- @dottore: Frage zum Zehnten - Zandow, 03.12.2004, 11:18
- Re: @dottore: Frage zum Zehnten - mL - Popeye, 03.12.2004, 11:46
- Nun wird's aber Zeit... - Zandow, 03.12.2004, 12:01
- Frage zum Link - Zandow, 04.12.2004, 14:24
- Re: Frage zum Link - Popeye, 04.12.2004, 16:55
- Re: @dottore: Frage zum Zehnten - ThomasW, 03.12.2004, 18:33
- Re: @Zandow: Frage zum Zehnten... Jakobs (Jaakows) Traum, und die Folgen - Uwe, 03.12.2004, 21:55
- Dank @Thomas und Uwe (o.Text) - Zandow, 04.12.2004, 14:26
- Re: Fauler Priesterkönig-Zauber - dottore, 05.12.2004, 14:24
- Re: und wie"funktioniert" ein jüdischer Staat nach der Halacha - monopoly, 05.12.2004, 15:39
- Re: @Zandow: Wenn Du über Weihnachten was zu lesen suchst - JoBar, 05.12.2004, 20:27
- Dank @JoBar & dottore - Zandow, 10.12.2004, 19:57
- Re: @dottore: Frage zum Zehnten - mL - Popeye, 03.12.2004, 11:46
Re: @Zandow: Frage zum Zehnten... Jakobs (Jaakows) Traum, und die Folgen
-->Hallo, Zandow,
Deine Frage zur Abgabe des Zehnten in der Bibel, läßt leider offen, welcher Bezug dieser Frage zu Grunde liegt. Gemäß 1. Mose 28,22 (Genesis, 28,22), hat Jakob ein Gelübte zur Abgabe an"Gottes Haus" geleistet:
Bibel:
[i]<sup>20</sup> Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wird Gott mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen <sup>21</sup>und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der HERR mein Gott sein. <sup>22</sup>Und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Steinmal, soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.[/i]
bzw. Tora:
[i]<sup>20</sup> Jaakow tat ein Gelübde wie folgt:"Wenn Gott mit mir sein und mich behüten wird auf diesem Wege, welchen ich reise, mir auch Brot zu essen und Kleider zum Anziehen geben wird, <sup>21</sup>wenn ich ferner wohlbehalten in meines Vater Haus zurückkomme und der Ewige mir als Schutzgott beisteht, <sup>22</sup>dann soll dieser Stein, welchen ich zum Denkmal errichtet habe, Gottes Haus sein, und alles was du mir gibst, will ich dir verzehnten.[/i]
Bei dem Stein handelt es sich um das"Ruhekissen", das Jakob benutzte, als er den Traum vom"Landgeschenk" hatte (im Traum:"... das Land auf welchem du liegst, will ich dir geben und deinem Samen" - Tora; Genesis 28,13).
Die"gesetzliche" Verpflichtung ist dann im 5.Buch Moses, Kap. 14,22 ff. (Deuteronomium = Zweites Gesetz) unzweideutig zu finden.
[i]Abgabe des Zehnten
<sup>22</sup>Du sollst alle Jahre den Zehnten absondern von allem Ertrag deiner Saat, der aus deinem Acker kommt,<sup>a</sup> <sup>23</sup>und sollst davon bessen vor dem HERRN, deinem Gott, an der Stätte, die er erwählt, daß sein Name daselbst wohne, nämlich vom Zehnten deines Getreides, deines Weins, deines Ã-ls und von der Erstgeburt deiner Rinder und deiner Schafe, auf daß du fürchten lernst den HERRN, deinen Gott, dein Leben lang.[/i]
Verwiesen wird hier unter <sup>a</sup> auf 3.Mose 27 wo dann der weitere Bezug auf 4.Mose 18,24 zufinden ist, der direkt die"Obrigkeit" (Leviten) als Empfänger benennent.
Unstreitig scheint mir zu sein, dass Gesetzestexte an bestehende bzw. bekannte, altorientalische Gesetzesvorlagen angeknüpfen, so ach die der Abgabe.
Auf Deine erste Frage möchte ich meine Gedanken kurz darstellen, obwohl Du eigentlich die Antwort wohl von einem praktizierenden Katholiken erwartest, der ich nun eimal nicht bin. Dennoch: Es wird m.E. kompliziert sein,"abgesichert" über diese Frage, welche weltpolitische Anschauung den Jesus gehabt haben mag, zu diskutieren.
Allgemein anerkannt scheint zu sein, dass Jesus in seinen Worten und Taten nur über die Interpretationen, die in der Zeit ab 50 n. Chr. gefertigt wurden, also ca. 20 Jahre nach der Kreuzigung, beschreibbar ist. Von ihm selbst, so man ihn als lebenden Menschen anerkennt und nicht als etwas, was einen höheren Gedanken transportieren soll, gibt es keine von ihm verfaßten Texte.
Damit muss aber auch in Betracht gezogen werden, dass viele der Interpretationen (einschl. der Verfasser der Evangelien, die als Kanon Grundlage der katholischen Kirche werden) nicht zuletzt"zweckgebunden" verfasst und/bzw. zusammengestellt wurden, um im"Wettbewerbsumfeld" der vielfältigen Auslegungen ("Sekten") zu bestehen und Anhänger der eigenen Sicht und Glaubenauffassung zu finden und an sich zu binden. Erst Konstantin ermöglichte es nach 312 - wohl über Sonderstellungen bei der Besteuerung des ortodoxen Klerus und der kirchlichen Besitztümer - die breite Basis der einen katholischen Kirche zu schaffen, denn wer läßt sich schon gerne Steuervorteile entgehen ;-).
Ob es tatsächlich Apostelworte sind ("Jesu sprach..."), die da in den vier Büchern des NT - und den vielen Schriften, die daneben existieren, von den Apokryphen bis hin zu als ketzerisch eingestufte Schriften - zusammengefasst sind oder aber es sich um die Berichterstattungen Dritter handelt, läßt ich sowohl für die Pro- als auch für die Kontrapostion nur mit dem Zusatz"glaube" oder"möglich" oder"wahrscheinlich" vertreten.
Somit scheint es wohl den Verfassern der"Jesus-Geschichte(n)" weniger um die weltliche Einstellung des Jesus gegangen zu sein, als vielmehr um die geistigen und transzendenten Grundlagen einer Glaubenssicht.
Verankert wird das Leben des Jesus in der jüdischen Tradition, Jesus als Nachfolger Davids, als gesablter König. Und als solcher war der gesalbte König der Sohn Gottes.
Bereits mit diesem Ansatz scheint mir die Frage, ob Jesus antistaatlich, kapitalistisch oder freiheitlich eingestellt war (nach meiner Auslegung also: ob die Verfasser der verschiedenen Texte, die sich mit dem Leben und den Worten des Jesus beschäftigen und damit eine entsprechende Ausrichtung der Sicht wollten), in einer Diskussion, ins Leere zu laufen.
Diese Gefahr besteht umso mehr, wenn man akzeptiert, das Jesus letzlich als"Gottes Wort" zu verstehen ist, was aber eine Einordnung des Jesus, in von Menschen geschaffene Klassifizierungen dieser Art, m.E. wenig Erfolgsaussichten einräumt.
Soweit meine Einschätzung, die mir nicht von einem bestimmten Religionsglauben vorgegeben wird. Vielmehr meine ich (und ich hoffe ich irre nicht), nach besten Wissen und Gewissen, Argumentationen der Kirchenlehre verwendet zu haben und damit des Glaubens.
Mein Fazit zur Frage, ob Jesus eher antistaatlich, kapitalistisch und freiheitlich eingestellt war, lautet daher: Die Antwort wird nicht zu geben sein. Ja, und ob überhaupt diese Frage in Glaubensdingen weiterführend sein kann, wage ich zu bezweifeln. Wichtiger scheint mir, wie und von wem die (kanonisierten) Bericht über sein Wirken eingesetzt wurden und werden.
Gruß,
Uwe

gesamter Thread: