
2.) Letztendlich stellt der Forschritt für viele Menschen eher eine BE- statt eine ENTlastung im Leben dar. Die wirklich notwendigen und wichtigen Dinge die das Leben erleichtern sind mittlerweile fast alle erfunden und ausgereift. (Waschmaschine, Spülmaschine, Auto). Die Dinge von denen wir glauben sie SEIEN(!) wichtig haben momentan Inflation. Die Werbung gaukelt uns vor, daß wir alle ein Handy brauchen (ich gebe zu: ich habe mich dem Trend da auch irgendwann nicht mehr entziehen können und auch wenn es sie gibt - die Wenigsten können sich entziehen). Die Belastung spüren wir auf verschiedenste Art und Weise. Zuerst mal besteht ein gewisser Konkurrenzdruck unter den Menschen. Wichtig wie selten zuvor ist heute ja bekanntlich der SCHEIN und nicht mehr das SEIN. Wir brauchen uns gar nichts vormachen. Der alte Satz"Haste was biste was und haste nix biste nix" hat heute Hochkonjunktur und findet ständig Bestätigung. In einer"Schnell-Schnell"-Welt in der wir mittlerweile leben haben die Menschen kaum noch Zeit sich groß und lang Gedanken über irgendwelche Dinge zu machen oder sich mit etwas wirklich(!) zu beschäftigen. Dies alles führt zu einer verstärkten Oberflächlichkeit in der Betrachtungsweise. Aktuelle wissenschaftliche Arbeiten aus dem Fachgebiet der Soziologie haben diesen Trend mehrfach bestätigt und als"stark" angesehen. Es ist relativ einfach zu sagen was dies bedeutet: Nach außen hin streben die meisten Menschen nach Statussymbolen...Dies sind bei den einen die Urlaubsreisen über die man am Tisch mit der Familie, mit Freunden oder im Büro erzählen kann, für die anderen ist es der Audi A6 und für wiederum andere sind es die Kleidung, ein guter Wein, gut ausgehen oder auch neue technische Geräte (Digitalkamera-Boom, DVD-Boom, Riesen-Fernseher-Boom, Camcorder-Boom, Handy-Boom). Gerade bei letzterem Boom zeigt es sich ja ganz deutlich, daß dieses Gerät schon lange kein reiner Gebrauchsgegenstand mehr ist sondern vielmhr zum absolute Statussymbol Nr. 1 geworden ist. Die Handyauswahl findet mittlerweile überwiegend nicht(!) mehr nach den"TELEFONmöglichkeiten" statt sondern ganz im Gegenteil nach bunten Bildche, leuchtenden Tasten und radiospielenden Handys die Blitzlichtphotos mit 3"Megapix" machen können. Gut bevor ich vom Thema abweiche. Warum ist der technische Fortschritt für viele Menschen mehr BE- statt ENTlastung. Gerade diese Woche hatte ich mit einer Kollegin im Büro hier eine kleine Unterhaltung. Sie ist sozusagen eine Abteilungssekretärin, macht Schriftwechsel, Berichtshefte, Bestellungen oder gibt Daten ein. Nach einer neuerlichen Umstellung meinerseits von einem Lotus-Notes-Makro auf eine Excel-Olap-Datenbank kamen wir auf das Fazit:"Es wird immer komplexer und komplizierter". Das ist richtig. M.E. wird es alleine schon deshalb komplizierter weil es immer mehr Möglichkeiten gibt. Man betrachte Softwareprodukte wie SAP R/3. Um sich mit dem gesamten Produkt auszukennen vom Logistikmodul bis hin zum FI/CO-Modul und dem Abab-Editor und weitergehender Programmierungen und dem Customizing muß man ja ein absoluter Freak sein. Heute ist es das Handwerkszeug eines Betriebswirtes. Für diese Leute ist das ja weniger ein Problem da sie ihr Leben darauf AUSGERICHTET hatten oder haben immer ein wenig MITlernen oder WEITERlernen zu müssen. Aber heute gilt das selbst für die armen Schw.... die eigentlich nur eine Arbeit haben wollen, sich größte Mühe geben und gerade mal einen Hungerlohn bekommen. Englisch ist heute selbstverständlich. Eine zweite Fremdsprache wird definitiv auch immer wichtiger. Viele Menschen müssen(!) zwangsläufig auf der Strecke bleiben. Selbst wenn Sie wollten können Sie da nicht mitziehen weil sie andere Fertigkeiten besitzen als den heute selbstverständlich(!) erwarteten und verlangten Einsatz des Computers mit fast allen seinen Möglichkeiten. Die Ambivalenz der Technik zeigt sich aber noch an weiteren Beispielen: Handy, SMS, Email, Fax... Was ist das...? Moderne Kommunikation. Ja vielleicht. Oder doch eher ein Stressbeschleuniger?"Alles. Gleichzeitig. Und zwar sofort" heißt das vor kurzem erschienene Buch von Karlheinz A. Geißler der treffend beschreibt was heute eigentlich für ein"Film läuft". Wir knallen uns morgens die Brötchen rein während wir gleichzeitig(!) die Zeitung lesen und im Hintergrund das Morgenfernsehen oder den Radio dudeln hören. Im Auto telefonieren/unterhalten, essen und fahren wir gleichzeitig. Im Büro trinken wir gleichzeitig Kaffee und telefonieren während wir am PC gerade Eingaben machen. Bald wohl können wir mit Uhren E-Mails empfangen und schon heute kann man Aktienkurse am Handy abfragen oder die aktuellen Stau-News. Di Technik hat also auch starke negative Auswirkungen auf uns alle. Alles muß heute schneller gehen. Burn-Out, Herzinfarkte und viele andere Kreislauferkrankungen sind gewaltig auf dem Vormarsch. Man ist ständig erreichbar und wenn man das Telefon nicht abnimmt gibt es ja die tollen SMS und E-Mails mit einstellbarer Empfangsbestätigung. In dem Moment in dem man was empfangen hat muß man es praktisch fast schon gelesen haben und derjenige Gegenüber hat ein detaillertes Protokoll für korrekte Übertragung. Es geht aber noch weiter. Ich will die Technik ja nicht verdammen. Sie hat auch das Lebensalter der Menschen spürar erhöht und auch der medizinische Fortschritt ist nicht unverkennbar. Aber denoch: Wieviele Krankheiten entstehen auch durch Technik und Chemie oder Umeltverschmutzung. Man denke an die vielen Allergien oder die Chemieunfälle, Tschernobyl, Contergan, gesdunkene Ã-ltanker usw. Man denke aber auch an ABC-Waffen, Milzbrand, VX-Gas, Atomwaffen und all die anderen Sauerein die dieser"verrückte" Mensch entwickelt hat um sich scheinbar selbst irgendwann in ein paar Sekunden zu zerstören. Ein weiteres Problem des technischen Fortschritts ist das Produktivitätswachstum. Ich denke irgendwann sind wir an einem Punkt ab dem Produktivitätswachstum zwar immer noch für erst mal fast ALLE den Wohlstand irgendwie erhöht aber sich die Gesellschaft immer mehr in Arm und Reich teilt. An diesem Punkt sind wir wohl langsam angelegt. Sicher steht heute jedem Sozialhilfeempfänger auch ein Fernseher zu oder ein Telefon. Das ist nur möglich weil diese Produkte massig auf den Markt geschmissen werden und millionenfach hergestellt werden können. Aber der Unterschied zwischen Reich und Arm nimmt zu. Die einen haben zwar einen Fernseher; aber die anderen schon ein Heimkino mit Dolby Digital Anlage und High-Tech-Kühlschrenke mit Computer in der Kühlschranktür und automatischer Cocktail-"Crushed Eis"-Taste. Die einen fahren immer häufiger immer"ältere Böcke" und die Wagen der Oberklasse sehen bald so aus wie ein Flugzeugcockpit. Die einen reißen sich den Arsch auf und es wird immer und immer mehr von ihnen verlangt. Hiermit meine ich gerade die armen Leute mit gewöhnlicher Ausbildung von denen man heute fast Wunder erwartet so als hätte sie Abi+Studium und zahlt ihnen aber einen Lohn wie einem Hilfsarbeiter. Andere schaffen kaum was oder tun nur so und leben von den Zinsen. Wenn ich mir ansehe was da in Dubai passiert mit dem 7-Sterne-Hotel oder den vielen"gigantomanischen" Einkaufszentren oder mit"The Palm" - einer künstlich im Meer angelegten Insel für die Superreichen - dann frage ich mich in was für einer kranken Welt wir eigentlich leben wenn diese Leute dann einen auf Wohltätig machen und ne halbe Million von ihren 150 Millionen spenden und in Afrika tagtäglich tausende Kinder schlicht und einfach verhungern. Was ist schon ne halbe Million bei 150? Kosten die wir unter"Imagepflege und Marketing" verbuchen können. Jemand der 1000 Euro verdient und 100 Euro spendet tut für seine Verhältnisse hier wesentlich mehr.
Soviel zur Technik. Um zurück zum Ausgangsthema zu kommen. Mit Deutschland geht es bergab. PISA, Globalisierung, Rohstoffmangel, Überschuldung, Infrastrukturverfall (ich denke nur an die vielen Schilder"Straßenschäden" die es mittlerweile gibt), u.v.m. sind klare Zeichen."Deutschland 2020 - wir wir morgen leben. Prognosen der Wissenschaft" von H.W. Opaschowski ist ein interessantes auch vor kurzem erst erschienenes Buch.
Letztlich sollten wir das Beste aus der Situation machen. Aber Fakt ist, daß die Menschen in anderen Ländern die ganzen Jahre viel viel schlechter gelebt haben und wir wesentlich besser. Dies führt dazu, daß wir uns an einen großen Teil des Wohlstandes einfach gewöhnt haben und ihn nicht mehr wahrnehmen während für andere Menschen auf der Welt nur 20% unseres Wohlstandes derart erstrebenswert sind, daß diese glatt dazu bereit wären dafür 14 Stunden und das 7 Tage die Woche zu arbeiten. Klar, wie soll es auch anders sein. Wäre ich in Afrika oder in Asien geboren und hätte die Wahl zwischen Hunger/Elend und Unsicherheit oder eben harter Arbeit aber Wohlstandssteigerung dann würde ich auch das zweite davon nehmen. Insofern werden wir den Konkurrenzkamp nicht gewinnen können. Wir gewinnen ihn nur dann wenn wir erkennen, daß"Weniger manchmal dennoch mehr sein kann". Eine Rückbesinnung auf Werte, wieder mehr Zeit haben für Freunde und Familie und gemütlich ein Bier trinken ist wohl besser als bis in die Nacht zu arbeiten um dann durch sein Geld haufenweise Schnell-Schell-Bekanntschaften mit Champus und Cocktails zu machen. Weniger Wohlstand - aber mehr Zeit hat nicht nur Nachteile.
Viele Grüße,
Sascha

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