- Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT - Turon, 21.11.2004, 02:25
- ............... und wir haben den 'Blick' eine 1:1 - Kopie zu Bild - Emerald, 21.11.2004, 07:19
- Re: Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT - dottore, 21.11.2004, 13:05
- Re: Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT - Turon, 22.11.2004, 04:50
Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT
-->Können wir uns darauf einigen, daß die Debatte um"Fakt" unvoreingenommen und ohne Simplifiezierung geführt wird?
Dass die Deutschen blöder sind als die Polen, habe ich niemals behauptet - der Eindruck entsteht aber bei vielen Lesern, nehme ich an. Schließlich was mache ich hier in diesem Forum? Das muß doch schon irgendwie undenkbar sein, daß ausgerechnet ein Pole, rumkritisiert. Wo gibt´s denn sowas? ;)
Laßt Euch davon nicht täuschen. Es ist auch kein Contra für Sätze die ich mal so
in meiner Welt mal hörte - Ausländer haben in Deutschland nicht zu kritisieren,
usw. sie haben zuzuhören und bestenfalls zu bewundern. Das ist gewöhnlich der Tenor auf der Straße. Aber daß was ich hier tue ist mehr als Meinungsaustausch zu verstehen. Kritik gehört dazu - auch wenn man sagt Brückenbauer sind niemals Kritiker.
Also zunächst. Das ich hier in EWA Forum manchmal rumklugscheiße - bedeutet
nicht, daß ich mich und alle Polen für schlauer halte. Zwar bin ich davon
überzeugt, daß die damalige polnische Schule bei weitem besser war, als der
Unterricht in x-beliebiger Schule im Westdeutschland, doch seit 1989 etwa
haben wir hier in Polen mittlerweile ein anderes Schulsystem - nämlich das amerikanische - dementsprechend ist das Bildungsniveau in Polen in den Keller
gegangen. Die damalige Basis des angelernten Wissens in Polen ist von amerikanischen Beratern des Bildungministeriums als erstes drastisch verschlankt worden.
Ich gebe Ihnen gerne paar Beispiele: als ich hier nach Deutschland kam, stellte
ich mit Entsetzen fest, daß in der 9-ter Schulklasse der Hauptschule (wo ich zunächst eingestuft worden bin, da ich nicht länger auf schlesisch geprägte Förderschule gehen wollte - schließlich wollte ich deutsch lernen und nicht schlesisch) - immer noch keine Ahnung im Mathe von Pythagoras hatten, oder von Tales etc. Ebenfalls war ich wirklich empört, daß für die deutschen Schulkinder
die Geschichte des dritten Reiches tabu war und das man sich in der Geschichte
einfach auf Trivialitäten des dritten Reiches beschränkte.
Ich war extrem überrascht, als ich aufs Gymnasium kam, und hier mir 3 mal die Note 5 leisten konnte, wenn ich es irgendwo ausgleichen konnte. Der wesentliche Unterschied zwischen den Blöcken war offenbar: uns wurde Wissen eingehämmert,
bei Euch war der Zwang zum Lernen einfach nicht spürbar.
In Deutschland lernt man in eine bestimmte Richtung zu denken, uns ertrank man
mit Wissen, damit wir nicht zu denken brauchen. Damals dachten wir dennoch.
Und heute ist das nahezu nicht mehr der Fall, bis auf bestimmte Schicht von Menschen, die sich das leisten können zu denken, weil sie schon genug
erwirtschaftet haben um vom ersten zum ersten zu überleben.
Es ist nahezu so, als hätte man uns Euch Deutsche und uns Polen, in ein Labor gepackt, untersucht und geprüft wie man uns zu kneifen hat, damit wir in eine erwünschte Richtung laufen.
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Und darauf basiert meiner Meinung nach der Erfolg von Bild. Zunächst einmal noch einmal - weil es mir am Herzen liegt: Deutsche sind keineswegs blöder als die Polen. Die Erziehung zu einem treuen Staatsbürger in Deutschland war aber sehr wohl strenger als Russifizierung Polens. Slaven und insbesondere Polen verhalten sich zum Staat ziemlich freimaurerisch. Das stammt nicht von mir, sondern von Roman Dmowski und er hatte Recht damit. Es ist nicht üblich bei uns Polizei als Freund und Helfer zu bezeichnen, genauso wenig redet man in Polen nicht gerade mit dem Schmerz der Liebe wenn man man vom Vater Staat spricht.
Die Bildzeitung in Deutschland lebt davon, den Deutschen in ihrem Leid gegenüber dem Staat zu unterstützen, aber dennoch ihm gleichzeitig zu lieben, als wäre er tatsächlich das wichtigste. Die Bildzeitung ist empört, wenn irgendjemand Gebühren erhöht, deklariert es aber sehr wohl zu einem notwendigen Übel, den ihr alle zu ertragen habt, denn wenn man es anders tut, kommt es noch schlimmer.
Als Endergebnis dieser List bleibt unterm Strich: der deutsche Otto Normalverbraucher muß seine eigene Entscheidungsfreiheit zu Gunsten angeblich des Staates opfern. Man erklärt ihm: wir wissen dass Du recht hast, aber sieh mal - denn anderen 6-7 Millionen Deutschen geht es nicht anders.
So entsteht in deutschen Hirnen der Eindruck dagegen kann man nichts tun, aber man habe Jemandem der genauso ohnmachtägig als stärkster Organ für die rechte der Bürger kämpft.
Bild kämpfte also gegen dem Teuro, Bild kämpfte schon gegen die bösen Islamisten, Bild kämpfte gegen die wütenden Neonazis und Bild kämpfte schon gegen die Bedrohung von links.
Zur selber Zeit ist die Bild Zeitung aber ein treuer Begleiter in die Arbeitspause, zum Kaffeekränzchen, seine Themen werden weit und breit am Stammtisch diskutiert, mit dem Ziel zu der Einsicht zu gelangen, zu der schon die Bild gekommen ist.
Bild hilft also den Menschen, ein lebenlang ihren eigenen Willen zu unterdrücken und hilft dabei in der Hilfslosigkiet tatenlos zu verharren. Das hilft dem Staat die Leute besser zu kontrolieren und besser
zu verwalten. Sie wissen ohnehin sie können nichts dagegen tun.
Es kommt mir so vor, als wäre die Bild ein Ersatz für ein Kontrollorgan, eine
Art Psychiater für jedermann, der ohne die Zeitung möglicherweise eigene Logik entwickeln würde. Und jeden Tag gibt es eine Sitzung mit dem Psychiater für schlappe 70 Cent, oder was es kostet.
Menschen die Bild aber lesen, sind nicht unbedingt blöde - sie kommen einfach nur nicht davon los. Anderseits gibt es auch sicher einen Grund, warum man zu der Bildzeitung einen Weg findet. Je stärker der Druck von außen ist - größeres Arbeitssoll, finanzielle Schwierigkeiten vergrößert sich das Gefühl der Ohnmacht in der Bevölkerung. Eine Vielzahl von Menschen gibt im Leben an einem Punkt auf. Plötzlich ist es nur noch wichtig seinen Job auszuführen und sich
halbwegs informiert zu füllen.
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Der Erfolg von Fakt ist aus etwa dem selben Holz. Zunächst einmal wurden die Menschen in Polen von mehreren Kommunisten enttäuscht und jetzt sind sie wieder von Ex-Kommunisten enttäuscht, die in Polen regieren, da sie einfach Polen für Lau dem Großkapital verkauft haben.
Polen hat innerhalb den letzten 250 Jahren sehr viele Wahrzeichen verloren,
deswegen ist das nationale Bewußtsein der Polen ohnehin in Eimer. Ja es gibt noch genügend Leute, die polnische Staatshymne singen, meistens erfolgt so etwas aber im nicht ganz nüchternen Zustand. Wenn man nüchtern ist, da fragt sich jeder ganz ernst, was denn noch Sinn ergibt.
Und da wir mittlerweile auch schon Antisemiten etc sind, und unsere komplette
Presse nahezu ausverkauft ist, kauft man irgendetwas, damit man nicht ganz den Anschluß an das Weltgeschehen verliert.
Wichtig ist auch zu sagen, wo Fakt die größte Leserschaft hat. Es sind genau die Leute, die glauben nur Fox-News berichtet objektiv. Polen haben immer noch für objektiv eine eigene Deutung. Objektiv bedeutet: NICHT LINKSGERICHTET.
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Zum Schluß der Deutung um den Erfolg von"Fakt". Fakt ist wie Bild eine Zeitung
die man nicht liest, denn Bilder sagen mehr als Tausend Worte. Und das Bilder
immer höchstsugestiv sind, und eine Rekation hervorrufen ist Ihnen wohl mehr als klar.
Bei uns sind - wie in deutschland die Menschen ohnmächtig und diesen ganzen Schwachsinn in der Politik, Religion usw. einfach überdrüssig. Und so lassen sie sich von simpelsten Sachen beeindrucken. Um so schlimmer ist aber noch - das wenn man einmal die Freundin Bildzeitung als eigenen Psychiater deklariert,
der für uns das Denken übernimmt, Richtung zeigt um so mehr sind wir abhängig und beeinflussbar.
Das ist das eigentliche Jammer der Boulevardpresse.
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Ich möchte Ihnen aber dennoch den einzig wahren Erfolg von"Fakt" vorstellen.
"Fakt" hat sich an die Spitze aller westlich geführten Zeitungen in Polen gesetzt, und selbst gegen die amerikanisch geführte Medien behauptet.
Möglicherweise ist es eine Modeerscheinung, denn genau so einen Erfolg hatte Jerzy Urban - der jüdische Journalist, und ehemaliger Regierungssprecher Polens
seinerzeit. Bis er angefangen hat, ebenfalls zu publizieren, daß Polen doch so viele Verbrechen an den Juden im zweiten Weltkrieg begangen haben.
Und mein eigentlicher Haß auf die Bildzeitung besteht eigentlich nur daraus,
weil die Bild suggestiv den Menschen einhämmert, für sie wird vom Vater Staat
so wiet wie es nur möglich ist gesorgt, der Vater Staat wird den Arbeitsunwilligen schon die Zähne zeigen, der Vater Staat wird gemäßigt gegen das Ausländerproblem vorgehen, der Vater Staat wird schon dafür sorgen, daß jeder seine dritten Zähne bekommt usw.
Im Prinzip ist die Bild Zeitung wirklich nur der am Tisch liegende Seelenklempner. Gebe es diese Zeitschrift nicht, würden die Menschen ihre Denkleistung üben, nachdenken auch andere Werke lesen.
Und so wie es aussieht, brauchen wir in Europa eben Menschen von diesem Schlag.
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Sie mögen erwidern, daß die Bild eine Lücke am Markt sehr erfolgreich geschlossen hat. Das ist durchaus möglich. Aber in meinen Augen, hat Axel Springer Verlag mit der Bildzeitung etwas geschaffen, was gute Werte aushebelt, und durch minderwertigere ersetzt.
Sie wissen doch ganz genau wie ich, daß Nationen Massen sind, die man lenken
kann, in ihren Empfindungen und in ihrem Handeln. Und in jeder Nation gibt es eine bestimmte Schicht von Menschen, die längstens solche Werke als Konsumgut verstehen - sehen Sie sich doch selbst an. Sie gehören selbst zu einer Elite
von Menschen von diesem Schlag, hier im Forum verteten sie äußerst selten die Meinung die wir bei Bild lesen konnten und ganz stark sieht man die Differenz
in dem was Sie persönlich hier über dem Staat schreiben.
Und das ist auch der springende Punkt für mich. Sie können die Arbeit bei Bild
als Job ansehen. Viele von den Redakteuren bei der Bildzeitung ebenfalls.
Wenn man aber bedenkt, daß Bild etwa 6 Millionen Menschen in Deutschland dient und etwa 0,75 Millionen Menschen in Polen und das in beiden Ländern als Marktführer, so ist es auch eine Verantwortung. Schließlich kommt doch dienen, vom verdienen.
Und nun - sieen Sie doch nicht so schnell beleidigt, wir reden nicht von blöden Deutschen, blöden Polen oder blöden Engländern. Wir reden von schwachen Polen, schwachen Deutschen und schwachen Engländern. ;) Oder von Menschen die einfach
glauben, sie kriegen so ein gut wie die Wahrheit umsonst auf silbernden Teller serviert.
Gruß von T.

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