- Deutschland ist der größte Mietermarkt überhaupt in Europa - Euklid, 08.12.2004, 11:49
- Dazu einige persönliche Randbemerkungen..... - prinz_eisenherz, 08.12.2004, 13:35
- Re: Dazu einige persönliche Randbemerkungen..... - Euklid, 08.12.2004, 19:21
- Dazu einige persönliche Randbemerkungen..... - prinz_eisenherz, 08.12.2004, 13:35
Dazu einige persönliche Randbemerkungen.....
-->Euklid
>Die Deutschen haben den geringsten Anteil an Wohneigentum, wenn man von den Schweizern mal absieht,und den größten Mieteranteil in Europa.>
Eisenherz
Einen schönen Tag Euklid,
ich bin einer von denen, die mal den Sprung ins Wohnungseigentum gewagt hatten, aber reumütig wieder zum Mietwohnungsbau zurückgekommen sind.
Meine These ist, abgeleitet aus meinen Erfahrungen und meinem heutigen Wissenstand auf diesem Gebiet, Wohneigentum oder ein eigenes Haus zu erwerben, ist in Deutschland schlicht und ergreifend zu teuer.
In Berlin - West, vor dem Mauerfall, wurden der Wohnungs- und Hauserwerb ungemein stark mit einer sog. Förderung unterstützt.
Das alte, damalige System der Förderung sah einen monatlichen Zuschuss von der WBK, ja daraus ist die berüchtigte Bankgesellschaft hervorgegangen, über 15!!!Jahre, zu den Zins- und Tilgungszahlungen vor.
Mit wenig Eigenkapital und somit der immens hohen Fremdfinanzierung, zu dem damaligen äußert günstigen Zinssatz von 7,15%, plus einer Tilgung von etwa 1%, war das Eigentum, bei dem damaligen Verdienst und den Preisen, war die Immobilie, nicht Eigentum, in etwa 25!!! tatsächlich abbezahlt.
Das ist verdammt lang.
Nach 12 Jahren, also drei Jahre vor der Beendigung der Förderungszahlungen sah ich auf einmal eine immer größer werdende finanzielle Flutwelle auf mich zurollen.
Die Förderung betrug ca. 900,00 DM, pro Monat und sollte dann wegfallen.
Da hieß es wegtauchen und die Notbremse ziehen, also verkaufen.
Zu der Zeit war ich noch blauäugiger als jetzt und sah mich auf einmal als Marktteilnehmer in der Immobilienbranche wieder.
Jeden Sonntag, aus allen Stadtteilen Berlins, die Mauer war inzwischen weg, hatten sich jeweils ca. 20 - 30 Leute angesagt, die meine Wohnung anschauen wollten.
Richtige Kauflust hatte zu dieser Zeit schon keiner mehr.
Die Immobilenpreise in Berlin bröckelten, immer schneller werdend, deutlich ab.
Mehrere, meistens Zahnärzte und Rechtanwälte, wollten mit mir Nebengeschäfte machen und mir ihr Schwarzgeld andrehen.
Kurz, das hatte mir dann der Makler deutlich zu verstehen gegeben, viele von den oben genannten Interessenten haben zu Hause nichts zu tun, die Frau und die Kinder hatten sie gerade durchgehauen, der Kirchenbesuch war beendet, im Fernsehen war nichts los, was also tun kleiner Mann:“Mensch hör mal zu du dusselige Kuh“, so meinte dann der liebe Gatte zu seiner Angetrauten,“Los, wir kieken uns mal ene Wohnung in Zehlendorf an. Mal sehen wie die da so wohnen, die Ausbeuter und Neureichen“.
Und so sind die dann bei mir angekommen.
Nach einigen Wochen bat mich dann der Makler an den Besichtigungsterminen lieber einen Spaziergang zu machen, als er wie zufällig die griffbereit und geladene PumGun in der Garderobe stehen sah.
Abgekürtzt, ich habe verkauft.
Ich bin nicht reich geworden.
Ich bin in etwa plus, minus, null dabei herausgekommen.
Zusammengefasst:
Der Preis war zu hoch, die Zinsen waren zu hoch, mein durchschnittlicher Verdienst war zu niedrig und die Förderung s.o., so hat es mir dann später mal ein fiffiger Bauingenieur klar gemacht, war doch gar nicht als Wohltat für den Durchschnittsverdiener gedacht, sondern als Quersubvention für die monopolisierte und viel zu teuere aber dennoch dariederliegende Bauwirtschaft, hier in Berlin - West.
Diese Subventionen habt ihr in Westdeutschland alles mitbezahlt.
Ihr habt euch dafür alle einen Rosestrauß im Himmel verdient.
Also, das mit dem Eigentum erwerben ist richtig, aber ich meine die Preise sind zu hoch.
Im nachhinein habe ich festgestellt, das ich selbst, mit meiner Familie, ca. 10 Jahrelang den passenden Blutdruck gehabt hätte, die notwendigen finanziellen Opfer zu bringen.
Danach wurde es eine ekelhafte Quälerei.
Außerdem ist man mit so einer selbstgenutzten Immobilie auch ganz schon festgenagelt.
Man bekommet bei seiner Lebensplanung einen Aktionsradius wie ein angenähter Knopf.
Sehr geehrter Herr Euklid,
sollten Sie gewillt sein, meine These sich durch den Kopf gehen zu lassen, dann bitte ich hiermit untertänigst darum, die übliche verbale Bewaffnung zu wählen:
Steinschleuder, den siedenheißen Pechtopf und das Zweihänderschwert.
Mir macht das nichts aus, wenn wenigstens ein guter Grund mit erwähnt wird.
Eine schöne, erfolgreich Woche
Eisenherz

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