- Lehrlinge: Es wird immer schlimmer, klagen Firmenchefs und Ausbilder - JoBar, 10.12.2004, 22:10
- Na ja, wenn er Lehrlinge haben will und keine Auszubildende, na dann:)).... - prinz_eisenherz, 10.12.2004, 22:28
- Re: Lehrlinge.. Auszubildende -- Menno! Zünde Dir Dein C-Rohr an und sei - JoBar, 10.12.2004, 22:33
- Re: Lehrlinge.. Auszubildende -- Menno! Zünde Dir Dein C-Rohr an und sei - Hakunamatata42, 11.12.2004, 10:47
- Generationszyklen und mehr nicht! - EM-financial, 11.12.2004, 11:54
- Das ist kein lustig machen, das ist eher ein Lachen um nicht zu heulen, und.. - prinz_eisenherz, 11.12.2004, 14:11
- Re: Lehrlinge.. Auszubildende -- Menno! Zünde Dir Dein C-Rohr an und sei - Hakunamatata42, 11.12.2004, 10:47
- Re: Lehrlinge.. Auszubildende -- Menno! Zünde Dir Dein C-Rohr an und sei - JoBar, 10.12.2004, 22:33
- Re:Jugendliche:"Sie sprechen MTV-Deutsch und gieren nach Unterhaltung."Bravo! - Luigi Avanti, 10.12.2004, 22:37
- Re: Lehrlinge: Es wird immer schlimmer, klagen Firmenchefs und Ausbilder - Vlad Tepes, 10.12.2004, 22:47
- Re: Lehrlinge: Es wird immer schlimmer, klagen Firmenchefs und Ausbilder - JoBar, 10.12.2004, 23:01
- Re: Leerlinge: rappelts im Karton, wenn der Sprit für den Tief-Polo fehlt? - Baldur der Ketzer, 10.12.2004, 23:18
- Der wird wohl seinen persönlichen Heiland herbeiwählen - Euklid, 11.12.2004, 09:42
- Blödsinn! In Diskotheken bedarf die Ekstasy-Industrie ja auch einen Vertreiber! (o.Text) - LeCoquinus, 11.12.2004, 17:49
- Hier ist der Artikel: Schlaraffenland führt zur sozialen Verwahrlosung - JoBar, 13.12.2004, 09:25
- Re: Leerlinge: rappelts im Karton, wenn der Sprit für den Tief-Polo fehlt? - Baldur der Ketzer, 10.12.2004, 23:18
- Re: Lehrlinge: Es wird immer schlimmer, klagen Firmenchefs und Ausbilder - JoBar, 10.12.2004, 23:01
- Re: Und so geht ( hoffentlich NICHT ) weiter: Mama"überfordert" - JoBar, 10.12.2004, 22:58
- Re: Und so geht ( hoffentlich NICHT ) weiter: Mama"überfordert" - Luigi Avanti, 10.12.2004, 23:10
- Re: Das ist jetzt total polemisch und man verzeihe mir das - bonjour, 11.12.2004, 00:34
- Re: Leerlinge: ein affistanisches Einzelproblem? - Baldur der Ketzer, 10.12.2004, 23:15
- ReKann mir nicht vorstellen das alle so sind? - monopoly, 11.12.2004, 10:53
- meinst du das mit den privaten Unis wirklich? - EM-financial, 11.12.2004, 11:18
- Re: Die Leute werden mit den Füssen abstimmen... - monopoly, 11.12.2004, 11:35
- meinst du das mit den privaten Unis wirklich? - EM-financial, 11.12.2004, 11:18
- ReKann mir nicht vorstellen das alle so sind? - monopoly, 11.12.2004, 10:53
- Wozu rechnen und schreiben? - Taktiker, 11.12.2004, 00:23
- Prinzipiell hast Du wohl recht. - LeCoquinus, 11.12.2004, 17:39
- @Taktiker: Was hast du da beschrieben??? Die Konzernstrategie von Jürgen Schremp - Luigi, 12.12.2004, 16:05
- gezielte Absicht: Intelligenten Kids könnte man kein Jamba-Sparabo... mkT - igelei, 12.12.2004, 13:56
- Na ja, wenn er Lehrlinge haben will und keine Auszubildende, na dann:)).... - prinz_eisenherz, 10.12.2004, 22:28
Lehrlinge: Es wird immer schlimmer, klagen Firmenchefs und Ausbilder
-->Lehrlinge - keine Ahnung, keine Lust?
Bewerber: Es wird immer schlimmer, klagen Firmenchefs und Ausbilder: Die jungen Leute können nicht anständig lesen, schreiben, rechnen - oder sich benehmen.
Von Günther Hörbst
Hamburg - 412 + 220 - 102 =... Bewerber Karsten hatte als Ergebnis notiert: 110. Ernst Buschmann malt mit einem Filzstift ein dickes F für"Fehler" daneben. Nächste Aufgabe: Bruchrechnen. 10 mal 11 geteilt durch 4 =... Karsten schreibt: 110 geteilt durch 400. Buschmann schreibt wieder ein F. Das macht er sehr oft bei Karsten. Insgesamt siebenmal bei 18 Testfragen. Bei weiteren acht Fragen muß er nicht einmal das machen. Denn an diese Aufgaben hat sich der 17jährige gar nicht erst herangetraut. Unter dem Strich zählt Buschmann schließlich vier von 34 möglichen Punkten.
Für den 69 Jahre alten Inhaber der Schiffswerft Buschmann & Söhne auf der Veddel spiegelt sich an diesem Beispiel das ganze Ausmaß der Pisa-Misere wider."Ich habe insgesamt zwölf Bewerber diesen Test machen lassen", sagt er."Das Ergebnis war verheerend.""Ver-hee-rend", wiederholt Buschmann und stemmt mit finsterem Blick die Ellenbogen auf den Besuchertisch in seinem Büro. An der Wand hinter ihm kämpft die"City of Canterbury" auf einem Ã-lbild gegen schweres Wetter.
"Die jungen Leute beherrschen nicht einmal das Einmaleins", grummelt der Chef von 17 Mitarbeitern."Und Manieren haben sie auch keine mehr." Ein Bewerber habe sich einfach in den Stuhl gelümmelt und habe nur salopp"Tach" gemurmelt."Glauben Sie mal bloß nicht, daß der für mich aufgestanden ist." Buschmann hat sich am Ende für zwei Jungen aus Mecklenburg-Vorpommern entschieden."Die haben wenigstens 75 Prozent der Rechenaufgaben erfüllt und waren höflich."
Weil all das, wie Buschmann findet,"nicht länger angehen kann", hat er sich hingesetzt und dem Wirtschaftssenator einen längeren Brief geschrieben."Lieber Herr Uldall", formulierte er,"mit diesen schulischen Leistungen ist es unmöglich, eine Lehre zu beginnen, es sei denn, man holt alles noch einmal nach." Deshalb verlangt Buschmann Konsequenzen. Ansonsten werde der Beruf des Schiffbauers in Hamburg aussterben.
Was den Schiffbauer vom Peuter Deich umtreibt, ist allerdings mittlerweile ein drängendes Problem der ganzen Wirtschaft. Unternehmen beklagen immer wieder gravierende Defizite beim Lesen, Schreiben und Rechnen."Zunehmend Sorgen bereiten uns auch die vermehrt auftretenden Mängel im Sozialverhalten", moniert auch Karl-Joachim Dreyer, Präses der Handelskammer Hamburg."Höflichkeit, Pünktlichkeit und die Fähigkeit, sich in den Betriebsablauf zu integrieren, sind jedoch unabdingbar, um ein Bewerbungsgespräch erfolgreich zu bestehen."
Diese Mängel drücken sich nicht nur in den Erfahrungen der Firmen aus. Sie sind in Hamburg auch durch Zahlen belegt: 52 Prozent der Lehrstellen sind durch Jugendliche aus anderen Bundesländern besetzt. Zwölf Prozent aller Hamburger Jugendlichen haben keinen Hauptschulabschluß. Im Bundesschnitt sind es neun Prozent. Dreyer fordert deshalb eine Reform der Schulen."Man sollte ihnen klare Ziele vorgeben, deren Erreichen kontrollieren und Transparenz gegenüber Lehrern, Eltern und Schülern über die Ergebnisse herstellen." Der Handeslkammer-Präses verlangt eine"Stiftung Schultest", die Qualität und Ergebnisse der Arbeit an den Schulen überprüfen und den Anreiz für Verbesserungen schaffen solle.
Für Peter Weber, Niederlassungsleiter der Software-Firma"Activelogistics" in Hamburg, geht das Problem aber noch weit über Schulleistungen hinaus."Schlechte Qualifikationen weisen so gut wie alle Bewerber auf. Die meisten hatten sich aber zudem kein Stück über die Firma informiert, für die sie arbeiten wollen. Da war null, gar nichts."
Eine Erfahrung, die man auch bei Lufthansa Technik gemacht hat. Bei der Flugzeug-Reparaturwerft in Fuhlsbüttel beginnen jährlich 100 Jungen und Mädchen eine Ausbildung zum Elektroniker, Werkzeugmechaniker oder Betriebswirt. Um diese 100 Stellen rangeln jedes Jahr rund 6500 Bewerber.
"85 Prozent davon überstehen schon die Sichtung der Bewerbungsunterlagen nicht", erzählt Susanne Altvater, zuständig für die Auswahl der Lehrlinge."Wegen der schlechten Schulnoten und sozialen Auffälligkeiten, wie etwa vieler Fehlstunden." Beim Sichtungstest in der Firma stellt Altvater dann fest:"Viele kommen arg salopp daher. Die wissen offenbar nicht, was es heißt, sich zu bewerben. Vor allem wissen sie nichts über die Firma. Die haben sich einfach nicht gekümmert." Diese Bewerber, sagt Altvater, wollten einfach nur einen Job - egal, welchen.
Doch selbst die 100 Jugendlichen, die es am Ende geschafft haben, machen Hans-Peter Meinhold zu schaffen. Der Mann mit dem schmalen Mittelscheitel ist Ausbildungsleiter bei Lufthansa Technik. Seit 13 Jahren macht er diesen Job schon. In dieser Zeit hat sich viel verändert.
"Die Jugendlichen können sich nicht mehr länger als eine Stunde konzentrieren", erzählt er."Ihre Fähigkeit zu abstrahieren ist mangelhaft." Das heißt, sie können sich theoretische Vorgänge nur noch anhand praktischer Beispiele vorstellen."Sie sind ein Produkt unserer Häppchen-Gesellschaft", stellt Meinhold fest."Sie sprechen MTV-Deutsch und gieren nach Unterhaltung."
Entsprechend läuft die Ausbildung ab. Vor Jahren noch hätte Meinhold seinen Lehrlingen einen Text von 20 Seiten in die Hand gedrückt und gesagt:"Lest das bis morgen. Dann reden wir drüber." Heute sei das undenkbar. Die Vermittlung des Wissens habe sich komplett geändert."Einfache, deutliche Sprache, keine Nebensätze, visuelle Reize", sagt Meinhold. Wie auf MTV eben:"Die jungen Leute brauchen viele Bilder, schnelle Schnitte und dazwischen immer mal wieder eine Werbepause." Das alles sei außerordentlich aufwendig und zeitintensiv.
Software-Experte Weber hat zudem festgestellt, daß fast alle Bewerber die einfachsten Regeln des Benehmens nicht beherrschen."Die kreuzen hier bei uns in einem Aufzug auf, wie man niemals zum Vorstellungsgepräch gehen darf", rügt er."Jeans und Pullover sind da einfach nicht angesagt."
Die Erinnerung an den Katastrophen-Auftritt eines 18 Jahre alten Bewerbers ringt dem Niederlassungsleiter auch heute noch ein Schmunzeln ab."Der Junge fuhr mit seinem tiefergelegten VW Polo vor. Die Fenster waren heruntergekurbelt, die Bässe aus der Stereoanlage lange vorher zu vernehmen. Unterm Arm hatte er eine zerfetzte Tasche, Piercings überall, Kaugummi im Mund. Er lümmelte sich in den Stuhl und hat mich nach dem Motto angeguckt:,He Alter, was geht?'"
Hans-Peter Meinhold geht diese Einstellung vieler Jugendlicher inzwischen schwer auf die Nerven."Die Haltung, man könne ja mal zwei, drei Jahre malochen, aber dann müsse der Ferrari her, ist weitverbreitet. Das geht natürlich nicht." Ihm ist auch aufgefallen, daß im Betrieb die sozialen Probleme zunehmen. Weil die Eltern ihre Erzieherrolle nicht mehr ausreichend wahrnehmen.
Mit üblen Folgen für die Unternehmen. Denn deshalb müßten die Schulen die Aufgaben der Eltern mit übernehmen. Das führt am Ende dazu, daß sie weniger Zeit für den Unterricht haben."Kein Wunder, daß die Leistungen der Schüler schlechter werden", sagt Meinhold. Die Schulen würden aber auch zu sehr den Spaßfaktor betonen."Wir müssen wieder dahin kommen, daß die Kinder begreifen, daß Lernen auch Arbeit bedeutet. Nur so kann es besser werden."
Ernst Buschmann hat sich inzwischen auf die andere Seite seines Büros begeben. Über dem betagten Minolta-Kopierer EP 3170 hängt ein Dokument an der Wand, auf dem in altdeutscher Schrift"Gewerbe-Anmeldungsschein Nr. 2370" steht. Es bestätigt, daß Johann Buschmann am 21. Juni 1882 einen"Gewerbebetrieb Schiffswerft" gegründet hat. Genehmigt von der"Abteilung VII (Gewerbe-Bureau) der Polizeibehörde Hamburg".
"Wir sind ein Traditionsbetrieb", sagt Ernst Buschmann, der Urenkel des Gründers."Hier bekommt jeder eine gute Ausbildung." Doch so wie es derzeit aussehe, schüttelt der kleine Mann mit dem grauen Haar resigniert den Kopf, werden ihm bald die Lehrlinge ausgehen. Mangels Qualifikation und mangels der nötigen Einstellung. Richtig arbeiten wolle doch keiner mehr."Es zählt nur noch: Gut leben, alles haben."
erschienen am 10. Dezember 2004 in Politik
http://www.abendblatt.de/daten/2004/12/10/374679.html
So isses:(
J

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