- Neues Deutschland: Karriereknick auf hohem Niveau - Nachtigel, 27.10.2004, 09:24
Neues Deutschland: Karriereknick auf hohem Niveau
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Von Anton Notz, Bonn
Viele Manager kannten bislang nur eine Richtung auf der Karriereleiter: nach oben. Immer häufiger müssen sich Führungskräfte, die ihren Job verlieren, damit abfinden, drei Stufen tiefer zu starten - oder etwas ganz Neues anzufangen.
Als er noch mitten im Berufsleben stand und wöchentlich 50, 60 Stunden rackerte, hat Günter Strolz* sich manchmal ausgemalt, wie schön es wäre, wenn er etwas mehr Zeit hätte. Für die Familie, für Haus und Garten,"für Dinge, die ich mein Leben lang nie gemacht habe".
Nun hat er Zeit, viel Zeit, fast ein Jahr schon. Aber der Spaß, mit dem Rad auf den Wochenmarkt zu fahren, ist dem 53-Jährigen inzwischen vergangen. Als Heimwerker hat er sich selbst gekündigt."Irgendwann sind alle Wände gestrichen und alle Löcher gebohrt."
Günter Strolz ist arbeitslos. Genauer gesagt: eine arbeitslose Führungskraft. Chefeinkäufer für mehr als ein Dutzend Unternehmen einer Konzernholding und Mitglied der Geschäftsleitung war er. Jettete um den Globus - China, Brasilien, Mexiko - und verantwortete ein Einkaufsvolumen von 300 Mio. Euro. Bis ihn ein Freund lockte, in die Geschäftsleitung des von ihm geführten Autozulieferers einzutreten. Bald gab es finanzielle Schwierigkeiten, dann ein Stühlerücken in der höchsten Etage. First in, first out. Strolz war out. Mega-out.
Manager ohne Job
Auch das gehört zum Deutschland der Reformen: Manager ohne Job. Macher, die nicht einmal im Albtraum wähnten, irgendwann arbeitslos zu werden. Und die jetzt händeringend nach einer neuen Aufgabe suchen - zu weitaus bescheideneren Bezügen als bisher, wenn’s denn sein muss.
Zahlen darüber, wie viele Manager Strolz’ Schicksal teilen, gibt es nicht. Sicher ist allerdings: Es sind deutlich mehr geworden, seit viele Unternehmen sich neu aufstellen, Hierarchien eindampfen, Abteilungen zusammenlegen oder mit anderen Firmen fusionieren."Den Job auf Lebenszeit gibt es in der Privatwirtschaft nicht mehr", sagt Alexander Leschinsky, Personalberater bei Kienbaum.
Die Nürnberger Arbeitsagentur führt Manager ohne Job in ihrer Akademiker-Kartei bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Bonn. Dort mischt sich ihre Not mit der von Hochschulabgängern, die erst gar nicht die Chance bekommen, Berufserfahrungen zu sammeln. Knapp 253.000 Akademiker waren Ende September arbeitslos gemeldet. Die Quote lag mit vier Prozent zwar niedriger als die Gesamtquote. Aber sie stieg überproportional schnell. Die Bemühungen der ZAV sind meist vergebens. Vergangenes Jahr hat sie bundesweit gerade einmal 198 Führungskräfte zurück in die oberen Umlaufbahnen gebracht.
Schrumpfender Arbeitsmarkt
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