- Unterschied zwischen hausgemachter und importierter Inflation - Euklid, 18.12.2004, 12:30
Unterschied zwischen hausgemachter und importierter Inflation
-->aus Volkmar Muthesius
Von Inflationsimport zu reden,ist fürs erste nur dann einleuchtend,wenn ein Zustrom ausländischen Geldes sich in den Devisenvorräten bei der Zentralbank niederschlägt,wenn und soweit also die Notenbank die Devisen ankauft,wie es die Regel ist und wie es in internationalen Währungsvereinbarungen vorgeschrieben ist.
Dieser Ankauf setzt inländisches Geld in Verkehr,entweder in Gestalt von Banknoten oder"nur als Guthaben der Geschäftsbanken" bei der Notenbank,aber diese Guthaben sind ja jederzeit in Bargeld umzuwandeln oder von den Banken zu Zahlungen untereinander zu verwenden.
So weit, so gut,aber das Wort Inflationsimport drückt ja nicht nur aus,daß Geld aus dem Ausland eingeführt wird,sondern besagt auch,daß es sich um inflatorisches Geld handelt,daß also in dem Geldexportland selbst Inflation herrscht,mindestens relative Inflation,nämlich im Verhältnis zu dem - wirklich oder vermeintlich- besseren Geld in dem Land,welches das fremde Geld importiert.
Hier kommt man aber mit den Erläuterungen schon nicht mehr recht weiter.
Ist die Betrachtungsweise,die dem Geldimportland einen Vorwurf daraus macht,seine Währung sei zu gut und ziehe schlechteres Geld an,also müsse das Verhältnis der beiden Währungen zueinander geändert werden,zu Ungunsten des an sich besseren Geldes:Es müsse also im konkreten Fall die Mark aufgewertet
werden - ist diese Betrachtungsweise wirklich hieb und stichfest,und kann man mit solchen Manipulationen die importierte Inflation bekämpfen?
Es scheint recht zweifelhaft,ob man das kann,der Beweis ist nicht schlüssig erbracht,es sei denn man,man schiebt den Fortgang der deutschen schleichenden Inflation in all den Jahren,in denen die Deutsche Mark schrittweise aufgewertet wurde,den hausgemachten Ursachen und Tendenzen alleine in die Schuhe.
Dieses Buch wurde nicht geschrieben,um derartige Fragen bündig und endgültig zu klären,wozu der Verfasser sich gar nicht in der Lage fühlt - aber es scheint ihm,daß dazu auch anderer Leute Gelehrsamkeit nicht ausreicht und daß man überhaupt bei der Erörterung der Inflationsursachen bisher nicht tief genug gegangen ist.
Es wird zum Beispiel fast nie danach gefragt,welche Rolle die wirtschaftspolitischen Wandlungen in unserem Jahrhundert als Inflationsursachen gespielt haben und noch spielen.Das gilt besonders für die Rolle des Protektionismus im herkömmlichen engeren Sinne,sodann aber auch im weitesten wirtschaftlichen und sozialen Sinne.
In einer völlig freien Weltwirtschaft gleichen sich die Zahlungsbilanzen aller einen freien Außenhandel treibenden Länder gegenseitig stets reibungslos aus.
Sobald der Staat aber - durch Zölle oder auf andere Weise - in den Automatismus der sich nach Kosten und Preisrelationen orientierenden Dispositionen der Unternehmer eingreift,um"nationale" Produktionen zu schützen,ist der Ausgleich gestört,und es entstehen in einer anderen Art von Automatismus Salden,die sich zum Schreckgespenst des Zahlungsbilanz - Ungleichgewichts agglomerieren und dazu führen,daß das Land A dem Land B vorwirft,es exportiere zuviel,anstatt ihm zu sagen daß es zuwenig importiere.
Auch dies ist gewiß nur eine simplifizierende Darstellung und Deutung,aber kein Zweifel kann daran bestehen,daß die Rolle des Protektionismus als Störenfried des monetären Gleichgewichts viel zu wenig gewürdigt wird.
Für den Protektionismus im weiteren Sinne,den man auch als die soziale Protektion oder den sozialpolitischen Protektionismus bezeichnen könnte,gilt insofern ähnliches,wenn hier auch die Zusammenhänge mit dem Geldwesen vielleicht noch diffiziler sind als beim Außenhandel und überhaupt den zwischenstaatlichen Wirtschaftsbeziehungen einschließlich der internationalen Geld und Kapitalströme.
Gruß Euklid
gesamter Thread:
Mix-Ansicht

