- Der irakische Boden wird heisser - Trotz permanenter PR-Flutberichterstattung - André, 09.01.2005, 19:19
- OT: Der Blutzoll wird dereinst so hoch ansteigen, dass die Amis mit - Emerald, 09.01.2005, 20:18
- Gotteskrieger und Neuschuldner - Zandow, 09.01.2005, 20:55
- Frage: ökonomisches Potential? - fridolin, 09.01.2005, 21:01
- Oekonomisches Potential - Zandow, 09.01.2005, 21:19
- Ã-konomisches Potential: Westen versus Islam - keine prinzipiellen Unterschiede? - bernor, 11.01.2005, 00:58
- @bernor zu Hawala - Zandow, 12.01.2005, 11:11
- @Zandow zu Hawala - bernor, 12.01.2005, 19:02
- Dank für Link und Text (o.Text) - Zandow, 13.01.2005, 12:00
- @Zandow zu Hawala - bernor, 12.01.2005, 19:02
- Hallo Bernor, - LeCoquinus, 12.01.2005, 13:19
- Das mit dem"5 x Gebetsteppich täglich" kommt vielleicht doch noch... - bernor, 12.01.2005, 23:18
- @bernor zu Hawala - Zandow, 12.01.2005, 11:11
- Ã-konomisches Potential: Westen versus Islam - keine prinzipiellen Unterschiede? - bernor, 11.01.2005, 00:58
- Oekonomisches Potential - Zandow, 09.01.2005, 21:19
- Re: Gotteskrieger und Neuschuldner - R.Deutsch, 09.01.2005, 21:06
- Kannst du bitte kurz erlaeutern, inwiefern das islamische Rechtssystem das - Josef, 09.01.2005, 21:10
- Islamisches Rechtssystem - Zandow, 10.01.2005, 14:55
- Re: Gotteskrieger und Neuschuldner - Emerald, 09.01.2005, 21:24
- Irakis und Saudis - Zandow, 10.01.2005, 15:21
- Frage: ökonomisches Potential? - fridolin, 09.01.2005, 21:01
- Gotteskrieger und Neuschuldner - Zandow, 09.01.2005, 20:55
- OT: Der Blutzoll wird dereinst so hoch ansteigen, dass die Amis mit - Emerald, 09.01.2005, 20:18
Ã-konomisches Potential: Westen versus Islam - keine prinzipiellen Unterschiede?
-->Hi Zandow,
Du mußt mit Deinen Nachforschung nicht unbedingt bei Adam & Eva anfangen [img][/img], aber ein Blick ins Geschichtsbuch kann nie schaden:
1) Warum fanden Entdeckungen und Fortschritte in Wissenschaft und Technik, soweit erkennbar, stets in jenen Zeiten und in jenen Gegenden statt, in denen es keine Monopolmächte gab, z.B. im griechisch besiedeltem Gebiet des -6. Jh. (Pythagoras, Thales von Milet u.a.), dann dort wieder im -3. und -2. Jh. (Archimedes, Erastosthenes u.a.: Erfindung diverser Maschinen, Zahnradgetriebe, Bestimmung des Erdumfangs usw.), danach erst wieder im Europa des Spätmittelalters und der Neuzeit, wo neben dem Staat (Fürst bzw. Stadtrepublik) und dem Klerus auch andere Subjekte in gewisser Autonomie ("Stände-Gesellschaft") existieren konnten?
2) Ist nicht eine bestimmte und in Jahrhunderten gewachsene Kultur, wie oben angedeutet, erforderlich, um"Kapitalismen" hervorzubringen? Was hat der islamische Orient in dieser Hinsicht vorzuweisen? Belegt nicht der Umstand, daß sich diverse Herrscher islamischer Staaten bis heute als"Beherrscher der Gläubigen" (amir al mu'minim) bezeichnen, deutlich genug die fehlende Abgrenzung des Individuums vom Staat und des Staates von der Religion? Warum stehen die drei Konsonanten des Wortes SaLaM ("Friede") auch im dem Wort iSLaM ("Unterwerfung [unter dem Willen Gottes]")? Warum ist demgegenüber das"Befrieden" (lat.: pacare) durch Kontrakt-/"Pakt"-bildung und -erfüllung zweitrangig?
3) Die islamische Wirtschaft, zumal (offiziell) ohne Zins, mag in unseren Augen"primitiv" erscheinen, ist aber, gemessen an den kargen Umwelt- und Ausgangsbedingungen, eine durchaus geeignete Form des Überlebens über Jahrhunderte (wenn nicht gar über Jahrtausende) - was der westliche"Kapitalismus", der ja bisher nur"Expansion" in allen möglichen Formen kannte, erst noch lernen muß: im Orient werden Zinsen entweder durch"Provisionen" ersetzt (jedoch ohne"Zinseszins") oder der"Gläubiger" ist Teilhaber des Unternehmens, hat also Anteil am Gewinn wie auch am Verlust desselben. Solche Modelle werden derzeit hierzulande, natürlich unter anderem Namen, neuerdings (wieder) propagiert, um als KMU zwischen Skylla und Charybdis, also zwischen"Basel II" und der Pleite hindurch manövrieren zu können.
4) Es gibt derzeit zwei - gegenläufige - Trends:
a) der unerbittliche und scheinbar unaufhaltsame Vormarsch des (nach 1990 ohnehin)"siegreichen Kapitalismus", vor allem in Gestalt der"Weltmacht" USA,
b) der allerdings, nach den furiosen 90ern, sein ökonomisches Pulver weitgehend verschossen hat und um sein Überleben bangen muß, der nur mit dem agieren kann, was ihm noch verblieben ist: mit seiner Militärmacht, siehe die USA derzeit im Irak, wo es tatsächlich ums Kriegführen an sich (Ablenkung der"Heimat" & Aufrechterhaltung letzten verbliebenen und unverzichtbaren größeren Industrie-Sektors), demnächst wohl gegen den Iran,"strategische Positionen" & Ã-lreserven sichern und bestenfalls noch um die Installation eines"Saddam Hussein light"-Regimes geht. Das Fehlen irgendwelcher Alternativen zum US-Kurs sagt auch genug über den im Grunde desolaten Zustand des Westens aus.
5) Ist es daher so völlig aus der Luft gegriffen, anzunehmen, daß eher der (zumindest europäische) Westen"islamische" Wirtschaftsformen (einschließlich der Hawala-Geldtransfersystems) übernehmen wird als der Irak oder andere islamische Länder den"Kapitalismus"? Wird sich das scheinbar Weichere als das in Wahrheit Härtere erweisen?
Zuletzt: Eine Theorie an sich ist ja gut und schön; problematisch wird's nur, wenn daraus über einen reinen Erklärungsansatz hinaus ein"So soll es sein!" und damit ein"ethischer" Grundsatz wird: die Welt wird seit eh und je, auch im"Kapitalismus", sei es oben oder unten, von"Praktikern" gestaltet - den"Ethikern" bleibt da nur übrig, mehr oder weniger komfortable Nischen zu suchen und zu besetzen, sich dabei mehr oder weniger an die jeweils herrschende Macht anschmiegend, in der Hoffnung, den/die Machthaber wenigstens zu einer länderfristigen und damit tendenziell rationaleren, auf"Frieden / Stabilität" ausgerichteten Planung"überreden" zu können.
Gruß bernor
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