- Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus - JoBar, 01.11.2004, 07:55
- Re: Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus - Euklid, 01.11.2004, 08:45
- Re: Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus - JoBar, 01.11.2004, 08:51
- Re: Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus - Euklid, 01.11.2004, 09:40
- Re: Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus - JoBar, 01.11.2004, 08:51
- Re: Frau Antje auf Münteferings Payroll? - dottore, 01.11.2004, 14:04
- Re: Frau Antje auf Münteferings Payroll? - JoBar, 01.11.2004, 16:48
- Re: Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus - Euklid, 01.11.2004, 08:45
Die alltägliche Käuflichkeit - Korruption im Journalismus
-->Die alltägliche Käuflichkeit
Eine Berliner Tagung beschäftigt sich mit Korruption im Journalismus
VON ANTJE KRASCHINSKI
Wenn Journalisten und Korruption in einem Atemzug genannt werden, dann meist, weil mutige Reporter durch investigative Arbeit Bestechungsskandale aufdecken und darüber berichten [ ja, ja, diese Idealbild wird immer gern suggeriert ]. Dass Journalisten und Medienunternehmen selbst korrupt sind, wird in der Ã-ffentlichkeit nur selten thematisiert. Transparency International und die Bundeszentrale für politische Bildung haben es in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal getan. Auf Einladung der beiden Organisationen diskutierten Verleger, Redakteure und Journalisten am vergangenen Donnerstag in Berlin über ihre eigene Bestechlichkeit. Ergebnis: Korruption gehört zum journalistischen Alltag - und nicht immer geht es dabei um Geld.
Passendes redaktionelles Umfeld
Wenn es um Geld geht, ist Bestechlichkeit für Leser und Zuschauer noch am einfachsten zu erkennen. Jüngstes Beispiel: Aldi-Süd stornierte seine ganzseitigen Anzeigen in der Süddeutschen Zeitung, nachdem das Blatt einen kritischen Artikel über den Discounter gebracht hatte [ Tztz, hier der hehre investigative Journalist und da der böse, böse Discounter ;) ]. Einmal mehr wurde deutlich, wie groß die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Medien und werbetreibenden Unternehmen ist. Jeder Ressortleiter weiß: Über Anzeigenkunden negativ zu berichten, kann teuer werden; der zahlende Kunde sitzt am längeren Hebel. Mit diesem Wissen lesen sich auch die selbst von renommierten Zeitungen so gern produzierten Sonderbeilagen, etwa zu Bauen, Gesundheit, Golf, Luxus oder dem edlen Yachtsport ganz anders. Zwischen gefälligen Artikeln finden die betreffenden Anzeigenkunden endlich das"passende" redaktionelle Umfeld.
Diffuser wird es freilich, wenn ein Verlag, eine Radio- oder Fernsehstation Teil eines größeren Mischkonzerns ist [ Das Medien-Imperium der SPD läßt herzlichst grüßen ]. Der Verleger Claus Detjen verwies die auf wachsende Zahl von kapitalstarken Gesellschaften, die stets auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten sind. Durch Aktienkäufe und Beteiligungen entstehen regelrechte Imperien, deren Verflechtungen und die daraus erwachsenden Einflussmöglichkeiten vom Medienkonsumenten nicht mehr durchschaut werden. Silvio Berlusconis Italien zeigt, wohin dieser Weg führen kann. Offenlegung der Eigentumsverhältnisse auch bei Zeitungen könnte hier mehr Transparenz schaffen, so Detjen.
Die vielfältige Bestechung von Journalisten durch materielle Zuwendungen - Geschenke, Vergünstigungen, Rabatte - wird das aber nicht verhindern. Wie frei urteilt ein Reisejournalist über ein Hotel oder ein Feriendorf, wenn er vom Betreiber dahin eingeladen wurde? Ist der Wein wirklich so gut, den der Gastro-Kritiker kistenweise nach Hause geliefert bekommt, natürlich umsonst? Und wie kritisch wird ein Motorjournalist über ein neues Auto informieren, wenn er das Modell als"Testwagen" ein ganzes Jahr lang zur Verfügung gestellt bekommt?
Am gefährlichsten aber ist Bestechung, die ohne Geld auskommt. Loyalität und wohlwollende Artikel lassen sich am besten mit Schmeicheleien und Gefälligkeiten erreichen."Alltägliche Käuflichkeit" nennt das der Spiegel-Redakteur Gunter Latsch. [ Und wohin gehört denn der vorauseilende Gehorsam bezüglich"unserer amerikanischen Freunde", das Ausrasten bei (vermeintlichen)"rechten Themen", usw.? ]
Die Einladung zum Hintergrundgespräch, das exklusive Interview, die vertrauliche Information sind dabei die Währung. Mehrmals wurde auf dem Podium daran erinnert, dass Korruption sich auch darin manifestiert, etwas nicht zu berichten, Informationen aus falsch verstandener Loyalität zurückzuhalten.
Korruption im Journalismus einzudämmen, ist nicht so einfach, wie es scheint, besonders wenn das Geld knapp ist. Selbstverständlich könnten finanziell unabhängige Medienunternehmen freier berichten. Wüsste ein Leser, wem die Zeitung eigentlich gehört, könnte er selbst überprüfen, ob die Besitzverhältnisse Einfluss auf den Inhalt haben. Und natürlich ist ein gut bezahlter Journalist weniger versucht, teure Geschenke anzunehmen, als ein schlecht bezahlter. Nur: Persönliche Integrität und Kompetenz lassen sich auch durch den Ehrenkodex des Deutschen Presserates nicht verordnen.
...
Ganzer Artikel http://www.frankfurterrundschau.de/fr_home/startseite/?sid=9d50dfe6ab1735bd8300439e4cd38a06&cnt=561806
Grüße
J
PS Dieses Posting ist NICHT gegen ( übersensible? ) Forum-Leser gerichtet [img][/img]
gesamter Thread:
Mix-Ansicht

