- Häuser und Wohnungen gefällig? oder: Narrenfreiheit im Affenhaus - Baldur der Ketzer, 12.11.2004, 13:43
- Re:: Narrenfreiheit im Affenhaus - kizkalesi, 12.11.2004, 15:43
- Re: Häuser und Wohnungen gefällig? oder: Narrenfreiheit im Affenhaus - Immo, 12.11.2004, 16:00
- Re: Narrenfreiheit im Affenhaus @Immo - Baldur der Ketzer, 12.11.2004, 16:50
- Schuldner-Gläubiger - Dieter, 12.11.2004, 21:00
- Re: Schuldner-Gläubiger - alberich, 12.11.2004, 21:15
- Re: Schuldner-Gläubiger - Dieter, 12.11.2004, 22:32
- Re: Schuldner-Gläubiger - alberich, 12.11.2004, 21:15
Häuser und Wohnungen gefällig? oder: Narrenfreiheit im Affenhaus
-->Hallo,
habe gerade wieder einmal mit einem Makler in Deutschland gesprochen, er berichtete, daß er neulich eine Anzeige geschalten hatte, *suche Häuser und Wohnungen im Umkreis von [einem kleinen Kaff bei Nürnberg] *.
Worauf er jede Menge Anrufe kriegte von Verkaufswilligen Eigentümern und auch Bauunternehmen, die alle ihre leerstehenden Dinger aus einer Entfernung von mehr als 50km vom Suchgebiet loswerden wollten.
Eine ziemlich desolate und verzweifelte Lage, das.
Ich habe es eigentlich auch zu spät begreifen wollen, obwohl ich als einer der ersten von der deflationären Auszehrung betroffen wurde (Bau) und ohnehin durchs Forum gewarnt war. Ich kam noch raus, wenn auch mit einem blauen Auge. Ich hatte den nötigen Vorlauf, damit ich noch ziemlich oben an der Achterbahn aussteigen konnte.
Jetzt überrascht es mich dennoch, daß viele Leute offenbar noch nicht einmal jetzt gemerkt haben, wohin die Reise geht. Es nicht wahr haben wollen. Wenn die die Reißleine ziehen (müssen), gehts erst so richtig los, vor allem am Immo-Sektor, was wir zur Zeit haben, ist nur ein kleiner Vorgeschmack und die Auswirkung der paar wenigen, die es schon früher gemerkt haben.
Freilich würde das Schnäppchenmöglichkeiten schaffen, nur, erstens ist die Fallbirne noch lange nicht unten angekommen, zweitens hat es ja seinen Grund, wieso ein anderer das auch nicht haben will, und drittens die Frage, was kommen auf Grundeigentum für Belastungen zu, wenn der Eumelstaat an die Wand klatscht (Stichwort Lastenausgleich).
Entweder man nutzt es selber, dann wird man in Absurdistan steuerpflichtig, oder man vermietet es und kotzt sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf verlorenem Posten mit dem Auswurf der Gesellschaft rum - der kann sich auch menschlich hinter Anwälten, Ärzten und anderen bieder wirkenden Typen verstecken.
Beim Aufräumen bin ich auf einen Vorgang gestoßen, der sich auf die Vermietung einer Wohnung in Affistan bezieht.
Eine einzige Katastrophe, vor Gericht bekam man zwar überraschend schnell und eindeutig Recht, aber auf dem Ärger und den Kosten blieb man selber sitzen, die guten Herrschaften hatten nämlich nix, was man ihnen nehmen könnte - die aaaaahrmen. Deswegen haben sie jetzt eine Art Jagdschein, also wie bei Heinz Rühmanns Film über die Unzurechnungsfähigkeitsbescheinigung, die einem buchstäblich Narrenfreiheit verschafft.
So scheint mir das bei Schuldnern auch zu sein, die dottore´sche Grundannahme, der Staat würde für die Durchsetzung von Forderungen und die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen, gilt im Recht schon lange nicht mehr - formal ja, den Titel kriegt man, vielleicht, aber der materielle Anspruch bleibt undurchsetzbar. Also, whatt schällz dann?
Ich kenne Auskünfte von Leuten, die mehr als 20 Haftanordnungen haben wegen der Abgabe zur eidesstattlichen Versicherung, die sie auch mehr als 20 Mal abgelegt haben, dennoch betreiben sie ein Gewerbe - wie geht das? Das versteht auch keiner bei der Auskunftei.
Der Gläubiger hat heute nicht mal mehr ein stumpfes Schwert, er hat vielleicht sein bestes Stück in der Hand, sonst nichts, außer einem Stück Papier und der Gewißheit, in der Defensive zu sein.
So kann das nichts mehr werden.
Es geht aber genau in diese verkehrte Richtung, an die 10% aller Haushalte sind hoffnungslos überschuldet.
Manche scheinen auch null schlechtes Gewissen zu haben (Geh-Wissen? Ich kann doch laufen...), die haben es längst vorgemacht bekommen, wie in ihrem Umfeld die krassen Auswüchse funktionierten und sie als arbeitsame Wühler die Dummen waren, bis sie auch die Seite gewechselt haben.
Gestern war ich in einem Konzert, 30 Euro Eintritt, ein Typ schräg hinter mir erzählte seiner Tusse, daß er jetzt demnächst zur Schuldnerberatung müsse, weil blabla.
Ich würde da die 30 Euro zur Schuldentilgung einsetzen und Radio hören. Aber, ich bin halt bloß ich.
Ich denke, Deutschland ist schon deswegen kein ernstzunehmender Wirtschaftsstandort mehr, weil die gesamte gesellschaftliche und gesetzliche Rahmengebung aus den Fugen geraten ist, als beste Blüte sei die großkotzige Bürokratie genannt.
Wieso sollte man es sich antun, dort sein Geld zu investieren?
Wenn der Staat pleite geht, kann er seine Ausgaben nicht mehr bestreiten. Da der Hauptanteil in Sozialausgaben besteht, wird es dort zu Ausfällen kommen, wenn auch vielleicht nur vorübergehend. Bei einer Quote von vielleicht 15% völlig sozialabhängigen ist da sozialrevolutionärer Sprengstoff en masse vorhanden.
Vielleicht deswegen die Zuteilungsmarken-Geschichte in Clements Notstandsverordnungen?
Es wird Winter - nicht nur draußen. Da heißt es, die Bude winterfest zu machen.....
Beste Grüße vom Baldur

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