- FTD: Ex-Justizminister geißelt Bau von Gefängnissen - fridolin, 05.11.2004, 15:30
FTD: Ex-Justizminister geißelt Bau von Gefängnissen
-->Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat das Missverhältnis von sinkender Kriminalität und steigenden Investitionen kritisiert. Da würden die falschen Signale gesetzt.
Trotz stark gesunkener Kriminalität steckt Deutschland immer mehr Geld in seine Gefängnisse."Mord ist in den letzten Jahren um 40 Prozent zurückgegangen, Wohnungseinbruch um 45 Prozent, Autodiebstahl um 70 Prozent", sagte der Hannoveraner Kriminalitätsexperte Christian Pfeiffer im FTD-Interview."Trotzdem wurden und werden gerade für 1,4 Mrd. Euro 12.000 neue Gefängniszellen gebaut. Die starke Zunahme bei den Häftlingen nimmt uns Geld, das wir für Bildung und die soziale Integration von Randgruppen dringend brauchen," sagte er. Die Politiker setzten die falschen Prioritäten, kritisierte der frühere niedersächsische SPD-Justizminister.
Während vor allem die Zahl der schweren Straftaten deutlich zurückgegangen sei, sei zwischen 1992 und dem vergangenen Jahr die Zahl der Strafgefangenen in Deutschland von 39.500 auf 62.500 gestiegen."Die Hauptursache hierfür ist ein Anstieg der allgemeinen Strafbedürfnisse, der wiederum von einer immer stärkeren Dämonisierung des Bösen vor allem im Fernsehen ausgelöst wurde. Die Bevölkerung hat eine völlig falsche Einschätzung, wie sich die Kriminalität in den letzten zehn Jahren entwickelt hat."
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Als Ursache für diese Einschätzungen sieht Pfeiffer vor allem die starke Zunahme der Berichterstattung über Kriminalität im Fernsehen."Unsere Untersuchungen zeigen eins ganz deutlich: Je mehr die Leute privates Fernsehen schauen, umso mehr verschätzen sie sich. Und je mehr sie glauben, dass die Kriminalität zunimmt, desto stärker sprechen sie sich für härtere Strafen aus." Dies erkläre den starken Anstieg der Straflust der Bevölkerung:"Sie ist getrimmt auf härtere Urteile und den Bau von mehr Gefängnissen."
Voller Text: http://www.ftd.de/pw/de/1099117011028.html

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