- Ã-l über den Karakorum Highway nach China? - FOX-NEWS, 12.11.2004, 16:12
- Re: Ã-l über den Karakorum Highway nach China? Warum passiert nix? - Elmarion, 12.11.2004, 17:01
- Re: Alternativen zu Ã-l - Baldur der Ketzer, 12.11.2004, 17:11
- Re: Alternativen zu Ã-l - Elmarion, 12.11.2004, 17:24
- Re: Alternativen zu Ã-l - Sorrento, 12.11.2004, 17:48
- Re: Alternativen zu Ã-l - Worldwatcher, 13.11.2004, 15:36
- Re: Ã-l über den Karakorum Highway nach China? Warum passiert nix? - MattB, 12.11.2004, 17:20
- Ah, der Link war von Dir, danke fürs posten, - crosswind, 12.11.2004, 19:32
- Re: Ã-l über den Karakorum Highway nach China? Warum passiert nix? - Sorrento, 12.11.2004, 17:23
- Re: Ã-l über den Karakorum Highway nach China? Warum passiert nix? - Burning_Heart, 12.11.2004, 18:29
- Die 4 apokalyptischen Reiter - Sorrento, 12.11.2004, 20:06
- Re: Ã-l über den Karakorum Highway nach China? Warum passiert nix? - Burning_Heart, 12.11.2004, 18:29
- Re: Alternativen zu Ã-l - Baldur der Ketzer, 12.11.2004, 17:11
- Hallo Leute, Peak-Oil ist sicher unbestritten, aber... - FOX-NEWS, 12.11.2004, 19:07
- Das Ã-l unterm Kaspischen Meer ist heiß begehrt. - Burning_Heart, 12.11.2004, 19:45
- wo wir schon beim Ã-l sind: Kaukasus - EM-financial, 13.11.2004, 14:40
- Re: Ã-l über den Karakorum Highway nach China? Warum passiert nix? - Elmarion, 12.11.2004, 17:01
wo wir schon beim Ã-l sind: Kaukasus
-->Folgender Artikel konnte nicht zuletzt aufgrund der äußerst guten Quellenangaben dieses Boards entstehen. VIELEN DANK AN ALLE!
Heute möchte ich auf die unverhältnismäßig hohe Zahl an geopolitischen Konflikten hinweisen, deren Zeuge wir weltweit sind. Am schrecklichsten in Erinnerung geblieben ist uns wohl, dass Geiseldramen in Ossetien, welches hunderte unschuldige Zivilisten und Kinder das Leben kostete. Bei einer näheren Betrachtung wird dem aufmerksamen Beobachter jedoch schnell klar, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt, der dem internationalen Terrorismus oder gar Al Qaida zugeschrieben werden kann. Vielmehr sind die Ereignisse das Resultat einer jahrzehntelang betrieben Außenpolitik der Weltmächte.
Kaum von den westlichen Medien beachtet fristen der Kaukasus, sowie weite Teile Zentralasiens ein Schattendasein in der öffentlichen Diskussion. Das Medienspektakel spielt sich weitgehend in Israel und dem Irak ab und dieses wird wenn überhaupt nur sehr kurz von weltweiten Anschlagsserien unterbrochen. Über die strategische Bedeutung dieser Regionen und die Hintergründe wird in den Medien nur selten berichtet und so bleiben viele Ereignisse, die in der Analyse der zukünftigen Lage durchaus eine gewichtige Rolle spielen könnten völlig unbeachtet.
Deshalb wollen wir uns etwas eingehender mit der Krisenregion Kaukasus befassen, denn dieser kann zweifelsohne als die innereurasische Grenze angesehen werden. Also die „Grenze“ zwischen Europa und Asien und damit auch für unsere Asien-Strategie von Bedeutung. Wenngleich eine solche Grenze auf dem Kontinent Eurasien natürlich nur schwerlich zu definieren ist und aus politischen und gesellschaftlichen Überlegungen heraus immer wieder verschoben wurde, kann man der Region eine Schlüsselrolle nicht absprechen. Auch der griechische Geschichtsschreiber Herodot sah im Kaukasus die Grenzlinie zwischen Europa und Asien. So erstreckte sich das persische Reich nach seinen Schriften bis zum Volk der Kolcher (bekannt aus der griechischen Sage um die Suche nach dem goldenen Vlies durch Jason und seine Argonauten). Die Völker nördlich des kaukasischen Gebirges blieben dagegen im Verborgenen.
Der Kaukasus war deshalb schon seit Jahrhunderten der Mittelpunkt von Streitigkeiten verschiedener nationaler Interessen. Über Jahrhunderte kämpften dort Perser, Türken, Russen, Afghanen und später die Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien um Einfluss in dieser Region. Seit etwa 1850 kam dieser Region, neben der strategischen und agrarwirtschaftlichen Bedeutung (Baumwolle), eine weitere hinzu, das Erdöl. Zunächst als Brennstoff für Lampen und später als Treibstoff für die Kriegsmaschinerie. Um 1900 stammte rund die Hälfte der weltweiten Ã-lförderung aus Aserbaidschan, der Region um Baku am kaspischen Meer.
Der Zar erkannte schnell die Wichtigkeit des Ã-ls für die russische Finanzsituation, denn das Ã-l wurde ab 1860 für den Betrieb der Petroleumlampen immer wichtiger. Die Verbreitung der Petroleumlampe war damals ebenso wichtig, wie später beispielsweise die Verbreitung der Elektrizität. Der Export des Petroleums und die Anbindung an den russischen Heimatmarkt wurden deshalb als vorrangigstes Ziel angesehen. Bereits 1873 gab es in Baku 23 Raffinerien und die Anbindung an die wesentlichen Märkte wurde durch die transkaukasische Eisenbahnlinie ermöglicht, die Baku mit der Stadt Batumi am schwarzen Meer verband. 1906 wurde darüber hinaus eine gleichlaufende Pipeline erbaut. Westliches Kapital kontrollierte den Aufbau dieser ölreichen Region und brachte Fortschritt und im späteren Verlauf den Krieg in den Kaukasus. Vor allem die französische Rothschild Bank, die sich mit der Emission von französischen Staatsanleihen zur Begleichung der Reparationszahlungen aus dem deutsch-französischen Krieg eine goldene Nase verdiente, trat als Investor der besagten Eisenbahnlinie sowie als Ã-lförderer in Baku auf. Die größten Ã-lförderer waren jedoch zunächst die schwedischen Nobel Brüder. Auch deutsche Unternehmen wie Siemens, die sich seit 1850 hauptsächlich in der Erschließung von Metallvorkommen und im Bau von Telegrafennetzen im Kaukasus betätigten besaßen einen großen Einfluss. „Die Erdölförderung stieg von 557 000 Pfund im Jahre 1865 rapide an. 1870 = 1,7 Mio, Pfd., 1875 = 5,2 Mio. Pdf., 1880 = 21,5 Mio. Pfd., 1885 = 116 Mio. Pfd., 1890 = 242,9 Mio. Pfd., 1895 = 348 Mio. Pfd und 1902 637,7 Mio. Pfd.“ (Lenin, Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland)
Baku war zur letzten Jahrhundertwende eine blühende Stadt, die westliche und multinationale Einflüsse mit persischer Tradition verband und zu den beliebtesten Metropolen Osteuropas gehörte. Viel ist nicht geblieben vom damaligen Reichtum. Gerade einmal ein Durchschnittslohn von 50 Euro im Monat und damit nicht mehr, als das arme Indien.
1902 gründeten die Rothschilds zusammen mit dem britischen Ã-lkonzern Royal Dutch Shell ein Joint Venture namens Asiatic Petroleum. Auf wirtschaftlicher Basis konnten die Engländer damit bereits frühzeitig einen wichtigen strategischen Schritt machen, der ihnen später im ersten Weltkrieg helfen sollte. Um die englische Kriegsmarine mit Treibstoff zu versorgen übernahm Royal Dutch Shell 1912 die Anteile an den kaukasischen Ã-lunternehmen Banito und MAZUT, von Rothschild und diese erhielt im Gegenzug eine nicht unwesentlichen Anteil am niederländisch-englischen Ã-lkonzern, der bis heute besteht. Eigentlich kein schlechtes Geschäft, wenn man bedenkt, dass die Ã-lfelder im Zuge der Oktoberrevolution von 1917 verstaatlicht wurden. Das deutsche Kaiserreich versuchte zwar ebenfalls einen größeren Einfluss auf dieses Ã-lgebiet auszuüben und sich gegen englische, französischen und US-amerikanische Interessen durchzusetzen, doch dies misslang bis zum Anfang des ersten Weltkriegs. Wie wichtig die Region sowie sein direkter Nachbar, dass osmanische Reich war, erkannten Deutsche und Engländer bereits frühzeitig. Während den Engländern die Sicherung der kaukasischen Ã-lreichtümer zumindest für den Zeitraum des ersten Weltkriegs gelang, hat sich Deutschland mit dem Osmanischen Reich einen Bündnispartner gesichert. Das wohl aufwendigste Projekt von damals, stellte die Bagdad Bahn dar, die von Berlin bis nach Bagdad führen sollte. Das Projekt wurde 1898 beschlossen und 1906 zum Bau frei gegeben. Die Deutsche Bank finanzierte das Projekt trotz größter Bedenken. Dennoch war die Beliebtheit bei Beginn des Projekts sogar so groß, dass man Anleihen der Bagdad- Bahn ans Publikum ausgab und diese sich eines reißenden Absatzes erfreuten, wie man sie in jüngster Vergangenheit nur bei der Telekom-Emission vernehmen konnte.
Der Kampf ums Ã-l wurde im ersten Weltkrieg einer der bestimmenden Faktoren für Sieg oder Niederlage. Die Engländer besaßen mit dem Suezkanal eine Abkürzung und damit einen wesentlichen Vorteil, doch insbesondere die deutschen U-Boote machten den Engländern schwer zu schaffen. Fast wäre es 1917 zu einer Wende im ersten Weltkrieg gekommen. Die Briten verloren in der ersten Hälfte von 1917 doppelt so viele Schiffe durch deutsche U-Boote wie im selben Zeitraum von 1916. Auch die US-amerikanische Standard Oil verlor mehrere Tanker. Schließlich wurde die Ã-lknappheit so groß, dass sich die USA, die sich vorher von den Kampfhandlungen in Europa heraushielten gezwungen sahen in den ersten Weltkrieg einzugreifen und dem Krieg ein entscheidendes Gewicht zu Gunsten der Alliierten Streitkräfte zu geben. Beinahe wäre es Deutschland doch noch gelungen mit seiner Einflussnahme auf Georgien den Kaukasus unter seine Kontrolle zu bringen. Doch die Anstrengungen halfen nicht und England fügte Deutschland mit Hilfe der Araber immer wieder schwere Schäden zu. Die Ironie dabei ist jedoch, dass eben diese arabischen Helfer ihre versprochene Unabhängigkeit nicht erreichen konnten und letztendlich nur Erfüllungsgehilfen des imperialen Machtstrebens von Großbritannien und den USA waren. Unter diesen Aspekt fällt auch die bekannte „Balfour-Deklaration“, die schließlich 1948 den jüdischen Staat in Palästina ermöglichte und im November 1917 nicht aus humanitären, sondern allein aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus ins Leben gerufen wurde, wozu sich sogar Winston Churchill öffentlich bekannte. Durch die Deklaration sicherte sich England die volle Unterstützung durch Edmond James Rothschild, einem Vorkämpfer des Zionismus. Die Briten teilten das Osmanische Reich also noch während des Krieges mit Frankreich unter sich auf. Bestätigt wurde dies durch die Veröffentlichung des geheimen Sykes-Picot-Abkommens, welches nach dem ersten Weltkrieg auftauchte. Ein Umstand, den Philip Knightley in seinem Buch „The First Casualty“ mit folgenden Worten beschreibt: „…war die Veröffentlichung des Abkommens den Briten sehr peinlich, da sie den Arabern als Belohnung für deren Aufstand bereits die Unabhängigkeit versprochen hatten. T. E. Lawrence (Lawrence von Arabien) musste versuchen, den Arabern zu erklären, warum die Briten sie betrogen hatten.“
Ein Umstand der auch heute noch schwer wiegt und letztendlich jegliche Friedensbemühungen im nahen Osten sehr fragwürdig erscheinen lässt.
Der Mangel an Ã-l und Benzin wurde damit zum Wegbereiter für den Sieg der Alliierten über Deutschland. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Deutschland damit von den wichtigen Rohstoffquellen im Kaukasus abgeschnitten und konnte sich im Nachkriegsaufschwung nur bedingt erholen, beziehungsweise war auf den Geldzufluss von ausländischem Kapital angewiesen, der letztendlich zu einem erheblichen Finanzierungsproblem führte. Vor dem ersten Weltkrieg war Deutschland mit einem Volksvermögen von 350 Milliarden Reichsmark noch die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, hinter den USA mit einem Volksvermögen von 500 Milliarden Reichsmark. Den Vergleich stelle ich deshalb an, da ich aufzeigen möchte, welche strategische Wichtigkeit die Kontrolle von Rohstoffen besitzt, auch wenn uns Politiker in einer zunehmend durch Finanzmärkte und Bankenwirtschaft geprägten Dienstleistungsgesellschaft gerne das Gegenteil einreden möchten.
So erkannte auch Stalin die bedeutende Rolle des Kaukasus. „Die große Bedeutung des Kaukasus für die Revolution ist nicht nur dadurch bedingt, dass er eine Quelle von Roh- und Brennstoffen sowie Lebensmitteln ist, sondern auch durch seine Lage zwischen Europa und Asien, insbesondere zwischen Rußland und der Türkei, sowie durch das Vorhandensein von ökonomisch und strategisch höchst wichtigen Straßen. (Batum-Baku, Batum-Täbris, Batum-Täbris-Erserum.)“
Der Kampf ums Ã-l war also mit Ende des ersten Weltkriegs keineswegs aufgehoben, sondern lediglich aufgeschoben. So war für die Sowjetunion bereits klar, dass der Kaukasus bald wieder Schauplatz eines Krieges um Ressourcen werden würde, von denen die Bevölkerung der dortigen Gebiete mit Ausnahme einer kurzen Zeit um die Jahrhundertwende nicht viel hatte. Die wirtschaftliche Unzufriedenheit der dort lebenden Bevölkerung, als Resultat der Fremdbestimmung und die daraus entstehenden ethnischen Konflikte, sind auch heute noch der Nährboden für Unruhen und Probleme.
„Die Ereignisse im Osten lehren uns, dass auch die Völker des Orients zu erkennen beginnen, dass die Entente (französisch-britische Allianz) nicht zu ihnen gekommen ist, um Freiheit, Wohlstand und moralische Kultur zu bringen, sondern aus Gründen des macht- und geschäftspolitischen Egoismus.“ (Dr. Karl Gewering, Der Kaufmann von heute, Leipzig 1923)
„Die Lage der Engländer in Persien, ihre Lage als Eroberer Persiens, wird immer durchsichtiger. Bekanntlich ist die persische Regierung, die phantastisch oft ihre Zusammensetzung ändert, ein Deckmantel für die englischen Militärattaches. Bekanntlich haben die so genannten persischen Truppen aufgehört zu existieren, da englische Sepoys auf der Bildfläche erschienen sind, um sie abzulösen. Bekanntlich haben in Teheran und Täbris in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe von Massenaktionen gegen England stattgefunden. Es lässt sich wohl kaum bezweifeln, dass dieser Umstand die Aussichten der Entente in Persien nicht verbessern kann.“ (Stalin, Die Lage im Kaukasus, Prawda, 30. November 1920)
Während des zweiten Weltkrieges erkannte Deutschland die Wichtigkeit der Städte Baku und Grosny und versuchte diese in einer „Blitzkrieg“ Aktion einzunehmen. Bis auf 80 Kilometer kam das 40. Panzerkorps der deutschen Wehrmacht damals an Baku heran. Die Sowjets hatten es versäumt genügend Truppen im Süden des Landes einzusetzen. Obwohl die Region für 70 Prozent der Ã-lversorgung für die russische Armee zuständig war und innenpolitisch als äußerst instabil bezeichnet werden konnte. Kosaken und kaukasische Freiheitskämpfer haben sich in der Hoffnung auf die Erlangung ihrer lang ersehnten Unabhängigkeit sogar mit den deutschen Truppen verbündet. Doch bis auf die Zerstörung der Ã-lfelder von Grosny durch die SS-Division Wiking und eine Bombardierung, gelang es der Wehrmacht nicht das Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Man fürchtete, dass die rote Armee den strategisch wichtigen Ort bald zurückerobern würde. Um den deutschen Truppen den Rückzug aus dem Kaukasus zu ermöglichen ließ man sich auf deutscher Seite auf eine verheerende Schlacht in Stalingrad ein, der die russischen Truppen beim Vormarsch nach Süden stoppen sollte.
Nach dem zweiten Weltkrieg rächte sich Stalin für diese Kooperation der Tschetschenen mit den Nazis. Dieser Racheaktion fielen rund 25 Prozent der dort lebenden Bevölkerung zum Opfer. Man spricht von rund 100 000 Toten und mehr als einer halben Million vertriebenen. Die nach 1950 wieder in ihre Heimat zurückkehren durften.
Während das neue demokratische Russland Armenier, Georgier und Aserbaidschaner in die Unabhängigkeit entließ, behielt man die Kontrolle über Tschetschenien bei. 1994 schlug Präsident Jelzin den ersten tschetschenischen Aufstand mit Waffengewalt nieder und seit 1999 kämpfen Putins Truppen. Dem ersten Tschetschenienkrieg fielen schätzungsweise 90 000 Menschen zum Opfer und dem zweiten Tschetschenien Krieg etwa 50 000. Dies entspricht etwa 15 Prozent der dortigen Bevölkerung.
Dieser „Vernichtungskrieg“ macht deutlich weshalb es immer wieder zu „terroristischen“ Anschlägen in Russland kommen muss. Vor allem die Selbstmordattentate der so genannten „schwarzen Witwen“ treten immer wieder regelmäßig auf. Unter schwarzen Witwen versteht man Mütter, die ihre Familienangehörigen in den Tschetschenienkriegen verloren haben.
Angesichts dieser dramatischen Lage fragt man sich, weshalb Putin von internationalen Politikern nicht stärker kritisiert wird. Ohne auch nur die geringsten Zweifel zu äußern verurteilt man die Anschläge auf Russland als terroristischen Akt und steht dem russischen Präsidenten beim „Kampf gegen den Terror“ mit Rat und Tat zur Seite. Chirac, Schröder und Bush haben Putin jede Unterstützung zugesichert und verkennen dabei die Brisanz dieses Themas und den immer stärker werdenden Widerstandswillen der Tschetschenen.
Der gesamte Nordkaukasus ist mittlerweile zum Krisengebiet geworden. Menschenraub, Sklaverei, Blutrache und ethnische Säuberungsaktionen stehen dabei an der Tagesordnung und man kommt nicht umhin, die Lage in Russland mit der ausweglos erscheinenden „Befreiung“ des Iraks durch die USA zu vergleichen. Bei den Anschlägen auf die Schule in Beslan waren so auch eine Reihe von Inguschen beteiligt:
„Erst der Tschetschenienkrieg (1994-96), in dessen Folge Moskau die Kontrolle über den Nordkaukasus verlor und etliche Hilfsorganisationen nach Inguschetien kamen, hat Menschenraub wieder in Mode und zu ganz neuen Ausmaßen gebracht. Heute wird in Inguschetien und im benachbarten Tschetschenien im großen Stil entführt. Dabei geht es kaum um Geld, selten sind Banditen die Täter. Von 431 Entführungen, die im vergangenen Jahr in Inguschetien und Tschetschenien offiziell registriert wurden, erfolgten nach Ansicht der russischen Menschenrechtsorganisation „Memorial“ die meisten im Rahmen der russischen Zachistki. Zachistki sind Säuberungsaktionen, bei denen die russischen Soldaten Haus für Haus durchkämmen und jeden mitnehmen, der ihnen verdächtig vorkommt. 127 der Entführten tauchten lebend wieder auf, 47 waren ermordet worden, von 247 fehlt jede Spur. Laut Memorial ist die Zahl der tatsächlichen Entführungen dreimal so hoch, die der Ermordungen mindestens viermal. Über die Gründe der Entführungen zuckt man auch in Inguschetien die Schultern. Der Befehlshaber der russischen Truppen im Nordkaukasus, Valery Baranow, verneint die Beteiligung seiner Soldaten. Die Geißelnahmen gingen einzig auf das Konto einheimischer Krimineller, behauptet er. “ … „Noch ist Inguschetien zu 85 Prozent von Rußland abhängig. Der europäische und amerikanische Drang zu den Ã-lquellen des Kaukasus aber hat sich herumgesprochen.“… „Unter Hinweis auf die 150 Millionen Tonnen Rohöl, die Inguschetien im Jahr fördert, gibt sich Premierminister Timur Mugoschkow selbstbewußt. „Bis 2015 werden wir mit Hilfe westlicher Investitionen die Zuschüsse aus Moskau auf Null gebracht haben.“ Auf die Frage, ob das bedeute, Inguschetien wolle sich auf eigene Füße stellen, findet er eine kryptische Antwort: Sein Land werde in Zukunft nicht nach mehr Unabhängigkeit streben als zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Man habe allerdings keinerlei Ambitionen, den tschetschenischen Weg zu gehen.“ (Andrea Strunk, Nicht ohne meinen Leibwächter, www.eurasischesmagazin.de)
Die Ironie des Schicksals ist nur die, dass die Urheber der Bombenanschläge bislang nicht gefunden werden konnten. Putin verurteilt pauschal ein ganzes Volk und spricht in seinen Fernsehansprachen, von einer härteren Gangart im Falle Tschetschenien. Das er damit die Fronten nur noch weiter verhärten wird und sich immer weiter von einer möglichen politischen Lösung entfernt, scheint ihm als ehemaliger Chef des KGB ziemlich egal zu sein. So tauchen auch immer wieder Hinweise auf eine Beteiligung des russischen Geheimdienstes FSB, der Nachfolgeorganisation des KGB, an den Anschlägen in Russland auf. So zitierte die britische Tageszeitung Independent am 7. Februar 2000 einen russischen General, der den FSB für die Anschläge verantwortlich machte.
Die Vereinigten Staaten von Amerika wissen natürlich um die latente Instabilität dieser Region und fürchten um ihre Anteile an den lukrativen Ã-lprojekten des kaspischen Meeres. Denn nachdem der Kaukasus in den Sowjetzeiten ein Schattendasein fristete und sich die Erdölaktivitäten in den Ural verlagerten, ist mit Ende des kalten Krieges ein erneuter Kampf um die lukrativen Ã-l- und Gasvorkommen entstanden. Diesmal richtet sich das Interesse allerdings auf das kaspische Meer. Den Staaten im Süd- und Nordkaukasus kommt vielmehr die Bedeutung eines Pipelinestandortes zu. Denn die möglichen Routen führen durch Russland (Dagestan, Tschetschenien) sowie die freien Republiken Georgien, Turkmenistan und schließlich die Türkei.
Insgesamt vermutet man im kaspischen Meer und in Kasachstan etwa 150-200 Milliarden Barrel Rohöl und damit fast soviel wie in Saudi-Arabien mit rund 250 Milliarden Barrel. Doch wie glaubwürdig diese Schätzungen sind muss sich noch zeigen. Bislang ist um die potentiellen Reserven ein schwerer Kampf entbrannt, der sich schlussendlich als völlig verfehlt erweisen könnte.
Zwischen 1996 und 1999 haben die weltweiten Ã-lkonzerne insgesamt 410 Milliarden US-Dollar in 145 Ländern investiert und waren lediglich in der Lage ihre tägliche Förderung bei rund 30 Millionen Barrel pro Tag zu stabilisieren. Zwischen 1999 und 2002 haben die fünf größten Ã-lkonzerne: Exxon-Mobil, Shell, ChevronTexaco, BP und ElfTotal insgesamt 150 Milliarden US-Dollar in die Exploration neuer Ã-lgebiete investiert und waren gerade einmal in der Lage ihre Ã-lförderung von 16 auf 16,6 Millionen Barrel pro Tag zu steigern. Vor allem das kaspische Meer blieb bislang hinter seinen Erwartungen zurück. Die Ã-lbestände dieser Region, welche bislang als gesichert gelten können umfassen erst 39 Milliarden Barrel und besitzt im Vergleich zu anderen Ã-lsorten eine eher mindere Qualität.
Die wohl größten Chancen für eine zukünftige positive Entwicklung in dieser Region liegen damit nicht auf europäischer Seite, sondern weiter östlich auf asiatischem Gebiet. So verfügt vor allem Kasachstan über die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Erschließung seiner potentiell riesigen Erdgas- und Erdölvorkommen. Das Land ist kaum bevölkert, besitzt keine ethnischen Konflikte und muss für den Export ihrer Ressourcen lediglich mit einem Partner verhandeln, dem ölhungrigen China.
China und Kasachstan befinden sich auch in Verhandlungen über den Bau einer Gaspipeline mit einer Kapazität von 12 Mrd. cm³. Diese soll mit der berühmten West-Ost Pipeline Chinas in der Provinz Xinjiang verbunden werden. Das Gas soll insgesamt 4000 km bis nach Shanghai gefördert werden.
Die neue Gaspipeline könnte darüber hinaus mit Uzbekistan, Turkmenistan, Russland und dem Iran verbunden werden und damit eine der wichtigsten Energielieferungen Asiens darstellen. Ebenso haben sich die Regierungen von China und Kasachstan über den Phase 2 Ausbau einer 3 Mrd. USD teuren und 3 000 km langen Ã-lpipeline mit einer Gesamtkapazität von 20 Millionen Tonnen Erdöl verständigt.
China finanziert ferner den Bau einer 1.000 km Pipeline von Kasachstan nach China. Bau Mitte 2004 - 2006, Kapazität 20 Mill. t pro Jahr, später 50 Mill. t. Sie soll Ã-l von CNPC und von den Kumkol Feldern (Förderer dort Lukoil und PetroKazakhstan) nach China befördern. Ab 2006 will CNPC in der Aktyubinsk- Region 8 Mill. t (2003 5 Mill. t) fördern und die Kumkol Felder von Lukoil und PetroKazakhstan sollen 10-12 Mill. t liefern.
Wir führen Petrokazakhstan (WKN 120466 GDR und 460189) bereits seit unserer Dezemberausgabe des Tiger&Dragon in unserer Dispositionsliste und wurden seitdem mit einem Kursanstieg in Höhe von rund 50 Prozent belohnt. Mit einem KGV von etwa 6 scheint der Wert trotz des Kursanstiegs der letzten Monate immer noch nicht zu teuer zu sein und lohnt sich als spekulative Beimischung im Ã-lbereich.

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