- BIS Quarterly Review: International Banking and Financial Market Developments - kingsolomon, 06.12.2004, 10:58
- Re: Derivate am Top? - dottore, 06.12.2004, 13:08
- Re: Derivate am Top? - LOMITAS, 06.12.2004, 14:06
- Re: Derivate am Top? - dottore, 06.12.2004, 17:49
- Re: Danke (o.Text) - LOMITAS, 07.12.2004, 07:34
- Re: Derivate am Top? - dottore, 06.12.2004, 17:49
- Re: Derivate am Top? - LOMITAS, 06.12.2004, 14:06
- Re: Derivate am Top? - dottore, 06.12.2004, 13:08
Re: Derivate am Top?
-->Hi,
>also eins versteh ich nicht.
>z.B. den Euro, beide Seiten ( je nach Speku ) sind über Derivate abgesichert.
Ja, aber nicht nur zu Beginn und dann warten beide Seiten ab, bis die Frist abgelaufen ist und dann macht's Bingo. Und dem Verlierer werden die Hosen abgestreift. Der sichert sich wiederum selber ab, so dass der"Kurs" von beiden Seiten ununterbrochen abgesichert wird und sich innerhalb dieser Absicherungs-Range dann"entwickelt". Daher auch der immense turnover. Es gibt also niemand, der z.B. beim Dollar (DX) den ganzen Rutsch von ca. 90 auf ca. 80 ununterbrochen immer nur long bzw. ununterbrochen immer nur short gewesen wäre, jedenfalls kein Profi.
Es kann daher durchaus sein, dass sich um eine Nettoposition ein Vieltausendfaches dieser Position während ihrer Laufzeit sozusagen"rankt". Zum Schluss würden alle diese Derivate genettet, sofern es Optionen sind (bei Futures wird täglich genettet und evtl. Nachschuss gefordert ="margin call" oder die Position zu Lasten des Verlierers geschlossen, der dann nur diesen Verlust schuldig ist) und der sich aus der ursprünglichen Position ergebende Verlust / Gewinn wird von A nach B geschoben. Dabei erhöht sich der Verlust und mindert sich der Gewinn um die Kosten der Derivate (nicht um den Wert, den die Derivate jeweils"bewegt" haben).
Es wird auch nicht der Kassakurs selbst abgesichert, sondern immer der Kurs eines Titels (kurze oder lange Laufzeit), wie die BIZ-Statistik zeigt, also letztlich haben wir"interest rate"-Derivate (Futures und Optionen). Zum Beispiel könnte der Dollar um 10 % fallen (Kassa) und der Kurs der Titel (noch mit Laufzeit) gleichzeitig um 10 % steigen - dann käme für den, der Dollar-Titel long hat, unterm Strich Null raus. (Ist so ähnlich beim Gold in Euro, usw.).
Kritisch wird's:
a) Wenn mit nicht gedeckten Positionen gearbeitet wird (also jemand das nicht hat, was er z.B. liefern sollte oder sich zum Termin nicht am Kassamarkt beschaffen kann). Dass die ungedeckten Positionen, z.B. eines kleinen Privatspekulanten in eine derartige Schieflage kommen, verhindert das Tages-Netting bei Futures. Bei Optionen wäre das nur denkbar, wenn sie jemand"nackt" schreibt, also das, worauf die Option zielt weder hat noch sich beschaffen kann. Dagegen sichern sich die Marktteilnehmer ab, indem sie die besagten collaterals verlangen (Sicherheiten - bei privaten"kleinen" Schreibern unumgänglich), aus denen das Risiko bedient werden würde. Diese Sicherheiten müssen bei einer Net-Schieflage entsprechend aufgestockt werden (z.B. immer gleicher Prozentsatz).
Das"Loch" bestünde dann in dem durch collaterals nicht gedeckten Net-Net.
b) Wenn die besagten Big Players, die ihrerseits untereinander auch ohne collaterals arbeiten (wenn auch nur in der besagten"Spitze") mit der ungedeckten und unbesicherten Spitze in eine Schieflage kommen, die sie selbst nicht mehr abdecken oder weiter vortragen können, in der Hoffnung, am Schluss doch wieder rauszukommen. Berühmte Beispiele: MG im Ã-l und vor allem LTCM.
c) Wenn z.B. am Rohstoffmarkt die Ware, die zum vereinbarten Basispreis erscheinen muss, nicht aufzutreiben ist, weder durch eigene Produktion noch durch Beschaffung am Kassamarkt. In die Richtung zielen die bekannten Corner (u.a. Gebr. Hunt beim Silber, deren Fehler es war, die Kontrakte nur per Einschuss - damals zu Börsen-Usancen - und nicht fully paid gekauft zu haben; hätten sie alle Forward-Kontrakte fully paid gehabt, wären alle, die zur Lieferung verpflichtet waren, nach Ablage aller Aktiva in Konkurs gegangen. Die Börse zwang nach massiver Intervention der Gegenseite die Hunts zum fully paid, woraufhin diese Kontrakte abstoßen mussten, was dann den Markt zum Einsturz brachte).
Oder nehmen wir noch den Aktienmarkt (kleiner Teil), dann schreiben die Aktienhalter die Optionen und wenn der Tag gekommen ist und der Kurs weit über dem Basiswert liegt, dann müssen sie die Aktien rausrücken (die sie ja schon hatten). Ihr Verlust besteht im nicht-realisierten Gewinn, den sie (abzgl. der Optionserlöse, die sie schon kassiert haben) hätten machen können, wenn sie die Papiere zum späteren höheren Kurs selbst verkauft hätten. Derjenige, der die Option ausübt, hat jetzt die Aktien und kann sie (wiederum abzgl. des Preises, den er für die Option bezahlen musste) am selben Tag an einen anderen an der Börse verkaufen und so seinen Gewinn realisieren. Ansonsten hat er halt die Aktien und kann warten, ob die Kurse weiter steigen.
So schnell zerreißt es also niemand. Aber die Gefahr ist immer da. Und meist kommt sie aus einer Ecke, in der sie niemand vermutet hatte (also beim USD/EURO eher nicht).
Gruß!

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