- WTO-Versklavung-Widerstand-Selbsbestimmung-Wohlergehen - Phoenix, 02.01.2005, 11:39
- Re: WTO-Versklavung-Widerstand-Selbsbestimmung-Wohlergehen - mario, 02.01.2005, 19:53
Re: WTO-Versklavung-Widerstand-Selbsbestimmung-Wohlergehen
-->Hi Phoenix!
Das ist wirklich in vielerlei Hinsicht ein bezeichnender Bericht, der den Irrsinn der globalen Geldwirtschaft am Beispiel Indiens eindrucksvoll schildert.
Ich möchte hierzu ein paar Punkte herausgreifen und meine Meinung dazu kundtun:
Biopiraten aber nehmen Geschenke ohne zu fragen und verwandeln sie in ihr Monopol. Sie versuchen, den Brauch des Schenkens in eine Geldmaschine zu ihrem Vorteil zu verwandeln. Noch schlimmer: Das Fortführen des Brauches wird als strafbare Handlung betrachtet. Wer auf seinem Bauernhof Saatgut bewahrt, stiehlt geistiges Eigentum!
Das Wort „Geldmaschine“ ist vielleicht die beste Bezeichnung für das, was eine Wirtschaft, die vorwiegend auf Geld beruht und Geld geradezu vergötzt, hervorbringt: Maschinen, deren Hauptzweck das Geldmachen ist. Das menschliche Wohlergehen ist bestenfalls Nebenzweck, was aber auch nur ein paar Glückliche genießen können. Die Mehrheit der Menschen wird in der Geldmaschine verheizt.
Wie kann eine Technologie wie die Grüne Revolution, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, zu Krieg führen?
Für die Propheten von „Demokratie und Marktwirtschaft“ in der Tat ein Rätsel.
Die Grüne Revolution habe die traditionellen Sozialbeziehungen erschüttert und die sozialen Gegensätze in den Dörfern verschärft, meint Vandana Shiva. Wirtschaftliche Konflikte seien von Politikern religiös verbrämt worden.
Und die Wirkung von „Demokratie und Marktwirtschaft“, der Terrorismus, wird dann von diesen Propheten als Ursache für deren Versagen, d.h. Zerstörung der Lebensgrundlagen und Massenelend, dargestellt.
Manchmal, wie im Fall Bhopal, sind die Opfer sichtbar, weil das Desaster konzentriert auftritt. Aber die Tragödie entfaltet sich tagtäglich und überall, etwa wenn Bauern beim Hantieren mit Giften auf ihren Feldern zu Schaden kommen.
Die wahre Dimension des Elends wird erst deutlich, wenn man das fast überall und zunehmend sogar in reichen Ländern wie Deutschland gegenwärtige tagtägliche Elend betrachtet.
Produzenten und Konsumenten sind als Mitglieder in Navdanya vereint, eine Kooperative im besten Sinne.
Ein entscheidender Punkt: Das durch die Fixierung auf das Geld bedingte Auseinanderfallen von Produzenten und Konsumenten muss aufgehoben werden, wozu eine Verkleinerung der Strukturen auf ein überschaubares, menschliches Maß von Nöten ist.
«Die Gesellschaft hat eine Neuorientierung nötig, damit sie die Basis eines sinnvollen Lebens wiederfinden kann. Heutzutage richtet sich alles nach dem Geld, nicht danach, wie die Menschen ein friedvolleres, ganzheitlicheres und zufriedeneres Leben führen können. Das ist es doch, wonach wir alle hungern!»
Der allgegenwärtige Geldgötze fordert seine Opfer.
«Wenn Sie jeden Tag an der Börse wetten und einen Hundertdollarschein in eine Million verwandeln können, beginnen Sie ernsthaft zu glauben, Wachstum fände im globalen Kasino statt. Arbeiten Sie jedoch auf einem Bauernhof, dann wissen Sie, dass Wachstum aus harter Arbeit, aus der Kraft der Samen, aus Bodenfruchtbarkeit und Wasserzufuhr entsteht. Sie erkennen ebenfalls, dass dem Wachstum Grenzen gesetzt sind und würden kaum der Illusion eines grenzenlosen Wachstums verfallen.
Auch das in heutiger Zeit wichtigste Standbein des Kapitalismus, der „Kasinokapitalismus“, d.h. die scheinbare Vermehrung des Geldes aus sich selbst heraus in der Finanzsphäre, kann nicht vollständig abheben und auf Dauer ohne Grundlage sein und wird deshalb irgendwann von der realwirtschaftlichen Zerstörungsökonomie zerschlagen werden.
Die gesellschaftliche Arbeitsteilung hat den indischen Frauen die Verantwortung für das Leben übertragen, die Männer dagegen in lebensfremde Positionen abgeschoben, in Plantagen und Bergwerke, in die Aktienmärkte. Das hat dazu geführt, dass Frauen die meisten ökologischen Bewegungen in Indien anführen. Nicht, dass sie biologisch dafür bestimmt sind, aber auf Grund ihrer politischen und sozialen Marginalisierung sind sie hier im Vorteil. Frauen denken anders. Sie berücksichtigen den Wald, den Baum, den Samen, den Fluss, anders als geldgierige Unternehmer, die nur Staudämme und Kanäle wahrnehmen. Diese Frauen müssen 10 Meilen laufen, um Trinkwasser zu besorgen. Sie sind es, die die Hauptlast der Umweltzerstörung tragen müssen.
Ein weiterer entscheidender Punkt: Das markt- und betriebswirtschaftliche Denken ist ein Denken in Teilzusammenhängen, die mit dem Gesamtzusammenhang, dem Leben, immer weniger zu tun haben. Der Glaube der Marktpropheten, dass durch diese Art des Denkens dem Gesamtzusammenhang am besten Rechnung getragen wird, ist ein Wunschdenken, das sich leider nicht bewahrheitet hat.
Herzliche Grüße zum neuen Jahr
mario
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