- Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT - Turon, 21.11.2004, 02:25
- ............... und wir haben den 'Blick' eine 1:1 - Kopie zu Bild - Emerald, 21.11.2004, 07:19
- Re: Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT - dottore, 21.11.2004, 13:05
- Re: Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT - Turon, 22.11.2004, 04:50
Re: Hallo dottore! - die Zeitschrift FAKT
-->Hi Turon,
>Dass die Deutschen bloeder sind als die Polen, habe ich niemals behauptet - der Eindruck entsteht aber bei vielen Lesern, nehme ich an. Schliesslich was mache ich hier in diesem Forum? Das muss doch schon irgendwie undenkbar sein, da� ausgerechnet ein Pole, rumkritisiert. Wo gibts denn sowas? ;)
Erstens kam der schoene Ausdruck"Bloedzeitung" von Dir. Zweitens ist mir voellig wurscht, wer wen kritisiert. Drittens sind mir Polen genauso lieb oder wurscht wie Schweizer oder Deutsche. Viertens sind Verlage Geschaeftsunternehmen und keine nachgelagerten Erziehungs- oder Bildungsanstalten oder gar Heilsbringer fuer die sog."Allgemeinheit". Fuenftens gibt es solche hehren Sachen wie"Wahrheit" bezueglich einer Berichterstattung nur in seltensten Faellen, was Strafprozesse zur Genuege lehren, wo dann"Aussage gegen Aussage" steht. Sechstens darf gefragt werden, warum sog."Boulevardzeitungen" erfolgreicher sind als die bekannte"serioese Presse".
Ich kenne zwar das polnische Wort fuer"bloed" nicht, moechte aber doch gern wissen, warum FAKT als klassische Boulevard- alias Bloedzeitung in Polen bestens reuessiert und in diesem Zusammenhang, ob die Polen dann wohl ebenso bloed sind wie Deutsche, Englaender oder - siehe BLICK (uebrigens auch von Bloedzeitungsredakteuren einst gestrickt) - die Schweizer.
Vermutung: Jede Bevoelkerung hat genau die Bloedzeitung, die ihrer eigenen Bloedheit entspricht. Kann das sein?
>Ich gebe Ihnen gerne paar Beispiele: als ich hier nach Deutschland kam, stellte
>ich mit Entsetzen fest, da� in der 9-ter Schulklasse der Hauptschule (wo ich zunaechst eingestuft worden bin, da ich nicht laenger auf schlesisch gepraegte Foerderschule gehen wollte - schliesslich wollte ich deutsch lernen und nicht schlesisch) - immer noch keine Ahnung im Mathe von Pythagoras hatten, oder von Tales etc.
Ist nun jemand, der Thales (von Milet) nicht richtig schreiben kann (ein durchgaengig internationaler Name mit griechischem Buchstaben TH = Theta vorweg, unschwer in jedem Lexikon zu finden wie hier) nun bloed oder unbloed?
>Die Bildzeitung in Deutschland lebt davon, den Deutschen in ihrem Leid gegenueber dem Staat zu unterstuetzen, aber dennoch ihm gleichzeitig zu lieben, als waere er tatsaechlich das wichtigste.
Sehr schoen beobachtet. Ein frueherer CR goss es mal in diese Worte:"Deutschland ist schoen, nur die Politiker machen es kaputt."
>Die Bildzeitung ist empoert, wenn irgendjemand Gebuehren erhoeht, deklariert es aber sehr wohl zu einem notwendigen Uebel, den ihr alle zu ertragen habt, denn wenn man es anders tut, kommt es noch schlimmer.
Auch fein beobachtet. Allerdings hatte die Bloedzeitung diverse Kampagnen gegen"zu viel Staat" gefahren, z.B. pro vorgezogene Steuersenkung (mit Erfolg), gegen Oekosteuer (erfolglos), diverse Buecher abgedruckt, die sich fuer"weniger Staat" ausgesprochen hatten.
>Als Endergebnis dieser List bleibt unterm Strich: der deutsche Otto Normalverbraucher muss seine eigene Entscheidungsfreiheit zu Gunsten angeblich des Staates opfern. Man erklaert ihm: wir wissen dass Du recht hast, aber sieh mal - denn anderen 6-7 Millionen Deutschen geht es nicht anders.
Falls Du die Hartz IV-Kiste meinst, stimmt das so nicht. Der sog."Normalverbraucher" hat nun mal was dagegen, fleissig zu werkeln und mit den Ergebnissen seines Fleisses jene zu subventionieren, die weniger fleissig sind oder auch sein koennen oder wollen (mangelnde Mobilitaet, usw.).
>So entsteht in deutschen Hirnen der Eindruck dagegen kann man nichts tun, aber man habe Jemandem der genauso ohnmaechtig als staerkster Organ fuer die rechte der Buerger kaempft.
Die Rechte der Buerger sind die Menschenrechte. Rechte"gegen den Staat" lassen sich aus GG kaum ableiten.
>Bild kaempfte also gegen dem Teuro, Bild kaempfte schon gegen die boesen Islamisten, Bild kaempfte gegen die wuetenden Neonazis und Bild kaempfte schon gegen die Bedrohung von links.
>Zur selber Zeit ist die Bild Zeitung aber ein treuer Begleiter in die Arbeitspause, zum Kaffeekraenzchen, seine Themen werden weit und breit am Stammtisch diskutiert, mit dem Ziel zu der Einsicht zu gelangen, zu der schon die Bild gekommen ist.
Da ist die Leserbriefredaktion vermutlich anderer Meinung. Zu erinnern sei an den Pro-Tuerkei-Kurs der Bloedzeitung.
>Bild hilft also den Menschen, ein lebenlang ihren eigenen Willen zu unterdruecken und hilft dabei in der Hilfslosigkiet tatenlos zu verharren.
Welcher Wille mag da unterdrueckt werden? Wer einen Willen hat und diesen durchgesetzt sehen will, wird sich in der Vielfalt des deutschen Blaetterwaldes unschwer anders orientieren koennen - von der taz ueber die FR bis zur ZEIT.
>Das hilft dem Staat die Leute besser zu kontrolieren und besser
>zu verwalten. Sie wissen ohnehin sie koennen nichts dagegen tun.
Da wiederum wird die Bloedzeitung unterschaetzt. Berlin sollte nur mal versuchen, eine MWSt.-Erhoehung in die Debatte zu werfen.
>Es kommt mir so vor, als waere die Bild ein Ersatz fuer ein Kontrollorgan, eine
>Art Psychiater fuer jedermann, der ohne die Zeitung moeglicherweise eigene Logik entwickeln wuerde.
Schoen formuliert. 90 % der Bloedzeitungsgeschichten handeln von Gefuehlen. Trauer, Schmerz, Tiere, Freude, Schadenfreude, usw. Als Handwerkszeug dienen: Ein grosses Wunder, ein grosses Verbrechen, ein grosser Sieg, eine grosse Hoffnung.
>Und jeden Tag gibt es eine Sitzung mit dem Psychiater fuer schlappe 70 Cent, oder was es kostet.
>Menschen die Bild aber lesen, sind nicht unbedingt bloede - sie kommen einfach nur nicht davon los.
Ein anderer CR nannte das mal den"Sueffigkeitseffekt": Der Leser sollte das Blatt aus der Hand legen und sagen: Schade, dass die Geschichte schon zu Ende ist. An"bloed" oder nicht bloed wird ueberhaupt nicht gedacht. Oberste Regel:"Der Leser hat immer recht."
>Anderseits gibt es auch sicher einen Grund, warum man zu der Bildzeitung einen Weg findet. Je staerker der Druck von aussen ist - groesseres Arbeitssoll, finanzielle Schwierigkeiten vergroessert sich das Gefuehl der Ohnmacht in der Bevoelkerung.
Richtig. Nur ist am Druck nicht die Bloedzeitung schuld.
>Eine Vielzahl von Menschen gibt im Leben an einem Punkt auf. Ploetzlich ist es nur noch wichtig seinen Job auszufuehren und sich
>halbwegs informiert zu fuellen.
Haupt-Info-Quelle bleiben mit Abstand die Nachrichten- und anderen Sendungen des TV. Von solchen Quoten kann die Bloedzeitung nur traeumen:
Samstag
Sportschau Bundesliga (ARD): 6,84 Mio. / 27 %
Wer wird Millionaer (RTL): 6,42 Mio. / 21 %
Die 90er Show (RTL): 6,62 Mio. / 12 %
Genial daneben (SAT.1): 3,35 Mio. / 16 %
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>Zum Schluss der Deutung um den Erfolg von"Fakt". Fakt ist wie Bild eine Zeitung
>die man nicht liest,
Na dann: Wozu aufregen?
>denn Bilder sagen mehr als Tausend Worte. Und das Bilder
>immer hoechstsugestiv sind, und eine Rekation hervorrufen ist Ihnen wohl mehr als klar.
Ja. Das US-Killing in der Falludscha-Moschee wurde genau deswegen auf einer halben Seite abgefahren.
>Bei uns sind - wie in deutschland die Menschen ohnmaechtig und diesen ganzen Schwachsinn in der Politik, Religion usw. einfach ueberdruessig. Und so lassen sie sich von simpelsten Sachen beeindrucken.
So simpel sind die eben nicht. Jeden Tag stehen allein an Agentur-Fotos ca. 4000 bis 6000 zur Verfuegung. Jder kann sich dort bedienen.
>Um so schlimmer ist aber noch - das wenn man einmal die Freundin Bildzeitung als eigenen Psychiater deklariert,
>der fuer uns das Denken �bernimmt, Richtung zeigt um so mehr sind wir abhaengig und beeinflussbar.
>Das ist das eigentliche Jammer der Boulevardpresse.
Da sie eh keiner liest...
(...)
>Und mein eigentlicher Hass auf die Bildzeitung besteht eigentlich nur daraus,
>weil die Bild suggestiv den Menschen einhaemmert, fuer sie wird vom Vater Staat
>so wiet wie es nur moeglich ist gesorgt,
Waere mir neu.
>der Vater Staat wird den Arbeitsunwilligen schon die Zaehne zeigen,
Das soziale Netz ist nicht unendlich dehnbar.
>der Vater Staat wird gemaessigt gegen das Auslaenderproblem vorgehen,
Das wird viel differenzierter gesehen. Kein Mensch hat was gegen die 800.000 oder so tuerkischen Unternehmer. Aber von Herrn Kaplan war - ausser seinen Anhaengern - kaum jemand begeistert.
>der Vater Staat wird schon dafuer sorgen, dass jeder seine dritten Zaehne bekommt usw.
Die bezahlt nicht der, sondern, falls ueberhaupt, die sog."Solidargemeinschaft" der Versicherten.
>Im Prinzip ist die Bild Zeitung wirklich nur der am Tisch liegende Seelenklempner. Gebe es diese Zeitschrift nicht, wuerden die Menschen ihre Denkleistung ueben, nachdenken auch andere Werke lesen.
Eigene Denkleistung? Da hat so mancher Journalist seine Probleme mit. Ca. die Haelfte aller Deutschen glaubt fest ans eigene Horoskop und das ist keine Bloedzeitungserfindung.
>Und so wie es aussieht, brauchen wir in Europa eben Menschen von diesem Schlag.
"Andere Werke"? Eben hat die Bloedzeitung eine Menge von Literatur fuer unter 5 Euro rausgebracht, die Bibel sogar zu unter 10. Die gesamte Auflage (250.000 Stueck!) wurde in einer Woche verkauft. Ob die Bibel Denkleistungen befeuert oder nicht, mag jeder selbst entscheiden.
>Sie moegen erwidern, dass die Bild eine Luecke am Markt sehr erfolgreich geschlossen hat. Das ist durchaus moeglich. Aber in meinen Augen, hat Axel Springer Verlag mit der Bildzeitung etwas geschaffen, was gute Werte aushebelt, und durch minderwertigere ersetzt.
Alles viel simpler. Axel Springer hatte gesehen, dass viel mehr Fotos aus aller Welt einlaufen, die nirgends gedruckt wurden. Also hat er daraus"Bild" gemacht, wie auch der Name schon verraet.
>Sie wissen doch ganz genau wie ich, dass Nationen Massen sind, die man lenken
>kann, in ihren Empfindungen und in ihrem Handeln. Und in jeder Nation gibt es eine bestimmte Schicht von Menschen, die laengstens solche Werke als Konsumgut verstehen - sehen Sie sich doch selbst an. Sie gehoeren selbst zu einer Elite
>von Menschen von diesem Schlag, hier im Forum verteten sie aeusserst selten die Meinung die wir bei Bild lesen konnten und ganz stark sieht man die Differenz
>in dem was Sie persoenlich hier ueber dem Staat schreiben.
Fuer staatstheoretische Ueberlegungen ist die Bloedzeitung nicht das geeignete Organ. Ueber Sub-Phaenomene wie den Staatsbankrott hatte ich mich in allen moeglichen Zeitungen lang und breit auslassen duerfen, Bloedzeitung inklusive.
>Und das ist auch der springende Punkt fuer mich. Sie koennen die Arbeit bei Bild
>als Job ansehen. Viele von den Redakteuren bei der Bildzeitung ebenfalls.
>Wenn man aber bedenkt, dass Bild etwa 6 Millionen Menschen in Deutschland dient und etwa 0,75 Millionen Menschen in Polen und das in beiden Laendern als Marktfuehrer, so ist es auch eine Verantwortung.
Niedriger haengen. Jedem, dem's nicht passt, kann sofort ein Konkurrenzblatt gruenden. Den letzten Versuch hatten die Schweden unternommen: Zeitung sogar kostenlos. Ist schief gegangen.
>Schliesslich kommt doch dienen, vom verdienen.
Sehr richtig. Das anbieten, was der Markt verlangt. Der Markt laesst sich ungern bevormunden.
>Und nun - sieen Sie doch nicht so schnell beleidigt, wir reden nicht von bloeden Deutschen, bloeden Polen oder bloeden Englaendern.
Von Beleidigung kann keine Rede sein. Es ging um die Frage: Wie bloed sind die Polen, wenn sie der angeblichen Bloedzeitung FAKT einen solchen Superstart ermoeglichen?
>Wir reden von schwachen Polen, schwachen Deutschen und schwachen Englaendern. ;)
Wie stark darf's denn sein?
>Oder von Menschen die einfach
>glauben, sie kriegen so ein gut wie die Wahrheit umsonst auf silbernden Teller serviert.
"Die" Wahrheit? Hoppala.
Gruss!

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