- Langfrist-Blick auf Japan - Mögliches EU-Modell? - dottore, 26.11.2004, 14:51
- Das versteh' ich nich' - Zandow, 26.11.2004, 15:03
- Warum ist der Yen noch so stark? - Ventura, 26.11.2004, 15:36
- Repatriierung von Auslandsguthaben? (o.Text) - EM-financial, 26.11.2004, 16:10
- Re: Tsatsiki- in diesem Falle: Sushi-Effekt - dottore, 26.11.2004, 17:56
- Warum ist der Yen noch so stark? - Ventura, 26.11.2004, 15:36
- Vielen Dank - Hier mein bescheidener Beitrag zu den JGB's und life insurers - EM-financial, 26.11.2004, 15:16
- NZZ: Japans Lebensversicherer werden ihre Vergangenheit nicht so schnell los - JoBar, 27.11.2004, 09:42
- Neuabschlusszahlen waren bei einigen LV's 50 Prozent rückläufig - EM-financial, 27.11.2004, 10:14
- Re: dass die Pyramide nicht mehr gefüttert wird -- Kunststück! Auch Schafen - JoBar, 27.11.2004, 13:28
- Zwar alles nicht völlig falsch - aber auch in Japan kennt man Zinsoptionen... - Ecki1, 28.11.2004, 13:20
- jepp und wer ist die Gegenseite? - EM-financial, 28.11.2004, 17:56
- Re: Zinsanstieg - Ecki1, 28.11.2004, 18:20
- jepp und wer ist die Gegenseite? - EM-financial, 28.11.2004, 17:56
- Zwar alles nicht völlig falsch - aber auch in Japan kennt man Zinsoptionen... - Ecki1, 28.11.2004, 13:20
- Re: dass die Pyramide nicht mehr gefüttert wird -- Kunststück! Auch Schafen - JoBar, 27.11.2004, 13:28
- Neuabschlusszahlen waren bei einigen LV's 50 Prozent rückläufig - EM-financial, 27.11.2004, 10:14
- NZZ: Japans Lebensversicherer werden ihre Vergangenheit nicht so schnell los - JoBar, 27.11.2004, 09:42
- Das versteh' ich nich' - Zandow, 26.11.2004, 15:03
Vielen Dank - Hier mein bescheidener Beitrag zu den JGB's und life insurers
-->Die Tiefstzinsen in Japan zollen ihren Tribut in Form von negativen Renditen der großen Lebensversicherungskonzerne. Doch nicht nur das, die Garantieverzinsung wurde bereits auf rund 1,5 Prozent gesenkt und die Lebensversicherer dürfen in Notfällen sogar noch unter dieses Niveau gehen, um eine Pleite abzuwenden.
Theoretisch lassen sich auf dem aktuellen Zinsniveau Prämien- und Zinseinnahmen nicht mehr mit den Belastungen aus dem Lebensversicherungen und Kapitalauszahlungen decken. Die Garantieverzinsung der japanischen Lebensversicherer liegt über der Verzinsung der Staatsanleihen abzüglich der Verwaltungskosten und auch vom Aktienmarkt her haben sich in den letzten zehn Jahren keine positiven Impulse ergeben. So hat S&P auch seine Ratings für den japanischen Lebensversicherungssektor nach unten genommen. Drei der 10 größten Versicherer: Mitsui Life, Sumitomo Life und Asahi Life besitzen nicht einmal mehr ein „Investment Grade“, sind also als problembehaftet zu betrachten.
Meine Abneigung gegenüber Lebensversicherungsprodukten und der Werbung mit Garantieverzinsungen kennen Sie vielleicht aus früheren Kommentaren. Japan scheint dabei nur einen Vorgeschmack für das zu liefern, was auch in Deutschland und Europa möglich wäre, sollte das Zinsniveau am langen Ende weiter fallen, oder schlimmer sogar noch, sollte es ansteigen, denn dann würden jahrelang aufgebaute stille Reserven in den Bilanzen der Versicherungskonzerne sprichwörtlich „weggeblasen“.
Was in Europa und den USA vielleicht noch bevorsteht wurde in Japan bereits bittere Realität. Seit 1997 sind in Japan sieben Lebensversicherer Pleite gegangen.
Die jährlichen Belastungen aus diesen Geschäften betrugen im letzten Geschäftsjahr kumuliert 1,058 Billionen Yen, also knapp acht Milliarden Euro. Im laufenden Geschäftsjahr könnten diese Belastungen sogar noch zunehmen, denn sowohl Nippon Life, Meiji Yasuda Life, Taiyo Life und Daido Life haben größere Defizite angekündigt, während die übrigen Lebensversicherungen mit stagnierenden oder nur leicht besseren Verlusten rechnen. Verbunden mit den Taifun Belastungen der Schadensversicherungen, oft aus gleichem Hause, ist dieser Zustand doch ein wenig besorgniserregend.
Insgesamt besitzt der japanische Lebensversicherungssektor 180 Billonen Yen (1,3 Billionen Euro) an Vermögenswerten. Dies entspricht einem drittel der gesamten Wirtschaftsleistung Japans und stellt den zweitgrößten Lebensversicherungsmarkt der Welt dar, hinter den USA. Darüber hinaus sind 20 Prozent, oder 260 Milliarden Euro dieser Vermögen in höher verzinslichen Auslandsanleihen, vor allem in den US-Staatsanleihen investiert. Letztes Jahr sicherten japanische Lebensversicherungen dieses Risiko weitestgehend über kurzfristige Hedgegeschäfte im US-Dollarraum ab. Doch die niedrigen Zinsen am langen Ende und die erhöhten Zinsen am kurzen Ende machen dieses Geschäft zunehmend unprofitabel. Die Versicherungen dürften nach Aussagen einiger interner Quellen und laut Berichten der japanischen Presse, diese Absicherungsstrategie aufheben und auf einen stärkeren US-Dollar setzen. Unabhängig vom Ausgang dieser Spekulation, zeigt es, dass die japanischen Lebensversicherer ein erhebliches Risiko in Kauf nehmen (müssen?).
Der japanische Staat kann sich dagegen über den Zinsanstieg glücklich schätzen. Denn die japanischen Staatsanleihen mit 20 Jahren Restlaufzeit sind von ihrem Zinstief von 0,745 Prozent vor nicht einmal eineinhalb Jahren, auf 2,07 Prozent gestiegen, nachdem sie bereits ein Hoch bei 2,5 Prozent markierten. Die japanischen Versicherungsunternehmen sind daher bereit einen größeren Anteil ihres Anlagevermögens in 10 und 20 jährige Anleihen zu investieren. Allerdings macht dieses Unterfangen auch deutlich, wie risikobehaftet Anleiheninvestitionen in Tiefzinsphasen sein können. Wer vor etwas mehr als einem Jahr noch 20 jährige Yen Anleihen kaufte, blickt heute auf einen Verlust von mehr als 60 Prozent zurück. Dies verdeutlicht auch, dass eine Regierung das Nullzinsspiel nur bis zu einem bestimmten Punkt verfolgen kann. Irgendwann kippt das Pendel um und führt zu empfindlichen Verlusten auf Anlegerseite.
Die Frage ist, wie Japans stark angeschlagener Banken- und Finanzsektor sowie der bereits unter Rekordverschuldung fast zusammenbrechende Staat, mit diesen Belastungen fertig wird. Über Jahre hat man den privaten LV-Sektor aufgebaut und staatlich gefördert, wie auch in Deutschland und anderen Ländern. Resultat ist, dass der Staat seine Anleihenaufnahme über diese Institutionen leichter bewerkstelligen konnte, als mit Millionen von einzelnen Anlegern.
Nur dadurch war es möglich das Zinsniveau auf derartig unsinnige Tiefststände zu bringen und die jährlichen Zinslasten zu minimieren.
Vergessen Sie nicht, der deutsche Staat gibt jährlich 40 Milliarden Euro für Zinsen aus, bei Einnahmen von knapp 200 Milliarden Euro. Hinzu kommen nochmals weitere knapp 40 Milliarden Euro an festgeschriebenen Beamtenpensionen sowie 20 Milliarden Euro für die Gehälter der Staatsbediensteten. Dies sind allein 50 Prozent der gesamten Einnahmen. Sollten sich die Zinsen einmal auf 8 Prozent verdoppeln, was angesichts der massiven Geldmengenausweitung in den letzten 20 Jahren nur normal wäre, dann hätte der deutsche Staat ein jährliches Defizit von 90 Milliarden Euro oder rund sieben Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung zu decken. Ein Niveau auf welchem Japan bereits angekommen ist. Die Aussicht auf signifikant rückläufige Zinsen in Japan dürfte sich mittlerweile in Luft aufgelöst haben. Ein weiterer Zinsanstieg in Japan auf vier oder gar sechs Prozent würde den finanziellen Kollaps für den Staat und hochverschuldete Unternehmen bedeuten.
Die Aktienkurse der japanischen Banken haben sich zwar von ihren Höchstkursen deutlich abgeschwächt, doch das oben genannte Szenario befindet sich noch weit außerhalb der Vorstellungskraft der Investoren. So lange man diese Risiken übersieht und keinen entsprechenden Risikoausgleich fordert, bleibe ich bei den japanischen Bank- und Finanztiteln auf der Seitenlinie und beschäftige mich lieber mit „soliden“ Anlageformen.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende
Ihr
Andreas Lambrou

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