- Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende - Sascha Jakobi, 30.05.2000, 00:02
- Re: Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende - JüKü, 30.05.2000, 00:33
- Jetzt hoffentlich mit Chart... - JüKü, 30.05.2000, 00:35
- Re: Jetzt hoffentlich mit Chart... - Sascha Jakobi, 30.05.2000, 01:49
- wie bitte? - Das Orakel, 30.05.2000, 05:15
- Re: wie bitte? - Sascha Jakobi, 30.05.2000, 12:56
- Ist die Frage erst gemeint?! - JüKü, 30.05.2000, 09:20
- wie bitte? - Das Orakel, 30.05.2000, 05:15
- Re: Jetzt hoffentlich mit Chart... - Sascha Jakobi, 30.05.2000, 01:49
- Re: Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende - Sascha Jakobi, 30.05.2000, 01:24
- Re: Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende - dottore, 30.05.2000, 11:10
- Stimmt, aber... - JüKü, 30.05.2000, 11:23
- Jetzt hoffentlich mit Chart... - JüKü, 30.05.2000, 00:35
- Re: Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende - Kart, 30.05.2000, 00:37
- Re: Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende - JüKü, 30.05.2000, 00:33
Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende
Das Ende des Haussemarktes ist nahe - Das Spiel ist zuende
Von: Sascha Jakobi, 19. April 2000
Ich habe gedacht ich werde mir mal die Mühe machen, einige Argumente aufzuzählen, warum wir uns in
einer (noch nie dagewesenen?) Spekulationsblase befinden und warum die gigantischste Hausse aller
Zeiten seit 1982 bald enden muß.
Der Aktienboom hat mittlerweile enorme Auswirkungen. So hängen ganze Branchen mittlerweile von diesem
Boom ab. Seien es neue Wirtschaftszeitungen wie die z.B. die Telebörse, die auf den Markt kommen oder
seien es die vielen Fernsehsender die mittlerweile vom Geschehen an der Börse berichten (N24, n-tv, CNBC
usw.). Aktien sind in, jeder will sie haben, jeden Tag rennen Leute zur Bank um ein Depot zu eröffnen um an
dem gigantischen Boom, an der doch so einfachen Vervielfältigung von Geld teilzuhaben, alle wollen sie auf
den immer schneller gewordenen Zug aufspringen. Die Zahl der Neuemissionen hat sich über die letzten
Jahre vervielfacht wie sich auch die Anzahl der Kleinanleger stark erhöht hat. Die Erwartungen der
Kleinaktionäre wurden immer höher, die Kurse schossen immer schneller in den Himmel, warnende
Stimmen werden nicht mehr gehört - Es herrscht (mal wieder) die Euphorie, der Enthusiasmus und die Gier.
Immer als der Optimismus am größten war kam die Katastrophe. So war es bei der Tulenzwiebelmanie vor
einigen Jahrhunderten, so war es 1929, aber so war es auch bei der Silberspekulation der Hunt-Brüder und
beim Platzen der Spekulationsblase auf dem Aktien und Immobilienmarkt in Japan Anfang der 90er.
Die Kurse sind seit 1982 fast an allen Weltbörsen in mittlerweile utopische Höhen geschossen. Manche
Aktien haben einfach total überzogene Bewertungen erreicht. So wird das Unternehmen Yahoo höher
bewertet als VW, BASF, VEBA, Metro und die Lufthansa zusammen. Der Unterschied ist jedoch das Yahoo
1200 Mitarbeiter beschäftigt, einen Umsatz von 1,1 Mrd. DM und Gewinn von 0,1 Mrd. DM macht. Die fünf
deutschen Unternehmen hingegen beschäftigen 563000 Mitarbeiter, machen einen Umsatz von 327 Mrd.
DM und erwirtschaften einen Gewinn von knapp 9 Mrd. DM. An diesem Beispiel wird deutlich wieviel des
Wertes von Yahoo echte Substanz ist und wieviel Hoffnung und heiße Luft. Hoffnung auf starkes Wachstum ist
berechtigt, da gibt es keine Dikussion, wenn diese Hoffnung sich im Aktienkurs niederschlägt, aber: Hier wird
total übertrieben. Dabei muß man sagen, das Yahoo ja noch einer der BlueChips im Internetbereich darstellt.
Viel schlimmer sind solche Aktienbewertungen ja dann, wenn die Firmen Verluste erwirtschaften. Viele
dieser kleinen Firmen werden auf Dauer nicht überleben, sei es durch Konkurrenten oder durch
Liquiditätsmangel, der bei einigen Firmen schon heute besteht.
Betrachtet man den DAX, den es zwar erst seit Ende der 80er gibt, so ist dieser zurückgerechnet seit 1982
um mehr als 1000% gestiegen. Ob die im DAX enthaltenen Firmen das zehnfache Wert sind wie damals und
den zehnfachen Gewinn erwirtschaften muß bezweifelt werden. Zwar gab es Wachstum, aber die
Aktienkurse haben sich vor allem in den letzten Jahren davon losgelöst und sind wesentlich stärker
gestiegen. Weltweit sind die Aktienkurse seit 1980 inflationsbereinigt um 1032% gestiegen. Zwar hat die
Wirtschaftsleistung weltweit mit 80% ebenfalls stark zugelegt, aber dennoch wird hier die entstandene
Divergenz deutlich, die sich früher oder später ausgleichen wird.
Heute werden fallende Kurse immer leicht mit"Korrektur","Schnäppchenkurse zum Einsteigen" oder
"Kaufgelegenheit" bezeichnet wenn sie nach einem Anstieg von mehreren hundert Prozent mal ein wenig
nachgeben. Manche Hightech-Aktien sind seit dem Börsengang enorm gestiegen, so z.B. AOL mit mehr als
50000%!!! oder Yahoo mit einem Plus von mehr als 6000%. Das kann man einfach nur noch mit Wahnsinn
bezeichnen, auch wenn viele von uns daran gut verdient haben. In Deutschland würde ich hier z.B.
Mobilcom, EM-TV oder eine Morphosys nennen. Diese Akien haben sich auch in ihrem Kurs regelrecht
vervielfacht. Gekauft wird doch alles was irgendwas mit dot com, Telekommunikation, Biotechnologie zu tun
hat. Ist das KGV dann halt mal weit über 100, also in wahnsinnige Höhen, gestiegen, sagt man:"Ach das sind
doch Internetaktien, da gelten doch die alten Maßstäbe nicht mehr". Weshalb soll Microsoft eigentlich fast
eine Billion DM wert sein, was soviel heißt das die Hälfte von Microsoft mehr Wert ist als alle Stahlkonzerne
der ganzen Welt. Die Firma Brokat mit ihren 548 Mitarbeitern erwirtschaftete noch vor kurzem Verlust (wie es
jetzt ist weiß ich nicht) und wurde so hoch bewertet wie Porsche, wo der 80-fache Umsatz gemacht wird und
auch noch ansehnliche Gewinne herausspringen?
Oft wird als Argument für die steigenden Börsenkurse die Gewinnexplosion angeführt. Beispiel: Microsoft
und Intel: Der große Gewinnanstieg bei Microsoft im letzten Quartal 1999 kam nicht von Softwareprodukten,
sondern vielmehr aus dem eigenen firmeninternen Investitionsgeschäft. Bei Intel stiegen die Gewinne, da die
Kurse des 6 Milliarden US-$ Aktienportfolios explodierte. Kurz: Die Gewinnanstiege vieler Firmen kommen
aus steigenden Aktienkursen. Diese Gewinnanstiege werden als Begründung für weitere
Aktienkurssteigerungen verwendet, womit die Gewinne ja dann wieder steigen. Dann müssen aber auch die
Aktienkurse wieder anziehen. Völliger Irrsin ist das doch!
Heute sind wir wieder mal soweit, das viele Anleger auf Pump spekulieren, frei nach dem Motto:"Die Aktien
steigen doch um das doppelte, was ich für die Kreditzinsen aufbringen muß." Gerade in den letzten Jahren
haben sich die US-Wertpapierkredite deutlich erhöht, sie stiegen um mehr als das fünffache an. Bereits 1996
sah Alan Greenspan die Gefahren und warnte vor Übertreibungen. Zu dieser Zeit stand der Dow Jones
Industrials Index noch bei rund 6000 Punkten, heute liegt er deutlich darüber. Vom Bewertungslevel des
Nasdaq Composite mal ganz abgesehen, der sich alleine seit seinem Tiefpunkt im Zuge der Rußlandkrise
im Sommer 1998 bis März 2000 mehr als verdreifachte.
Aber gerade in den letzten Jahren und sogar den letzten Monat fand die Übertreibung immer stärker statt. So
stieg der Nemax All Share Index mal eben in einem halben Jahr um mehr als 200%.
Die Aktien in Asien erreichten neue Rekorstände. Hongkong, Singapur lagen noch vor ein paar Wochen
höher als jemals zuvor. Zwar mögen die Wachstumsraten nach der Asienkrise wieder hoch sein, aber die
"richtigen" Fundamentaldaten will keiner sehen. Wie wurde der Wiederaufschwung den erreicht. Man
erhöhte seine Staatsverschuldung enorm um die Währungen zu stützen, die Aktienmärkte zu stützen und
Konjunkturprogramme zu finanzieren. Die Arbeitlosigkeit in Japan und vielen anderen Tigerstaaten ist
ungekannt hoch. Die Löhne liegen immer noch deutlich unter dem Niveau vor der Krise, was zu einem
Verlust der Kaufkraft führt. Auch politische Unruhen (Indonesien) und korrupte Regierungen, sowie die immer
noch vorhandenen faulen Kredite, welche man mit IWF-Geldern für einige Zeit bedienen kann, gibt es noch.
Auch in Brasilien und Mexiko erreichten die Kurse neue Höhen. So stieg der Bovespa-Index an der Börse
Sao Paulo seit Anfang 1999 um rund 300%, der Index in Mexiko (IPC) verdreifachte sich seit 1998 fast. Aber
selbst der DAX legte seit Oktober 1999 mal so eben um rund 60% zu.
An der Nasdaq kam es dann letzte Woche zu Panikverkäufen. Spätestens hier muß wohl jedem klar
geworden sein, das der Aktienmarkt immer weniger mit der Realität zu tun hat und immer mehr zum
"Spielcasino" wurde. Oder warum halbieren sich in einer Woche Firmenwerte, um dann in der
darauffolgenden Woche in den ersten beiden Tagen wieder um 30% zu steigen. Der Anfang vom Ende? Ich
denke, es muß noch nicht das Ende gewesen sein, aber es ist nahe. Ich denke das die Hausse noch
maximal zwei bis drei Jahre gehen kann und dann wie immer plötzlich enden wird.
Genau dieses oben beschriebene Phänomen, die Gier, der Enthusiasmus, die Euphorie und der
unglaubliche Optimismus und die daraus resultierenden Erwartungen der Anleger gab es schon öfter Und
zwar schon vor einigen Jahrhunderten mit der sogenannten Tulpenzwiebelmanie, zu Beginn des letzten
Jahrhunderts in den USA, als der Glaube an ewiges Wachstum die Überhand gewann und der plötzliche
Börsencrash am 25. Oktober 1929, der schwarze Freitag, den American Dream zunichte machte. Zunächst
will ich auf den Hintergrund von 1929 eingehen, denn ich will später ein paar Paralleln ziehen, werde aber
auch die Unterschiede nicht außer Acht lassen.
Der Hintergrund
In den USA herrschte Aufbruchstimmung. Die"roaring twenties" waren eine Zeit des Umbruchs. Es fand eine
Technisierung statt, die Industrieproduktion wuchs im Schnitt um 6% in den Jahren vor der
Weltwirtschaftskrise. Die Produktivität wuchs enorm, viele Produkte wie Kaffeemaschinen und Bügeleisen
gingen im Zuge des Fordismus in Serienproduktion und wurden für viele Teile der Bevölerung erstmals
erschwinglich. Die Firmengewinne stiegen kräftig an, mit ihnen auch die Aktien. Kurz vor dem Crash an der
Börse glaubte niemand an ein mögliches Ende der Hausse. Man spekulierte mit seinen gesamten
Ersparnissen an der Börse, oftmals sogar mit Krediten. Wie heute wurde bei Geldmangel eine Anzahlung an
die Bank geleistet, der Rest wurde von der Bank finanziert, in der Erwartung aus den doch so sicheren
Kursgewinnen den Kredit locker zurückzahlen zu können. So stieg das Kursbarometer Dow Jones vor allem
ab 1927 immer steiler an - 250 Punkte - 300 Punkte - 350 Punkte, es wurde ein Rekord nach dem anderen
aufgestellt. Kam es zu Korrekturen so wurden diese als Einstiegsgelegenheit bewertet und daraufhin die
Kurse auf neue Höhen getrieben. Mahnende Stimmen waren kurz vor Ausbruch der Krise kaum mehr zu
hören. Kommentare wie,"die Aktien sind viel zu hoch bewertet" waren einfach unpopulär und wurden nicht
gehört. Die Zahl der"Crashpropheten" ging sogar zurück, da diese Menschen oft mit ihren Prognosen,
welche fundamental richtig waren, danebenlagen. Zwar hatten sie gute Argumente, warum die Aktien viel zu
hoch bewertet seien, und eigentlich schon vorher hätten nach unten drehen müssen, aber auf
Fundamentaldaten schaute man halt nicht mehr und man wollte die Realität einfach nicht mehr sehen.
Doch irgendwann funktionierte die"Geldmaschine Wall Street" nicht mehr. Der herbe Einbruch kam am 24.
Oktober 1929. Der Tag begann wie jeder andere. Der Börsenhandel war ruhig. Einige Tage zuvor stand in
bekannten Wirtschaftszeitungen zu lesen, daß sich derzeit alle Länder in eine konjunturell günstigen Lage, in
einer Boomphase oder im Aufschwung befinden. Um halb elf begannen die Kurse dann zu bröckeln, Panik
machte sich breit. Die Kurse fielen und auf einmal wollte jeder aussteigen und seine Gewinne realisieren.
Dies beschleunigte den Kursverfall enorm. Vertreter von Banken einigten sich auf Stützungskäufe und wollten
mit positiven Kommentaren, manche sagten sogar, die Aktien seien unterbewertet, den Markt stützen. Dies
gelang auch, am Nachmittag des 24. Oktober 1929 setzte die Stabilisierung ein. Die Katastrophe schien
zunächst überstanden zu sein. Am morgen des 25. Oktober 1929 fielen die Kurse dann ohne Stützung der
Banken ins Bodenlose. Bis am darauffolgenden Dienstag, den 29. Oktober waren viele Aktien bereits um
mehr als 30% gefallen. Erst jetzt begannen einige, die Realität zu sehen, nämlich das das hohe Kursniveau
ein Traumgebilde und eine Utopie waren. Danach begann der bekannte Teufelskreis: Die Banken forderten
die Kredite zurück, es kam zu Zwangsverkäufen, die den Abwärtstrend noch mehr beschleunigten - die
Weltwirtschaftskrise begann. Bis 1932 war der Dow Jones dann schließlich um 85% gefallen. Erst in den
fünfziger Jahren erreichte der Dow Jones seine alten Höchstände wieder. Die riesige Gläubigerposition der
USA war dann auch die Hauptursache für die Ausbreitung der Krise auf die ganze Erde. Aus Geldmangel
forderten die USA ihre Kredite aus Europa zurück, was dann auch dort die Katastrophe an den Aktienmärkten
auslöste. Diese knappe Ausführung soll vorerst zum Nachdenken anregen...
Es gibt auch Unterschiede...
Der wichtigste und ein eherblicher Unterschied zu damals, ist, das die Notenbanken flexibler auf
Kurseinstürze reagieren können. Waren Ihnen früher durch den Goldstandrd die"Hände gebunden" so
existiert dieser heute nicht mehr. Dieser verhinderte 1929 das die Notenbanken mit massiven
Zinssenkungen auf den Kursrutsch reagieren konnte. Heute würden die Notenbanken sofort massiv die
Zinsen senken, wenn die Märkte einbrechen würden.
Aber genau dieser eigentlich positiv zu wertende Unterschied hat doch auch einen Nachteil. Das Wissen,
dass die Notenbanken als Feuerwehr in der Not mit Liquidität aushelfen verstärkt das Problem der
Spekulationsblase ja noch. Die Anleger verlassen sich darauf, dass die Gefahr massiver Verluste
eingeschränkt ist und gehen somit noch höhere Risiken ein und jagen die Kurse noch höher. Somit erhöht
dieses Problem die Wahrscheinlichkeit eines Crash ja noch.
Nun einige Parallelen
- Wir befinden uns in einem Umbruch: War es damals wie bereits oben erwähnt der Fordismus und die
Massenproduktion so besteht der Umbruch heute im Internet. Das Internet, die erweiterten möglichkeiten der
Telekommunikation sind schon bemerkenswert und können durchaus als eine neue Epoche bezeichnet
werden. --> Genau wie damals wird der Anlageboom durch eine Technologiebegeisterung getrieben. Auch
damals gab es Kommentare von Analysten wie"Das Potenzial dieser neuen Kommunikationstechnologie sei
riesengroß, es überschreite jede Vorstellung, wie es den Alltag revolutionieren werde".
- Die Aktienkurse sind enorm gestiegen. Das ist weltweit seit 1980 geschehen - die Aktien stiegen
inflationsbereinigt um 1032%, während die Wirtschaftsleistung"nur" um 80% zulegte.
-"Wenn Putzfrauen in Aktien investiert sind...". Ich will hier nichts gegen Putzfrauen und Einsteiger, die erst
jetzt seit kurzem mit Aktien handeln sagen. Es ist halt nur ein alter Börsenspruch. Soll heißen: Wenn auch die
letzten Greenhorns ihre Depots eröffnen ist das Ende einer Hausse nicht mehr weit entfernt. Klar, weil dann
bald der Punkt erreicht ist, an dem praktisch jeder sein Geld in Aktien investiert hat. Es kann dann ja gar nicht
mehr groß aufwärts gehen, woher soll das Geld kommen? Momentan scheint noch viel Liquidität da zu sein,
deshalb kann es durchaus noch mehrmals zu neuen Kursrekorden kommen, allerdings sind wir kurz vor dem
Ende.
-"Immer weniger Aktien steigen immer stärker". Betrachtet man die Aktienkursentwicklungen an der
WallStreet in den letzten Jahren genauer so fällt eindeutig auf das die Mehrzahl der Aktien den Trend nach
oben gar nicht mehr mitmacht. Die sogenannte Advance/Decline-Line fällt schon seit Ende 1997. Das heißt
viele Aktien befinden sich schon in einem Aufwärtstrend, immer weniger Aktien sind dafür um so stärker
angestiegen --> Das Kapital konzentriert sich. 1929 war es beispielsweise genauso, das die A/D-Line bereits
lange vor dem Crash im Fallen war. Die Situation in Japan 1990 war ähnlich.
- Die Wertpapierkredite. Genau wie bei allen Manien befinden sich die Wertpapierkredite seit langer Zeit
wieder auf einem Höchststand. So betragen die Wertpapierkredite (in den USA) momentan wieder mehr als
2,0% des Bruttoinlandsproduktes. Fast genauso hoch waren sie 1929.
-"Anlagemöglichkeiten schiessen wie Pilze aus dem Boden": Waren es 1927/28 und 1929 die sogenannten
Trusts (mit Fonds vergleichbar) die das Geld der Anleger aufnehmen so sind es heute neben den Fonds, die
vielen Neuemissionen.
- Man glaubt an Dinge es einfach nicht geben kann. Kurz vor dem Crash 1929 glaubte man an ein ewig
Wachstum. Das ist definitv unmöglich. Man kann die Konjunkturzyklen nicht abschaffen. Gerade in den
letzten Monaten, als der Neue Markt und Nasdaq sowie die anderen Weltbörsen einen Rekord nach dem
andern in atemberaubendem Tempo erreichten, begannen manche wieder solche Theorien aufzustellen.
Da sprachen einige von einer"New Economy", die dazu führen werde, das es ein ewiges Wachstum ohne
Inflationsdruck durch starke Produktivitätszuwächse geben wird.
- Der große Optimismus. Zwar brachen die Kurse letzte Woche ein, dennoch ist der Optimismus riesengroß.
So bezeichneten mehr als 90% der Anleger die aktuellen Kurseinbrüche als normale Korrektur. Man sprach
von Schnäppchenpreisen und Einstiegskursen. Desweiteren sagten über 90%, das es wieder nach oben
gehen wird und mittel- bis langfristig wieder neue Höchststände (wie immer) erreicht werden. Klar, viele
wissen gar nicht was ein richtiger Abwärtstrend ist. Warum soll es anders sein wie sonst, die Kurse sind doch
nach jedem Einbruch (Ende 1997, Sommer/Herbst 1998) immer wieder noch höher gestiegen.
- Sind die Fundamentaldaten wirklich soooo positiv: Wirtschaftswachstum gibt es in den USA ja schon, aber
oft werden von Fundamentaldaten nur diese betrachtet, die man gerade durch die"rosarote Brille" sehen
will. Man spricht zwar immer von Wirtschaftswachstum und einem Haushaltsüberschuß aber das sind nicht
alle fundamentalen Bewertungsmaßstäbe. Ein Vergleich von Daten der 60er Jahre zu heute zeigt:
* betrugen die liquiden Mittel der US-Haushalte damals 161% der Verbindlichkeiten, so sind dies heute -2%
* Die Staatsverschuldung lag in den 60er Jahren bei 43,9% des Bruttoinlandsproduktes, heute liegt sie bei
63,7%. Noch eine Anmerkung zur von Bill Clinton propagierten"schwarzen Null". Von wegen
Haushaltsüberschuß, hier wurden z.B. die Rentenzahlungen nicht voll berücksichtigt.
* Die Verbraucherkredite sind von 64% des verfügbaren Einkommens auf über 91,4% gestiegen.
* War die USA in den 60er Jahren noch ein Nettogläubiger so ist sie heute ein Schuldner mit 1,3 Billionen
US-$
* Die Sparquote mit 7,8% in den 60er Jahren noch relativ hoch, ist heute sogar negativ.
* Die Handelsbilanz ist von einem Überschuß von 1,3 Mrd US-$ heute stark negativ. Das Handelsbilanzdefizit
erreicht fast monatlich neue Rekordhöhen und beträg im Gesamtjahr 1999 weit mehr 100 Mrd. US-$
--> Man sieht das die Fundamentaldaten keineswegs nur positiv sind!
-"Die Anstiege sind ähnlich groß". Legt man die Liniencharts des Dow Jones Industrials von 1922 bis 1931,
des Nikkei-225 von 1982 bis 1991, oder auch der Silberspekulation von 1980 übereinander so fällt die
Ähnlichkeit wohl jedem auf. Die Kurse sind in absoluten Zahlen (logischerweise) aber auch prozentual umso
stärker angestiegen je näher das Ende des Bullenmarktes war und dann abrupt gefallen.
Zum Abschluß hier eine Tabelle der vorangegangenen Abwärtsbewegungen
1929-32: Der Dow verlor 89%. Die Baisse dauerte 36 Monate und 6 Tage.
1937-38: Der Dow verlor 49%. Die Baisse dauerte 12 Monate und 22 Tage.
1906-07: Der Dow verlor 49%. Die Baisse dauerte 21 Monate und 28 Tage.
1919-21: Der Dow verlor 47%. Die Baisse dauerte 21 Monate und 22 Tage.
1901-03: Der Dow verlor 46%. Die Baisse dauerte 28 Monate und 24 Tage.
1973-74: Der Dow verlor 45%. Die Baisse dauerte 22 Monate und 26 Tage.
1892-93: Der Dow verlor 43%. Die Baisse dauerte 16 Monate und 24 Tage.
1939-42: Der Dow verlor 40%. Die Baisse dauerte 31 Monate und 17 Tage.
1916-17: Der Dow verlor 40%. Die Baisse dauerte 31 Monate und 17 Tage.
Keiner dieser Abwärtsbewegungen ging in zeitlicher Länge und in relativen Steigerungen ebenso wie in
absoluten Steigerungen ein so starker Haussemarkt voraus wie der Haussemarkt von 1982-200?.!!!
Wie man sieht sind die Parallelen doch recht groß. Zwar gibt es neben dem oben erwähnten Unterschied zu
damalas, dem besseren Stützungsmöglichkeiten durch die Notenbanken mittels massiver Zinssenkungen
auch noch die Handelsaussetzungen, die heute genau festgelegt sind, aber das Beispiel Japan zeigt uns
auch, daß auch die größten Zinssenkungen nicht immer zum Erfolg führen. Jahrelang liegen die Zinsen in
Japan jetzt bei nahezu 0%, dennoch hat sich seit 10 Jahren nicht viel getan. Das Vertrauen der Anleger
wurde mit dem Einbruch Anfang der 90er völlig zerstört. Auch am Immobilienmarkt ist das Vertrauen noch
nicht zurückgekehrt. Vor dem Crash auf dem japanischen Immobilienmarkt, der mit dem Einbruch der Aktien
einherging, war die Übertreibung sogar so groß, das das Gelände um den Kaiserpalast mehr Wert war als
der US-Bundesstaat Kalifornien (kein Witz!). Das Inselreich Japan mit 0,3% der Weltfläche sollte 60% des
gesamten Weltbodenpreises kosten - Eine Übertreibung wie sich herausstellte. Mit dem Einbruch 1990 war
die Party zuende...
Fazit: Ich bin kein Schwarzseher und wäre froh wenn dieser Superbullemarkt ewig bestünde, aber dieser
Gedanke ist realitätsfremd. Vielleicht war der Einbruch der letzten Woche der Anfang, es kann aber auch
durchaus sein das es noch mehrmals neue Rekorde gibt, vielleicht geht es noch zwei Monate oder zwei
Jahre so weiter. Nehmt das mit was ihr noch an phantastischen Gewinnen mitnehmen könnt. Aber vorsicht
ist angesagt - Aktienkäufe auf Kredit in einer solchen Zeit sind einfach zu riskant und generell sollte man dies
nicht tun.
Aber eins ist klar, das Ende der Party ist nah muß aber nicht unbedingt plötzlich kommen, sondern kann auch in
Form eines sogenannten"Salami-Crash" kommen - Dann ist das Spiel zuende.
Sascha Jakobi
Für Kritik und Anregung bin ich unter SaschaJakobi@gmx.net erreichbar
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