- Robert Rubin: Die nächste Krise kommt bald - Ecki1, 09.12.2000, 12:18
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Robert Rubin: Die nächste Krise kommt bald
Robert Rubin: «Dass es einen Zusammenbruch geben wird, ist ziemlich wahrscheinlich.»
Aus dem Magazin des Zürcher «Tages-Anzeiger» vom 09.12.2000
Nur keine Aufregung
Trotz Boom und «New Economy»: Die nächste Krise kommt bald, warnt der ehemalige US-Finanzminister Robert Rubin.
Viele Menschen neigen dazu, aus der Gegenwart Vorhersagen für die Zukunft abzuleiten. Nach meiner persönlichen Erfahrung und nach den Erfahrungen aus der ganzen Finanzgeschichte führt das fast zwangsläufig zu falschen Prognosen. Wir haben in den letzten Jahren gut gelebt, also erwarten wir, dass es --- gewissermassen naturgesetzlich --- immer so weitergeht. Diese unbekümmerte Sichtweise birgt allerdings die Gefahr unliebsamer Überraschungen. Ich möchte drei Risiken für das Finanzsystem benennen, die viel zu wenig beachtet werden.
Erstens: Nur zwei Jahre nach dem Abflauen der Asienkrise scheint der Gedanke an eine neue potenzielle Krise nirgendwo präsent zu sein Diese Haltung ist beruhigend, aber irreführend. Denn der Hauptgrund für einen finanziellen Kollaps hat sich deswegen nicht in Nichts aufgelöst. Meiner Ansicht nach war die Asienkrise nicht nur das Ergebnis einer falschen Politik in Entwicklungsländern. Sie war genauso das Ergebnis übermässiger Kapitalströme aus Industrienationen, deren Finanzinstitutionen die Risiken unterschätzten und nur die Chance sahen, in guten Zeiten zusätzliche Gewinne zu erzielen.
Dieser Irrtum spiegelte eine marktinhärente Tendenz zur Masslosigkeit, die in der menschlichen Psyche angelegt ist und mit Angst und Gier zu tun hat --- ein Irrtum, der sich in den letzten Jahrzehnten und in der gesamten Geschichte wiederholt gezeigt hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann einen Zusammenbruch geben wird (wie vor drei Jahren in Asien), ist ziemlich gross, aber natürlich kann niemand sagen, wann dieses Ereignis stattfinden oder wodurch es ausgelöst werden wird. Meines Erachtens haben sich Investoren oder Politiker nicht genügend damit auseinander gesetzt.
Das bringt mich zu meiner zweiten Überlegung. Die neuen Informationstechnologien mögen durchaus einen Wandel bewirken, und sie werden ganz gewiss zu einer enormen Produktivitätssteigerung beitragen. Aber sie können auch zu einer Überbewertung von Aktien führen und zu der allzu optimistischen Annahme, wir seien auf lange Zeit hinaus vor ökonomischen Krisen gefeit.
In der Wirtschaftsgeschichte finden sich immer wieder Beispiele für Erfindungen (Eisenbahn, Elektrizität, Maschinen), die enorme Produktivitätssteigerungen herbeiführten. Keine hat jedoch den Konjunkturzyklus ausser Kraft gesetzt. Sie erzeugten zudem einen übertrieben grossen Optimismus, der zu Problemen und schmerzhaften Korrekturen führte.
Die massiven ausländischen Kapitalströme, die das Leistungsbilanzdefizit der US-Wirtschaft finanzieren, das Binnenwachstum, welches das Produktionswachstum übersteigt, die niedrige private Sparquote und das ausserordentlich hohe Börsenniveau --- das alles zeugt möglicherweise von einer übertriebenen Reaktion auf die tatsächliche Stärke der US-Wirtschaft, selbst wenn man die informatikbedingten Produktivitätssteigerungen miteinschliesst. Wenn es sich tatsächlich um Überreaktionen handelt, muss es zu einer Anpassung kommen, zu einer «weichen» oder «harten» Landung, und das könnte für die globalen Finanzmärkte eine kritische Situation sein.
Und damit komme ich zum dritten Punkt: der Sichtweise nämlich, dass die neuen Informationstechnologien den Finanzsektor verändern werden. Das mag so sein --- was die Kosten und das Verhältnis zum Kunden angeht. Doch an der inhärenten Neigung der Märkte zu Überreaktionen werden auch die neuen Technologien nichts ändern, im Gegenteil: Durch das rasante Tempo und die enorme Zunahme von komplexen Derivaten könnte die Gefahr sogar noch grösser werden. Ausserdem führen die neuen Technologien (durch gesteigerte Kundentransparenz und mehr Wettbewerb) zwar zu einer hoheren Produktivität, aber gleichzeitig verringern sie die Gewinnmargen. Von daher könnte sich die Neigung verstärken, grössere Gewinne durch zusätzliche Risiken zu erzielen.
Nach meiner Überzeugung hängt Erfolg in den meisten Finanzgeschäften weiterhin von den traditionellen Fähigkeiten und Fertigkeiten ab: Prüfung der Kreditwürdigkeit, Risikostreuung, Marktbeurteilung, Kundendienst und dergleichen mehr. Aber es mag eine Tendenz geben, diese Fähigkeiten zu vernachlässigen und sich mehr auf die neuen Technologien zu verlassen --- selbst in den traditionellen Häusern, die den grössten Teil der Internetfinanzgeschäfte anbieten werden.
Um globale Instabilitäten zu vermeiden und Rahmenbedingungen für ein möglichst optimales Marktgeschehen zu schaffen, muss alles dafür getan werden, dass die Verantwortlichen mit Disziplin und Augenmass handeln. Zudem sollten Politiker den Hebel von derivativen Instrumenten begrenzen --- und damit das Risiko, das mit Derivaten verbunden ist.
Wenn es dann trotzdem zu (meiner Ansicht nach unvermeidlichen) Überreaktionen kommt, dürfte sich der resultierende Schaden in Grenzen halten. Kapitalunterlegung, Mindestdeckung und verscheidene Formen von Offenlegung dienen allesamt diesem Zweck. Dieses Instrumentarium muss weiter ausgebaut werden. Das ist umso dringleihcer, je grösser die Kapitalströme werden, je schneller die globalen Transaktionen erfolgen, je mehr die ausstehenden Derivate zunehmen und ---- wie in den letzten zehn Jahren geschehen --- je mehr Kredite an risikoreiche Weltregionen vergeben werden.
Kurzum: Im nächsten Jahr, aber auch in den folgenden, sollten wir nicht vergessen, dass neue Entwicklungen, wie einflussreich sie auch sein mögen, die menschliche Natur nicht verändern und uns nicht der Notwendigkeit entheben, Risiko und Ertrag sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Robert Rubin arbeitet heute bei der Citigroup.
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