- Von Ed Yardeni - Nasdaq, 10.12.2000, 22:49
- Goldpreis - Nasdaq, 10.12.2000, 23:07
- Re: Goldpreis / Oh Gott.... - JüKü, 10.12.2000, 23:21
- Klarstellung - Nasdaq, 11.12.2000, 00:25
- Re: Klarstellung - JüKü, 11.12.2000, 09:25
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- Du vergißt nur das wichtigste: Gold ist GELD - BossCube, 10.12.2000, 23:22
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Von Ed Yardeni
Ein jedes Jahrzehnt scheint ein Leitthema zu haben. Im Kinoklassiker"Die Reifeprüfung" von 1967 spielt Dustin Hoffman einen jungen Mann namens Benjamin. Er hat das College beendet und weiß nicht recht, was er mit seinem Leben anstellen soll. Mr. Robinson, der Vater seiner späteren Freundin, gibt ihm den Rat:"Plastik". Das war in den 60er Jahren der Weg zum Reichtum. In den 70er Jahren war es Ã-l, in den 80ern Heimcomputer, gefolgt vom Internet in den 90ern. Benjamin entscheidet sich nicht für Plastik. Er wählt lieber eine Affäre mit Frau Robinson.
Was beeinflusst uns in der kommenden Dekade am meisten? Die Antwort: das Adjektiv"drahtlos". Vor einigen Wochen kaufte ich mir ein Kabelmodem, um von meinem Heim-PC aus im Internet zu surfen. Es gefiel mir so gut, dass ich überlegte, ein zweites für die Kinder zu kaufen. Sie benutzen das Internet in der Schule ständig für ihre Hausaufgaben. Stattdessen werde ich ein Wireless-Fidelity-Netz (Wi-Fi) installieren. Lucent verkauft dieses System. Es ist ein drahtloses Netz, mit dem sich mehrere PCs einen einzigen High-Speed-Internetzugang teilen können. Junge Firmen wie Mobilstar und Wayport wetteifern darum, Flughäfen und Hotels mit drahtlosen Internetzugängen auszustatten. Dort können sich Nutzer von Wi-Fi-tauglichen Laptops, Handys und Organizern einschalten. United Airlines beauftragte Aerzone, diesen Service in 50 Flughäfen anzubieten.
Mobiltechnologie ist ein riesiger Markt. IBM schätzt, dass der Umsatz neuer drahtloser Systeme und Dienstleistungen in drei Jahren weltweit rund 50 Milliarden Dollar betragen wird. IBM bietet Produkte und Dienstleistungen an, um Firmen zu helfen, Mobilgeräte mit Webinhalten zu speisen. Sun Microsystems stößt mit Servern, die den hohen Leistungsansprüchen drahtloser Unternehmensnetze genügen, aggressiv auf den Markt. Auch die Logistikunternehmen United Parcel Service und Federal Express nutzen moderne Mobilnetze. Firmen und Privatkunden haben die Möglichkeit, per Mobilfunk den Versand ihrer Waren zu kontrollieren. Das Internet war die Killerapplikation in den 90er Jahren. Es trieb die erste Phase der High-Tech-Revolution voran, katapultierte Verkaufszahlen von PCs, Servern und Software in die Höhe. Mobiltechnologien bewerkstelligen das Gleiche in Phase zwei der Revolution, die sich im laufenden Jahrzehnt vollzieht.
Mit der drahtlosen Kommunikation wird sich das Management von Firmen auf einer Real-Time-Basis vollziehen. Das bedeutet, Unternehmen setzen Ressourcen noch effizienter ein, sparen dramatisch Kosten und steigern die Produktivität. Trotz der Kursstürze ist die Technologierevolution quicklebendig. Die Industrie wächst weiterhin am schnellsten und wird eine Hauptquelle des Produktivitätswachstums sein. Das US-Bruttoinlandsprodukt wird in dieser Dekade im Schnitt vier Prozent pro Jahr zulegen, die Produktivität sogar noch 2,5 Prozent stärker wachsen - beides mindestens ein Prozentpunkt höher als die historische Norm.
Das könnte selbst 2001 gelten. Solange Notenbankchef Alan Greenspan am Steuer ist, halte ich eine Rezession für unwahrscheinlich. Auch er ist heute zutiefst von der Technologierevolution überzeugt und erkennt, dass sie zugleich das Produktivitätswachstum anfacht und die Inflation dämpft. Wenn nötig, wird er die Zinsen im Frühjahr senken, um für Emittenten von Anleihen und Aktien ein Gegengewicht zur Belastung durch höhere Energiekosten und knappe Kapitalmärkte zu schaffen.
High-Tech-Aktien, in die Anfang des Jahres ewig währendes Wachstum eingepreist war, fallen schnell. Das legt nahe, dass auch die Überzeugtesten ihren Glauben an die Technologierevolution verlieren. Viele Aktien stiegen 1999 und Anfang 2000 zu schnell, zu hoch. Jetzt sind sie abgestürzt und können noch weiter fallen.
Die schlechte Stimmung könnte sich bis Mitte 2001 fortsetzen, die Börse seitwärts gehen. Zur zweiten Jahreshälfte dürfte der Markt wieder Rekordzonen erreichen, angetrieben von Technologie-, Pharma- und Finanzwerten. Der Rückenwind für die Kurse im laufenden Jahrzehnt kommt wahrscheinlich vor allem vom Gewinnwachstum. Es wird acht bis zehn Prozent betragen. Ich bezweifle, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bis 2010 stark, wenn überhaupt steigen. Sie werden sich mit Sicherheit nicht wie in den 90er Jahren verdoppeln. Ich erwarte sowohl niedrigere Inflation (null bis zwei Prozent) als auch niedrigere Renditen bei zehnjährigen Staatsanleihen (5,0 Prozent 2001 und 4,5 Prozent 2002).
Am Ende von"Die Reifeprüfung" überwindet Benjamin seine Verwirrung. Er beendet seine Affäre mit Mrs. Robinson und brennt stattdessen mit der Tochter durch. Das Ende legt nahe, dass das Pärchen glücklich bis ans Ende seiner Tage lebt. Aber sicher ist das nicht. Ich schätze, dass Investoren ihre Verwirrung über die Wirtschaftsaussichten, die Börsenkurse und die High-Tech-Revolution bald ebenso glücklich überwinden. Aber sicher ist das nicht.
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