- Teure Schnäppchen - chiron, 14.12.2004, 18:02
Teure Schnäppchen
-->Nun ist es also soweit, zahlreiche ausländische Billig-Anbieter möchten den helvetischen Discount-Markt aufmischen. Das alpenländische Qualitätsbewusstsein wird jetzt von Aldi, Lidl und anderen auf den Prüfstand gestellt. Trends brauchen in der Schweiz bekanntlich etwas länger, bis sie sich durchsetzen, aber auch hier zu Lande sind die Voraussetzungen erfüllt, Schnäppchenjäger haben inzwischen Hochkonjunktur.
Was in anderen Ländern schon lange der Fall ist und sich auch zunehmend in der Schweiz bemerkbar macht, sind die fallenden Einkommen nach Abzug aller Fixkosten. In den USA stagnieren die Löhne der unteren Einkommensklassen schon seit Ende der 70er Jahre. Diesem Umstand hat Sam Walton seine Karriere zu verdanken. Er gründete das heute weltweit führende Detailshandelsunternehmen Wal-Mart mit einem genial einfachen Konzept: Billig, billig, billig und seit ein paar Jahren hat dieses Konzept auch in Europa Erfolg. Steigende Arbeitslosenzahlen, unsichere Rentenleistungen und einen Sozialstaat, der seine Grenzen überschritten hat, sind ein paar Gründe für die „Geiz ist geil“-Welle, aber nicht nur: Die Schnäppchen-Jagd ist zum Volkssport geworden, auch bei Leuten, die es gar nicht nötig hätten.
Die tiefen Preise werden mit einfachen Ladenkonzepten, tiefen Löhnen und billigen Produkten aus Asien erreicht. Gerade aber die Forderung nach tiefen Preisen ist dafür verantwortlich, dass Unternehmen ihre Produktionsstandorte da hinverlegen, wo es keine vergleichbaren Sozialstandards gibt, was einer der wichtigsten Gründe für deren tiefen Löhne ist.
Nun kann es sein, dass uns die Asiaten so ziemlich egal sind, schliesslich haben wir unsere eigenen Probleme, als dass wir uns auch noch um deren Arbeitsbedingungen kümmern mögen. Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht, denn das Pendel schlägt zurück. Jeder verlorene Arbeitsplatz erhöht unsere Steuern und Sozialabgaben. Das Super-Sparpreis-Angebot, rechnen wir die indirekten Kosten dazu, wird plötzlich zum Luxusgut. Nur weil auf dem kambodschanischen T-Shirt von Hennes & Mauritz, oder dem chinesischen Hühnchen vom Grossverteiler die zusätzlichen Kosten, welche durch den Jobverlust eines Schneiders oder Bauern hier zu Lande anfallen, nicht aufgedruckt sind, heisst noch lange nicht, dass wir am Schluss nicht zur Kasse gebeten werden.
Dies soll keine Aufforderung sein, ab sofort Bananen im Hinterhof zu züchten, denn gegen Globalisierung ist generell nichts einzuwenden, aber nur unter den selben Bedingungen. Fairer Handel erhöht die Jobsicherheit auch in unseren Breitengraden.
Es ist absolut gleichgültig, ob wir uns den Folgen unseres Handelns bewusst sind, die Rechnung wird uns so oder so präsentiert. Politik und Wirtschaft für die Missstände verantwortlich zu machen, greift zu kurz. Wir haben es selber in der Hand. Geiz ist also nicht geil, sondern erhöht die Sozialabgaben und kann ihren Arbeitsplatz gefährden.
Seien Sie also grosszügig, aus ganz egoistischen Motiven und berücksichtigen Sie den Schneider, Schreiner oder Bauern ganz in Ihrer Nähe, falls es ihn noch gibt!
<ul> ~ http://www.zeitenwende.ch/page/index.cfm?SelNavID=350&NewsInstanceID=1&IsArchive=0&NewsID=1019</ul>
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