- Liest hier Bofinger? Wenn ja, bitte um Antwort ;-) - XERXES, 26.11.2004, 11:43
Liest hier Bofinger? Wenn ja, bitte um Antwort ;-)
-->USD global schwach - Euro mit historischen Höchstkursen oberhalb 1.3300!
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.3295 unweit den bisherigen historischen Höc hstkursen, die
bei 1.3330 markiert wurden. Der USD steht gegenüber dem JPY unter Druck und notiert aktuell
bei 102.40.
Gestern enttäuschte der deutsche IFO-Index mit einem Gesamtstand von 94,1. Prognostiziert
war ein Wert von 94,7. Der Index für die gegenwärtige Lage fiel von 94,7 auf 93,8. Der Index der
Zukunftserwartungen verlor von zuvor 95,9 auf 94,3. Die globale Abschwächung wirkt sich hier
neben USD-Schwäche aus. Der schwache IFO- Index konnte den Euro nicht belasten. Wir dürfen
diese Entwicklung als Indiz werten, dass die strukturellen Defizite der USA in der
Bewertungsfrage an den Devisenmärkten gegenüber Konjunkturdaten dominieren.
Auch die Zahlungsbilanzdaten der Eurozone wirkten sich nicht nachhaltig aus. Im September
ergab sich ein nicht saisonal adjustiertes Defizit in der Leistungsbilanz in Höhe von 0,3 Mrd.
Euro. Einer aktiven Handelsbilanz in Höhe von 4,9 Mrd. EUR und einer aktiven
Dienstleistungsbilanz in Höhe von 1,7 Mrd. Euro standen Abflüsse bei Transfers in Höhe von 6,3
Mrd. Euro gegenüber. Positiv entwickelte sich der Bereich der Direktinvestitionen mit einem Plus
von 5,3 Mrd. EUR als auch der Bereich der Portfolioinvestments mit Zuflüssen in Höhe von 39,6
Mrd. EUR.
Wenden wir uns der Verbalakrobatik der Politiker zu. Sie zeigen ihr Unbehagen gegenüber der
gegenwärtigen USD-Schwäche. Das ist verständlich. Meistens haben Politiker Ängste vor
Veränderungen, die sie nicht selbst herbeiführten.
Fragen wir uns noch einmal, ob der Verfall des USD in der Tat so kontraproduktiv ist, wie er
dargestellt wird. Fraglos sind Exporteure belastet, die ihre Devisenabsicherung vernachlässigt
hatten oder in der Tat glaubten, dass Defizite nichts ausmachen. Wenn sie das geglaubt haben,
litten sie unter asymmetrischer Wahrnehmung. Wenn Defizite in der Unternehmensbilanz
kontraproduktiv und belastend sind ebenso wie in der Bilanz der Privathaushalte, wie
können dann Defizite eines Landes unwesentlich sein? Ist es Aufgabe der Zentralbanken,
Exporteure durch Deviseninterventionen zu alimentieren, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht
haben? Gleichzeitig profitieren Exporteure (Rohstoffe, Halbfertigwaren) als auch Importeure
durch einen verbilligten Einkauf. Die Verbraucher profitieren durch ein günstiges Preisumfeld.
Die gesamte Volkswirtschaft profitiert über geringere Inflation an einer Fortsetzung der
Niedrigzinspolitik. Wo sind die Nachteile Herr Bofinger? Wieso machen Sie sich zum Anwalt
von Partikularinteressen derjenigen Exporteure, die Basisrisiken ihres Geschäftes falsch
eingeschätzt haben? Wieso fordern Sie Interventionen und vergrößern damit das Problem
der Akkumulation von Devisenreserven, die nicht dem Anspruch der Stabilität und
Werthaltigkeit genügen zu Lasten der Allgemeinheit?
Heute steht lediglich die Veröffentlichung der Geldmenge M3 per Oktober auf der Agenda.
Analysten gehen von einer Zunahme um 5,6 % aus. Markteinfluss sollte davon nicht ausgehen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das weiterhin den Euro favorisiert. Lediglich ein
Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2970-1.3000 neutralisiert den positiven Bias. Nächste
Kursziele sind im Bereich von 1.3360 und 1.3500 ausgewiesen.
Viel Erfolg!
(Hellmeyer)

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