- Im Schnellwaschgang:"Wie werde ich Berliner?" - JoBar, 30.11.2004, 20:27
- Lass uns mal an die eigene Nase fassen, ein Versuch von mir.... - prinz_eisenherz, 30.11.2004, 23:27
- Re: übrigens: Danke! - - Elli -, 30.11.2004, 23:30
- Re: Berlin - Baldur der Ketzer, 01.12.2004, 00:14
- Re: Berlin - Taktiker, 01.12.2004, 11:37
- Re: Berlin - Euklid, 01.12.2004, 12:12
- Oweih (o.Text) - Taktiker, 01.12.2004, 12:37
- Alles ist richtig aber auch das Gegenteil... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 13:07
- Re: Alles ist richtig aber auch das Gegenteil... - Taktiker, 01.12.2004, 13:44
- Re: Beeindruckende Statements... - Zardoz, 01.12.2004, 14:16
- Re: Alles ist richtig aber auch das Gegenteil... - Taktiker, 01.12.2004, 13:44
- Re: Berlin - Baldur der Ketzer, 01.12.2004, 15:06
- Was denn, was denn, wer zurückzieht ist feige..... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 15:50
- Re: Was denn, was denn, wer zurückzieht ist feige..... - Taktiker, 01.12.2004, 15:58
- Re: Was denn, was denn, wer zurückzieht ist feige..... - foreveryoung, 01.12.2004, 19:51
- Re: Watt denn, watt denn, Berlin iss doch keen Dorf....und die Seppls sind doof - Baldur der Ketzer, 01.12.2004, 16:17
- Re: Watt denn, watt denn, Berlin iss doch keen Dorf....und die Seppls sind doof - arvito, 01.12.2004, 17:09
- Re: hab ich glatt die Rheinländer unterschlagen - Baldur der Ketzer, 01.12.2004, 17:31
- Re: hab ich glatt die Rheinländer unterschlagen - arvito, 01.12.2004, 18:09
- Rheinländer sind doch Römer-Nachkommen - Taktiker, 01.12.2004, 18:13
- Re: Rheinländer sind doch Römer-Nachkommen - arvito, 01.12.2004, 19:20
- Re: Rheinländer sind doch Römer-Nachkommen - Euklid, 01.12.2004, 19:42
- Arminius im märkischen Sand? - bernor, 01.12.2004, 23:14
- Hermannsdenkmal - Taktiker, 02.12.2004, 08:50
- Re: Rheinländer sind doch Römer-Nachkommen - arvito, 01.12.2004, 19:20
- Re: hab ich glatt die Rheinländer unterschlagen - Baldur der Ketzer, 01.12.2004, 17:31
- Re: Watt denn, watt denn, Berlin iss doch keen Dorf....und die Seppls sind doof - arvito, 01.12.2004, 17:09
- Re: Was denn, was denn, wer zurückzieht ist feige..... - Taktiker, 01.12.2004, 15:58
- Was denn, was denn, wer zurückzieht ist feige..... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 15:50
- Re: Berlin - Euklid, 01.12.2004, 12:12
- Re: Berlin - Taktiker, 01.12.2004, 11:37
- Re: Lass uns mal an die eigene Nase fassen, ein Versuch von mir.... - Pulpo, 01.12.2004, 00:51
- Erwischt! Pfeiffer setzen Sie sich...... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 09:46
- Re: Erwischt! Pfeiffer setzen Sie sich...... - prinz - nereus, 01.12.2004, 10:05
- Oh Berlin, wie haste dir verändert... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 11:12
- Re: Erwischt! Na und? - Pulpo, 01.12.2004, 10:29
- Re: Erwischt! Pfeiffer setzen Sie sich...... - prinz - nereus, 01.12.2004, 10:05
- Erwischt! Pfeiffer setzen Sie sich...... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 09:46
- Straßenschlacht-gestählter-Urberliner - Unruhe, 01.12.2004, 11:10
- Re: Lass uns mal an die eigene Nase fassen, ein Versuch von mir.... - JoBar, 01.12.2004, 21:04
- Ich kann mich noch genau erinnern, du warst doch..... - prinz_eisenherz, 01.12.2004, 22:33
- Wegen des großen Anklangs:"Angekommen in Berlin" - Nein, es ist nicht Euklid ;) - JoBar, 01.12.2004, 21:11
- Lass uns mal an die eigene Nase fassen, ein Versuch von mir.... - prinz_eisenherz, 30.11.2004, 23:27
Lass uns mal an die eigene Nase fassen, ein Versuch von mir....
-->Hallo JoBär,
ich selbst bin auch Berliner, Urberliner, hier geboren, aufgewachsen, beruftätig und inzwischen etwas älter geworden.
Aus irgendwelchen Gründen, Zufall, Schicksal, Pech oder Glück, wie man es nimmt, habe ich seit meiner Geburt im Westteil der Stadt gelebt.
Ich habe noch die noch geöffneten Grenzen erlebt und mein Heimatbezirk, der Wedding, genauer der Gesundbrunnen, war für uns Jugendliche ein einziger großer Abenteuerspielplatz.
Im nachhinein weiß ich nicht wie ich da jemals überleben konnte.
Da fanden riesige Straßenschlachten statt.
Es ging um zwei silberne Armreifen.
Da wurde jedes Trümmerfeld in der Umgebung untersucht, der Schutt beiseite geräumt, die verschütteten Kellerzugänge frei gemacht und mit Kerzen, Taschenlampen und anderen Funzeln, durchstöbert.
Man hätte ja den großen Schatz finden können.
Das einzige was es zu entdecken gab, waren fast immer die eine oder andere Platzwunde an den Knien, dann schließlich hatte man ab 5 Grad plus seine kurzen, speckigen Lederhosen an.
Der Übergang Bornholmer Str. war ein Abenteuer für sich.
Rein in die S - Bahn, nach den Uniformierten geschaut und weiter in den Ostsektor.
Von den Eltern hatten wir fünfzig Pfennige - West, für den Frisör in die Hand gedrückt bekommen, und die wurden schnell 1: 4 in Ostgeld umgetauscht.
Im „Osten“ sind wir dann für fünfzig Pfennige zum „sozialistischen Haarschneider“ gegangen und für den Rest haben wir uns eine Riesenportion „sozialistisches Eis“ gekauft.
Der Tag war gerettet.
Die lächerlichen sechs Kilometer bis nach Haus sind wir dann fast immer im Dauerlauf, das Fahrgeld hatten wir ja verfressen, zurück nach Hause gelaufen.
Ob diese Zeit für unsere Eltern so schön war weiß ich nicht mehr so genau, aber im Rückblick betrachtet, war es für die eher eine verdammt harte Zeit um uns durchzubekommen.
Ich mache einen Sprung und versuche zu erklären, selbstkritisch zu sein aber auch anzugreifen.
Dann hatten irgendwann die Söhne aber auch die Töchter aus den süd- und westdeutschen Kleinstädten in Berlin - West, die deise Stadt als ihre persönliche Spielweise entdeckten
Die einen, weil man als Bewohner von Berlin - West nicht zur Bundeswehr musste und die anderen, um sich hier mal so richtig, unbeobachtet von der Dorfgemeinschaft, sexuell auszuleben.
Eine Großstadt, jede Großstadt braucht den Zuzug vom draußen.
Natürlicherweise aus dem Umland, besser noch qualifizierte, vor Energie strotzende aus anderen Teilen des Landes.
Die oben genannte Gruppierung waren weder das Eine noch das Andere.
Sie zeichneten sich nach einiger Zeit als militante Häuserbesetzter aus und sammelten in den Universitäten, den leninistischen - marxistische Nachwuchs, aktuell als Kanzler und als Minister zu bewundern,
Hinzu kamen die neuen ethnischen Gruppierungen, die in windesteile sich ganze Straßenviertel eroberten und zur Ersatzheimat umfunktionierten.
Was ich damit sagen will ist, Berlin - West verlor zunehmend das typisch berlinsche.
Was das ist, ist nachzulesen bei Erich Kästner oder Kurt Tucholsky.
Nur ganz wenige der wirklichen Könner, der Guten, der Macher, der Gesunden, der Risikofreudigen und der, die schon mit viel Geld in die Stadt kamen, waren hier sesshaft zu machen.
Wenn die Buben und Madeln aus der Provinz sich dann hier so richtig ausgetobt und auf den Universitäten ihren Abschluss gemacht hatten, dann war es mit der revolutionären Herrlichkeit auch bald vorbei.
Dann traten sie den Rückzug in ihrer Heimatdörfer an
Dann schleimten sie sich wider bei Papi und Mami ei.
Dann kletterten sie, in der geerbten Firma, in den Chefsessel und zu guter letzt setzen sie sich an den PC und meckern über das und jenes hier in Berlin.
Na prima.
Nun, JoBär, wir die Urberliner, ein wenig Schuld haben wir schon.
Unsere große, vorlaute Schnauze ist für Außenstehende oft genug unerträglich.
Wenn wenigsten noch das so gerühmte Herz mit dazukommen würde.
Denkste Puppe.
Auf den Straßen wird Dritter Weltkrieg gespielt.
In den öffentlichen Nahverkehrsmittel sieht es aus wie bei Hempels unter dem Sofa.
Jede, aber wirklich jede freie Stelle im öffentliche Bereich und nicht nur da, ist mir hässlichen Krakeleien vollgepinselt.
Das Benehmen, hier insbesondere eines Teils der jüngeren Generation, ist in so geballter, wütendmachender Form, kaum anderswo zu beobachten.
Gestatte mit ein zwei etwas eklige Beispiele zu nennen, keine Einzelfälle, eher die Regel.
Morgens an der Bahnsteigkante, ich will zur Arbeit und der Zug fährt ein, wird langsamer und was kann man dann sehen, wenn man nicht total abgestumpft ist?
In jedem Wagen sitzt mindesten einer von den durchgeknallten Schwachmaaten und hat seine dreckigen Füße mit den ebenso dreckigen Schuhen auf die Sitzbank vor sich gepackt.
Schmiert dort zwangläufig den Straßendreck, die berühmt berüchtigte Berliner Hundescheiße und den Modder und sonstige Exkremente an den Sitz, auf den sich ein anderer setzen möchte und an dem sich vielleicht ein Kleinkind heraufzerrt, um am Fenster die Fahrt zu genießen.
An den Händen hat es logischerweise den Dreck.
Im nächsten Augenblick fassen sich alle normalen Kleinkinder wohin, natürlich an den Mund und zack ist der kleine Wurm zwei Wochen später krank.
Das alles nur, weil eine zu große Zahl von diesen kranken Kuhaugenmitbürgern ihre dusseligen Hin- und Herfüße nicht auf dem Boden lassen können.
Aufstehen und den Sitz anbieten, wenn eine alte Frau oder ein alter Mann sich kaum noch auf den Beinen halten können, Fehlanzeige.
Ein stumpfsinniges vor sich Hinglotzen ist angesagt.
Steige mal am Nachmittag, an einem Sommertag, an der U - Bahnstation Eberswalderstr. aus und gehe mit offenen Augen zum Ausgang.
An guten, scheußlichen Tagen kann dir das Folgenden unterkommen.
Nicht immer alles zusammen, aber einen Teil des Programms eigentlich immer.
Die Tür der U - Bahn geht auf und du gehst an der ersten Bank vorbei, die als Sitz- und Wartegelegenheit auf dem Bahnsteig dort zur Verfügung stehen.
An einer mindestens musst du einem großen Bogen machen, weil wieder mehrere unsere Jungmänner, meistens südländischer Herkunft, auf der Bank gelümmelt haben und dabei alle dreißig Sekunden eine Riesenfladen Spucke oder Rotze, wie wir Berliner sagen, zwischen seinen Beine zu Boden hat tropfen lassen.
Nach ca. zehn Minuten, weil er ja jedes Mal eine andere Stelle zwischen seine Beinen wählt, hat er kunstvoll, im Radius von fünfzig Zentimetern, eine schmierige, glibberige, schleimige Rotzpfütze erzeugt.
Guten Appetit.
Wenn du dann die Treppe in Richtung Kastanienallee benutzt, liegen solche prachtvollen Aulen, in allen Regenbogenfarben schillernd, auf fast jeder Stufe.
Wir gehen bitte weiter zusammen über die Schönhauser Allee, die Kastanienallee entlang.
Der Gehweg ist grundsätzlich breit aber in Teilbereichen trotzdem verdammt schmal wegen der Auslagen der Geschäfte und den Tischen und Stühlen der Gaststätten, die im Gehwegbebreich aufgestellt sind.
Damit habe ich persönlich kein Problem, ganz im Gegenteil, ich genieße dieses Leben und Treiben.
Wenn du dann an einer der besagten engen Stellen bist und gerade das Obstangebot bestaunst, zwischen dir und der Bordsteinkante sind noch etwa vierzig Zentimeter frei, fahren fröhlich und munter, mit zwanzig - bis fünfundzwanzig km/ h, die Radfahrer hinter dir vorbei, und dabei fahren sie dir beinahe den Arsch ab.
Das Alter der Frauen und Männer, die in dieser Art den Gehweg als Fahradweg, ohne Rücksicht auf Verluste, für sich beanspruchen, beginnt bei etwa bei zwanzig Jahren.
Kommen sie dir auf dem Gehweg entgegen, starren die Frauen dich an, als hättest du ihnen gerade eine Heiratsantrag gemacht, ohne auszuweichen oder die Geschwindigkeit wegzunehmen.
Die Männer krempeln das Oberhemd hoch, spannen den Bizeps an, kriegen eine leichte Augenlähmung und beschleunigen in voller Absicht auf dich zu.
Sie sind der Meinung du hast ihnen Platz zu machen, auch wenn du dabei zum Invaliden gefahren wirst.
Ich biege zu Fuß mit dir in die Oderbergerstrasse ein.
Ein typisches Altbauviertel, sehr geschlossenen Bauweise.
Manchmal zwei oder drei Hinterhöfe, Mietskasernen eben, Zillestil, aber zum großen Teil in einem erbärmlichen baulichen Zustand.
Nun ist es glücklicher weise so gekommen, dass sich für einen großen Teil der Häuser Investoren gefunden haben.
Die lassen, in verschiedenen Varianten, die Häuser sanieren oder für die Leser aus dem Ostsektor, rekonstruieren.
Sehr verschiedene Fassaden, meistens farbig gestaltet, die kleinen Gipsfiguren werden wieder kunstvoll herausgearbeitet, kurz gesagt sauber und hübsch, bis gelungen.
Kaum ist ein Haus so wieder hergestellt, haben doch innerhalb einer Woche die gehirnlosen Wesen, die früher einmal Menschen gewesen könnten, sich mit ihren Farbdosen über diese Fassaden hergemacht.
In einer sonst eher grauen Stimmung, zerstören sie die einzigen bunten Flecken, das einzig neu entstandene Schöne.
Wir beide haben die Mitte der Straße, in Richtung Oderbergerstr. erreicht.
Ich flehe dich an, folge mir nur noch diese kleine Stück, nein wir bleiben beide besser stehen.
Wir müssen beide stehen bleiben, weil genau an den schmalsten Gehwegteilen, zwischen den Tischen und Stühlen der Straßenkaffees und dem Bordstein, haben wieder mal, wie jeden Morgen, einige Hundebesitzer, mitten auf die schmale Lauffläche, ihre ein Meter großen Köter, einen riesigen Scheißhaufen absetzen lassen.
Guten Appetit für die Touristen, die Urberliner und die Neuberliner in den Kaffees.
Wenn wir jetzt beide zusammen den Blick etwas in Richtung Mauerpark schweifen lassen dann höre ich hier lieber auf.
Das ist dann das zweite Kapitel.
Beruflich hatte ich kurz nach der Wende mit etlichen Investoren im Baubereich zu tun, hier insbesondere die Botschaften, der Potsdamer Platz, Hotels oder ganz gewöhnliche Büroinvestitionen, in erheblicher Größenordnung.
Bei den vielen Vorbesprechungen und Abstimmungen innerhalb der Bauphase habe ich manchmal das Thema ganz gerne auf das Wohlfühlen in unserer Heimatstadt Berlin gebracht.
Das waren natürlich alles keine Leute mehr, die noch nicht trocken hinter den Ohren sind, die hatten schon viel gesehen von der Welt oder kamen aus derselbigen.
Fast alle haben in etwa das Gleiche zu verstehen gegeben, fast alle beklagten den Schmutz, die aggressive Hetzte, das unfreundliche Benehmen, den unermesslich großen Dreck, die schroffe Art, den Dreck und immer wieder den Dreck.
Was soll man dazu sagen.
Liegen die alle falsch?
Dem ist wohl nicht so.
Wenn, von den Politikern angefangen, über die Polizei, in den Elternhäusern, in den Schulen und in den Medien nicht kontinuierlich ein viel größerer Stolz, eine Schutzbereitschaft für unsere Heimatstadt einverlangt wird, wird das mit der ekelhaften Beliebigkeit, mit der sich allzu viele in Berlin aufführen, niemals enden und bringt unsere Heimatstadt auch nicht weiter.
Eher wird sie gemieden wie eine aufgeplatzte Eiterbeule.
Ich könnt auch einiges mehr noch an Positives über Berlin schreiben, nur es fällt mit schwer.
Ich fühle mich in meiner Heimatstadt nicht mehr wohl, nicht mehr zu Hause.
Du kannst gerne den Versuch machen mich eines Besseren zu belehren.
Viel Glück
Hinweis:
Der Text ist lang und so richtig Korrektur gelesen habe ich auch nicht.
Ich meine aber, auch mit dem einen oder anderen Rechtschreibfehler, verstehst du was ich meine.
Alles Gute
prinz eisenherz

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