- Die Stunde der Macht - Zandow, 30.12.2004, 18:08
- Re: Die Stunde der Macht - Popeye, 30.12.2004, 18:48
- Phantastisch! - Zandow, 30.12.2004, 19:00
- Re: Suchanfrage - R.Deutsch, 30.12.2004, 20:44
- Re: Suchanfrage - Popeye, 30.12.2004, 20:55
- Re: Suchanfrage - Popeye, 30.12.2004, 20:55
- Re: Boa eeeh (o.Text) - R.Deutsch, 30.12.2004, 20:58
- Re: Suchanfrage - R.Deutsch, 30.12.2004, 20:44
- Phantastisch! - Zandow, 30.12.2004, 19:00
- Machttheorie ade? - bernor, 31.12.2004, 00:11
- Machttheorie ade? Nix da! - Zandow, 31.12.2004, 16:30
- Re: Die Stunde der Macht = kein Symbol Drache-Schlange - Goldfinger, 01.01.2005, 13:37
- Re: Die Stunde der Macht - Popeye, 30.12.2004, 18:48
Machttheorie ade? Nix da!
-->Hi bernor,
>das Motto Deines Posting scheint, auch wenn Du das nicht ausdrücklich so schreibst, zu lauten:
>Ohne Flut(en) kein Machtgebilde.
Eine Flut verursacht eine Notsituation, die zum Raub von Substitenzmitteln führt. Dieser Raub verstetigt sich zu Tributerhebung.
>Weil erst durch"Macht" Anlage von Vorräten.
>Warum eigentlich"öffentliche" Vorräte, wo doch die Menschen schon vorher unzweifelhaft eigene hatten?
Ja, Vorräte auf Subsistenzniveau. Es geht aber um Überschüsse über das Subsistenzniveau hinaus.
>Woher kam denn die Machtstuktur mit dem Vorratssystem, die man als Machthaber den Untertanen anbieten"mußte", damit diese sich darunter auch etwas vorstellen konnten, so plötzlich?
Die Machtstruktur entstand aus den Verteilungsinstitutionen. Diese wurden gebildet von den unterproduzierenden Haushalten, die von der Redistribution der Überschüsse profitierten.
>Die richtige Antwort kann nur lauten: Erst nachdem Menschen in der Lage waren, mehr zu produzieren, als sie zum durchschnittlichen Verzehr brauchten, also Vorräte anlegen konnten, erschien die"Macht", d.h. Leute, die ihnen diese mit Waffengewalt abnahmen (weil sie zahlreicher / stärker waren) und fortan Tribute abforderten: diese wurden teils von den Machthabern und ihrem Anhang verzehrt und, soweit überschüssig, in neuen Vorräten angelegt.
>Also: Private Vorräte (Familie, Sippe) --> Aneignung durch Machthaber, Installierung des Tributsystems -->"öffentliche" Vorräte.
Genau dieses Argument schlug mir an anderer Stelle entgegen. Darauf habe ich folgend geantwortet:
::::::
TonSteineScherben
Hi Michael,
Herzlichen Dank für Deine postings und Kritik.
Falls ich mir diese Empfehlung erlauben darf:
Es folgt ein längerer Text (kürzer ging’s nicht; ist auch mein letztes posting dieses Jahr). Am besten Du druckst Dir den aus, da liest es sich besser. Mach’ ich auch so.
Wir zwei können es doch drehen und wenden wie wir wollen: Wir werden immer wieder bei den Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften ankommen. Schon bei diesen Grundlagen sind wir vollkommen unterschiedlicher Meinung. Deswegen nun zusammenfassend eine Darstellung der Unterschiede und (eventuellen) Gemeinsamkeiten in unseren Ansichten bezüglich des Bernbeck-postings.
Zur Archäologie:
Ich weiß, daß Du die Interpretation archäologischer Befunde und die Entwicklung von Wirtschaftstheorien aus diesen Interpretationen heraus grundsätzlich ablehnst. Diese Ignoranz sei Dir gegönnt. Statt dessen gehst Du von einem von Dir gewünschten Menschenbild aus, indem Du dem Menschen (d.h. ALLEN Menschen) einen ständigen Drang nach Verbesserung seiner Lage und unendliche Wünsche und Bedürfnisse andichtest. Dieses Menschenbild ist Grundlage der von Dir vertretenen Wirtschaftstheorie. Die Grundlage der von mir vertretenen Wirtschaftstheorie stellen die archäologischen Belege/Artefakte und deren Interpretation dar. Die Reihenfolge ist also: archäologische Funde, dann deren Interpretation und erst jetzt die Entwicklung einer Wirtschaftstheorie; und nicht umgekehrt, also die erst die Wirtschaftstheorie, mit der dann archäologische Funde interpretiert werden, wie Du mir und Bernbeck versuchst zu unterstellen.
Konkret zu den Bernbeckschen Untersuchungen:
Mit Hassuna-Periode wird eine relativchronologische Grabungsschicht bezeichnet. Darüber, also jünger, liegt die Samarra-Schicht, und darüber, also noch jünger, die Obeid-Schicht. Jede dieser Schichten ist durch sie charakterisierende (!) Funde von den vorhergehenden (älteren, weil tieferliegenden) Schichten unterscheidbar.
Für Deine Aussage „Erst kam die Arbeitsteilung, dann die Steigerung der Produktivität und dann der Tribut.“ gibt es im Hassuna-Horizont keinerlei archäologische Evidenz. Arbeitsteilung, Produktivitässteigerung und Tributerhebung hinterlassen nämlich archäologische Spuren. Diese Spuren sind erstmals im späteren Samarra-Horizont zu finden und treten im Obeid-Horizont flächendeckend auf. Für die Hassuna-Periode konnte nichts gefunden werden, das auf Arbeitsteilung, Tributerhebung oder gar Produktivitässteigerung hinweist. Wäre Deine Aussage richtig, müßte sie sich in den Grabungsschichten relativchronologisch belegen lassen. Bitte präsentiere mir diese Belege! (Gerne auch von anderen Gebieten zu anderen Zeiten.)
2. Zur Knappheit:
Die Knappheit eines Gutes kann nur individuell empfunden werden (ich denke, darin sind wir uns einig) und zwar zum Termin, an dem das Gut erscheinen muß. D.h. zunächst, daß Güter, die nicht benötigt werden, als nicht knapp empfunden werden und des weiteren ebenso bei Gütern, die NOCH nicht benötigt werden.
Dabei müssen wir streng unterscheiden zwischen dem Gut an sich und der Zeit (bzw. dem Aufwand), die aufgebracht werden muß, um an dieses Gut zu gelangen. Nur weil auf die Erlangung eines Gutes Zeit verwandt werden muß, kann man nicht auf die Knappheit des Gutes selbst schließen. Genau das tust Du aber.
Im Bernbeck-posting hatte ich dargestellt, daß weder Ackerland für Regenfeldbau (!) noch Arbeitszeit während der Hassuna-Periode (!) knapp waren. Ackerland für Regenfeldbau war mehr als genug vorhanden. Und was die Arbeitszeit betrifft, die zur Erlangung der Subsistenzmittel aufgewandt werden mußte: Es wurde solange gearbeitet, bis das Subsistenzniveau erreicht war. Falls dazu etwas länger gearbeitet werden mußte als sonst, dann hat man halt länger gearbeitet. Zur Erlangung des Subsistenzniveaus war immer genügend Zeit vorhanden. Von Knappheit keine Spur.
Noch dies (mal rein oekonomisch betrachtet):
Wenn ein Gut knapp ist, dann hat es einen Wert. Dieser Wert muß sich in etwas anderem, als dem Gut selbst, ausdrücken, nämlich in einem Preis, welcher auf dieses Andere lautet. Dieses Andere, auf das die Preise für den Wert von knappen Gütern lauten, kann ich in der Hassuna-Periode (und nur für DIESE Zeit lehne ich Knappheiten ab) nicht finden. Zeige mir dieses Andere!
3. Zur Nutzenmaximierung:
Du schreibst:
„Da Menschen ihren Nutzen... maximieren, werden sie jederzeit ihre Arbeitsintensität bis zum optimalen Ertrag erhöhen.“
Bitte beachte: „... bis zum optimalen Ertrag...“!!!
Weiter:
„Der Hersteller des Gutes ist doch von sich aus schon bestrebt, sein Einkommen zu maximieren. D.h. er produziert doch eh schon optimal.“
Beachte auch hier: „... optimal.“!
Und weiter:
„Der Produzent ist ja schließlich ein Nutzenmaximierer: Grenzkosten = Grenznutzen.“
Zur besonderen Beachtung: „Grenzkosten = Grenznutzen“!
Dazu allgemein:
Deine Darstellung ist vollkommen richtig. Der Produzent steigert seinen Arbeitsaufwand, also die Kosten (Du hattest hier in Deinem Modell nur die Arbeitszeit, ohne Rohstoffe, betrachtet), SOLANGE (!), BIS (!) er einen optimalen Ertrag, also Nutzen, erzielt hat. Oder andersrum: Das Optimum für den Produzenten ergibt sich bei Grenzkosten = Grenznutzen. Über dieses Optimum hinaus produziert der Produzent nicht, eben WEIL Gk = Gn erreicht ist.
Habe ich das so (also Optimum bei Gk = Gn) richtig verstanden?
In der Gleichung Gk = Gn betrachten wir die Kosten zur Erreichung des Optimums als die Arbeitszeit (Dein Modell!, sehr sinnvoll und treffend gewählt) und den Nutzen als die Befriedigung der Bedürfnisse.
Zu dieser Problematik schreibt Ludwig von Mises in seinem 1940 in Genf erschienenen Werk „Nationalökonomie“ (Exemplar Nr. 261 von 300 der Faksimile-Ausgabe von 2002 mir vorliegend) auf Seite 99ff:
„III. Die menschliche Arbeit als Mittel
Den Einsatz menschlicher Lebensbetätigung als Mittel nennen wir Arbeit. Menschliche Lebensäußerung und Lebensbetätigung, die vom Menschen, dessen Leben sie zugehören, nicht Zielen und Zwecken, die außerhalb und jenseits dieser Lebensäußerung und Lebensbetätigung selbst liegen, dienstbar gemacht werden, sind nicht Arbeit; sie sind Leben schlechthin. Der Mensch arbeitet, indem er Kräfte und Fähigkeiten als Mittel für die Behebung von Unbefriedigtsein verwendet, indem er über das schlichte Dahinleben und Indentagleben hinausgeht, um zu wirken und zu bewirken. Arbeit ist als solche immer Mittel, nie Zweck.
Jeder einzelne Mensch verfügt nur über eine begrenzte Menge von Leistungskraft, und jede menschliche Arbeit vermag nur ein begrenztes Ausmaß an Erfolg zu bewirken. Wäre dem nicht so, dann wäre die menschliche Arbeit im Überfluß vorhanden, sie wäre nicht knapp und würde nicht als Mittel zur Steigerung des Wohlbefindens betrachtet und als solches bewirtschaftet werden.“
Die Knappheit der menschlichen Arbeit erklärt Mises nun wie folgt:
„In einer Welt, in der mit der Arbeit nur darum hausgehalten werden muß, weil die im Hinblick auf die Zwecke, zu deren Erreichung sie als Mittel brauchbar ist, knapp ist, würde den Menschen jeweils ein Vorrat an Arbeit zur Verfügung stehen, der der gesamten Arbeitsmenge gleichkommt, die die Menschen überhaupt zu leisten vermögen. In einer so beschaffenen Welt würde jeder bis zur vollkommenen Verausgabung und Erschöpfung seiner Arbeitskraft arbeiten. Die Zeit, die nicht als Erholungszeit verstreichen muß, ehe die aufgebrauchte Arbeitskraft sich wieder erneuert hat, würde ganz der Arbeit gewidmet werden. Durch Leistung einer Arbeit hätte man das Wohlbefinden steigern können; daß ein Teil des Arbeitspotentials ungenützt blieb, würde als Entgang an Wohlfahrtsgewinn erscheinen, der durch keinen anderen Wohlfahrtsgewinn aufgewogen wird. Der Begriff der Faulheit wäre unbekannt. Niemand würde sagen oder denken: ich könnte dies oder jenes machen; es steht jedoch nicht dafür; der Erfolg lohnt nicht den Aufwand; ich ziehe das Nichtstun vor. Jeder Arbeitsfähige würde vielmehr sein ganzes Arbeitspotential als einen Vorrat von Produktionsmitteln betrachten, dessen Nichtausnützung einer Vergeudung gleichkäme. Jeder Erfolg würde groß genug erscheinen, um den Aufwand noch verfügbarer Arbeit, für die im Augenblick sich keine wichtigere Verwendung bietet, zu rechtfertigen. Jeder Arbeiter würde bereit sein, um noch so geringen Lohn zu arbeiten, wenn er für den noch verfügbaren Teil seiner Arbeitskraft gerade keine lohnendere Verwendung findet, und wäre unzufrieden, wenn er nicht die Möglichkeit hätte, seine Arbeitsfähigkeit voll zu verwerten.“ (Das merken wir uns mal; komme gleich drauf zurück.)
„In der Welt, in der wir leben und handeln, ist es anders. Arbeit wird als Unlust empfunden, und das Freisein von Arbeit erscheint als ein Zustand, der besser befriedigt als das Arbeiten. Die Mußezeit wird caeteris paribus der Arbeitszeit vorgezogen. Gearbeitet wird nur dann, wenn man den Ertrag der Arbeit höher bewertet als den Wohlfahrtsverlust durch Entfall von Muße. Wir drücken das aus, indem wir sagen: Die Arbeit ist mit Arbeitsleid verknüpft.“
Hier schrieb ich in meinem Bernbeck-posting von Arbeitslast.
„...... Zur Erfassung dessen, was in der wirklichen Welt, in der wir leben, vorgeht, können nur Gedankengänge führen, die mit der Tatsache des Arbeitsleides und des Strebens nach Muße rechnen.
Mit der Arbeitsfähigkeit wird anders gewirtschaftet als mit sachlichen Produktionsmitteln. Der handelnde Mensch bewirtschaftet seine Arbeit nicht nur in der Weise, daß er darauf bedacht ist, sie für die Befriedigung des Bedarfs zu verwenden, den er als den wichtigsten ansieht, sondern auch in der Weise, daß er darnach strebt, einen möglichst großen Teil des Arbeitspotentials ungenutzt zu lassen. Ehe Arbeit aufgewendet wird, wird nicht nur erwogen, ob es für sie keine dringlichere Verwendung gibt, sondern auch, ob es nicht besser wäre, auf die Aufwendung von Arbeit, die noch geleistet werden kann, überhaupt zu verzichten. Der Arbeitserfolg wird im Werturteil nicht nur dem Erfolg, der durch andere Verwendung der Arbeit erzielt werden könnte, gegenübergestellt, sondern auch dem Zustand der Nichtarbeit, der Muße.
Wir können diesen Tatbestand auch in der Weise ausdrücken, daß wir die Muße als ein Ziel menschlichen Handelns ansehen und die nichtverwendete Arbeitsfähigkeit als Arbeitsaufwand zur Erlangung der Muße bezeichnen. Wenn man sich dieser gekünstelten Ausdrucksweise bedient, muß man die Muße wie jedes andere wirtschaftliche Gut unter dem Gesichtspunkt des Grenznutzengesetzes sehen.“
Aha! Wir kommen der Sache näher.
„Man muß dann sagen: Die erste Zeiteinheit an Muße befriedigt ein dringenderes Bedürfnis als die zweite, die zweite ein dringenderes als die dritte und so fort. Durch Umkehrung erhalten wir dann den Satz, daß das Arbeitsleid mit dem Zunehmen der Menge geleisteter Arbeit steigt.
Die Frage, ob das Arbeitsleid mit dem Fortschreiten der Verausgabung von Arbeit steigt oder ob es proportional der Menge der verrichteten Arbeit ist, hat jedoch für die Praxeologie keine Bedeutung. (...) In jedem Fall bricht der Arbeiter die Arbeit an dem Punkte ab, an dem die Lust, die der Arbeitsertrag bringt, die Unlust, die die Arbeit erweckt, nicht mehr übersteigt.“
D.h., der Produzent stellt die Produktion ein, wenn das Optimum, also Gk = Gn, erreicht ist!!!!!!!!!!
„Es wird dabei zwar, wenn wir von dem Rückgang des Ertrages infolge wachsender Ermüdung absehen wollen, jede Arbeitszeiteinheit der gleichen Ertragsmenge gegenüber gehalten wie die vorausgegangenen. Doch die Bedeutung dieser Menge wird mit dem Fortschreiten der Arbeit und der Erträgnisse sinken.“
Der Grenznutzen!
„Die Erträgnisse der vorausgegangenen Arbeitszeiteinheiten haben Bedürfnisse befriedigt, die dringender erscheinen als die, für die durch die Erträgnisse der nachfolgenden Arbeitszeiteinheiten vorzusorgen ist. Diese weniger wichtigen Bedürfnisse mögen zu leicht befunden werden, auch wenn man sie demselben Ausmaße von auf die Arbeitszeiteinheit entfallendem Arbeitsleid gegenüberhält wie die dringenderen.“
Nochmals: Grenznutzen!
„Ob wir annehmen wollen, daß das Arbeitsleid der Menge der geleisteten Arbeit proportional ist oder mit dem Wachsen dieser Menge steigt, ist für die praxeologischen Sätze, die wir zu entwickeln haben, ohne Bedeutung. Auf jeden Fall sinkt caeteris paribus mit dem Fortschreiten der Bedürfnisdeckung die Bereitschaft zur Ausnützung des noch übrigen Restes des verfügbaren Gesamtarbeitspotentials.“
Soweit Ludwig von Mises.
Zusammenfassend kann man nun sagen, daß der Erfüllung der unendlichen Bedürfnisse des Menschen (Nutzen) durch Arbeit (Kosten) der Grenznutzen entgegensteht. Bei Erreichung des Optimums (Gk = Gn) wird die Arbeit eingestellt und sich der Muße hingegeben.
Setzt man nun einerseits den ständigen Drang beim Menschen nach Befriedigung seiner unendlichen Bedürfnisse voraus und erkennt man andererseits Mises' Darstellung des Grenznutzens als richtig an, so ergibt sich ein Widerspruch, der nicht aufzulösen ist. Eine Lösung kann nur darin bestehen, entweder den Menschen das zur Verfügung stehende Arbeitszeitpotential zur Bedürfnisbefriedigung VOLL ausnutzen zu lassen, womit die Grenznutzentheorie falsch wäre, oder der Drang zur weiteren Bedürfnisbefriedigung durch Fortsetzen der Arbeit erlischt bei Erreichung des Optimums (Gk = Gn). Beides zugleich geht nicht!
Dies bedeutet nichts anderes, als daß bei Erreichung des Optimums die Arbeit zur Befriedigung weiterer eventuell bestehender Bedürfnisse eingestellt wird und somit keine weitere Bedürfnisbefriedigung erfolgt. Über das Optimum hinaus verspürt der Mensch also keinen Drang nach Verbesserung seiner Lage!
Daraus kann nur eines abgeleitet werden:
Das von Dir gezeigte Menschenbild taugt nicht als Grundlage für eine Wirtschaftstheorie.
Nun konkret:
Der Phase der rein bäuerlichen Subsistenzproduktion (von Bernbeck die häusliche Produktionsweise genannt) dauerte mehrere Jahrtausende an. Daß zusätzlich zum Subsistenzniveau keine Überschüsse produziert wurden, erkennen wir an der Größe der in der Mitte des Dorfplatzes in die Erde eingelassenen Vorratsbehälter sowie an der Größe der Felder. Ein Handel von Produkten fand nicht statt, wie die geringe Verbreitung von Keramik und die Größe der Ã-fen erkennen lassen.
Das Optimum der Produktion lag also genau bei Erreichung des Subsistenzniveaus. Im Risikofall wurde auf die Vorräte zugegriffen und/oder inner- oder interförfliche Koalitionen gebildet. Diese Risikobewältigungsmechanismen ließen einen Bedarf zur erhöhten Produktion (Überschuß) zur Absicherung großer Risiken NICHT entstehen.
Geht man nun von dem von Dir gezeigten Menschenbild (unendliche Bedürfnisse) aus, so hätte das Bedürfnis nach einem höheren, über der Subsistenz liegenden Konsumtionsniveau eine über dem Subsistenzniveau liegende Produktion und deren dauerhafte (!) Bevorratung verursachen müssen. Dafür finden sich jedoch in der gesamten Hassuna-Schicht keinerlei Belege. Solcherlei Belege (Großkeramik INNERHALB von Speichergebäuden!) finden sich erst ab der Samarra-Schicht.
4. Zur Kapitalbildung:
"Kapitalbildung erhöht die Produktivität. Und Tribut verhindert Kapitalbildung."
Wie es scheint, gehen wir von unterschiedlichen Definitionen des Begriffs 'Kapital' aus. Man darf Kapital nicht mit den Produktionsmitteln gleichsetzen. Kapital als solches gibt es nicht. Die Existenz von Kapital setzt Eigentum voraus; und zwar beliehenes, besser: verschuldetes Eigentum. Denn erst dieses verschuldete Eigentum, welches eigentlich das Kapital ist, ermöglicht eine Bewertung mittels Preis.
Das geht schon bei der Arbeitskraft los: Das Kapital des Arbeiters ist sein Körper und dessen Fähigkeit, Maschinen bedienen und Arbeit verrichten zu können. Der Körper des Arbeiters kann aber nur sein Kapital sein, wenn der Arbeiter Eigentümer seiner selbst ist. Mittels seines Kapitals, also seines Körpers mit seiner Arbeitskraft, kann der Arbeiter nun seine Schuld, die er sich selbst gegenüber hat (Essen, Trinken, Kleiden, Wohnen...), tilgen.
Deine Ansicht"Und Tribut verhindert die Kapitalbildung." ist nicht banal, sondern vollkommen falsch. Denn die Tributpflicht schafft erst jene Verschuldung (ex nihilo), die Eigentum bewertbar und damit zu Kapital macht.
Und entgegen Deiner Meinung"Kapitalbildung erhöht die Produktivität." erhöht die Kapitalbildung die Intensität der Produktion. Die Produktivität der Produktion wird mittels Innovationen erhöht.
Das Wort 'Kapital' ist abgeleitet vom lateinischen 'Caput', das 'Haupt'. Im ältesten in deutscher Sprache gedruckten Buch über das Wirtschaften (Johannes Widman"Behende und hubsche Rechenung auff allen kauffmanschafft", Leipzig 1489) heißt 'Kapital' noch 'Hauptgut'.
5. Zum Tribut:
Natürlich verringert der Tribut das Einkommen!
Zuerst werden Subsistenzmittel geraubt. Auslöser für diesen Raub waren wahrscheinlich überregionale Naturkatastrophen (Katastrophismustheorie), die eine Notsituation verursachen und die Betroffenen zu Räubern macht. Der Raub löst wiederum bei den Beraubten eine Notsituation aus. Der Raub verstetigt sich und mündet in der Pflicht zur Tributlieferung. Wollen die Tributpflichtigen nicht verhungern, müssen sie ihre Produktion über ihr eigenes Subsistenzniveau hinaus steigern, und zwar genau um die Höhe des Tributs. Diese zwangsweise Produktionssteigerung vergrößert natürlich die Arbeitslast (Mises: Arbeitsleid). Im Bestreben, diese gestiegene Arbeitslast zu senken, kommt es zu Innovationen und somit zur Erhöhung der Produktivität der Produktion.
Eine Erhöhung des Tributs (oder Steuererhöhung) zieht bei Beibehaltung des Konsumtionsniveaus logischerweise eine weitere Steigerung der Produktion und somit weitere Innovationen nach sich.
Einer Steigerung der Produktion aus dem Drang nach Befriedigung irgendwelcher, gar unendlicher Bedürfnisse heraus steht der Grenznutzen, wie von Mises eindrucksvoll beschrieben, entgegen!
Soviel für heute und für diese Jahr.
Es war ein Jahr voller persönlicher Umbrüche, neuer und manchmal nicht ganz angenehmer Erfahrungen und vieler Erkenntnisse in der Wirtschaftstheorie, auch Dank diese Forums hier. Dafür danke ich Dir, Michael, und allen anderen Schreibern hier ganz herzlich. Nun freue ich mich auf weitere"Durchsagen" von Dir im neuen Jahr.
Ich wünsche Dir ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!
Ganz besonders herzliche Grüße, Zandow
:::::::::::
>Bei der Frage nach der Legitimation der Macht darf man auch die Rolle der Religion nicht vergessen:
>Diese trat in der heute noch geläufigen Form des"Kuttenbrunzertums" (würde Baldur jetzt sagen) ab Beginn der Bronzezeit in Erscheinung, und zwar als Reaktion auf jene Großkatastrophen (meistens"Sintfluten"), die in den Ausgrabungsschichten mesopotamischer und anderer Städte nachweisbar sind und in ihrem Ausmaßen alle späteren"Katastrophen", einschließlich der Flut vom 26.12.2004, bei weitem übertrafen (siehe hierzu G. Heinsohn: Die Erschaffung der Götter, zur wahrscheinlichen Ursache der Großkatastrophen I. Velikovsky: Welten im Zusammenstoß).
>Hier bestand die"Dienstleistung" der Priester darin, Opferkulte zu zelebrieren, um die ohnmächtigen Menschen mit den (unerreichbaren Planeten-)Göttern zu versöhnen (was bis heute fortwirkt: auf Sumatra werden jetzt nach der Flut wieder verstärkt"Versöhnungsrituale" zelebriert, um die"erzürnten Götter" zu besänftigen).
>Die"Aufgabe" des Herrschers wiederum war, abgesehen vom Wiederaufbau, die Vermeidung künftigen Unheils, z.B. durch den Bau von Dämmen.
>Das es Fluten von größerem Ausmaß als heute üblich (übrigens auch, siehe Bibel, durch starke Regenfälle!) gewesen sein müssen, ergibt sich auch daraus, daß Flut- und Drachensagen auch in Gegenden verbreitet waren, die nie von gewöhnlichen Tsunamis betroffen waren bzw. sind.
>Also: Die Macht wurde nicht infolge"der Flut" konstituiert, wohl aber ausgebaut.
Die Tributerhebung stellt jenes externe Ereignis mit ausreichender Schwere und Dauer dar, welches zur Änderung der Produktionsweise geführt hat. Ausgelöst wurde dies durch eine Notsituation nach einer Naturkatastrophe (Flut) und dem darauf folgenden Raub und der wiederum daraus folgenden Tributerhebung.
>Gruß + alles Gute für 2005... und möge die Macht mit Dir sein! [img][/img]
>bernor
Dir auch ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!
Guten Rutsch, <font color=#008000>Zandow</font>
<ul> ~ Hier nochmal das Bernbeck-posting --></ul>
gesamter Thread:
Mix-Ansicht

