- Verzeiht meine Penetranz! Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? - marsch, 18.11.2004, 10:54
- Re: Fang mal an zu saldieren - Theo Stuss, 18.11.2004, 11:56
- Re: Verzeiht meine Penetranz! Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? - Popeye, 18.11.2004, 12:23
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - marsch, 18.11.2004, 12:53
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - Popeye, 18.11.2004, 13:17
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - marsch, 18.11.2004, 15:58
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - Popeye, 18.11.2004, 16:51
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Korrektur - Popeye, 18.11.2004, 17:14
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - Popeye, 18.11.2004, 16:51
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - marsch, 18.11.2004, 15:58
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? / Der Knackpunkt... - Popeye, 18.11.2004, 13:17
- Re: Verzeiht meine Penetranz! Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? - dottore, 18.11.2004, 16:58
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? - marsch, 23.11.2004, 16:08
- Erhält A den CD-Player als free-lunch? (o.Text) - crosswind, 23.11.2004, 17:45
- Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend? - Popeye, 23.11.2004, 18:19
Re: Berechnung des BIP! Debitismus entsprechend?
-->Hallo, @marsch,
ich will mal versuchen diese Kette nach Verwendung und Entstehung aufzudröseln - vielleicht wird’s dann klarer.
- Ich kaufe für 100 € (Schein) den berühmten CD-Spieler bei A. (Erhöhung des BIP um 100)
- A kauft mit"meinem" Schein bei B irgendwas. (Erhöhung des BIP um weitere 100)
- B kauft mit"meinem" ursprünglichen Schein nun bei C ein. (Erhöhung des BIP um nochmals 100)
usw.
1. - Ich kaufe für 100 € (Schein) den berühmten CD-Spieler bei A. (Erhöhung des BIP um 100)
Verwendungsrechnung: Wenn Du den CD-Player in einem (gewerblichen) Laden kaufst, geht Dein Kauf in über den Titel „privater Konsum“ ins BIP und zwar unabhängig von der Finanzierung (Cash oder Kredit). Gibst Du den CD-Player nach drei Tagen an den Händler zurück vernichtest Du das entstandene BIP wieder.
Auf der Entstehungsseite ist es komplizierter:
Unterstellen wir einen Hersteller und den Händler bei dem Du gekauft hast.
Unterstellen wir weiter, dass der Hersteller alles an dem CD-Player bis hin zur kleinsten Schraube ohne Vorlieferanten (statistisch: Vorleistungen) im eigenen Hause macht und den CD-Player für 70 € an den Händler verkauft (gleichgültig ob gegen Kredit oder Cash).
Für diesen Hersteller gilt dann - da keine Vorleistungen - Produktionswert = Bruttowertschöpfung, die in diesem Fall 70 € beträt und voll in die BIP-Berechnung fließen.
Nun der Händler: Der hat Vorleistungen (des Herstellers) von 70 € und verkauft an die zu 100. Für den Händler sieht also die BIP-Rechnung wie folgt aus:
Bruttoproduktionswert = 100 abzüglich der Vorleistungen von 70 € ergibt eine Bruttowertschöpfung von 30.
Zählen wir nun die Bruttowertschöpfung des Herstellers (70) zu der Bruttowertschöpfung des Händlers (30) kommen wir auf die nämlichen 100 € die Du für den CD-Player bezahlt hast/oder noch schuldest. Also exakt der gleiche Wert wie bei der Verwendungsrechnung!
2. Hast Du den CD-Player bar bezahlt, kann der Händler nun mit Deinen 100 € neue Ware oder den erwähnten Bürostuhl einkaufen. Durch diesen Vorgang entsteht bei dem Händler aber kein BIP, sondern nur bei dem (gewerblichen) Verkäufer des Stuhls.
Die Höhe der Bruttowertschöpfung, die bei dem Stuhlverkäufer entsteht, hängt entscheidend von der Höhe seiner Vorleistungen ab. Hat er für den Stuhl 100 € an Vorleistungen (fremdbezogenes Material) ausgegeben und verkauft er ihn nun an Deinen CD-Shop für 100, ist bei dem Stuhlverkäufer keine Bruttowertschöpfung entstanden.
3. Diese Aussage gilt auch grundsätzlich für Transaktionen unter Privatleuten.
Wenn Du mir Deinen CD-Player für 100 € verkaufst (oder sogar für 200 €) entsteht kein BIP unabhängig davon wie hoch Dein Gewinn sein mag. Das ist einfach die Konvention der VGR, die keine privaten Transaktionen beinhaltet.
Du hast es richtig geahnt - auf der Entstehungsseite sind die Vorleistungen jeweils zu berĂĽcksichtigen!!
Wichtig: Die BIP/VGR-Rechnung hat in ihrer Methodik nichts mit Geld und Kredit zu tun. Es interessiert auch nicht wie gekauft wurde (Cash/Kredit). Die VGR fragt nur welche Wertschöpfung/Einkommen in der fraglichen Periode entstanden ist.
Nun noch ein Wort zu Deiner Gleichung:
Y = C + G + I + X - M
Und dem zitierten Text:
Um BIP-Wachstum zu generieren, reicht es also schon aus, wenn G, der staatliche Konsum, oder aber auch staatliche Investitionen, erhöht wird.
Das Geheimnis: Erhöht der Staat die Ausgaben für z.B. öffentlichen Dienst, soziale Sicherung, Gesundheit, Infrastruktur, Bildung, Gesundheit usw., erhöht sich das BIP nicht nur um die Summe der zusätzlichen Ausgaben, sondern mindestens gleich doppelt!
Da jeder Euro, den der Staat (G) ausgibt, vom Empfänger staatlicher Leistungen in der zweiten Runde für privaten Konsum (C) wieder ausgegeben wird, kann mit einer Erhöhung der genannten Staatsausgaben die Realwirtschaft durch dahingehend stimuliert werden, die Haupt-Geldpumpe zu reaktivieren, Unternehmen zu gründen, zu investieren und zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen.
Da geht einiges durcheinander:
Die Staatsausgaben G in Deiner Gleichung sind eine saldierte Größe. Der Staat nimmt Steuern ein (S), die er für Staatsausgaben (A) ausgibt. Nur wenn per Saldo A>S haben die Staatsausgaben eine global steigernde Wirkung auf Y. Wenn nämlich S>A (also der Staat z. B. Schulden tilgt) schrumpft Y (weil G dann ein negatives Vorzeichen hat).
Ein ganz anderes Thema ist das Multiplikatorthema.
Bei Konsumenten die Einkommen erzielen wird unterstellt, dass sie einen Teil ihres Einkommens konsumieren und einen anderen Teil sparen. Der konsumierte Teil des Einkommen wird durch den Kauf von Gütern und Dienstleistungen Einkommen für andere Wirtschaftsteilnehmer, die wiederum mit diesem Einkommen Ausgaben tätigen, das erneut Einkommen für weitere Wirtschaftsteilnehmer wird usw. usw.
Nun ist unmittelbar einsichtig, dass wenn in diesem Prozess immer wieder Geld abgezweigt wird, um zu Sparen weniger umgekehrt auch weniger Einkommen entstehen kann. Grob gilt also: je höher die Sparquote (Verhältnis von Ersparnis zu Einkommen) um so dämpfender der Einfluss auf das BIP - und umgekehrt.
Da man in der Theorie von der Fiktion eines ausgeglichenen Staatshaushaltes ausgeht hat der Staat ĂĽblicherweise eine Sparquote von Null.
Alles was er ausgibt wird irgendwo wieder Einkommen oder Ersparnis, was wieder zu Einkommen oder Ersparnis bei Dritten wird usw. usw. Da gibt es keinerlei Unterschied zu der Betrachtung bei den Konsumenten (s. o.) mit dem einzigen Unterschied, dass man beim Staat unterstellt Einnnahmen = Ausgaben = Sparquote Null.
Dieser “Multiplikator“-Effekt gilt für jeden einzelnen Euro den der Staat (oder eine Privatperson s. o.) ausgibt, wird aber in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung durch den Umstand relativiert ob der Staat einen Haushaltsüberschuss erwirtschaftet oder ein Defizit fährt. Im ersten Fall mindert dies Y (weil der Staat weniger ausgibt - Schuldentilgung gilt als „Ersparnis“) im zweiten Fall erhöht es Y (weil der Staat mehr ausgibt, als er den Bürgern an Steuern weggenommen hat).
Link zur Enstehungs- und Verwendungsrechnung
GrĂĽĂźe

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